[Debatte-Grundeinkommen] bGE jetzt, weil Hartz4 Mord ist
Debattenliste des Netzwerks Grundeinkommen
debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
Mo Mär 2 12:27:31 CET 2015
Hallo Bert
ich habe es erst heute geschafft, deinen nachfolgenden Text zu lesen,
SEHR KORREKT
BGE schützt LEBEN!
Sehr gut
mfG
Peter
-----Original-Nachricht-----
Betreff: [Debatte-Grundeinkommen] bGE jetzt, weil Hartz4 Mord ist
Datum: Tue, 13 Jan 2015 15:07:49 +0100
Von: Debattenliste des Netzwerks Grundeinkommen <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
An: NwGE debatte <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
Hi,
meine Frau hatte heute mal wieder einen ihrer obligatorischen und völlig
sinnfreien Jobcenter-Termine. Sinnfrei, weil sie gerade in einem
Fernstudium steckt und auߟerdem aus gesundheitlichlichen Gründen eh
nicht im Ernst dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht, das Jobcenter da
eigentlich nur routinemäßig mal hören will, ob auch alles seinen Gang
geht. Meine Frau berichtete von dem Termin Folgendes: Da gerade ein
anderer Besucher den Büro-Trakt verlieߟ, der durch eine nur von innen
zu öffnende Tür vom frei zugänglichen Bereich des Gebäudes abgetrennt
ist, konnte sie diese Tür von auߟen kommend passieren - und wurde von
etwas abseits stehenden Sicherheitsleuten angefahren und kontrolliert.
Nur noch mit Erlaubnis der Sicherheitskräfte sei das Betreten des
Büro-Trakts gestattet. Offenbar herrschte angespannte Nervosität. Ihr
sehr freundlicher Vermittler klärte sie dann darüber auf, dass in einer
anderen Bremer Jobcenter-Filiale wohl gerade ein Mitarbeiter von einem
Kunden erstochen worden sei. Eine schweigsame Gedenkminute sei für alle
MitarbeiterInnen heute anberaumt worden. Die Sicherheitsmaßnahmen seien
hausintern verschärft worden. Die KollegInnen in den
Leistungsabteilungen seien wohl ohnehin immer wieder sehr brenzligen
Situationen ausgesetzt, weil sie die Sanktionsmechanismen für
Fehlverhalten gegenüber dem teilweise sehr hilflosen, eigentlich auf
sozialpsychologische Hilfestellungen angewiesenen Klientel vertreten
müssten, das sich eben manchmal nur noch mit Gewalt zu reagieren in der
Lage sehe.
Ich habe gegoogelt, mir die Pressemitteilungen des Jobcenters Bremen und
die Nachrichten bei Radio Bremen im Netz reingezogen - nichts. Kein
Hinweis auf ein solches Geschehen. Wäre ja nun nicht der erste Tote, der
in dem Zusammenhang zu beklagen ist. Vielleicht sind die zuständigen
Stellen unterdessen dazu übergegangen, solche Informationen lieber nicht
zu veröffentlichen. Man will ja keine Trittbrettfahrer oder gar eine
gesellschaftliche Debatte darüber, wie verzweifelt so manche Leute im
Angesicht von Hartz4 sind. Der deutsche Arbeitsmarkt ist ja gerade so
hübsch in Fahrt, weil man die Kosten der Ware Arbeitskraft hierzulande
seit der Wende hat drastisch drücken können (vgl.
http://www.das-kapital.eu/lohnentwicklung.html ) und ansonsten in der
Lage war, ökonomische Probleme im großen Stil nach Südeuropa zu
exportieren (vgl. vielleicht dies:
http://www.flassbeck-economics.de/warum-es-so-schwer-zu-verstehen-ist-dass-in-einer-wahrungsunion-die-reallohne-immer-der-produktivitat-folgen-mussen/
und dies:
http://de.wikipedia.org/wiki/Eurokrise#Institutionelle_Eigenschaften_der_Eurozone
). Vielleicht ist es auch eine Fehlinfo, ist ja alles nur Hörensagen vom
Vermittler meiner Frau. Vielleicht lesen die ja heimlich hier den
Verteiler mit und wollen bloß mal wieder in meinen Texten Erwähnung
finden. Tja, keine Ahnung. So oder so, wegen früherer und gut
dokumentierter Fälle: Hartz4 ist Mord. Würden die hilflos ausrastenden
Hartz4ler wenigstens Gerhard Schröder oder sonstwen abstechen, der
damals in Bundestag und Bundesrat diesen Scheiß zum Gesetz adelte, wäre
das zwar noch immer nicht schön, aber man könnte sich zumindest damit
trösten, dass diejenigen, die gesät haben, auch die Ernte einführen. So
aber trifft es Leute, die ja auch bloß ihren nicht sooo sonderlich
attraktiven Job machen, sich ans Gesetz halten müssen, dabei vielleicht
persönlich auch Arschlöcher sind, aber dennoch nicht verantwortlich für
die arschige Gesetzeslage selbst.
Tja, die Arbeiterbewegung in Deutschland ist ja ohnehin so verrottet. Zu
Andreas' Text etwa würde ich anmerken, dass die Kommunisten hierzulande
ja immer vor dem Problem standen, dass dem objektiven Klassencharakter
im Kapitalismus kein auch nur annähernd adäquates subjektives
Klassenbewusstsein entsprach. Die nationalistische Zukleisterung des
Klassengegensatzes blieb zumeist in den Köpfen gewichtiger - und
ansonsten wurden die Kommunisten in den vergangenen eineinhalb
Jahrhunderten ja auch ohnehin mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln
gemobbt, ermordet, verleumdet. Wäre ich als Gewerkschafter zuständig für
die Angestellten in den Jobcentern, würde ich bei nächstbester
Tarifauseinandersetzungsgelegenheit angesichts der Lebensgefahr, die
dieser Job mit sich bringt, die streikbereiten Angestellten davon zu
überzeugen suchen, eine Gefahrenzulage in völlig irrealer Höhe (bspw.
eine Milliarde pro Monat, weil: wer kann ein Menschenleben in Geld
aufwiegen?) so lange zu fordern, bis die Sanktionsmechanismen
abgeschafft wären. Aber tut die Gewerkschaft irgendwas in der Art? Nö,
lieber gelegentlich mal Mörder und Ermordete als Bauernopfer des Systems
ertragen, eine Schweigeminute einlegen und fröhlich weiter mit dem
Scheiß. Ey.
Folglich biete ich mal diesen Slogan an: bGE schützt Leben.
Liebe Grüße,
Bert
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