[Debatte-Grundeinkommen] Sternstunden der Geschichte und die Notwendigkeit einer neuen Finanzordnung

willi übelherr wube at gmx.net
Do Jan 24 21:52:37 CET 2013


liebe freunde,

bevor ihr diesen text lesen koennt, wird Matthias Bloecher in seiner 
eigenschaft als listen-moderator pruefen, ob dieser text von Wolfgang Berger 
etwas mit bedingunslosem grundeinkommen zu tun hat. und er wird tatsaechlich 
in diesem text keinen explizit formulierten hinweis finden.

dass ich trotzdem diesen text hier einbringe, hat mit meiner sichtweise des 
BGE als zeitliche uebergangsform im umfeld eines geldsystems zu tun. meine 
haltung zum recht auf bedingungslose existenzsicherung fuehrt mich notwendig 
zur unterstuetzung des bedingungslosen Grundeinkommens im unfeld eines noch 
bestehenden geldsystems.

unsere philosophischen orientierungen gehen aber weit darueber hinaus. und 
trotzdem legt es an uns, auch in der uebergangsphase fuer ein geldsystem zu 
sorgen, das erst das BGE materiell zur wirkung bringen kann.

mit lieben gruessen, willi uebelherr
mérida/venezuela


Wolfgang Berger
Sternstunden der Geschichte und die Notwendigkeit einer neuen Finanzordnung
http://akademieintegra.wordpress.com/?blogsub=confirming#blog_subscription-3
http://neuesgeld.net/index.php?option=com_k2&view=item&id=416:sternstunden-der-geschichte-und-die-notwendigkeit-einer-neuen-finanzordnung&Itemid=581

Sternstunden der Geschichte und die Notwendigkeit einer neuen Finanzordnung

Es gibt Phasen in der Geschichte, die die Historiker als Zeitenwende 
bezeichnen. Die Regeln, nach denen das Gemeinwesen funktioniert, ändern 
sich. Kein Stein bleibt auf dem anderen. Die Lebensumstände der Menschen 
werden umgekrempelt. Auslöser kann eine Erkenntnis sein, die plötzlich 
überall in der Luft liegt. Es kann auch eine Erfindung, Entdeckung oder ein 
anderes einschneidendes Ereignis sein. Irgendetwas hat die Zeitqualität 
verändert. Solche Zeitenwenden bieten den Menschen die Möglichkeit, den 
weiteren Verlauf der Geschichte so zu gestalten, wie sie es für richtig 
halten. Wir erleben gerade jetzt eine solche Phase und sollten die 
historische Chance ergreifen, die sie uns bietet.

Vor 500 Jahren ließ sich das in allen Religionen geltende Zinsverbot kaum 
noch durchsetzen. War der Zins ursprünglich als Strafe für verspätete 
Rückzahlung geliehenen Geldes gedacht, so wurde er nach und nach als 
laufende Gebühr legalisiert. Schulden wurden kriminalisiert und 
kriminalisierten das gesellschaftliche Leben. Wer sie nicht zahlen konnte, 
dem wurden sie in Schuld vor Gott verwandelt und er wurde – von menschlichen 
Vollstreckern des göttlichen Willens – am Galgen gehängt. Vor der 
französischen Revolution haben sich die Verhältnisse dann umgekehrt: Die 
Staatsbankrotte sind jedes Mal so gelöst worden, dass alle noch im Lande 
befindlichen Gläubiger geköpft worden sind.

Eine Welt in Schulden getränkt

Heute nun erleben wir etwas ganz Neues: Die Welt wird gezielt in einen 
Schuldensumpf hineingezogen. Jaime Roldós, Präsident Ecuadors und Omar 
Torrijos, Präsident Panamas in den 80er Jahren weigern sich ihre Länder zu 
verschulden und kommen bei Flugzeugabstürzen ums Leben, die die Handschrift 
von Anschlägen des amerikanischen Geheimdienstes tragen. 2000 beschließt 
Iraks Machthaber Saddam Hussein Öl nicht mehr gegen Dollar, sondern nur noch 
gegen Euro zu liefern. Daraufhin wird er verdächtigt, 
Massenvernichtungswaffen zu haben. Das Land wird zerbombt, zerstört und von 
amerikanisch-britischen Truppen besetzt. 2005 wird Hussein zum Tode 
verurteilt und gehängt.

Um 1980 beginnt Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi mit der Erschließung 
eines unterirdischen Süßwassersees im Südosten seines Landes: 35.000 
Kubikkilometer bestes Trinkwasser – ein 100 Meter tiefer See von der Größe 
Deutschlands. Er kann ganz Nordafrika 5.000 Jahre lang mit Trinkwasser 
versorgen. 2010 steht das mit russischen Ingenieuren verwirklichte Projekt 
vor der Vollendung – aus Eigenmitteln finanziert, ohne Kredite westlicher 
Banken. Gaddafi beschließt dann noch, libysches Öl nur noch gegen Euro und 
nicht Dollars zu verkaufen. 2011 beginnen von ausländischen Söldnern 
geschürte Aufstände. Britische, französische und amerikanische Truppen 
bombarideren das Land. Gaddafi wird gestürzt und ermordet.

Das ZDF hat uns Filmaufnahmen vom Aufstand gegen Gaddafi in der ostlibyschen 
Stadt Bengasi gezeigt: Vor Wut tobende, Fahnen schwenkende Demonstranten. 
Wer genau hingeschaut hat, konnte die Fahnen identifizieren: Sie waren nicht 
von Libyen, sondern vom arabischen Königreich Barhain. Dieser Aufstand ist 
von saudischen Truppen brutal niedergeschossen worden – mit aus Deutschland 
gelieferten Panzern. Es gab sehr viele Tote, aber kaum Berichte in 
westlichen Medien.

Die Gehirnwäsche, der wir mit Falschinformationen unterzogen werden, geht 
bei dem aktuellen Bürgerkrieg in Syrien weiter: Die ARD hat uns Bilder von 
Schlägertrupps gezeigt, die mit Knüppeln Demonstranten gegen das Regime von 
Baschār al-Assad blutig und bewusstlos schlagen. Wer ahnt schon, dass das 
gar keine Bilder aus Syrien sind, sondern uns viele Jahre alte Aufnahmen aus 
dem Irak unter amerikanisch-britischer Besatzung präsentiert worden sind. 
Syrien wird von China und Russland finanziert, nicht vom westlichen 
Bankensystem. 2001 beschließt der Iran, Öl nicht mehr gegen Dollars zu 
verkaufen. Damit verstößt er gegen eine seit 1971 geltende ungeschriebene 
Regel und wird so – wie auch Irak, Iran und Nordkorea – von George W. Bush 
der „Axis of Evil“ (Axe des Bösen) zugeordnet. Seitdem betreiben die 
angelsächsischen Mächte eine konsequente Politik der militärischen 
Einkreisung Irans und seiner Isolierung in der „Weltgemeinschaft“. Die USA 
saugen ¾ der Ersparnisse der ganzen Welt auf und finanzieren damit ihre 
Militärmacht. Mehr als 10.000 Milliarden Dollar sind in amerikanischen 
Staatsanleihen angelegt, die niemals zurückgezahlt werden, weil sie niemals 
zurückgezahlt werden können.

Der amerikanische Ökonom Adam P. Sharp hat den Schuldenberg der USA mit 202 
Billionen Dollar errechnet – fast eine Million für jeden einzelnen 
Amerikaner. Es ist eine Steuer, mit der die ganze Welt die US- 
Militärmaschinerie finanziert. Weil amerikanische Presseagenturen die 
Weltmeinung steuern, erfahren wir in unseren Medien davon nichts. Auf jeden 
Griechen entfällt nur der lächerliche Betrag von 30.000 Euro an staatlichen 
Schulden. Mit Rücksicht auf Europa wird Griechenland ohne Bomben 
unterdrückt. Die griechische Ägäis ist möglicherweise ebenso ölreich wie 
Libyen. Griechenland wird nun gezwungen, seine Reichtümer zu privatisieren.

Als der griechische Ministerpräsident George Papandreou im letzten Jahr sein 
Volk befragen wollte, ob er sich dem Diktat der Finanzmärkte beugen sollte, 
war der Druck auf ihn so stark, dass er wenige Tage später zurückgetreten 
ist. Vielleicht ist er damit einem Flugzeugabsturz entkommen. Er hätte nicht 
sein Volk, sondern den Finanzsektor fragen sollen. Demokratie irritiert die 
Finanzmärkte. Der Euro-Rettungsschirm ESM ist deshalb auch so konstruiert, 
dass Wähler auch ohne Bomben dem Diktat des Finanzsektors unterworfen 
werden. Besser als Krieg ist das schon.

US-Präsident Abraham Lincoln wollte den Dollar – eine Privatwährung – 
verstaatlichen und ist ermordet worden. John F. Kennedy hatte bereits 
staatliche Dollars ausgegeben. Am Tag seiner Ermordung hat sein Nachfolger 
Lyndon B., Johnson diese Maßnahme annulliert. USPräsident Franklin D. 
Roosevelt hat in seiner Antrittrede 1933 gesagt: Die Kreditgeber bestimmen 
die Religion und als einzige Methode zur Lösung der Schuldenkrise schlagen 
sie noch mehr Schulden vor. Der klassische Ökonom Adam Smith hat uns den 
Hintergrund dieser Zusammenhänge vor 250 Jahren offenbart: Es gibt zwei Wege 
zur Versklavung einer Nation. Der eine ist durch das Schwert, der andere 
durch Schulden. An diesem Punkt stehen wir heute wieder. Der amerikanische 
Finanzjournalist Max Keiser bezeichnet die Finanzmogule deshalb als 
Papierterroristen.

Krise als Chance – Es gibt eine Lösung

Sternstunden der Geschichte sind ohne Krise kaum zu haben. Seit 500 Jahren 
hat die Weltherrschaft einzelner europäischer Mächte immer etwa hundert 
Jahre gedauert: Portugal 1450 bis 1530, Spanien 1530 – 1640, Niederlande 
1640 – 1720, Frankreich 1720 – 1815, Großbritannien 1815 – 1920, USA 1920 
bis – das Ende naht. Schulden zementieren die Herrschaftsverhältnisse. In 
der Geschichte sind weit mehr Revolten durch Schulden ausgelöst worden als 
durch Sklaverei oder Unterdrückung. Die Sumerer hatten für Freiheit den 
Begriff Amargi und das bedeutete: Frei von Schulden.

Wir stehen an einem Wendepunkt in der Geschichte. Unsere Staaten haben sich 
verschuldet, um die Banken zu retten und sind nun handlungsunfähig. Die 
Finanzindustrie hat sich die Politik unterworfen. Die Regeln der 
Globalisierung zerstören den Mittelstand und drücken die Einkommen der 
Arbeitnehmer langfristig auf Weltlohniveau – heute das Niveau in China oder 
Indien, in einigen Jahren sicher etwas höher, aber weit unter europäischen 
Maßstäben. Mit grün bedrucktem Papier (der Privatwährung Dollar) kauft der 
Finanzsektor die Rohstoffe, Ländereien und werthaltigen Produktionsstätten 
der Welt auf und unterwirft die Menschen – ganz so wie Franklin D. Roosevelt 
und Adam Smith es vorausgesagt haben.

Kapital vermehrt sich von selbst. Weil Kapital (oder Geld) aber nicht 
arbeiten kann, muss diese Vermehrung von allen Nicht-Kapitalisten – 
Arbeitgebern und Arbeitnehmern in der Realwirtschaft – erarbeitet werden. 
Beide werden so zu Sklaven des Finanzsektors. Aber die Lösung ist einfach: 
Wir brauchen einen Systemwechsel, nach dem Geld sich nicht mehr von selbst 
vermehren kann und Reichtum nur noch durch Arbeit entsteht:

- Die Zentralbank steuert die Geldmenge. Geschäftsbanken verwalten die 
Guthaben auf ihren Girokonten im Auftrag der Zentralbank. Kredite können sie 
nur noch vergeben, wenn sie über entsprechende Einlagen verfügen. Das für 
den Wirtschaftskreislauf benötigte Geld überweist die Zentralbank direkt – 
und zinsfrei – an den Staat (in der Eurozone an die Staaten der Eurozone).

- Girokonten und Bargeld werden mit einer Gebühr belastet – einem 
Umlaufimpuls. Bei Bargeld geschieht dies mit einem Chip oder Barcode. Die 
Gebühr wird von der Zentralbank so festgelegt, dass der Zins auf dem Markt 
um Null pendelt. So kann sich Geld nicht mehr von selbst vermehren, wird 
aber von der Gebühr wieder in den Kreislauf gelockt. So wie Blut das Leben 
des Körpers und Wasser das Leben in der Natur erhält weil es fließt, erweckt 
dieses fließende Geld die Wirtschaft zum Leben und schafft Reichtum dort, wo 
Werte geschaffen werden.

- Bei einem Zins um Null sinken die in alle Preise hineinkalkulierten Zinsen 
sämtlicher Stufen der Wertschöpfungskette – heute im Durchschnitt 40 
Prozent. Darüber hinaus entfallen die Zinsbelastungen öffentlicher 
Haushalte. Zusammen macht das die Hälfe unserer Ausgaben aus. In Preisen von 
heute haben wir dann die doppelte Kaufkraft. Diese Verbesserung wird 
vermutlich über den Arbeitsmarkt durch die Erhöhung der Arbeitseinkommen 
erfolgen, weil viele Menschen mit doppelter Kaufkraft lieber halb so viel 
arbeiten als ihren Lebensstandard zu verdoppeln. Damit ist die Umverteilung 
von unten nach oben gestoppt. Die Finanzordnung wird zum Fundament einer 
solidarischen Gesellschaft.

- Eine Vermögenssteuer schöpft einen Teil der Vermehrung großer Vermögen ab 
und eine Erbschaftssteuer einen Teil großer Erbschaften. Kapitalflucht ins 
Ausland wird strafrechtlich geahndet. Für Angehörige von Staaten, die nicht 
kooperieren, wird eine Visumpflicht mit hohen Hürden eingeführt. Jegliche 
finanziellen Verbindungen mit solchen Staaten werden ebenfalls zum 
Straftatbestand – mit internationalem Haftbefehl. Bereits ins Ausland 
geflüchteten Inländern, die sich der inländischen Gerichtsbarkeit entziehen, 
wird die Staatsbürgerschaft aberkannt.

- Weil Reichtum nur noch durch Arbeit entsteht, öffnet sich die Schere 
zwischen Arm und Reich nicht noch weiter. Wir erhalten eine ausgewogene und 
faire Einkommensund Vermögensverteilung, die die unterschiedliche 
Leistungsfähigkeit der Menschen spiegelt. Das ist fair

- Spekulation kann sich allenfalls als eine Schaumkrone auf den Wellen des 
Meeres halten – eines Meeres von real wirtschaftenden Menschen und 
Unternehmen, die den Wohlstand aller erhalten und vermehren. Das ist 
vernünftiges Haushalten – oikos nomos, was Ökonomie auf Griechisch bedeutet.

- Hohe Einkommensunterschiede destabilisieren nicht länger die Nachfrage. 
Damit gehört das Auf und Ab von Konjunkturschwankungen der Geschichte an. 
Die Wirtschaft entwickelt sich stetig und gleichmäßig. Das ist nicht die 
Lösung aller Probleme, aber das Ende des zentralen Konstruktionsfehlers 
unserer Finanzordnung.

- Die neue Geld- und Finanzordnung macht plötzlich langfristige 
Investitionen rentabel. Das hat zur Folge, dass Unternehmen für die 
Zerstörung der Umwelt von den Finanzmärkten nicht mehr belohnt werden (wie 
es jetzt noch der Fall ist). Nachhaltiges Wirtschaften wird rentabel und 
setzt sich deshalb durch.

- Kriege zur Erhaltung des Systems sind unnötig und werden deshalb auch 
weitgehend verschwinden. Wir können einer anhaltenden Friedensphase entgegen 
sehen, in der es der Menschheit gelingen kann, den wunderschönen Planeten 
Erde in das zu verwandeln, als das er erschaffen worden ist: Ein Paradies 
für zehn Milliarden Menschen.

Das Undenkbare denken!

Wer Liebe in sich trägt und sie für sich behält, lässt sie verkümmern, denn 
Liebe braucht das Du und erblüht im Kontakt mit anderen Menschen. Wer Wissen 
hat und es für sich behält, zerstört es. Wer es mit anderen teilt, vermehrt 
es. Wer Geld hat und es für sich behält, kann täglich zählen, wie es sich 
vermehrt – so wie Der Geschäftsmann von Antoine de Saint- Exupéry, aber er 
erntet keine Freude und kein Glück. Geld heißt im Altenglischen gilt und das 
gleichlautende guilt heißt heute Schuld. Wer viel Geld hat, schuldet anderen 
etwas. Wenn er diese Schuld aber nicht sehen will, macht er sich schuldig an 
denen, die dieses sein Geld erarbeitet haben.

Diese Vorschläge finden Sie in keiner Zeitung, Radio- oder Fernsehsendung. 
Alle Redaktionen müssen gegenüber ihren Eigentümern oder großen Inserenten 
vorauseilenden Gehorsam leisten und die Lösung für eine Reform unserer Geld- 
und Finanzordnung totschweigen, wenn sie ihren Arbeitsplatz nicht riskieren 
wollen. Das können wir ihnen nicht verdenken. Deshalb ist das Internet der 
einzige Weg, diese Ideen zu verbreiten. Nutzen Sie ihn.

Unsere heutige Geld- und Finanzordnung nützt einem Prozent der Bevölkerung 
und benachteiligt 99 Prozent. Auch wenn Sie zu dem einen Prozent Nutznießer 
gehören: Wollen Sie in einer Revolution untergehen und alles verlieren? Es 
ist besser, Sie unterstützen diejenigen, die eine bessere Welt erschaffen 
wollen.

Ich habe eine Initiative mit begründet, die den Systemwechsel vorbereitet, 
den ich hier vorgestellt habe: http://www.lust-auf-neues-geld.de. Meine 
Kollegen und ich kommen gern zu Ihnen, wenn Sie ein Publikum für einen 
Vortrag oder ein Seminar organisieren. Rufen Sie uns einfach an oder 
schicken Sie uns eine Email. Sie sind nicht nur verantwortlich für das, was 
Sie tun, sondern auch für das, was Sie nicht tun. Nutzen Sie diese 
Sternstunde der Geschichte und werden Sie zum Mitschöpfer einer guten Zukunft.

Danke. Wolfgang Berger




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