[Debatte-Grundeinkommen] Zu Pro und Kontra Mindestlohn

willi übelherr wube at gmx.net
Mo Jul 15 22:07:23 CEST 2013


lieber Juergen,

das sind ja interessante denkanstoesse, die du hier ploetzlich einbringst. 
in meinem archiv bist du neu als autor. ist diese wahrnehmung richtig?

die gesamtheit deiner perspektiven werden mir noch nicht klar. in einzelnen 
fragen ein radikales denken. aber die grosse linie? vielleicht gibt es ja 
noch mehr von dir zu lesen. oder du kannst mal grob darstellen, wohin fuer 
dich die reise gehen soll.

mit lieben gruessen, willi


Am 7/10/2013 8:54 AM, schrieb juergenrettel at t-online.de:
> /"2. Ein Grundeinkommen ohne Mindestlohn wäre zwar kein Kombilohn, da es auch
> ohne Arbeit gezahlt würde; es wäre allenfalls eine Lohnsubventionierung.
> Andererseits könnten eingesparte Lohnkosten über niedrigere Preise an die
> Arbeitenden zurückfließen bzw. über Steuern für die Gesellschaft zurückgeholt
> werden, bis unter dem Strich keine Lohnsubventionierung mehr vorläge."//
> /
>
> Es wird kein Produkt dadurch billiger, wenn das Grundeinkommen aus 50 % vom
> Bruttolohn oder 100 % auf Nettolohn finanziert wird. Es ist immer der gleiche
> Bruttolohn im Preis. Schließlich soll der "latte macchiato" ja weiterhin gleich
> schmecken.
>
> Natürlich ist eine Lohnsubventionierung ein Kombilohn, wie auch Grundeinkommen
> nur ein Familienausgleich als Freibetragsausgleich ist.
>
> Jeder Unternehmer kalkuliert 2 Stundensätze, externe für Dienstleistungen,
> interne für die Mitarbeiter, damit sie nicht sehen, wie wenig sie vom
> Stundensatz eigentlich als Lohn erhalten. Der dritte Stundensatz ist noch der
> Marktsatz, interessant ist immer der Vergleich externer Stundensatz und Marktpreis.
>
> /„5. Grundeinkommen ohne Mindestlohn könnte zu Lohndumping und damit zu einer
> weiteren Zunahme der Einkommensunterschiede führen, mit den bekannten
> schädlichen Wirkungen für die betroffenen Menschen und Gesellschaften.“
> /
>
> //
>
> //
>
> Weder bei Friedman noch bei Werner führt Grundeinkommen zum Lohndumping, weil
> sowohl negative Einkommensteuer als auch Konsumsteuer die Wertschöpfung
> besteuern, also Löhne und Dividende gleich. Was Arbeitgeber an Lohnsteuer
> drücken, müssen sie mit der Dividendensteuer wieder ausgleichen. Beides wird mit
> 50 % besteuert. Dazu muss aber Werner statt arbeitsvertraglicher Lohnanpassung
> die Löhne konsumsteuerpflichtig machen, wozu er nach Art. 3 GG verpflichtet ist
> , Gleichbesteuerung externer und interner Dienstleistungen. Friedman hat das
> über Einkommensteuer erledigt. Und mit 50 % schließt er genau die
> Einkommensschere zwischen Arbeit und Gewinn.
>
> /„6. Ist der Lohn ein Maß für den Wert der Arbeit? Ökonomisch gesehen stellt der
> Lohn zunächst den Preis der Arbeit da, nicht ihren Wert. Dieser Preis bildet
> sich abhängig von der Knappheit der Arbeit und – damit zusammenhängend – der
> Verhandlungsmacht der an seiner Aushandlung Beteiligten. Der objektive Wert
> einer Arbeitsleistung, also ihr Beitrag zur Wertschöpfung eines Gutes, lässt
> sich bei arbeitsteiliger Produktion mit mehreren Einsatzfaktoren grundsätzlich
> nicht bestimmen („Zurechnungsproblem“).“
> /
>
> Es gibt in der Natur keine Werte, das Geldsystem ist Menschenwerk, also ein
> Koordinatensystem. Alle Güter einer Periode müssen sich die zur Verfügung
> gestellte Geldmenge teilen. Mehr Geld gibt es nicht. Jeder bestimmt in der
> Preisbildung den Wert seines Geldes für sich. Im übrigen ist das
> Zurechnungsproblem längst gelöst, es ist der interne Planwert des Produktes als
> Arbeitsleistung, der sog. Earned Value bzw. Arbeitswert.
>
> Das Lohnpreisgefüge = Prokopfeinkommen / Grundeinkommen ist zugleich der
> Kehrwert des Steuersatzes für ein Grundeinkommen. So wird durch Grundeinkommen
> das Preisniveau neutralisiert. Grundeinkommen ist nur nötig, weil es die Güter
> des Grundeinkommens nicht gratis gibt.
>
> /„Auf der anderen Seite gilt es auch, Solidarität mit denjenigen KollegInnen zu
> üben, die einen höheren Lohn benötigen, weil sie sich in einer ungünstigeren,
> mit höheren Kosten verbundenen Lebenssituation befinden.“/
>
> /
> /
>
> Die Solidarität ist keine betriebsinterne Angelegenheit, sondern eine
> gesellschaftliche und nennt sich seit 1949 Familienausgleich nach Art. 1,3,6 und
> 20 GG. Die Gesellschaft übt sie durch das individuelle Nettoprinzip aus, das das
> BVerfG in Leitsatz 4 vom 9.2.2010 auch für Erwerbslose anerkannt hat.
>
> Grundeinkommen ist der Solidarbeitrag zum Ausgleich des Familienbedarfes.
>
> "Weil es die Güter des Existenzminimums nicht zum Nulltarif gibt, muss man die
> Gerade Netto = Brutto soweit um den Mittelwert Prokopfeinkommen drehen, bis
> Netto = Grundeinkommen für Brutto = 0 ist." Und das ist der Familienausgleich
> nach C.F. Gauß (1795).
>
> Und die sozial gerechte Belastung zur Finanzierung ergibt sich aus :
>
> "Wer mehr Prokopfeinkommen verdient als Familienmitglieder versorgt, gibt von
> den überzähligen Prokopfeinkommen die Grundeinkommensanteile an jene ab, die
> mehr Familienmitglieder versorgen als Prokopfeinkommen verdienen."
>
> Und dagegen wehrt sich ausgerechnet die LINKE, sie fürchtet wohl hohe Steuern
> für ihre Bonzen.
>
> Juergen Rettel
>
>
>
> _______________________________________________
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