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<DIV>
<DIV><STRONG>Ulrich Beck - Befürworter eines Grundeinkommens ???</STRONG></DIV>
<DIV><STRONG>"Bürgerarbeit heißt, dass die Menschen sich auf der<BR>Grundlage 
einer Basisfinanzierung für sinnvolle Projekte engagieren können." 
<BR></STRONG></DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>Kurzer Beitrag von Ronald Blaschke</DIV>
<DIV>Sprecher des Netzwerkes Grundeinkommen</DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>Becks Vorschlag für ein Bürgergeld meint, dass arbeitslose und bedürftige 
Menschen, die sich "unter der Regie eines Gemeinwohlunternehmers" 
bürgerschaftlich engagieren (die Felder des Engagaments werden von einem 
"kommunalen Ausschuss" bestimmt, in dem auch die Bürgerarbeiter vertreten 
sein sollen) anstatt Arbeitslosengeld-/hilfe (damals noch) bzw. Sozialhilfe ein 
"Bürgergeld" auf diesem Niveau bekommen (evtl. noch ein paar Gratifikationen 
dazu). Die Bürgerarbeiter brauchen nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. 
Auch Erwerbstätige könnten zeitweilig aussteigen und diese Bürgerarbeit leisten. 
Eine Kombination Teilzeit-Erwerbstätigkeit und Teilzeit-Bürgerarbeit ist 
möglich. </DIV>
<DIV>Desweiteren: "Materiell erhalten diejenigen ein Bürgergeld, die hierauf 
existentiell angewiesen sind". Insofern weicht es vom Grundeinkommen, 
auch vom KAB-Modell erheblich ab (zumal dort noch Eigenarbeit - bei 
BDKJ noch Bildung - und GE für Kinder usw. dazukommen, und es eben auch nicht 
bedürftigkeitsgeprüft ist). </DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>Fazit: Becks Bürgergeld hat nichts mit einem Grundeinkommen zu 
tun, weil es nur für Bedürftige, also bedürftigkeitsgeprüft, und mit einer 
Tätigkeitsverpflichtung (dazu noch zu einer von außen bestimmten, 
keiner selbstbestimmten Tätigkeit) verbunden ist. Es ist 
eine Transferleistung auf niedrigem Niveau - gegen eine Gegenleistung 
(Verpflichtung zum bürgerschaftlichen Engagement, was schon in sich 
widersprüchlich ist) und mit einer Bedürftigkeitsprüfung.</DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>Literatur zu Becks Bürgergeld/-arbeit:  In: Kommission für 
Zukunftsfragen der Freistaaten Bayern und Sachsen: Erwerbstätigkeit und 
Arbeitslosigkeit in Deutschland. Teil III Maßnahmen zur Verbesserung der 
Beschäftigungslage. Bonn 1997 (vgl. auch Ulrich Beck: Schöne neue Arbeitswelt. 
Frankfurt/Main 1999) </DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>Wir haben in Deutschland faktisch vier Bürgergeld - Modelle:</DIV>
<DIV>Becks Modell; </DIV>
<DIV>FDP-Modell als Negative Einkommensteuer (also systemimmanent 
bedürftigkeitsgeprüft) und mit Arbeitsverpflichtung; </DIV>
<DIV>Mitschkes Bürgergeld als Negative Einkommensteuer (also systemimmanent 
bedürftigkeitsgeprüft) und ohne Arbeitsverpflichtung; </DIV>
<DIV>Englers Bürgergeld als bedingungsloses Grundeinkommen (also BGE, 
Sozialdividende). Früher nannte sich Pelzers Vorschlag Ulmer Bürgergeld, jetzt 
wird es von Pelzer / Fischer BGE benannt 
(Transfergrenzen-Modell).  </DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>     </DIV>
<DIV>------------------</DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV> </DIV>
<BLOCKQUOTE style="PADDING-LEFT: 0px; MARGIN-LEFT: 0px"><FONT 
  style="BACKGROUND-COLOR: transparent" face=Arial color=#000000 
  size=2>-----Ursprüngliche Nachricht-----<BR>Von: 
  genugfueralle-ag-bounces@listen.attac.de<BR>[mailto:genugfueralle-ag-bounces@listen.attac.de] 
  Im Auftrag von Johannes G.<BR>Beisiegel<BR>Gesendet: Freitag, 22. Juli 2005 
  09:00<BR>An: genugfueralle-ag@listen.attac.de<BR>Betreff: [Genugfueralle-ag] 
  U. Beck, München, zu Arbeit und Bürgerarbeit<BR>sowie 
  Grundeinkommen<BR><BR>Das folgende Interview ist der 3. oder 4. Beitrag von 
  Bck zu dem Thema<BR>"Grundeinkommen und Bürgerarbeit". Ich sehe dabei eine 
  inhaltliche Nähe zu<BR>den konzepten der KAB Aachen, was das ehrenamtliche 
  Engagement anbetrifft.<BR>Schwierigkeiten habe ich noch mit dem Begriff 
  "Bürgerarbeit", die aber nicht<BR>grundsätzlich sind. Inzwischen sehe ich in 
  Beck einen wertvollen<BR>Unterstützer für ein Projekt "Grundeinkommen", auf 
  den wir zugehen sollten.<BR>Vielleicht wäre noch Platzn für ihn auf dem Wiener 
  Kongress?<BR>Sehr gespannt bin ich auf Antworten von Münchner Attacies, wie 
  sie das<BR>auftreten von Beck bewerten und ob sie einen Testballon mit ihm 
  steigen<BR>lassen wollen.<BR><BR>Johannes <BR><BR><BR>Ulrich Beck: Wahl wird 
  Land nicht retten<BR><BR>22. Jul 07:15<BR><BR><BR><BR>Ulrich Beck <BR>Foto: 
  dpa <BR><BR>Die Parteien haben Angst davor, sich den eigentlich drängenden 
  Problemen zu<BR>stellen. Über mögliche Alternativen sprach die Netzeitung mit 
  dem Soziologen<BR>Ulrich Beck.<BR><BR><BR>Netzeitung: Horst Köhler hat den Weg 
  zu Bundestagswahlen freigemacht. Was<BR>dann zur Wahl stehen wird, ist nicht 
  das, was zur Wahl gestellt werden<BR>müsste, kritisieren Sie. Welche Probleme 
  werden von den Parteien denn<BR>ausgespart?<BR>Ulrich Beck: Ich meine, dass 
  die Alternativen, die die Parteien anbieten, um<BR>aus dem gegenwärtigen 
  Schlamassel herauszukommen, auf diskussionswürdigen<BR>Annahmen beruhen. 
  Erstens gehen fast alle davon aus, dass durch ein paar<BR>Maßnahmen die 
  Vollbeschäftigungsgesellschaft wieder möglich wird. Zweitens<BR>nimmt man an, 
  dass dies weitgehend durch einen nationalen Alleingang zu<BR>verwirklichen 
  ist. Drittens soll das dank einer neoliberalen Medizin<BR>geschehen, die nun 
  schon in den letzten vier, beziehungsweise sechs Jahren<BR>angewendet 
  wurde.<BR><BR>Bei allen Gegensätzen, die zwischen den Parteien inszeniert 
  werden, machen<BR>diese Prämissen deutlich, dass doch bei allen Parteien ein 
  relativ großer<BR>Konsens herrscht. Dazu müssen Alternativen aufgeworfen 
  werden. Die Frage<BR>etwa, wie ein sinnvolles Leben auch für Menschen möglich 
  wird, die keinen<BR>Arbeitsplatz finden, wird kaum 
  diskutiert.<BR><BR>Netzeitung: Deutschland, so sagen Sie in Ihrem neuen Buch, 
  ist längst ein<BR>Paradies. Allerdings nur für Unternehmer und Investoren. 
  Zugleich werde<BR>durch Formeln wie «Ich-AG» und «Mini-Jobs» suggeriert, dass 
  sich ein jeder<BR>noch am Rand der Erwerbslosigkeit selbst als Unternehmer 
  fühlen darf. Wenn<BR>man den etablierten Parteien glaubt, gibt es dazu keine 
  Alternative.<BR><BR>Beck: So ist es. Die Aussage «es gibt dazu keine 
  Alternative» drückt aber<BR>nur die Hilflosigkeit und Ideenlosigkeit aus, die 
  derzeit in der Politik<BR>herrschen. Dabei wird seit den achtziger Jahren 
  nicht nur in Deutschland<BR>darüber diskutiert, wie wir neue Aktivitäts- und 
  Identitätszentren jenseits<BR>der Erwerbsarbeit schaffen müssen. Damit sind 
  natürlich große<BR>Schwierigkeiten verbunden, allen voran die ständige 
  Gretchenfrage nach der<BR>Finanzierbarkeit. <BR><BR>Auf all diese Fragen gibt 
  es aber schon sehr interessante Antworten. Ich<BR>selbst habe darüber mit 
  Gerhard Schröder diskutiert, kurz bevor er Kanzler<BR>wurde. Jetzt aber, wo es 
  brennend wird, traut die Politik dem Wähler<BR>offenbar nicht zu, über 
  Grundsatzfragen realistisch zu debattieren.<BR><BR>Netzeitung: Wie könnte eine 
  solche Alternative zur Erwerbsarbeit aussehen?<BR><BR>Beck: Ich war damals 
  Mitglied einer Zukunftskommission, die erstmals von<BR>Edmund Stoiber und Kurt 
  Biedenkopf ins Leben gerufen wurde. Da wurde<BR>festgestellt, dass wir als 
  zusätzliche Alternative zur Erwerbsarbeit die<BR>Bürgerarbeit brauchen. 
  Bürgerarbeit heißt, dass die Menschen sich auf der<BR>Grundlage einer 
  Basisfinanzierung für sinnvolle Projekte engagieren können. <BR><BR>In Bayern 
  wird das schon praktiziert. So hat eine Gruppe von Menschen in<BR>Deggendorf 
  in Supermärkten Lebensmittel gesammelt, die kurz vor dem<BR>Verfallsdatum 
  sind, um sie Bedürftigen zur Verfügung zu stellen. Sie hat ein<BR>kommunales 
  Café in Zusammenhang mit einem Theater aufgebaut und sich für<BR>einen 
  jährlichen Jahrmarkt engagiert. Gleichzeitig wurden Initiativen 
  zur<BR>Integration von Migranten ins Leben gerufen.<BR><BR>Es sind 
  Aktivitäten, die den Menschen häufig durchaus Spaß gemacht und gar<BR>nicht so 
  viel gekostet haben. All das könnte durch eine Grundfinanzierung<BR>angestoßen 
  werden. Es geht dabei nicht darum, Spielplätze für Arbeitslose zu<BR>bauen, um 
  sie letztlich aus der Gesellschaft auszuschließen. Es geht um<BR>attraktive 
  Alternativen für alle. Auch Menschen, die noch in die<BR>Erwerbsarbeit 
  integriert sind, können daran teilnehmen, um einfach das zu<BR>tun, was ihnen 
  Spaß macht.<BR><BR>Netzeitung: Die SPD hat sich Ihrer Ansicht nach durch eine 
  «Politik der<BR>falschen Versprechungen» hervorgetan. Angela Merkel hingegen 
  bezeichnen Sie<BR>als «neoliberale und neonationale Zwangsreformatorin». Lässt 
  sich in dieser<BR>Konstellation ein kleineres Übel ausmachen?<BR><BR>Beck: Da 
  muss man jetzt sehr genau hinschauen. Eigentlich bräuchte<BR>Deutschland 
  einmal eine Auszeit. Es kann diese rasende Geschwindigkeit, mit<BR>der nun 
  relativ alternativlose Wahlen angeboten werden (man tauscht die<BR>Regierung 
  durch die Opposition aus oder auch nicht) gar nicht gebrauchen.<BR>Das wird 
  das Land nicht aus seinem Schlamassel befreien. <BR><BR>Damit sich politisch 
  etwas bewegt, müsste sich zunächst grundsätzlich etwas<BR>im Kopf bewegen. Die 
  Alternativen, die eingeklagt werden müssen, mögen<BR>schmerzlich sein, sie 
  eröffnen dann aber wirkliche Chancen für den<BR>Einzelnen. Erst wenn diese 
  Debatte geführt wird, wird es Anhaltspunkte<BR>geben, welche Parteien sich 
  dafür am ehesten öffnen.<BR><BR>Wenig habe ich in meinem Buch über die Grünen 
  gesprochen. Dabei kann man,<BR>bei aller Phantasielosigkeit, die auch für sie 
  die Etablierung in der<BR>Regierung mit sich gebracht hat, nicht sagen, dass 
  sie sich für solche<BR>Fragen völlig verschließen würden. Da gibt es Ansätze. 
  Aber auch bei<BR>einzelnen Personen innerhalb von SPD und CDU. <BR><BR>Was 
  allerdings die Programme angeht, da bin ich sehr enttäuscht. Gerade 
  auch<BR>die Opposition propagiert eine Politik, die auf die Formel 
  'Neoliberalismus<BR>plus Neonationalismus' zu bringen ist. Ich glaube, dass 
  das für die<BR>globalisierte Situation, in der Deutschland sich wie ein auf 
  dem Rücken<BR>liegender Käfer, der hilflos mit den Beinchen strampelt, 
  befindet, die<BR>völlig unangemessene Perspektive ist.<BR><BR>Netzeitung: 
  Ausführlich beschreiben Sie die Machtfülle der transnationalen<BR>Konzerne, 
  die nur dem Markt verantwortlich seien und Politiker durch 
  ihre<BR>Investitionsstrategien erpressbar machten. Zugleich suggeriert die 
  Politik,<BR>einschließlich der neuen Linkspartei, noch immer die Möglichkeit 
  stetigen<BR>Wachstums innerhalb nationaler Grenzen. Ein unauflösbares 
  Dilemma?<BR><BR>Beck: Eine Politik, die sich vor allem im Rahmen 
  nationalstaatlichen Denkens<BR>bewegt, wird auf die entscheidenden Fragen 
  keine Antworten mehr finden. Die<BR>brennenden Fragen wie Geburtenrückgang, 
  Alterung der Gesellschaft,<BR>Arbeitslosigkeit, Schwierigkeiten bei der 
  Versteuerung der Gewinne von<BR>Unternehmen, die Billiglohnkonkurrenz aus 
  Osteuropa – das sind Fragen, die<BR>über nationale Grenzen hinausgehen. Sie 
  beschäftigen alle Länder in Europa<BR>und gehen auch über Europa 
  hinaus.<BR><BR>Wenn aber nationale Antworten hier kaum noch möglich sind, 
  heißt das nicht,<BR>dass gar keine Antworten mehr möglich sind. Was man von 
  den Konzernen lernen<BR>kann: Man muss sich in den transnationalen Raum der 
  Politik bewegen. Das<BR>heißt konkret, eine Politik zu betreiben, die aus der 
  Kooperation zwischen<BR>Staaten gemeinsame Interessen definiert, zum Beispiel 
  gegenüber dem mobilen<BR>Kapital, wo es darum geht, Gewinne anders zu 
  versteuern. Hier eröffnen sich<BR>ganz neue Chancen in allen 
  Politikbereichen.<BR><BR>Netzeitung: Als Gegenmacht zur internationalen 
  Konzernpolitik machen Sie<BR>eine soziale Bewegung aus, die sich der Figur des 
  'politischen Konsumenten'<BR>bedient. Wie müsste eine derartige Bewegung 
  organisiert sein, um eine<BR>wirkliche politische Alternative 
  darzustellen?<BR><BR>Beck: Wir gehen immer davon aus, dass nur eine Verbindung 
  von Kapital und<BR>Staat hier eine angemessene Antwort formulieren könnte. Das 
  ist die Vision<BR>des neoliberalen Staates, in dem die Politik sich eigentlich 
  dauernd selbst<BR>entmächtigen muss. Und das auch noch sehr machtvoll tut, wie 
  man jetzt<BR>gerade bei Schröder beobachten kann. Die Alternative wäre, dass 
  sich Staaten<BR>stärker mit sozialen Bewegungen verbünden. Das würde 
  eine<BR>zivilgesellschaftliche Wende der Politik bedeuten, in der die 
  Machtchancen<BR>einzelner Gruppen nicht nur gegenüber dem Staat, sondern auch 
  gegenüber den<BR>Unternehmen eine neue Chance bekämen.<BR><BR>Was ist denn die 
  zentrale Macht der Unternehmen? Es ist, simpel gesagt, die<BR>Macht, 'nein' zu 
  sagen. Also nicht hier, sondern dort zu investieren. Die<BR>Macht der 
  Konsumenten ist aber dieselbe: 'nein' zu sagen, also nicht dieses,<BR>sondern 
  jenes Produkt zu kaufen – das ist der Stimmzettel des Konsumenten,<BR>mit dem 
  er über die Politik der Unternehmen entscheidet. Dagegen sind<BR>Unternehmen 
  machtlos. Sie können schließlich nicht sagen, 'wir entlassen 
  die<BR>Konsumenten', oder 'wir wandern aus und die bösen Konsumenten sollen 
  in<BR>Zukunft ihre Produkte woanders kaufen'.<BR><BR>Die Konsumenten haben 
  also, im Unterschied zum Arbeitnehmer, eine sehr<BR>wirksame Waffe gegen 
  transnationale Konzerne. Das Problem ist natürlich,<BR>dass Konsumenten sehr 
  schwer zu organisieren sind. Sie sind ja keine<BR>Mitglieder einer 
  Organisation. Und trotzdem fürchten sich transnationale<BR>Konzerne vor der 
  schlafenden Macht des Riesen, die der Konsument für sie<BR>darstellt. Diese 
  Furcht ist auch der Grund dafür, dass Konzerne die<BR>Interessen ihrer 
  Konsumenten ernst zu nehmen vorgeben. Sie schreiben sich<BR>die Menschenrechte 
  auf die Fahnen oder gehen in Zukunft vielleicht dazu<BR>über, Billiglohnländer 
  nicht automatisch nur als Chance zu begreifen.<BR><BR>Netzeitung: Sie klagen 
  darüber, dass das Beharren auf nationalstaatlicher<BR>Souveränität – wie es 
  sich in der französischen und holländischen Ablehnung<BR>der europäischen 
  Verfassung zeigt – nichts sei als ein sentimentales<BR>Gespenst. Gleichwohl 
  können Sie sich ein kosmopolitisches Europa nur als<BR>Europa der Differenz 
  vorstellen. Wie geht das zusammen?<BR><BR>Beck: Zunächst einmal ist zu sagen, 
  dass das 'nein' in einem demokratischen<BR>Europa durchaus auch dazu gehört. 
  Wer kann erwarten, dass 25 Länder<BR>geschlossen ausgerechnet 'ja' sagen? Eine 
  solche Konsenserwartung hatten wir<BR>zuletzt im Stalinismus. Wenn man genauer 
  hinschaut, haben wir hier ein<BR>'nein' zu einem ausschließlich neoliberalen 
  Europa, das die Menschen als<BR>Bedrohung empfinden. Und zweitens gegen ein 
  national interpretiertes Europa,<BR>gegen eine Großnation, deren Entfaltung 
  darauf hinaus läuft, dass die<BR>nationalen Identitäten abgebaut werden. Der 
  Ausbau Europas erscheint als ein<BR>kultureller Selbstmord, weil er den 
  Verlust nationaler und regionaler<BR>Besonderheiten bedeutet.<BR><BR>Europa 
  müsste aber im Sinne einer kosmopolitischen Perspektive definiert<BR>werden. 
  Das heißt, dass gerade die Andersartigkeit der anderen anerkannt und<BR>die 
  Identität der einzelnen Regionen über die Einheitlichkeit gestellt 
  wird.<BR>Ein plurales Europa also, das seinen Stolz gerade aus der Vielfalt 
  der<BR>Künste und Küchen gewinnt. Die politische Kunst dabei ist, Integration 
  unter<BR>den Bedingungen der Vielfalt hinzubekommen.<BR><BR>Netzeitung: Was 
  halten Sie für wahrscheinlicher: Dass Jan Ullrich noch die<BR>Tour de France 
  gewinnt oder dass Gerhard Schröder auch unser nächster<BR>Bundeskanzler 
  wird?<BR><BR>Beck: Vielleicht, dass Jan Ullrich Bundeskanzler 
  wird.<BR><BR>Ulrich Beck: Was zur Wahl steht, Suhrkamp 2005. 128 Seiten, 7 
  Euro<BR><BR>Mit Ulrich Beck sprach Ronald Düker.  <BR><BR><BR>NZ 
  Netzeitung GmbH · Albrechtstr. 10 · 10117 Berlin · Tel.: 030 240 888-0 
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