[Debatte-Grundeinkommen] Info zum Buch: Die Befreiung der Schweiz. Über das bedingungslose Grundeinkommen

Herbert Schliffka herbert.schliffka at web.de
Mo Jul 29 14:26:31 CEST 2013


Hallo Listenteilnehmer,


hier der Hinweis auf die folgenden Rezension in der FAZ vom 22.7.13 zum Buch von
Christian Müller und  Daniel Staub:
„Die Befreiung der Schweiz“. Über das bedingungslose Grundeinkommen.

Gruß
Herbert Schliffka


Neue Sachlichkeit

Die Schweiz befreit sich (vielleicht)

Am Schluss des Bandes bitten die Herausgeber auch noch den bekannten Literaturkritiker Peter von Matt zu Wort, der kein Anhänger der „mechanischen Gleichverteilung des Geldes“ ist – schon nach zwei Wochen „gäbe es wieder Arme und Reiche“. Gleichwohl kann von Matt einem staatlich garantierten Grundeinkommen für alle einiges abgewinnen. Er hält es mit dem liberalen Gedankengut „im Sinne der Aufklärung und der Chancengleichheit“ für vereinbar. Die Schweizer werden über die allfällige Einführung eines solchen Grundeinkommens demokratisch entscheiden; die für eine Volksabstimmung notwendigen hunderttausend Unterschriften konnten offensichtlich ziemlich problemlos gesammelt werden.
Die Initiatoren möchten, dass jeder Einwohner 2500 Franken (umgerechnet 2100 Euro) pro Monat bekommt, und zwar nicht im Rentenalter, sondern vom zwanzigsten Geburtstag an. Kinderzulagen gibt es extra: „Bürger und Bürgerinnen gestehen sich gegenseitig bedingungslos ein Minimum an Geld zu, mit dem man in Würde leben kann. Sie tun das, weil jedes Einzelne am besten weiß, wo sein Platz ist und welche Dinge ihm liegen.“ Die direkte Demokratie der pragmatischen Eidgenossen gibt auch Utopien eine Chance. Bereits jetzt unterstützen einige durchaus ernst zu nehmende Organisationen und Parteien (wie die Grünen) das gesetzlich garantierte Grundeinkommen.
Ein schmaler Band mit einem durchaus programmatischen Titel (Christian Müller, Daniel Staub: „Die Befreiung der Schweiz“. Über das bedingungslose Grundeinkommen. Limmat Verlag, Zürich 2012. 120 S., br., 15,90 €) versammelt nun Gespräche, in denen die unterschiedlichen Aspekte dargestellt und diskutiert werden. Die beiden Herausgeber – und Befürworter – sind überzeugt von der Machbarkeit. Die Finanzierung nach dem Modell der Rentenversicherung halten sie für gesichert. Die demütigenden Kontrollen der Sozialhilfeempfänger würden wegfallen. Ziel ist ein neuer Gesellschaftsvertrag: „Im Jahre 2050 trägt jeder Mensch in der Schweiz eine große Verantwortung. Jeder entscheidet selber, wie er seine Fähigkeiten nutzen und welchen Beitrag er oder sie in die Gemeinschaft einbringen will.“
Wer mag dann aber noch arbeiten? Es gibt viele Einwände und Fragen. Sie eröffnen die seit langem spannendste Debatte in der Schweiz. Gewerkschaften bekämpfen die Initiative als „Prämie für Faulenzer“, die zu massiven Steuererhöhungen führen und den Staat ruinieren würde. Alles falsch, halten die Herausgeber dagegen. Peter von Matt bemühten sie, weil der deutlichste Widerstand kultureller Art ist. Noch bleibt zu seiner Überwindung in den Köpfen etwas Zeit: In der Regel beträgt die Zeitspanne von der Einreichung der Unterschriften bis zur Volksabstimmung zwei Jahre.
Jürg Altwegg

F.A.Z., Montag, den 22.07.2013, Feuilleton, Seite 28

http://www.faz.net/e-paper/#FAZ_RMZ/2013-07-22/28/2698862




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