[Debatte-Grundeinkommen] Sind Banken kriminell?
willi übelherr
wube at gmx.net
Mo Sep 24 00:23:47 CEST 2012
eine antwort an Gero Jenner zum geldsystem
Die Monetative – Sind Banken kriminell?
von Gero Jenner, 22.9.2012:
www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Monetative.html
verbreitet ueber die mailliste von Netzwerk Grundeinkommen
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liebe leserinnen,
dass Gero Jenner als prophet einer fiktiven marktwirtschaft agiert, um der
pluenderung der menschen zur legitimation zu verhelfen, konnten wir ja nun
schon oft in seinen texten nachvollziehen. auf diesem staubigen untergrund
ist es natuerlich schwierig, die realen beziehungen zu erkennen, auf dem
gesellschaftliche oekonomien ruhen. das ganze wird dann ein grosses,
undurchsichtiges theater.
an seiner einleitung sehen wir, dass es ihm nicht um eine gruendliche
analyse geht. er beginnt mit phrasen ueber verschwoerungstheorien. das
sollte uns, ruhend auf unseren erfahrungen, sofort skeptisch machen, wenn
wir damit in eine vorurteilsposition gedraengt werden sollen. das sind die
methoden von dieben, die ganz laut "haltet den Dieb" schreien, um von sich
abzulenken.
zunaechst um die grundlagen
wenn wir uns fuer ein geldsystem als abstraktes tauschmittel entscheiden,
dann haben wir uns mit einigen fragen zu beschaeftigen.
1.1) wie wird die wertrelation bestimmt zwischen konkreten guetern und
dienstleistungen zum abstraktum geld, also der tauschwert.
1.2) wie wird gesichert, dass jeder gesellschaftlich notwendigen leistung
auch ein entsprechendes tauschmittel zur verfuegung steht, damit es in
austausch treten kann.
1.3) wie wird geregelt, dass vorleistungen ohne direkten tauschprozess
gedeckt werden.
1.4) brauchen wir die wertspeicherungsfunktion des abstrakten tauschmittels
geld.
in der theoretischen konstruktion buergerlicher republiken haben wir 2 akteure.
2.1) singulaere personen und gruppen, die ruhend auf ihren individuellen
intentionen agieren.
2.2) der staat, der ein allgemeininteresse verfolgt.
darin kommt dem staat die aufgabe zu, die rahmenbedingungen zu schaffen und
zu erhalten, damit die privaten personen und gruppen agieren koennen.
eine einfache form
wenn wir 1.4 mit nein beantworten, also herausnehmen, dann haben wir die
moeglichkeit zu einer einfachen form. die gesellschaftlichen instanzen im
auftrag der allgemeinheit sichern die bedingungen fuer ein freies tun der
"privaten" akteure. das geld ist eine einfache abstraktion zum tausch von
taetigkeiten. die menge orientiert sich am allgemeinen bedarf. es wird
gewissermassen gesellschaftlich erzeugt, wenn es gebraucht wird und danach
wieder aufgeloest, wenn es fuer den speziellen tauschprozess nicht mehr
gebraucht wird. selbst die vorleistung fuer reale tauschprozesse sind kein
problem, da sie auf konkrete tauschobjekte sich beziehen und damit teil
dessen sind.
wie wir die wertspeicherungsfunktion letztlich aufloesen oder verhindern ist
eigentlich egal. wichtig hier ist nur, dass sie nicht existiert. und wir
damit zu einer gesellschaftlichen oekonomie kommen, die ohne parasitaere und
schmarotzende instanzen wirken kann.
auch die frage der breite und tiefe gesellschaftlicher aktivitaeten ist
offen definierbar, weil sie in ihrer logik auf die bedingungen fuer alle
sich konzentrieren. wir koennen ohne bruch unserer theoretischen
konstruktionsideen alle grundversorgungssyteme als gesellschaftliche
projekte organisieren und aus der tauschsphaere entfernen, weil sie
ebenfalls teil des erhaltungssystems des ganzen sind. wie
bildungsmoeglichkeiten, gesundheitsversorgung, wasser, abwasser,
elektrizitaet, transportsysteme materieller und immaterieller art und
kulturelle aktivitaeten. ruhend auf unseren intentionen haben wir hier keine
beschraenkung.
Gero versteht das nicht, weil er dies nicht verstehen will. also braucht er
nebelwolken, um fiktive anforderungen zu begruenden. Irving Fisher und Bernd
Senf verstehen dies sehr gut. es ist ihre motivation, das tauschmittel
selbst aus der warenform zu befreien und zu einem rein technischen objekt zu
degradieren. weil voellig richtig, nur konkrete taetigkeiten sinn machen und
fuer uns notwendig sind.
die komplizierte form
einleitend will ich einen satz von Albert Einstein zitieren, den er haeufig
verwendet hat. dieser satz ist nicht von ihm. er ist schon sehr alt: "das
Geniale ist immer einfach".
die konstruktionen unseres geldsystems mit den privaten banken, den
verschiedenen scheinbaren trennungen, den monstroesen reglementarien haben
alle den zweck, leistungslosen reichtum zu ermoeglichen, um ruhend auf der
arbeit anderer ein fuerstliches leben fuehren zu koennen.
indem uber das distributionssystem auf der abstrakten warenform Geld
abfluesse organisiert werden koennen, weil diese zwischenschicht
zwangskonstruiert ist, stehen die akteure gesellschaftlicher oekonomieen der
geld-verwertung ihrer lebensaeusserungen frei zur verfuegung. wenn wir
diesen zweck nicht sehen oder sehen wollen, verstehen wir nicht, warum wir
ein derartig absurdes umd monstroeses geldsystem haben.
der staat fungiert dann nicht mehr im interesse der allgemeinheit, sondern
das "allgemeininteresse" wird aus singulaeren gruppeninteressen abgeleitet
und er hat nur noch die aufgabe, jene bedingungen zu erhalten, damit die
abluesse aufrecht erhalten werden. dann ist es auch einfach, jede form der
ausgrenzung und ignorierung grosser teile der bevoelkerung zu organisieren,
wenn sie fuer das quantum der abfluesse keine bedeutung mehr haben.
das einzige problem dabei stellt sich in der erhaltung des wertes der
fiktiven geldmengen. und letztlich, wir sehen es, scheitert es an seiner
eigenen irrationalitaet. die geldmengen sind nicht mehr realisierbar, weil
sie nur noch etwa zu 1% reale deckung besitzen. da helfen dann auch keine
hilfskonstruktionen wie verschiebungsprozesse mehr.
weil aber die lebensgrundlagen der allgemeinheit von diesem
distributionssystem abhaengen, ist das quantum der werthaltung fuer die
gruppen der besitzer der fiktiven geldmengen bedeutungslos. inflation oder
deflation spielt fuer sie keine rolle, da sie immer von den realen
austauschprozessen ihre zufluesse erhalten.
dass die akteure politischer organisationen und sogenannter oekonomischen
theorien derart im nebel stochern, liegt an ihrer religioesen zuwendung zu
dieser sphaere. wir sehen ja, welchen bloedsinn die leute alles ernst
nehmen, wenn wir uns die christlichen ideologien vornehmen. da gibt es
nichts, was die grenzen von dummheit uebersteigt, um nicht mehr ernst
genommen zu werden. und so verhaelt es sich auch mit den vorstellungen von
geldsystemen. jedem unsinn ist grenzenlose unterstuetzung und reproduktion
sicher.
das sehen wir auch bei Gero.
er schreibt:
"Die Staatsschulden
Alles was die Notenpresse über den Geldbedarf einer wachsenden Wirtschaft
hinaus an Notenbankgeld in die Wirtschaft schleust, wirkt demnach per
definitionem inflationär. Natürlich auch alles Geld, das die Monetative dem
Staat für zusätzliche Ausgaben (Staatsschulden) zur Verfügung stellt.
Wenn der Staat sich daher das Geld für seine zusätzlichen Ausgaben bei der
Notenpresse als zinslose Darlehen beschafft (Fisher, S. 16) und auf diese
Art mittels der ihm unterstellten Druckerpresse Geld an sich selbst
verleiht, muss er sich dazu verpflichten, dieses Geld in der Folge von
seinen Bürgern als Steuer einzutreiben. Täte er das nicht, dann würde er die
Geldmenge einfach nach Belieben inflationieren. Im alten System war dies
nicht der Fall. Der Staat bezog die von ihm benötigten Summen aus der
Wirtschaft selbst, nämlich von jenen Reichen, die gern bereit waren, es ihm
gegen Zinsen zu leihen. Anschließend zog er es dann wieder mit Steuern aus
der Wirtschaft heraus, um die Gläubiger zu bezahlen.
"
um diesen unsinn von sich zugeben, muessen wir dazu in der lage sein. das
ist nicht einfach. aber es ist wie in der katholischen kirche. so wird auch
von der "Trinitaet" oder jungfraeulichen geburt geschwafelt. und 1/3 oder
1/4 der bevoelkerung sinken in bodenlose erleuchtung.
fuer Gero als wertspeicherungsapologet ist das geschehen natuerlich
furchtbar. wahrscheinlich lebt er nur davon und braucht es. "das Sein
bestimmt das Bewusstsein" hat uns Karl Marx mitgegeben. so wird dann alles
zulaessig, egal welcher schrott es in seinem wesen ist.
im bluetenstrauch von Gero gibt es natuerlich viele einzelne blueten:
"Wie und wen besteuert der Staat?
Welche Änderung wird nun dadurch erreicht, dass man die Ausgabe von
Staatsschulden den Geschäftsbanken nimmt und sie in die Hände des Staates
legt? Wir sagten schon: In beiden Fällen muss der Staat alles über den
Anstieg der volkswirtschaftlichen Leistung hinaus in die Wirtschaft
geschleuste Geld, anschließend wieder mit Steuern aus ihr entfernen, um die
Geldmenge nicht weiter und weiter aufzublähen. Wird diese Situation dadurch
besser, dass er im neuen System Geld an sich selbst verleiht? Das muss
durchaus nicht der Fall sein. Alles hängt nämlich davon ab, wie und wen der
Staat besteuert. Die Monetative, als eine die Staatsschulden finanzierende
Instanz, ist nur dann eine erwägenswerte Idee, wenn dieser Punkt vorher
geklärt wird - anders gesagt, wenn man die Besteuerung der großen Vermögen
ins Auge fasst.
"
oder
"Eine natürliche Grenze für Falschgeldschöpfung kann es nicht geben
Die Idee, dass eine kriminell tätige Branche die Regeln ihres
verbrecherischen Tuns von einer Aufsicht beglaubigen und kontrollieren
lässt, darf man wohl als fantastisch bezeichnen.
"
es lohnt nicht, sich den einzelnen gedankengaengen von Gero hinzugeben. jede
LeserIn befindet sich schnell in nebelwolken, wenn sie es versucht. da
helfen nur grundsaetzliche betrachtungen. und das setzt voraus, das sich
jede person eine eigene vorstellung erarbeitet, was eigentlich oekonomie ist.
mit lieben gruessen, willi, merida/venezuela
REDES Comunales Merida
www.redescomunalesmerida.wordpress.com
redescomunalesmerida at gmail.com
Am 22/09/2012 5:29, schrieb Dr. Gero Jenner:
To whom it may concern
Die Monetative – Sind Banken kriminell?
von Gero Jenner, 22.9.2012 (aktualisiertes Original unter:
http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Monetative.html)
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