[Debatte-Grundeinkommen] Vollautomatische Gewinnreduktion bei Konsumsteuer-bGE-Kombi?

Debattenliste des Netzwerks Grundeinkommen debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
Do Nov 20 14:40:13 CET 2014


Liebe Verena, liebe MitstreiterInnen,

Du hast das aus Deiner fachlichen Sicht richtig dargestellt. Das Übel heutzutage ist die Personalisierung der Steuern und Sozialabgaben. Moral wird gepredigt, man spricht von Steuer“Schuld“ und jeder, der soziale Leistungen beansprucht, muss ellenlange Anträge stellen, als sei man Bittsteller. (Für meinen gesetzlichen Rentenanspruch musste ich einen 30-seitigen Antrag stellen! Das ist der helle Wahnsinn!). 

Nehmen wir das Beispiel Gesundheitssystem: Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe und es ist egal, wer das bezahlt. Jeder Mensch muss als Patient immer gleich behandelt werden. Alle Ärzte und jedes Krankenhaus haben jedem Menschen Hilfe zu leisten, ob versichert ist oder nicht. Die würden sich wegen unterlassener Hilfeleistung sogar strafbar machen! Das jetzige System gesetzlicher Zwangsabgaben und privater KV ist höchst ungerecht und führt nur zu  Anspruchsdenken und Kommerzialisierung des Gesundheitssystems.

Im Steuersystem mit der Umstellung auf Konsumsteuern zu beginnen, halte ich für sinnvoll, da diese entpersonalisiert und die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung in etwa gut abbildet. Zukünftig wäre eine direkte Abschöpfung aus dem Geldumlauf denkbar, um die Staatsquote und die Gemeinschaftsaufgaben zu finanzieren. 

 

Soweit, so gut, wichtig ist es, jetzt für das bGE zu kämpfen!

Herzlichst,

Ullrich 

Von: Debatte-Grundeinkommen [mailto:debatte-grundeinkommen-bounces at listen.grundeinkommen.de] Im Auftrag von Debattenliste des Netzwerks Grundeinkommen
Gesendet: Mittwoch, 19. November 2014 23:12
An: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Vollautomatische Gewinnreduktion bei Konsumsteuer-bGE-Kombi?

 

Hallo Egge, hallo Peter,

 

die heutige steuerliche Problematik der Sozialversicherungssysteme und anderer Erbringer sozialer Leistungen im Sinne des Umsatzsteuergesetzes habe ich im ursprünglichem Konzept zum  gemeinschaftlichen System ab Seite 34 dargestellt. http://konsumsteuersystem.de/Das_gemeinschaftliche_Steuersystem-Stand_Juli_2012.pdf 

Meines Erachtens ist es wegen der Umsatzsteuerfreiheit sozialer Leistungen eine Frage der Zeit, bis die Sozialsysteme zusammen brechen. 

 

Gruß

Verena

 

 

Von: Debatte-Grundeinkommen [mailto:debatte-grundeinkommen-bounces at listen.grundeinkommen.de] Im Auftrag von Debattenliste des Netzwerks Grundeinkommen
Gesendet: Mittwoch, 19. November 2014 15:35
An: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Vollautomatische Gewinnreduktion bei Konsumsteuer-bGE-Kombi?

 

Hallo Egge

 

wieso?

 

Ganz im Gegenteil, bei sinkenden (Personal)Kosten(anteil für Unternehmen wegen BGE durch Staat als Sozialabgabenersatz)  und vorerst gleichen Einnahmen wird in bessere Infrastruktur (Bau, IT, Medizingeräte, Vernetzung, Zentren) investiert, das macht die Qualität bei gleichem Preis besser oder senkt den Preis bei gegebener Qualität :-)

 

Andere Branchen haben deutlich geringeres oder abweichendes Personalkostenanteilsproblem, aber auch hier kann Preis dann (wenn auch differierend stark) sinken/ oder vice versa Qualität steigen! 

 

mfG

 

Peter

 

-----Original-Nachricht-----

Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Vollautomatische Gewinnreduktion bei Konsumsteuer-bGE-Kombi?

Datum: Wed, 19 Nov 2014 11:28:40 +0100

Von: Debattenliste des Netzwerks Grundeinkommen <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>

An: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de

 

 

das Hauptproblem unseres Gesundheitswesens ist ja wohl das Preis-Leistungs-Verhältnis. Wenn es nun noch aus dem großen Steuertopf gedeckt werden soll, wird das doch eher noch Schlimmer, d.h. viel teuerer für noch weniger Gesundheit.

Egge

  

Gesendet: Montag, 17. November 2014 um 06:49 Uhr
Von: "Debattenliste des Netzwerks Grundeinkommen" <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
An: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Vollautomatische Gewinnreduktion bei Konsumsteuer-bGE-Kombi?

Hallo Peter,

 

genau so sehe ich es auch wieder.

Meine Grundidee war und ist schon seit vielen Jahren, dass unser Erwerbsleben schon alleine dann runder laufen würde, wenn Kranken- und Sozialversicherung aus dem Steuertopf getragen werden, wobei Sorge getragen werden muss, dass der Löwenanteil hierfür aus den großen Geldvermögen getragen werden muss. Welches Abgabenmodell hierfür das geeignetste ist, ist zu überlegen. Ich hatte mir immer eins ausgemalt:

Einkommen bis 1000 € - 10%

von 1000 bis 1500 € - 12,5 %
1500 bis 2000 - 15%

..... bis zu einer Obergrenze, die wir politisch festlegen.

Denn die Sozialabgaben sind der größte Arbeitshemmschuh, den wir haben.

Die Menschen in den Städten merken das vielleicht nicht so, weil sie wild durcheinanderlaufen und Jobs in Hülle und Fülle finden.

Aber draußen auf dem Lande ist die Barriere Sozialabgaben für viele fast nicht zu überwinden, deswegen müssen sie bei Hartz IV bleiben oder in die Stadt ziehen.

Für meine Begriffe wäre es ein wichtiger erster Schritt, den Arbeitslohn hiervon zu befreien.

 

Aber ich lasse mich gerne von allen guten Modellen überzeugen, die die Menschen mit den niedrigen Einkommen entlasten und ihnen ein glücklicheres Leben ermöglichen.

 

Viele Grüße Nina Yagami

 


 

-- 
ninayagami at web.de

  

  

Gesendet: Freitag, 14. November 2014 um 14:04 Uhr
Von: "Debattenliste des Netzwerks Grundeinkommen" <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
An: "debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de" <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Vollautomatische Gewinnreduktion bei Konsumsteuer-bGE-Kombi?

Hallo Verena, hallo Egge, hallo alle anderen, hoffentlich auch (Politik/ Wirtschaftslobbyisten...)Profis,

Ihr geht sehr tief hinein. Tabellen wären super nett und vereinfachend. Danke. Und Kurz und bildhaft wäre fantastisch, nur eine Bitte , ich würde so gern das BGE durchsetzen, lieber gestern als heute und Kürze=Würze.

 

Ps: Glaubt bitte gern, ich mache es zu oft zu lang und damit für den Mülleimer...

Ich möchte zugern Schäuble und Co zum Denken und Schwitzen bringen, das geht m.E. nicht mit ellenlangem Funditon! 

An Polit-Profis z.B. der Linken, habt Ihr Rat und Selbsthilfe/ politische Umsetzungs-Tattipps?

Und: Ich glaube an Zwischenschritte von heute zum BGE, was wäre das Mindeste an BGE zum Einstieg?

Welche Schritte bis zum Maximalen sollten sein?

Bitte wenn irgend möglich

KURZ, BILD, Tabelle o.ä.

 

Ihr seid unglaublich breit und tief im Thema, aber SORRY => WAS KOMMT HERAUS? WANN WOLLEN WIR DAS BGE? WIE?

Pps: Das sind total nett gemeinte Fragen, Beantwortung sehr gern, bitte wieder mit Ziel(Was/Wann)-Wille(Was/ Wie)-Bedacht(Kurz/ Bild/ Tabelle, 1..2..3...)

 

Mein Tipp

1.BGE-JETZT! Bald gern Erwerbskreativ! Plkate!!!

2.In Enquete/ sonstige Ausschüsse Land/ Bund jetzt

3.Umsetzungswunsch Gesetz 2015/2016 (Referentenentwurf/ Diskussion) Bund z.B. via Die Linke

4.Schritte BGE 500 € Erwachsene ab 18 alle In Deutschland gemeldeten (6.000 € im Jahr) via Arbeitsagentur/ Krankenkassen, Kinder zunächst 250 € => Entfall von Sozialabgaben/ Ausnahme Rentner über RV/ ggfs Reha Behinderte gesondert=> Umbau RV/ Arge/ KK 2 Jahre wg Wegfall aller Tätigkeiten < 3.000 €/ 6.000 € (Testlauf) 2018 und 2019

5. Folgeschritte Erwachsene 1.000/ Kinder 500 € Fortsetzung Realtest/ Übergangsphase II wie 4.

6. Erkenntnisse aus 4 prüfen und in 5 übernehmen, spätestens in 7.

7. Realphase I mit vollständigem BGE z.B. 15/18.000 € p.a. Hälfte für Kinder ggfs nach Alter gestuft (9.000 ab 16/ 6.000 bis 12 o.ä.), Rentner über RV... wie 5 und 6 nur fortgesetzt etwa 2020

8. Erkenntnisse aus 4 bis 7 kontinuierlich in 9 ff alle 2 Jahre verbessert 2022 ff

 

Finanzierung über Konsumsteuer (z.B. MWST 25%, 35%, 45%,55%- Normal gesunde Dinge, nicht so gesunde Dinge, Luxus 1, Luxus 2), alle Einkünfte gleich besteuern, möglichst niedrig z.B 35 % in 4 und 25 in 7 oberhalb von BGE, gern mit Sozialsteuer/ Konsumsteuer/ Finanz- und andere Geldhandelssteuern als Ersatz, dann niedrigere Einkunftssteuer

 

Arbeitslose als Angestellte der Arbeitsagentur

Kranke und Behinderte gern mit direkter und sofortiger Beteiligung der Krankenkasse je 50 % (Hut auf und Verantwortung Krankenkasse)

Behinderte größer GdB 30 und gleichgestellt, mehr als 2 Jahre oder von Geburt an Behinderung, Rentner über Rentenversicherung

 

in 4-9 Anschreiben p.a. an alle durch die genannten Zuständigen (Arge/ KK/ RV) an alle Kunden, die höhere Rechtsansprüche erwarben, wie Ihr versichertes Geld ausgezahlt wird (BGE plus Differenz des Erwobenen!) Entscheidung trifft der KUNDE!

 

 

OK???

 

HI HO LET's Go oder?

 

 

Mit freundlichsten Grüßen

 

Peter H

 


-----Original-Nachricht-----
Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Vollautomatische Gewinnreduktion bei Konsumsteuer-bGE-Kombi?
Datum: Fri, 14 Nov 2014 12:11:00 +0100
Von: Debattenliste des Netzwerks Grundeinkommen <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
An: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de

Hallo Verena,

also, so richtig nachvollziehen kann ich diese Liste nicht. Wäre schon schön, wenn es, insbesondere bezüglich der Abkürzungen, so niedergeschrieben wäre, dass der durchschnittliche Leser auch Information draus gewinnen kann.

Trotzdem habe ich irgendwie den Eindruck, dass die wesentliche Größe – genau wie bei GW-Darstellungen – fehlt. Und zwar der sog. Kapitaldienst. 
D.h. typischerweise muss ein Unternehmer, um seine notwendigen Produktionsmittel (Grundstück, Gebäude, Maschinen und Ausrüstungen) einkaufen zu können, einen Kredit oder anderweitig Fremdkapital aufnehmen, worauf dann Zins und Tilgung fällig wird. Erfahrungsgemäß liegt das wenigstens in Höhe der Lohnkosten. 
In Deiner Aufstellung kann ich sowas aber nicht finden – oder?

Gruß, Egge


> Gesendet: Donnerstag, 13. November 2014 um 09:45 Uhr
> Von: "Debattenliste des Netzwerks Grundeinkommen" <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
> An: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
> Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Vollautomatische Gewinnreduktion bei Konsumsteuer-bGE-Kombi?
>
> Lieber Bert,
> 
> zur Verdeutlichung der Gewinnreduktion habe ich beispielhaft Tabellen erstellt: (leider ging die Formatierung verloren)
> 
> Gewinnentwicklung ohne Wareneinsatz: 
> Erwerbsteuersystem Konsumsteuersystem
> Bruttopreis 119,00 € 119,00 € 
> - enth. USt -19,00 € 
> - enth. UStKonsSt -19,00 € 
> = Nettopreis ErwerbSt 100,00 € 
> (Gewinn bei ErwerbSt)
> - SozialkonsSt -50,00 € 
> = Nettopreis KonsSt 50,00 € 
> (Gewinn bei KonsSt)
> - ESt, SozSich -40,50 € 
> = Gewinn netto 59,50 € 50,00 € 
> + anteil. bGE 9,50 € 
> = Kaufkraft 59,50 € 59,50 € 
> - anteil. Lebenshaltung -9,50 € -9,50 € 
> = Gew. ü. Existenzmin. 50,00 € 50,00 €
> 
> Bei Erwerbsteuer liegt der Gewinn vor Steuern und Sozialversicherungsabgaben bei 100,- €, bei Konsumsteuer liegt der Gewinn bei 50,- €, da die Sozialkonsumsteuer bereits an das Finanzamt abgeführt wurde. Dennoch bliebt der Gewinn nach Abzug aller Steuern und des Existenzminimums gleich. 
> 
> Bei Wareneinsatz entwickelt sich die Marge wie folgt:
> 
> Gewinnentwicklung mit Wareneinsatz 
> Erwerbsteuersystem Konsumsteuersystem
> Bruttopreis 119,00 € 119,00 € 
> - enth. USt -19,00 € 
> - enth. UStKonsSt -19,00 € 
> = Nettopreis ErwerbSt 100,00 € 
> - SozialkonsSt -50,00 € 
> = Nettopreis KonsSt 50,00 € 
> - Wareneink. brutto -95,20 € -95,20 € 
> + Vorsteuer aus USt 15,20 € 
> + VorSt aus UStKonsSt 15,20 € 
> + VorSt aus SozKonsSt 40,00 € 
> = Rohgewinn/Marge 20,00 € 10,00 € 
> - ESt, SozSich -8,10 € 
> = Gewinn netto 11,90 € 10,00 € 
> + anteil. bGE 1,90 € 
> = Kaufkraft 11,90 € 11,90 € 
> - anteil. Lebenshalt. -1,90 € -1,90 € 
> = Gew. ü. Existenmin. 10,00 € 10,00 €
> 
> Ich hoffe, jetzt ist klar geworden, wie die Gewinne bei Konsumbesteuerung sinken und dennoch die Kaufkraft gleich hoch bleibt. Die Steuern werden dann nicht mehr von den Privatpersonen sondern von den Unternehmen abgeführt.
> 
> Liebe Grüße
> Verena
> 
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Debatte-Grundeinkommen [mailto:debatte-grundeinkommen-bounces at listen.grundeinkommen.de] Im Auftrag von Debattenliste des Netzwerks Grundeinkommen
> Gesendet: Montag, 10. November 2014 09:26
> An: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
> Betreff: [Debatte-Grundeinkommen] Vollautomatische Gewinnreduktion bei Konsumsteuer-bGE-Kombi?
> 
> Liebe Verena,
> 
> ich bin dir gegenüber im Kontext dieses Verteilers etwas reumütig, weil ich deine Hausaufgaben ziemlich komplett ignoriert habe und allemal sehe, dass dein Konzept wohl am ehesten der immer wieder hier formulierten Aufforderung, nicht bloß zu labern, sondern am besten gestern zu tun, Genüge tut. Ich bleibe allerdings dabei, dass mir eine Implementierung von Konsumsteuer und bGE innerhalb der bestehenden Rahmenbedingungen zu kurz gegriffen erscheint, nicht dem kulturrevolutionären Gehalt von sowohl Konsumsteuer als auch bGE ausreichend gerecht wird. Eine Zwei-Drittel-Mehrheit in den Parlamenten, Reboot von GG und internationalen Verpflichtungen fände ich angemessener. So oder so stehen wir ja eher vor dem Problem, überhaupt für ein bGE tatsächliche Mehrheiten zu organisieren, als vor dem, das schlüssigste Konzept zu prämieren.
> Ein bGE auf Hartz4-Niveau fände ich jedenfalls Schrott, schon weil es kein bGE gemäß den Essentials des Netzwerks ist (vgl. 
> https://www.grundeinkommen.de/die-idee ). Ist quantitativ einfach zu wenig. Und so etwas einzuführen mit der Hoffnung, dass es dann quantitativ sukzessive gesteigert werden wird, wenn die Gesellschaft sich damit erstmal ein wenig vertraut gemacht hat, könnte auch nach hinten losgehen. Da ist mir die Hoffnung lieber, gleich ein vernünftiges bGE einzuführen.
> 
> Diese Ausführung von dir finde ich erklärungsbedürftig. Ich raff's nicht:
> "Auch ich hatte zunächst angenommen, daß die Höhe der Gewinne unter Konsumbesteuerung auf dem Niveau des heutigen Systems bleiben werden, was eine zusätzliche Besteuerung dieser Einkunftsarten erforderlich gemacht hätte. Dabei hatte ich außer Acht gelassen, daß in den heutigen Gewinnen die Einkommensteuer und auch die zu zahlenden Sozialversicherungsbeiträge bzw. private Kranken- und Altersvorsorgebeiträge enthalten sind. Unter Konsumbesteuerung fallen nicht nur diese weg, sondern es verringern sich auch die Gewinne um diese Beträge. Dies liegt daran, daß sich mit dem Nettoproduktpreis auch die Marge verringert, an der verdient wird. Auch Dienstleister werden ihre Honorare um die darin bisher enthaltene Erwerbsbelastung, die sie heute, aber nicht mehr unter Konsumbesteuerung vom Gewinn bezahlen müssen, verringern, um (inter)national konkurrenzfähig zu bleiben."
> 
> Ich habe dazu ein halbes Dutzend Ideen im Kopf, wie du das wohl meinen könntest. Grundproblem bei all diesen Ideen bleibt: Wenn der Nettoproduktpreis wegen Entlastung von Einkommensbesteuerungen und Sozialversicherungen sinkt, warum sollte das die Gewinnmarge reduzieren? 
> Denn der Nettoproduktpreis würde ja nur deshalb sinken, weil Steuer-/Versicherungskosten bei der Produktion eingespart werden. Das heißt im Umkehrschluss, dass der Output eines Kapitals gegebener Größe sich erhöhen würde (oder dass das Kapital sich nach anderen Anlagemöglichkeiten umsehen müsste, im Zweifelsfall halt die Zocker-Sphäre). Sinkt der Nettopreis pro Produkt, so aber wohl kaum der pro Gesamtoutput eines Kapitals. Jedenfalls wäre mir erstmal schleierhaft, wieso. Sinkt der Nettopreis pro Gesamtoutput nicht, so auch nicht die Marge, an der verdient wird.
> Das Konkurrenzargument ist mir in dem Zusammenhang auch gänzlich schleierhaft, ein Deus ex machina. Liegt vielleicht daran, dass ich nie Teil der investors world gewesen bin. Grundlegend jedenfalls sehe ich nicht, was sich an den Gewinnmöglichkeiten von Kapital verschlechtern sollte.
> 
> Dass Dr. Hardorp sich von einem steuerfreien Export "eine rasche globale Verteilung der Einkünfte" erhofft, war mir neu. Deine Ausführungen dazu fand ich interessant. Wieso freilich die Marktmechanismen zu einer netten Verteilung führen sollen, wo sich historisch doch stets nur wieder feststellen lässt, dass Märkte zur Zentralisierung von Reichtum in den Händen Weniger führen (wenn auch wegen Produktivitätsfortschritts tendenziell zu einer allgemeinen Erhöhung des Lebensstandards, häufig allerdings auch auf Kosten des Ökosystems), bleibt mir vermutlich noch rätselhafter als dir. Ich unterstelle auch nicht böse Absichten bei diesem Klüngel, sondern ein Festhalten an liebgewonnenen Eigentumsgewohnheiten. Unter dem Paradigma von Privateigentum kann ich nichts wirklich Böses daran finden, wenn sich ein Individuum der Wertverwertung oder meinetwegen individuellen Bereicherung im Rahmen allgemeiner Moralkodizes hingibt. In gewisser Weise sind wir alle dazu mehr oder weniger gezwungen. Mein Ideologiebegriff ist da prima vista erstmal völlig a-moralisch. Böse finde ich das Paradigma und seine Konsequenzen. Und daher gefällt mir auch kein Redesign-Vorschlag, der die zentrale Diskrepanz weiterhin zementieren will: Unterschiedliche Privilegien im Zugriff auf gesellschaftlichen Reichtum, mithin unterschiedlich starke Einflussmöglichkeiten auf den Verlauf der Gesamtgesellschaft. An diesen im Hier und Jetzt massiv sich betätigenden Unterschieden strukturell festhalten zu wollen, ist für mich ideologisch. M. E. ist die Weltgesellschaft reif für ein freies Fließen der Individuen in ihrem produktiven und konsumtiven Reichtum jenseits von Hierarchien, Masterplänen und dem Übergewicht der angehäuften Reichtümer in stofflicher und fetischisierter Form gegenüber den lebendigen Impulsen der Individuen. Das bGE interessiert mich nur, weil es das auf bestimmten Ebenen durchaus klar hat. Und weil es auf bestimmten Ebenen klar hat, was wir im Gegensatz zu Schutzrechten für Kapital tatsächlich benötigen: Schutzrechte für jedes Individuum und für das Ökosystem vor den sehr realen Zumutungen einer hoffentlich irgendwann mal ernsthaft freien Gattung.
> 
> Liebe Grüße,
> 
> Bert
> 
> 
> Am 06.11.2014 23:48, schrieb Debattenliste des Netzwerks Grundeinkommen:
> > Liebe Debattierende,
> >
> > genau wir einige von euch war ich zu Beginn meiner Recherche zum 
> > Grundeinkommen aufgrund der dm-Unternehmer- und Millionärseigenschaft 
> > Götz Werners voreingenommen. Als ich den Film "Grundeinkommen - ein Kulturimpuls"
> > von Häni und Schmidt ansah, war mir, als das Stichwort "Konsumsteuer" 
> > fiel, sofort bewußt, daß diese Besteuerungsart geeignet ist, ein 
> > Grundeinkommen bedingungslos auszuzahlen, ohne daß es auf die Höhe des 
> > individuellen Einkommens ankommt. "Können dann wirklich alle 
> > Unternehmenssteuern wegfallen und gelingt unter diesen Umständen ein 
> > allseits gerechtes Steuersystem?" war die Frage, dies sich mir aufdrängte.
> >
> > In meiner Arbeit zum Zukunftsdialog 2012
> > http://konsumsteuersystem.de/Das_gemeinschaftliche_Steuersystem-Stand_
> > Juli_2 012.pdf habe ich untersucht, wie ein gemeinschaftliches 
> > Konsumsteuersystem konzipiert sein muß, um niemanden zu benachteiligen 
> > oder zu bevorzugen und Angliederung an die EU zu finden -also sofort 
> > anwendbar zu sein. Folgende Aussagen können getroffen werden:
> >
> > - Die allgemeine Erwerbsbelastung beträgt bei allen Einkunftsarten 50%.
> > - Der Ortsteil der Gewerbesteuer (über Hebesatz 200), die Umlagen U1, 
> > U2 und Insolvenzgeld sowie der gefahrentarifabhängige Teil der 
> > Beiträge zur Berufsgenossenschaft beim Arbeitgeberaufwand gehören 
> > nicht zur allgemeinen Erwerbsbelastung von 50%.
> > - Die allgemeine Erwerbsbelastung kann unter Beachtung der geltenden 
> > EU-Gesetzgebung in eine allgemeine Konsumsteuer umgewandelt werden.
> > - Unter diesen Voraussetzungen kann ein Grundeinkommen in Höhe der 
> > heutigen Hartz IV Regelsätze einschließlich Wohnkosten bedingungslos 
> > ausgezahlt werden.
> > - Das Kaufpreisniveau bleibt gleich.
> > - Das Nettoeinkommen (einschließlich bedingungsloses Grundeinkommen) 
> > bleibt gleich.
> > - Auch Kapitalerträge und Gewinne müssen nicht mehr besteuert werden.
> > - Unternehmer und Kapitaleigner werden dadurch steuerlich nicht bevorzugt.
> >
> > Auch ich hatte zunächst angenommen, daß die Höhe der Gewinne unter 
> > Konsumbesteuerung auf dem Niveau des heutigen Systems bleiben werden, 
> > was eine zusätzliche Besteuerung dieser Einkunftsarten erforderlich 
> > gemacht hätte. Dabei hatte ich außer Acht gelassen, daß in den 
> > heutigen Gewinnen die Einkommensteuer und auch die zu zahlenden Sozialversicherungsbeiträge bzw.
> > private Kranken- und Altersvorsorgebeiträge enthalten sind. Unter 
> > Konsumbesteuerung fallen nicht nur diese weg, sondern es verringern 
> > sich auch die Gewinne um diese Beträge. Dies liegt daran, daß sich mit 
> > dem Nettoproduktpreis auch die Marge verringert, an der verdient wird. 
> > Auch Dienstleister werden ihre Honorare um die darin bisher enthaltene 
> > Erwerbsbelastung, die sie heute, aber nicht mehr unter 
> > Konsumbesteuerung vom Gewinn bezahlen müssen, verringern, um 
> > (inter)national konkurrenzfähig zu bleiben.
> > Bei ausgeschütteten Gewinnanteilen der Kapitalgesellschaften und 
> > Zinsen wird der Kapitalertrag auf den heutigen Auszahlungsbetrag, also 
> > abzüglich heutiger Kapitalertragsteuer (Abgeltungsteuer), sinken, denn 
> > zusammen mit der Gewinnbesteuerung der Körperschaft 
> > (Körperschaftsteuer, allgemeiner Teil der Gewerbesteuer) beträgt die 
> > Gesamtbelastung heute 50%. Die Erwerbsbesteuerung bei 
> > Kapitaleinkünften ist mit der Abgeltungsteuer also tatsächlich abgegolten.
> > Im gemeinschaftlichen Konsumsteuersystem 
> > http://www.konsumsteuersystem.de/kurz_und_knapp/index.php wird die 
> > allgemeine Erwerbsbelastung (ESt, Solz, Sozialversicherungsbeiträge 
> > bei Personen und der allgemeine Teil der GewSt bei Unternehmern sowie 
> > KSt, KapESt (Abgeltungsteuer), Solz und der allgemeine der GewSt bei
> > Kapitalgesellschaften) durch die Sozialkonsumsteuer ersetzt, welche 
> > letztlich die endverbrauchenden Konsumenten bezahlen - genauso wie 
> > heute sämtliche Konsumpreise alle Einkommen einschließlich Steuern und 
> > Sozialabgaben finanzieren. Im Konsumsteuersystem führt der Unternehmer 
> > oder die Kapitalgesellschaft die Sozialkonsumsteuer an das Finanzamt. 
> > In diesem Moment hat der Staat die bisherige (anteilige) 
> > Erwerbsbelastung im Endproduktpreis bereits eingenommen. Dadurch, daß 
> > der heutige Nettopreis um die bisherige im Preis enthaltene anteilige 
> > Erwerbsbelastung sinkt und dann mit Sozialkonsumsteuer belegt wird, 
> > sinkt zum einen der Nettoaufwand eines Unternehmens, zum anderen aber 
> > auch der eigene Gewinn. Um eine gleichmäßige Besteuerung herzustellen, 
> > also niemanden zu bevorzugen oder zu benachteiligen, ist es dann nicht 
> > mehr nötig, neben der Konsumsteuer noch Abgeltungsteuer zu erheben. 
> > Sie kann wie jede andere allgemeine Erwerbsbelastung unabhängig von der Einkunftsart wegfallen.
> >
> > Mein anfängliches Mißtrauen hat sich also weitestgehend in Luft aufgelöst.
> > Dennoch habe ich Kritik an dem Modell von Dr. Hardorp, welches Götz 
> > Werner in der Öffentlichkeit vertreten hat. Diese betrifft den Export. 
> > Dr. Hardorp vertrat unter den Anthroposophen, daß das Produkt auch bei 
> > Konsumbesteuerung netto in das Ausland geliefert werden soll. Dies 
> > bedeutet, daß die heutige Einkommensteuer und 
> > Sozialversicherungsabgaben, die in im heutigen Netto enthalten sind, 
> > ebenfalls über die Grenze gehen und im endverbrauchenden Staat 
> > eingenommen werden. Hiervon verspricht er sich eine rasche globale Verteilung der Einkünfte.
> >
> > Abgesehen davon, daß ein solches Steuersystem globale Veränderungen 
> > erfordern würde, wird durch das Modell Dr. Hardorps aus meiner Sicht 
> > jedoch die Ausbeute von Niedriglohnländern weiter forciert (siehe 
> > meinen Beitrag zur Exportsubvention in 
> > http://www.buergermeinungen.de/forum/dilthey-modell-zum-bge/12601-degr
> > essive
> > -wirkung-der-mwst?start0#13046 ).
> > Wenn wir heute Konsumsteuer einführen möchten, muß die 
> > Sozialkonsumsteuer wie der Anteil an Erwerbsbesteuerung und 
> > Sozialversicherungsabgaben im heutigen Produktpreis im Inland bleiben.
> > Idealerweise würde die gesamte EU auf das Bestimmungslandprinzip bei 
> > der Exportbesteuerung umsteigen, um den Wert der jeweilig anteiligen 
> > inländischen Produktion im Inland zu belassen, statt wie heute den 
> > verbrauchenden Staat an der Produktion im Ausland zu bereichern.
> >
> > Insgesamt kann ich vor allem Dr. Hardorp, insbesondere auch André 
> > Presse, mit denen ich jeweils persönlich über diese Thematik 
> > debattiert habe, aber auch Götz Werner keine böse Absicht unterstellen.
> >
> > Gemeinschaftliche Grüße
> > Verena Nedden
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