[Debatte-Grundeinkommen] die drei Säulen des BGE

willi uebelherr wube at gmx.net
Do Apr 24 23:28:49 CEST 2014


Lieber Jens,

es gibt 2 grundsaetzliche Unterschiede in unserer Herangehensweise.

a) du hast kein Vetrauen zu den Menschen
b) du negierst unsere natuerlichen Bedingtheiten

Das ist auch der Grund, warum du dich mit "Generalswitwen" oder 
sonstigen paraisaeteren Gruppen beschaeftigst. Solche Fragen tauchen bei 
mir nicht auf. Deswegen bin ich manchmal etwas verwirrt, warum du dir 
solche Fragen stellst. Ich verstehe dein Denken nicht.

Ich mache mir auch keine Gedanken ueber grosse Staedte, weil ich weiss, 
dass sie nicht lebensfaehig sind. Und dass sie sich in Zukunft aufloesen 
werden. Sie koennen sich zerlegen oder komplett aufloesen; das waere 
jetzt egal.

In meinem Blick steht die sichere und stabile Existenz fuer alle 
Menschen. Und dabei auch, dass alle Menschen sich an der Herstellung der 
materiellen Lebensgrundlagen, so gut sie es koennen, beteiligen muessen. 
Weil wir nun mal vom Geschwaetz nicht leben koennen. "Es bringt kein 
Essen her".

Und es gibt fuer mich die klare Sicht, dass wir unseren Aufwand zum 
Leben massiv reduzieren koennen, wenn wir den Unsinn aufloesen. So 
kommen wir dann zu einem Mittelwert von 5 Stunden/Woche. Axel geht von 3 
Stunden/Woche aus.

Klar, wenn ich eine Maschine konstruiere und herstelle, oder 
Rechnersysteme konstruiere und herstelle, dann kann ich nicht pro Woche 
nur 5 Stunden daran arbeitemn Das erzwingt eine Verdichtung. Aber damit 
entsteht wieder Raum, wo ich mich theoretisch mit diesen oder anderen 
Fragen beschaeftigen kann.

In deinem Denken bleibst du auf privater Nutzung von Land fiziert. Das 
koennen die lokalen Gemeinschaften durchaus tun. Aber es ist nicht 
zwingend. Sie koennen ihre Aufgaben auch kooperativ loesen. Weil die 
Taetigkeiten selbst naturgemaess, also ihrem Wesen entsprechend, zur 
kooperativen Behandlung tendieren. Die Atomisierung und Verteilung auf 
viele auf geringem Niveau ist keine rational bestimmte Methode, sondern 
Dogmatismus.

Kommunales Bewusstsein entsteht aus der Erfahrung kollektiver Prozesse 
und kann niemals diktiert werden. Es sind Lebensformen, die nur aus den 
Lebensprozessen selbst entstehen koennen, oder nie.

In der Oekonomie gibt es kein Geld. Nur in der Distributionsphaere. Wenn 
wir das nicht verstehen, haben wir keine Chance, die Oekonomie zu 
begreifen. Weil wir dann immer in die Distributionssphaere abrutschen. 
Weil aber sie eine konstruierte Ebene ist und nichts mit den wirklichen 
Fragen zu tun hat, finden wir uns dann wieder im virtuellen Raum, in der 
Spaere von dogmatischen Nebeln. Aber da waere es besser, du gehst in die 
Kirche oder an die Uni.

mit lieben gruessen, willi
Quetzaltenango, Guatemala



-------- Original-Nachricht --------
Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] die drei Säulen des BGE
Datum: 	Thu, 24 Apr 2014 14:49:36 +0200
Von: 	Jens Kasten <jens.kasten at gmx.com>

Hallo Willi,

in meiner Welt löst sich der Staat auch irgendwann friedlich auf.
Noch ist er konkreter und realer als die eher fiktive Gemeinschaft.
Okay, den Staat braucht keiner wirklich. Außer die Eliten - übrigens
auch ein Teil der Bevölkerung.

Auf vermutlich wie viele verschiedene Weisen werden die lokalen Gremien
(unfiktive Gemeinschaften) die Landfrage lösen? Eher unendlich viele. 
Aber wollte ich das wissen?

Die Frage lautet: Gibt es Grundsätze? Oder nur den einen: "Jeder macht
was er will - jede Kommune in dem Fall". Zur Vergemeinschaftlichung gibt 
es nicht viele Varianten? Warum diese Rumeierei?

Wegnehmen und Neuverteilen? Wer genau dann wieviel kriegt, hängt davon 
ab wie viel zu verteilen ist. Das sieht in Berlin anders aus als in 
Grimma oder in Kleinhennersdorf. Vielleicht wird eine maximale 
Grundstücksgröße definiert, okay wieder lokal verschieden... Oder es 
wird ausgelost, wer welches Grundstück kriegt oder eine Mischung davon...

Ist es in Deiner Welt denkbar, dass die Generalswitwe mit Vermögen und 8 
Zimmer Villa (welche sie für die Familienfeste auch vorhält und 
bewirtschaften lässt) nun ausziehen muss, oder eine Familie aufnehmen 
muss oder mit anderen Witwen teilen muss oder oder oder oder ob es auch 
Gemeinschaften geben kann, die eine Oase für Generalswitwen, 
Aristokraten bzw. alle Schwervermögenden sein könnten, weil man dort auf 
"Freiwilligkeit" und angemessene Selbsteinschätzung bei der 
Wohnraumgröße setzt?

Was werden in *deiner* Vorstellungswelt die Gemeinsamkeiten bei der
lokalen Lösung der Landfrage sein? Ich bin nicht mehr so jung. Mir 
tränen leicht die Augen, wenn ich solange nach Konkretem in 
irgendwelchen Texten suchen muss. Das eine oder andere semispezifische 
Szenario für die gemeinschaftliche Nutzung des Bodens ließe sich doch 
sicher darstellen, auch ohne dass damit die vollständige Souveränität 
der lokalen Gremien in Zweifel gezogen oder in Abrede gestellt wird.

Versetz Dich einfach mal in die Lage der Bestimmer. Ob Kommunen mit 300
Leuten, 30.000 oder 3.000.000.000, alle können nicht all ihre einzelnen
Vorstellungen durchkriegen. Irgendwer sollte irgendeinen halbwegs 
anschaulichen Leitfaden für solch eine umwälzende Reform auflegen 
können. Selbst Dezentralisierung sollte nicht auf chaotischem Wege erfolgen.

danke und viele Grüße
Jens





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