<font style="font-family: arial,helvetica,sans-serif;" size="2"><p
style="margin:0px;">Lieber Florian Hoffmeister,</p><br /><p
style="margin:0px;">es ist erfreulich, einen neuen Ansatz in der Debatte
zu finden. </p><br /><p style="margin:0px;">Sie schreiben unter Punkt
5:</p><p style="margin:0px;">> 5. Eine Definition als
Sozial-Dividende würde deren Höhe variabel<br />> werden lassen, und
zwar nach der gesamtwirtschaftlichen Leistung, bzw.<br />> nach den
Steuereinnahmen. Hohe Steuereinnahmen führen zu einer hohen<br />>
Ausschüttung, bei sinkenden Einnahmen gehen die Ausschüttungen
zurück.</p><br /><p style="margin:0px;">Ich frage: wie sieht es denn
dann mit der Planungssicherheit der Empfänger des BGE aus? Wenn die Höhe
des Einkommens variabel ist - und auch abhängig von Faktoren, auf die
Individuen oder Familien keinen Einfluß haben - dann haben die Empfänger
gegebenenfalls - in einem "worst case" Szenario - NULL
Einkommen als BGE.</p><p style="margin:0px;">Wie können sie, die
Empfänger, dann Planungen hinsichtlich ihrer Lebensführung vornehmen?
Zumal nicht wenige erwerbslos sein werden.</p><br /><p
style="margin:0px;">Ich schlage vor, die HÖHE des BGE an einem
Finanzbedarf auszurichten, der sich an der Realisierung aller
Menschenrechte, die für eine finanzielle Erfassung in Frage kommen, zu
orientieren. </p><br /><p style="margin:0px;">Das ist selbstverständlich
eine ziemlich diffizile Arbeit. Man muss sich nicht nur die Mietpreise,
die Kosten für Strom, Telefon, Müll und so weiter anschauen, sondern
auch:  was kosten Busfahrscheine? Vereinsmitgliedschaften,
Bibliotheksausweise, oder Fortbildungen?  usw. usf. Diese Liste ist
sicher unvollständig.</p><br /><p style="margin:0px;">Ich bitte also um
Beantwortung meiner Fragen und ggf. eine Meinungsäußerung zu dem von mir
vorgeschlagenen Prozedere der Berechnung der erforderlichen Höhe des
BGE. </p><br /><p style="margin:0px;">Mit einem freundlichen Tschüss!
Klaus Jäger</p><br /><p style="margin:0px;"> <br /></p><br /><p
style="margin:0px;">Ich möchte anregen, die Diskussion ganzheitlich zu
führen, also unter Berücksichtigung aller Aspekte sozialen Lebens, die
ein Grundeinkommen, - bedingungslos oder nicht -  berührt:</p><p
style="margin:0px;">Finanzierung, Höhe, Verteilung, Bedingungen oder
nicht, usw.</p><p style="margin:0px;">Die Frage des Grundeinkommens -
aus philosophischer und sozialwissenschaftlicher Sicht - berührt sowohl
individuelle Leben als auch das Leben der Gesellschaft als ganzer.
Deshalb ist es richtig, die Diskussion ganzheitlich zu führen.</p><p
style="margin:0px;">Das bedeutet, das BGE nicht isoliert, als
Spezialfall zu behandeln, sondern das Problem der Teilhabemöglichkeiten
am Leben in der Gesellschaft im sozialen Kontext zu behandeln. Es stellt
sich doch bei der Frage der Finanzierbarkeit sofort die (nicht gerade
neue, aber trotzdem aktuelle) Frage nach der
Verteilungsgerechtigkeit.</p><p style="margin:0px;">   </p><p
style="margin:0px;"> <br />-----Original Message-----<br />> Date:
Tue, 29 Aug 2006 09:17:14 +0200<br />> Subject:
[Debatte-Grundeinkommen] Debatte-grundeinkommen / Zehn Thesen<br />>
From: "Florian Hoffmann"
<florian.hoffmann@intereasy.de><br />> To: "Debatte
Grundeinkommen"<br />>
<debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de><br /><br />>
<br />> Liebe Listis,<br />> <br />> die Erkenntnissuche hat
mittlerweile literarische Dimensionen<br />> angenommen, was ich sehr
erbaulich finde, weil auch freie Geister zu<br />> Wort kommen. In
der Sache selbst bewegt sich aber nicht mehr viel,<br />> bzw. bewegt
sich alles im Kreis, neue Disputanten ergehen sich - was<br />>
sehr,<br />> sehr erfreulich ist! - in Begeisterung ob der tollen
Idee "BGE".<br />> <br />> Im Januar diesen Jahres habe
ich mit einem neuen Finanzierungsmodell<br />> (Einkommensteuer =
BGE-Umlage für die Bürger; Umsatzsteuer = Einnahmen<br />> des
Staates) eine intensive Diskussion losgetreten. Das wichtigste<br />>
Ergebnis der Diskussion ergab sich aus einer Mail von
Strengmann-Kuhn,<br />> die ich - weil sie so schön war - hier noch
einmal wiedergeben möchte:<br />> <br />> "Lieber Herr
Hoffmann, liebe MitstreiterInnen,<br />> <br />> ich finde auch,
man sollte zumindest fuer interne Diskussionen nicht<br />> so
dogmatisch mit den vier Kriterien umgehen. So sind viele Wege zu<br
/>> einem unbedingten Basiseinkommen im Sinne der vier Kriterien
des<br />> Netzwerks möglich, auch wenn in Zwischenschritten nicht
gleich alle<br />> Kriterien erfuellt werden. Ein partielles
Grundeinkommen (also ein<br />> Grundeinkommen unter dem
Existenzminimum) ist dabei durchaus eine<br />> Moeglichkeit -
allerdings muss es dann noch zusaetzlich eine<br />>
existenzsichernde (bedarfsgeprüfte)<br />> Grundsicherung geben.<br
/>> <br />> Im uebrigen gehoert "existenzsichernd" bei
B.I.E.N nicht zu den<br />> Kriterien! <br />> Die drei Kriterien
bei BIEN sind:<br />> *      it is being paid to individuals rather
than households;<br />> *      it is paid irrespective of any income
from other sources; *    <br />>  it is paid without requiring the
performance of any work or the<br />> willingness to accept a job if
offered.<br />> <br />> Schoene Gruesse<br />> Wolfgang
Strengmann-Kuhn"<br />> <br />> Heute möchte ich eine neue
Diskussion lostreten. Mein inneres Anliegen<br />> ist dabei, zu
verhindern, dass eine Einführung des BGE an<br />> konzeptionellen
Defekten politisch scheitert. Es geht darum,<br />> kritischen
Einwänden von vorne herein den Wind aus den Segeln zu<br />> nehmen.
Wesentliche Einwände sind z. B.<br />> <br />> - nicht
finanzierbar<br />> - nicht durchsetzbar<br />> - ungerecht, warum
soll jeder gleich viel bekommen?<br />> - die Leute hören auf zu
arbeiten<br />> - nicht marktwirtschaftlich<br />> - die Menschen
würden gravierend ihr Verhalten ändern; aber wie? <br />> Ich habe
dazu zehn Thesen entwickelt, deren Plausibilität vielleicht<br />>
sogar schon beim ersten Durchlesen gegeben ist:<br />> <br />> 1.
Es gibt bei uns schon eine Art BGE, nämlich in Form des<br />>
Kindergeldes.<br />> Ein richtiges BGE, nämlich bis zum Lebensende
ausbezahlt, würde im<br />> Prinzip nicht viel anders funktionieren.
Der Vergleich mit dem<br />> Kindergeld eliminiert viele
Gegenargumente a priori, weil schon alle<br />> Erfahrungen damit
haben!!!!!! <br />> 2. Genauso wenig wie das Kindergeld sich als
Existenzminimum<br />> definiert, genau so wenig darf das BGE sich
als Mindesteinkommen o. ä.<br />> definieren. Mein Vorschlag dazu
wäre, dass sich ein BGE als<br />> Sozial-Dividende definiert, als
allgemeine Teilhabe am allgemeinen<br />> Wohlstand. Einkommen
definiert sich eigentlich nie nach den Ausgaben<br />> (Wen
interessieren meine Ausgaben bei meiner Rechnungsstellung?),<br />>
sondern an der eingebrachten Leistung. Da es eine<br />>
gesamtwirtschaftliche Leistung gibt, die sich nicht am Einzelnen<br
/>> festmachen läßt, oder die vom Einzelnen miterbracht wird, ohne
daß er<br />> dafür immer gerecht entlohnt würde, ist eine
Sozial-Dividende<br />> gerechtfertigt und auch gerecht.<br />>
<br />> 3. Das Kindergeld gibt Sicherheit, aber es führt keineswegs
zu den von<br />> vielen befürchteten negativen Verhaltensmustern
(Faulheit), oder zu<br />> dramatischen strukturellen Veränderungen
des Wirtschaftlebens.<br />> (Ausnahme: Ausländer deren
Einkommensniveau im Heimatland deutlich<br />> unter unserem liegt,
und die Kindergeld dazu nutzen, echtes Grund- und<br />>
Zusatzeinkommen zu erzielen.) Aber: Auf die Dauer (nicht am Anfang)<br
/>> sollte ein BGE immer wesentlich höher liegen, als das Kindergeld.
Der<br />> Wechsel vom Kindergeld zum BGE sollte vielleicht im 16.
oder 17.<br />> Lebensjahr erfolgen.<br />> <br />> 4. Das BGE,
definiert als Teilhabe am allgemeinen Wohlstand<br />>
(Gerechtigkeit) und als Mittel, andere bürokratisch orgsanisierte<br
/>> Sozialinstitutionen zu ersetzen (Transparrenz, Vereinfachung),
könnte<br />> alle politischen Lager befriedigen!<br />> <br
/>> 5. Eine Definition als Sozial-Dividende würde deren Höhe
variabel<br />> werden lassen, und zwar nach der
gesamtwirtschaftlichen Leistung, bzw.<br />> nach den
Steuereinnahmen. Hohe Steuereinnahmen führen zu einer hohen<br />>
Ausschüttung, bei sinkenden Einnahmen gehen die Ausschüttungen
zurück.<br />> <br />> 6. Man sollte die Höhe der Ausschüttungen
dynamisieren, d. h. an die<br />> Einnahmen aus der Einkommensteuer
koppeln, d. h. die Sozial-Dividende<br />> würde die allgemeine
Entwicklung der persönlichen Einkommen<br />> wiederspiegeln: Sie
erschiene der Höhe nach gerecht und sie reagiert<br />> auf
grundlegende Verhaltensänderungen richtig, d. h. wenn die Leute<br
/>> wegen bedingt durch die Höhe der Ausschüttungen weniger arbeiten
und<br />> verdienen, sinkt auch die Ausschüttung. Man könnte im
System auf ein<br />> dynamisches Gleichgewicht hinarbeiten.<br
/>> <br />> 7. Mit einer so geschaffenen Gerechtigkeit wäre die -
mit absoluter<br />> Sicherheit ergebnislos endende - Diskussion über
die "richtige" Höhe<br />> einer Existenzsicherung vom
Tisch.<br />> <br />> 8. Mit einer Sozial-Dividende (oder
Sozialdividende, oder -<br />> ausschüttung) wäre geleichzeitig eine
sukzessive Einführung (beginnend<br />> mit kleinen Beträgen)
problemlos zu diskutieren. Damit könnte eine<br />> Einführung in der
Weise geschehen, dass man Spezialregelungen (Bafög,<br />> Wohngeld,
Hartz IV, etc.) langsam reduziert und die Ersparnis in den<br />>
BGE-Topf einfließen läßt.<br />> Die absolute Höhe des BGE wäre dann
keine politische Entscheidung.<br />> Sache der Politik wäre die
Entscheidung über die faktische Rate der<br />> Veränderung der
bestehenden Sozialzuwendungen nach unten, mit der<br />> Folge der
Entwicklung des BGE nach oben.<br />> <br />> 9. Für dieses von
mir vorgeschlagene Modell gilt auch, dass es nicht<br />> nur hier in
unserem hochindustrialisierten Land, sondern weltweit und<br />>
überall praktikabel wäre.<br />> <br />> 10. Auch das extrem
wichtige Thema Finanzierbarkeit wäre vom Tisch,<br />> wenn man BGE
nicht als Anspruch, sondern als Teilhabe verstünde.<br />> <br />>
<br />> Ich meine, mit der Berücksichtigung dieser Thesen würde das
BGE<br />> verständlicher und politisch leichter durchsetzbar - in
Parteien aller<br />> Coleur.<br />> <br />> Florian
Hoffmann<br />> <br />> <br />>
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<br />> <br /></p></font>