<!DOCTYPE HTML PUBLIC "-//W3C//DTD HTML 4.0 Transitional//EN">
<HTML><HEAD>
<META http-equiv=Content-Type content="text/html; charset=iso-8859-1">
<META content="MSHTML 6.00.2900.2180" name=GENERATOR>
<STYLE></STYLE>
</HEAD>
<BODY bgColor=#ffffff>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005>Hallo, Herr Schultz!</SPAN></FONT></DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005></SPAN></FONT> </DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005>Ich verstehe, dass Sie sich nicht richtig verstanden
fühlen, wenn ich Pädagogikratgeber als Beleg für die Notwendigkeit einer
Gegenleistung für ein GE anführe. Und dass Sie den Staat als "Papi" nicht mögen,
verstehe ich natürlich auch. Wir sollten aber unterscheiden zwischen vielleicht
uns oder den Mitgliedern dieser Liste und vielen, vielen anderen Menschen. Das
mag arrogant klingen, soll es aber nicht sein. Ich fühle mich bei dieser Aussage
eher von einem Gefühl der Tragik geleitet. Die Welt ist nicht einfach gut
(sobald wir ein GE haben) und Menschen feiern nicht einfach nur glücklich
miteinander Feste, wenn sie endlich der Knechtschaft der Erwerbsarbeit entflohen
sind. Auch wenn mir der Gedanke einer Erbsünde fern liegt, auch wenn ich sehe,
dass kleine Menschen zunächst einmal eigentlich nur lieb sind und lieb gehabt
werden wollen - so sehe ich doch, dass beim erwachsen werden vieles schief läuft
und am Ende Menschen heraus kommen, die eben nicht mehr einfach nur lieb und
hilfsbereit sind. Ob sie sich damit wohl fühlen und nicht anders können, ist
dann eine zweite Frage. Aber sie verhalten sich nicht so. Ein Blick in den
Straßenverkehr, ein Blick in mobbende Abteilungen, ein Blick in die Gefängnisse
zeigt das.</SPAN></FONT></DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005></SPAN></FONT> </DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005>Und wenn Sie für Ihren Geschmack die Pädagogik falsch
ist, wie wäre es dann mit der Literatur für Erwachsene? "Edel sei der Mensch,
hilfreich und gut.": klingt richtig, ist aber eine Aufforderung und keine
Feststellung. Goethe hat nicht geschrieben "Edel ist der Mensch...", sondern
"sei (!) der Mensch". Der Mensch muss sich also noch entwickeln. Wenn Sie
"Erwachsener" sagen, dann nehmen Sie aber an, dass die so bezeichneten Empfänger
eines GE schon angekommen sind. Sie sind entwickelt und müssen sich nicht mehr
bewegen. Sie können schon alles. Ist das aber so? Ich denke, nein. Wo schon das
Führen eines Fahrzeugs oft fehl schlägt, da ist es mit der Erziehung von Kindern
noch schlimmer bestellt. Und wo die Erziehung und anderer so oft fehl schlägt,
da ist es mit der eigenen Erziehung und Führung wohl auch nicht so gut bestellt.
(Lassen wir den Einfluss von Peer Groups mal außen vor.)</SPAN></FONT></DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005></SPAN></FONT> </DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005>Menschen, die sich selbst in Freiheit positiv in
entfalten und keiner Anleitung bedürfen... toll! Ich möchte davon auch Millionen
zu einem harmonischen Staatswesen zusammengesetzt sehen. Aber ich sehe diese
Menge an reifen Menschen nicht.</SPAN></FONT></DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005></SPAN></FONT> </DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005>Und ich meine auch, dass das angesichts unserer
zivilisatorischen Entwicklung noch nicht anders sein kann. Menschenverachtend
ist dann nicht diese Erkenntnis, sondern die Behauptung des Gegenteils: denn da,
wo man Menschen zuviel aufbürdet (aus welchem idealistischen Grund auch immer),
überfordert man sie und "sieht" sich nicht als das, was sie
sind.</SPAN></FONT></DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005></SPAN></FONT> </DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005>Menschen haben bisher immer unter dem Zwang zur
Selbsterhaltung gelebt. Das gehört - so meine ich - daher zu ihrer Natur. Feste
und Freiheit und Abwesenheit von Zwang sind die Ausnahme. Interessanterweise
macht das Menschen aber auch gar nichts aus. Die Glücksforschung und die
Etnologie zeigen, dass Menschen auch unter widrigen Umständen zufrieden, ja
glücklich sind. Sie betteln nicht darum, dass ihnen der Ernährungszwang genommen
wird - sondern nur der Fall in den Abgrund nicht mehr so tief
ist.</SPAN></FONT></DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005></SPAN></FONT> </DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005>Menschen bringen sich gern ein, da wo sie sehen, dass
es nötig ist. Sie jagen zusammen, sie bauen zusammen Brücken oder bestellen
Felder oder pflegen einander. Das ist eine Sache.</SPAN></FONT></DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005>Eine andere ist es, ob jeder selbst in Abwesenheit
jeder Notwendigkeit (ein milderes Wort für Zwang) auch sieht, wo er sich
einbringen kann. Das (!) bezweifle ich mit Blick auf den Imbiss gegenüber, in
dem Menschen jeden Tag von morgens bis abends zusammen sitzen und ihr
Arbeitslosengeld vertrinken. Sie sind sozial dabei, sie geben sich Wärme. Das
ist gut. Nicht gut ist, dass sie keine Aufgabe haben. Und die fehlt ihnen nicht,
weil sie keine Arbeit haben, sondern weil sie nicht fähig sind, sich selbst eine
Aufgabe zu geben. Sie haben es nicht gelernt. Wo denn auch? Die Gesellschaft hat
sich darauf zurückgezogen zu sagen: Wir geben dir die Arbeit, den Rest mach mal
selbst.</SPAN></FONT></DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005></SPAN></FONT> </DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005>Und nun soll die Gesellschaft sagen: Wir geben dir das
Geld und nehmen dir die Arbeit - den Rest mal mach weiter
selbst?????????</SPAN></FONT></DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005></SPAN></FONT> </DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005>Das ist menschenverachtend!</SPAN></FONT></DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005></SPAN></FONT> </DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005>Denn solange Menschen nicht gleichzeitig aktiv an die
Hand genommen werden, um ihnen beizubringen, wie sie mit dieser historisch
einzigartigen Freiheit umgehen, solange ist die Vorstellung eines
bedingungslosen (!) GE naiv, idealistisch und zum Scheitern
verurteilt.</SPAN></FONT></DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005></SPAN></FONT> </DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005>-Ralf Westphal</SPAN></FONT></DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005></SPAN></FONT> </DIV>
<DIV dir=ltr align=left><FONT face=Arial color=#0000ff size=2><SPAN
class=588223710-19122005></SPAN></FONT><FONT face=Arial color=#0000ff
size=2><SPAN class=588223710-19122005></SPAN></FONT> </DIV><BR>
<BLOCKQUOTE dir=ltr
style="PADDING-LEFT: 5px; MARGIN-LEFT: 5px; BORDER-LEFT: #0000ff 2px solid; MARGIN-RIGHT: 0px">
<DIV class=OutlookMessageHeader lang=en-us dir=ltr align=left>
<HR tabIndex=-1>
<FONT face=Tahoma size=2><B>From:</B>
debatte-grundeinkommen-bounces@listen.grundeinkommen.de
[mailto:debatte-grundeinkommen-bounces@listen.grundeinkommen.de] <B>On Behalf
Of </B>Ernst Ullrich Schultz<BR><B>Sent:</B> Sonntag, 18. Dezember 2005
23:42<BR><B>To:</B>
Debatte-grundeinkommen@listen.grundeinkommen.de<BR><B>Subject:</B>
[Debatte-Grundeinkommen] Kinder<BR></FONT><BR></DIV>
<DIV></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Lieber Ralf,</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>1.Nichts gegen Ihre Weisheiten aus einem Ratgeber
für Kinder, aber ich finde, man sollte sie nicht auf Erwachsene
anwenden.</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>2. Der Staat sind <U>wir</U> und er ist nicht der
Papi, der uns ein Taschengeld gibt. Außerdem steht in fast jedem
Kinderratgeber, dass man für Taschengeld keine Gegenleistung fordern sollte.
</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Das führt (nicht nur bei den Kindern!) dazu,
Arbeit an sich als etwas Schädliches zu kennzeichnen.</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Einen schönen Satz las ich neulich:</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2><STRONG>Es gibt kein besseres Mittel, das Gute im
Menschen zu wecken, als sie so zu behandeln, als wären sie schon gut (Francois
Rabelais).</STRONG></FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>In diesem Sinne,</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>herzlichst</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>Ernst Ullrich Schultz</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2>PS: Den Ton der politischen Erklärung des
Sprecherkreises (des ganzen?) finde ich auch ziemlich herbe und wenig
öffentlichkeitswirksam.</FONT></DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV>
<DIV><FONT face=Arial size=2></FONT> </DIV></BLOCKQUOTE></BODY></HTML>