From info at gerojenner.com Sun Sep 16 09:40:56 2012 From: info at gerojenner.com (Dr. Gero Jenner) Date: Sun, 16 Sep 2012 09:40:56 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] =?iso-8859-1?q?Das_Unternehmen_-_nebst_e?= =?iso-8859-1?q?inigen_Vermutungen_=FCber_menschliches_Gl=FCck?= Message-ID: <386A772C-886D-4D29-9D73-82996EE1F05C@gerojenner.com> To whom it may concern! Das Unternehmen - nebst einigen Vermutungen über menschliches Glück von Gero Jenner, 15.9.2012 (aktualisiertes Original unter: http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Das_Unternehmen.html) Menschliche Gesellschaften weisen im Allgemeinen nicht mehr als zwei Kernzellen auf: die eine ist die Familie oder Partnerschaft. Allen Fortschritten der In-vitro-Technologie zum Trotz wird sie auch heute noch für den Fortbestand der Spezies Mensch gebraucht. Die andere ist das Unternehmen, eine Institution zur Sicherung der physischen Selbsterhaltung einer Gesellschaft. Auch ihr Überleben scheint einigermaßen gesichert, selbst wenn das Paradies auf Erden verwirklicht wird: die bedingungslose Grundsicherung für alle, die mit Gottes Hilfe dereinst wie Manna vom Himmel regnet. Das Unternehmen hat also Zukunft. Es hat außerdem auch noch eine überaus lange Vergangenheit. Wir begegnen ihm zuallererst in Gestalt von Unternehmungen. So taten sich unsere fernen Ahnen, die Jäger und Sammler, in männlichen bzw. weiblichen Gruppen zusammen, um das Lebensnotwendige zu sammeln und zu erbeuten. Es spricht manches dafür, dass dies die bei weitem glücklichste Epoche menschlicher Geschichte war. Der Mensch verfügte über mehr Freizeit als jemals danach, vor allem aber brauchte er damals noch nicht in einer Klassengesellschaft zu leben. (1) Bauern und die jagende Minderheit Dann kam der Fortschritt im Zuge der sogenannten neolithischen Revolution. Um das menschliche Glück war es bald danach um vieles schlechter bestellt. Die kleinsten Produktionseinheiten waren nun die bäuerlichen ?Betriebe?. Die Jäger aber lebten trotzdem weiter, nämlich als Herrenschicht, die jetzt vor allem die Jagd auf menschliches Wild betrieb. Auf diese Art vergrößerte sie ihre Macht und ihren Herrschaftsbereich. Obwohl die jagende Minderheit selten mehr als fünf Prozent der Bevölkerung umfasste, verstand sie es doch, unter steter Androhung von Gewalt den größten Teil der von den übrigen 95% erwirtschafteten Güter ? Nahrung und Handwerksprodukte ? als Tribut für sich einzufordern. Wir lieben die großartigen kulturellen Errungenschaften, welche während der zehntausend Jahre Agrarzeit entstanden, müssten wir allerdings die Klagen der Massen hören, die das alles mit Ausbeutung und Versklavung bezahlten, so würde unser Genuss doch einigermaßen geschmälert. Die Anklagen des Karl Marx Jäger und Sammler hat es Hunderttausende von Jahren gegeben, die Agrargesellschaft brauchte weit eine kürzere Zeit, um sich von neuem zu häuten. Diesmal kam der Fortschritt mit der industriellen Revolution. Und wiederum wurde die Frage nach dem menschlichen Glück gestellt. Zunächst konnte es scheinen, als hätte der Mensch sich nun in ein neues noch viel schrecklicheres Unglück verrannt. So jedenfalls sah es Karl Marx, als er seine Anklagen gegen die unglaublichen Zustände in den Fabriken Manchesters erhob (er würde sie heute noch gegen die Kinderarbeit in Asien erheben). Zwischen den Herren der Unternehmen und der Arbeiterschaft bestand dasselbe Verhältnis totaler Abhängigkeit wie zuvor zwischen dem Fürsten und seiner Bauernschaft. Doch Wissen und Können veränderten das Unternehmen Doch diese Zustände währten nicht allzu lange. Sie bildeten nur eine Übergangsphase. Mit dem weiteren wissenschaftlich-technischen Fortschritt wurde auch die Struktur der Unternehmen verwandelt: Denn diese setzten bei ihren Mitarbeitern im Laufe der Zeit immer mehr Wissen und Können voraus. Die katastrophalen Missstände, die Marx damals beschrieb, ließen die Betriebe mit der Zeit weit hinter sich. Denn im Unterschied zur Sklavenarbeit, zu der sich jeder zur Not auch freiwillig verkauft, wenn er sonst nicht zu überleben vermag, lassen sich Wissen und Können weder verordnen noch erzwingen. Ein modernes Unternehmen muss entsprechende Anreize bieten, um Ingenieure, Entwickler, Informatiker, Marktanalysten etc. an sich zu binden. Die Bauernschaft der Agrarwirtschaften war noch ohnmächtig gegen den Zehnten des Staats und den zusätzlichen Zehnten der Kirche. Die Herren forderten und die Bauern hatten zu liefern ? es ging um ihr Überleben. Die heutigen Spezialisten, ohne die kein moderner Betrieb überlebt, sind in einer ganz anderen Position: Sie können Forderungen stellen. Der Betrieb ist zumindest ebenso sehr auf sie, wie umgekehrt sie auf den Betrieb angewiesen. Insofern werden wir, wie ich meine, behaupten dürfen, dass der Fortschritt von Technik und Wissenschaft die Summe menschlichen Glücks erhöhte. Innerbetriebliche Demokratie Aber Unternehmen ist nicht gleich Unternehmen. Nach Ende des zweiten Weltkriegs kam es nicht selten vor, dass ehemalige Kriegskameraden sich zu Gruppen zusammentaten, um in gemeinsamer und oft härtester Arbeit das zerstörte Land wieder aufzurichten. Der Chef war Primus inter Pares, nicht selten hat er für das gemeinsame Ziel noch härter als seine Mitarbeiter geschuftet. Die Analyse von Marx, in denen der Unternehmer pauschal als Ausbeuter hingestellt wird, zielt an solchen Verhältnissen völlig vorbei. Familienbetriebe, in denen sich auch die Mitarbeiter als gleichberechtigt empfinden, stellen die größte Annäherung an eine innerbetriebliche Demokratie dar. Doch hat es meist nicht lange gedauert, bis sich die Verhältnisse von diesem Idealzustand wieder entfernten und die betriebliche Demokratie im besten Fall in eine paternalistische Monarchie, im schlechtesten Fall in eine Diktatur oder gar Tyrannei überging. Denn die juristische Ordnung der Machtverteilung in Unternehmen weist deren Lenkung nicht dem größten Wissen und Können zu, sondern demjenigen, der - aufgrund welcher Zufälle auch immer - das größte Kapital in den Betrieb einbringt. In die Diktatur zurückgeglitten So geschah es nur allzu oft, dass zwar der Ersteigentümer mit den Kameraden noch von gleich zu gleich verkehrte, sein Sohn sich aber - kaum hatte er das Erbe seines Vaters angetreten - menschlicher Rücksichten durchaus enthoben fühlte: Seine juristische Stellung gibt ihm dazu das Recht. Nicht selten entschließt er sich, die Firma samt menschlichem und sachlichem Inventar an den Meistbietenden zu verkaufen. Auf eine solche Idee wäre nach dem Kriege noch niemand verfallen. Schon deswegen nicht, weil die arbeitsfähige Bevölkerung damals stark dezimiert und es daher schwierig war, überhaupt fähige und loyale Mitarbeiter für den Betrieb zu gewinnen. Das änderte sich nach wenigen Jahrzehnten. Bald ging das Angebot über die Nachfrage hinaus, und der Unternehmer machte nun wieder von seiner Macht Gebrauch. Während ? zumindest in Deutschland - die politische Verfassung demokratisch geworden war, fiel das Unternehmen, die produktive Urzelle der Gesellschaft, erneut in die feudale Ordnung zurück: Oben der Unternehmensfürst, der den Betrieb so mit sich selbst identifiziert wie Ludwig der XIV. ganz Frankreich mit seiner eigenen Person; unten die Masse der Mitarbeiter, die ebenso beliebig ersetzbar erscheint wie die im Betrieb verwendeten Maschinen. Von betrieblicher Demokratie und einer Gleichstellung der gleich Befähigten war keine Rede. Der Staat machte die Unternehmer zu seinen Steuereintreibern Der Staat stand und steht auf Seiten der Unternehmensfürsten, er machte sich zu ihrem Verbündeten. Dabei ging er wie der Feudaladel vor, der bestallte Steuereintreiber auf seine Güter schickte, um den Zehnten von der Bauernschaft einzutreiben. Dieselbe Aufgabe weist der heutige Staat den Unternehmern zu: Sie haben für den größten Teil staatlichen Einkommens zu sorgen. Den mächtigsten unter ihnen wird diese Aufgabe freilich versüßt. Der Staat räumt den Kapitalgebern und Vorständen der großen Konzerne zahlreiche Vergünstigungen ein. Auch in dieser Hinsicht kopiert er ziemlich genau das Verhalten des Adels gegenüber den von ihm beauftragten Steuereintreibern. Der daraus erwachsende Schaden ist heute so groß wie damals. Damit schadet der Staat der Wirtschaft. Er beschwert die Unternehmen mit einer Last, die sie zu Boden drückt ? vor allem die kleineren unter ihnen. Wie sehr dies der Fall ist, das beweist der hohe Grad der Verschuldung beinahe sämtlicher (mit Ausnahme der erfolgreichsten) Unternehmen. Diese Schuldenlast beträgt in Deutschland mehr als das Dreifache der Staatsverschuldung ? ein Faktum, das seltsamerweise so gut wie nie in den Lichtkegel öffentlicher Aufmerksamkeit gerät. Der Großteil deutscher Unternehmen - von ihren Konkurrenten im restlichen Europa ganz zu schweigen ? ist hochgradig verschuldet. Dazu konnte es kommen, weil der Fortschritt, der die moderne Gesellschaft aus dem Stadium der Agrarwirtschaft in das industrielle Zeitalter katapultierte, die archaischen Gewohnheiten staatlicher Steuererhebung praktisch unangetastet ließ. Arbeit wird durch Besteuerung bestraft In Agrarwirtschaften hatte die Gier der Herren (Adel und Klerus) nicht selten die Last auf den Schultern der Bauern so sehr erhöht, dass diese Haus und Hof aufgaben und das Land sich entvölkerte. Die Steuerlast auf Unternehmen und Arbeit wirkt sich ebenso hemmend aus. Arbeit ? ganz gleich, ob die eines Informatikers, eines Angestellten, Mechanikers oder die des Betriebschefs ? sollte grundsätzlich unbesteuert bleiben. Steuern sind eine Art von Bestrafung; der Staat bestraft also, was er im Sinne des Gemeinwohls auf jede Art fördern sollte. Denn im Betrieb finden Menschen zusammen, die mit der Erzeugung von Gütern ebenso für sich selbst wie für das Gemeinwohl sorgen. Der Unsinn einer Besteuerung der Arbeit ist nur aufgrund der historischen Genese der Industrie- aus der vorangehenden Agrargesellschaft zu verstehen. Der Staat hat der Arbeit die Würde genommen Ein Unternehmen sollte nur eine einzige Art von Steuern entrichten ? die aber in entsprechender Höhe: Im Sinne der Nachhaltigkeit sollte es für seinen Verbrauch an Energie und Rohstoffen einschließlich des Landverbrauchs für seine Anlagen, Büros etc. einen entsprechenden Beitrag an die Gesellschaft zahlen, weil er diese der Verfügung durch andere entzieht. Im Übrigen aber sollte die eigentliche Steuerlast den individuellen Verbrauch betreffen (soweit er ein steuerfreies Lebensminimum überschreitet). Denn statt die Gesellschaft durch die Arbeit jedes Einzelnen zu bereichern, nimmt der Verbrauch ihr etwas, und zwar umso mehr, je weiter sich der Einzelne durch einen überdurchschnittlichen Verbrauch vom unbesteuerten Minimum entfernt. Eine progressive Besteuerung des Konsums (nicht Mehrwertsteuer!) stellt einen Durchbruch für eine gerechte Verteilung dar. Aufgrund der Fortschritte in der Datenübertragung ist er seit Ende des vergangenen Jahrhunderts auch technisch zum ersten Mal möglich. (2) Aufkommensneutral wälzt der Staat die bisherige Steuerlast einerseits von der Arbeit auf den Rohstoff- und Energieverbrauch der Unternehmen und andererseits auf den individuellen Verbrauch der Konsumenten über. Das Einkommen für die geistige Arbeit eines Professors, Schriftstellers und Managers wird ebenso wenig angetastet wie für die körperliche Arbeit eines Schlossers oder Fliesenlegers. Statt dass er die Arbeit als strafwürdig behandelt, gibt der Staat ihr die Würde zurück. Die Fürsten leben nach wie vor in unserer Mitte Das wäre ein Fortschritt im Sinne Jeremy Benthams, nämlich in Richtung der Vermehrung des allgemeinen menschlichen Glücks. Allerdings stößt auch dieser Fortschritt auf Grenzen, denn die Fürsten, die vor der industriellen Revolution allein aufgrund ihrer Geburt Macht und Reichtum auf sich konzentrierten, leben ja weiterhin in unserer Mitte. Nur treten sie in neuer Verkleidung auf, nämlich als Manager und Aufsichtsräte. Den vielen Ackermännern und Winterkörnern braucht man nur ins Gesicht zu schauen, um in ihnen die zeitgenössischen Avatars ehemaliger Fürsten vom Schlage eines Talleyrand oder eines Metternich zu erkennen. Ihr unerschütterliches Selbstvertrauen, ihr hochmütig verfochtener Anspruch auf Macht und exorbitanten Reichtum lässt an dieser Deszendenz wenig Zweifel. Zweifel entstehen nur im Hinblick auf die Rechtmäßigkeit ihres Gebarens. Vielleicht übertreibe ich, aber ich möchte allem Anschein zum Trotz behaupten, dass Reichtum und Wohlstand in Deutschland nicht den geringsten Schaden nähmen, wenn die meisten dieser Leute von heute auf morgen verschwinden würden. Andererseits wird wohl kaum jemand meiner Feststellung widersprechen, dass die gesamte deutsche Wirtschaft augenblicklich zusammenbräche, wenn das gleiche Schicksal die Träger von Wissen und Können beträfe, also Ingenieure, Entwickler, Informatiker, Rechtsexperten etc. Die ersteren wären, so behaupte ich, schnell zu ersetzen. Das Wissen der letzteren aber wird nur in jahrelanger Ausbildung erworben. Nur langjährig erworbenes Wissen und Können sind unersetzbar Es besteht hier nämlich ein ähnliches Verhältnis wie zwischen Ministern und dem Beamtenapparat, der ihnen die nötige Expertise verschafft. Im Auftrag der Wähler gibt der Politiker die allgemeine Richtung vor, er legt sozusagen den Kurs des Staatsschiffes fest. Aber weil seine Aufgabe so allgemein ist, lässt er sich ohne Schaden ersetzen, und tatsächlich treten regelmäßig die Vertreter anderer Parteien an seine Stelle. Zerschlägt man dagegen den Apparat, der über das nötige Fachwissen verfügt, bricht im Staat augenblicklich das Chaos aus. Das gilt ebenso für Unternehmen. Mao Zedong hatte geglaubt, die Verhältnisse auf den Kopf stellen zu können. Im ?Großen Sprung nach vorn? setzte er ideologisch geschulte Kader an die Stelle der Experten und Ingenieure. Mit der richtigen Gesinnung, so glaubte er, würde man auch die richtigen Ergebnisse erzielen. Das Resultat war der totale Zusammenbruch der chinesischen Wirtschaft und eine Hungersnot, die Millionen von Menschen das Leben kosten sollte. Erst Deng Xiao Ping warf das Ruder herum. Mit der Losung, dass es wenig bedeute, ob eine Katze schwarz oder weiß ist, wenn sie nur Mäuse fange, stellte er Maos Lehre vom Kopf auf die Füße. Deng hatte begriffen, dass die richtige Gesinnung ohne Wissen und Können geradewegs ins Verderben führt. Mit diesem Pragmatiker begann der Aufstieg Chinas zur Weltmacht. Wissen und Können und die sie begründenden Bildungsinstitutionen wurden von da an systematisch gefördert. Am Beispiel Japans Die weitere Entwicklung bestätigt den Unterschied in der relativen Bedeutung von Fachwissen und organisatorischer Kompetenz. Der Erwerb von technisch-wissenschaftlichem Wissen und Können ist überall auf der Welt ein langwieriger Prozess, verbunden mit dem ebenso zeitraubenden Aufbau des dazu erforderlichen Ausbildungssystems. Doch kaum ist diese Grundlage hergestellt, so schießen die organisatorischen Talente, sprich Unternehmer, wie Pilze aus dem Boden. Denn die Fähigkeit, zu organisieren und zu lenken, gehört zur Grundausstattung des Menschen. In ihrer spontanen Entfaltung lässt sie sich auf jedem Schulhof beobachten. Daher braucht es uns auch nicht sonderlich zu verwundern, dass eine der bisher erfolgreichsten Industrienationen die Rolle des Managers bewusst diminutiv behandelt. Nach den bösen Erfahrungen, die sie mit dem Raubtierkapitalismus amerikanischer Prägung in den Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts machten, haben die großen japanischen Konzerne nach Ende des verlorenen Krieges die Rolle des Chefs bewusst klein gehalten. Auch wenn er an der Spitze eines Weltkonzerns stand, war er in der Regel nur Primus inter Pares. Das kam vor allem in seiner Entlohnung zum Ausdruck. Bis in die neunziger Jahre hat ein japanischer Konzernvorstand selten mehr als das Zehnfache seiner geringst bezahlten Mitarbeiter verdient. Seine Aufgabe ähnelte weitgehend der eines Politikers in einer modernen Demokratie. Im Auftrag der Belegschaft, aus der er fast immer durch Wahlen hervorging, sollte er die Richtung des Unternehmens vorgeben, die Kräfte aller Mitarbeiter auf bestmögliche Weise bündeln und vor allem für den Ausgleich von Spannungen und Rivalitäten sorgen. Er brauchte keine besonderen Fachqualitäten aufzuweisen, auf die konnte und sollte er bei seinen Mitarbeitern jederzeit zugreifen können. Dagegen wurde von ihm ein hervorragendes Gespür im Umgang mit Menschen verlangt - also in erster Linie moralische Qualitäten. Dass diese sich nicht mit der Stellung eines fürstlich entlohnten Unternehmensbosses vertragen, verstand sich für ihn wie für seine Mitarbeiter von selbst. Um nicht in den Verdacht zu geraten, dass ich die japanischen Zustände idealisiere: Ausbeutung gab es auch in japanischen Unternehmen, allerdings nicht die von Marx beschriebene durch einen Chef, der seine Mannschaft wie Sklaven behandelt. Vielmehr handelte es sich um die Selbstausbeutung der Mitarbeiter, die sich mit ihrem Unternehmen weit stärker als mit der eigenen Familie identifizierten. Bei uns existiert ein ähnliches Phänomen nur in Künstlerkreisen: Manche Musiker begeistern sich bis zur Selbstaufopferung für die eigene Sache. Unternehmen sind nicht mit Mehrheitsbeschlüssen zu lenken Diese Selbstaufopferung im Dienste des Unternehmens war eine japanische Spezialität, sie kann schwerlich als Vorbild für den Rest der Welt dienen. Daher bleibt es bei dem Problem, dass sich in der Kernzelle unserer Gesellschaft, dort, wo der Durchschnittsmensch die meiste Zeit seines bewussten Lebens verbringt, eine entscheidungsberechtigte Führung und eine weisungsgebundene Mehrheit mehr oder weniger deutlich getrennt gegenüber stehen. Dieses Problem ist mit einer einfachen demokratischen Lösung nicht zu bewältigen: Ein Unternehmen lässt sich nicht mit Mehrheitsbeschlüssen lenken. Das wäre nur sinnvoll und möglich, wenn jeder einzelne Mitarbeiter einen vollständigen Überblick über das ganze Unternehmen besäße. Bei größeren Unternehmen ist das eine unerfüllbare Forderung. Die Gamme reicht von demokratischer Mitbestimmung bis zum tyrannischen Menschenverschleiß So stehen sich Demokratie und Diktatur in westlichen Unternehmen bis heute unversöhnt gegenüber. Das oben beschriebene kleine Familienunternehmen wie auch eine Freundesgruppe, die gemeinsam einen Betrieb aufbauen, entsprechen dem demokratischen Ideal noch am ehesten. Ein Großunternehmen wie Apple unter Steve Jobs kommt einer Diktatur, wenn nicht gar Tyrannei, schon verdächtig nahe. Im besten Fall ? dann nämlich, wenn der Tyrann an der Spitze sich als ein Genie entpuppt ? rückt das von ihm geleitete Unternehmen zur Weltklasse auf; im schlechtesten wird es von einem Versager in den Ruin getrieben. Das sind Vorzüge und Nachteile, die ebenso auch für die politische Ordnung gelten. Demokratien bringen selten außerordentliche Führungspersonen hervor, dafür sind sie gegen Versager besser geschützt und stellen daher ? in langfristiger Perspektive ? die erfolgreichere Variante dar. Vergleicht man die amerikanische Industrie insgesamt mit den Leistungen Nippons, das seine gewaltige industrielle Stärke auf einem Gebiet kleiner als Kalifornien erzielte, so bestätigt Japan die Überlegenheit eines demokratischen Unternehmensmodells. Gewiss, Japan hat keinen Steve Jobs hervorgebracht, dafür befinden sich seine großen Konzerne in besserem Zustand als die Mehrheit amerikanischer Unternehmen. Das Rad der Geschichte zurückgedreht Was aber das allgemeine Glück betrifft, oder sagen wir bescheidener, die größere Zufriedenheit, so wird sie gewiss nicht von Unternehmen gefördert, in denen ein Tyrann von der Art eines Steve Jobs gnadenlos über das Schicksal seiner Mitarbeiter verfügt. (3) Den Schlüssel für den Erfolg einer Gesellschaft und wohl auch für das Glück der in den Unternehmen beschäftigten Menschen wird man woanders suchen müssen. Ein angemessenes Verhältnis zwischen langjährig erworbenem Wissen und Können auf der einen Seite und andererseits jener Funktion des Managements, die auf behutsamer menschlicher Lenkung und Koordination beruht, scheint mir ausschlaggebend zu sein. Auch Deutschlands einstiges Wirtschaftswunder hatte ja deutlich erkennbare psychologische Gründe. Es ist befriedigender, in einem Betrieb tätig zu sein, wo der Entscheidungsberechtigte nur als Erster unter Gleichen fungiert. Die gegenwärtige Entwicklung zielt dagegen eher in die von den Amerikanern vorgegebene Richtung. Künftige Unternehmenschefs werden auch bei uns an teuren Privatschulen ausgebildet, die nur den Reichsten im Lande zugänglich sind. Das ist eine gefährliche Weichenstellung. Wenn es noch irgendeines Beweises bedürfte, dass die Fähigkeit, Menschen zu lenken, nicht an teuren Privatschulen erlernt werden muss, dann haben Japan und das Reich der Mitte ihn deutlich genug erbracht. Das Privileg einer teuren Spezialausbildung für eine Managerkaste verfolgt nämlich einen ganz anderen Zweck. So wie die einstigen Fürsten in der Bevölkerung den Eindruck erwecken wollten, dass sie aufgrund ihrer Geburt ein Anrecht auf Macht und Reichtum hätten, so soll das teure Diplom sogenannter privater Eliteschulen einer Kaste künftiger Manager wiederum zu einem Titel verhelfen, der ihnen einen unanfechtbaren Anspruch auf Reichtum und Macht verleiht. So wird eine neue Klassengesellschaft geschaffen: Man dreht das Rad der Geschichte zurück. Die Trennung von funktionaler und materieller Macht Eine gerechtere Fiskalpolitik des Staates, welche den Verbrauch statt der Leistung besteuert, könnte hier Abhilfe schaffen. Sie nimmt die Last von der Wirtschaft, verleiht ihr also eine größere Vitalität, ja hindert den Staat daran, kleinere Unternehmen mit betrieblichen Vermögens-, Erbschafts- und Schenkungssteuern in den Ruin zu treiben. Stattdessen wird alles Sachvermögen in persönlichem Eigentum ? dazu gehören Villen, Yachten, Luxusautos ebenso wie der persönliche Anteil an Betrieben oder Aktien - durch eine progressive Besteuerung sinnvoll begrenzt. Das Unternehmensvermögen bleibt dem Zugriff des Staates entzogen, weil es das Resultat der Leistung aller seiner Mitarbeiter ist. Nur kann jedes Mitglied einschließlich der Führung daran nur einen maximalen Anteil halten, der Rest verteilt sich auf die Belegschaft und die außerbetrieblichen Gläubiger. Das persönliche Eigentum an Betrieben einschließlich des persönlichen Aktienbesitzes wird auf einen Maximalwert begrenzt. Entscheidend ist aber: Funktionale Macht und persönlicher (nicht betrieblicher!) Reichtum werden auf diese Weise getrennt. Die Ausübung funktionaler Macht wird nicht geschmälert. In jedem Betrieb ist die entscheidungsbefugte Führung so unverzichtbar wie in einem funktionierenden Staat. Die Trennung hat aber in einem Unternehmen dieselbe positive Auswirkung wie im Großen und Ganzen einer Gesellschaft. Demokratie funktioniert als eine von den Bürgern akzeptierte Staatsform ja nur, solange sie nicht zur Plutokratie verkommt, denn das ist der sicherste Weg, um die von ihr verheißene Chancengleichheit mit der Zeit immer mehr auszuhöhlen. (4) In der abendländischen Geschichte ist eine solche Trennung nicht neu Um ein Beispiel zu finden, wo diese Trennung erfolgreich war und den allgemeinen Reichtum vermehrte ? nicht zuletzt wohl auch das menschliche Glück, brauchen wir nicht nach Japan mit seinen so ganz andersartigen Traditionen zu blicken. Wir brauchen uns auch nicht auf die Aufbaujahre im Deutschland der Nachkriegsjahre zu beschränken. Ein erstaunliches Beispiel finden wir ebenso in der älteren europäischen Geschichte. In einer düsteren Epoche abendländischer Geschichte waren christliche Klöster Zentren der Bildung und nicht selten eines außerordentlichen Reichtums. Nicht wenige Äbte waren sehr mächtige Personen. Aber ihr persönlicher Reichtum war oft gering und zweifellos war ihre Glaubwürdigkeit in hohem Maße daran gebunden, dass funktionelle Macht und materieller Reichtum weitgehend getrennt worden sind. Das Kloster war reich, aber nicht der einzelne Bruder und ebenso wenig das Oberhaupt an seiner Spitze. Wer wie ich für eine Obergrenze individueller Vermögen plädiert (bezogen auf Geld- und Sachvermögen), (5) kann sich mithin auf gegenwärtige und geschichtliche Beispiel berufen und braucht sich durchaus nicht vor dem Einwurf zu fürchten, dass damit die Effizienz der Unternehmen oder gar das menschliche Glück geschmälert würden. Das Gegenteil ist der Fall. Die Unternehmen werden von einer schweren Last befreit und die Gesellschaft gestärkt. Oder ist es denn zu verstehen, wie man im gesellschaftlichen Ganzen die Demokratie stärken will, wenn man ihr das genaue Gegenteil in den produktiven Zellen, den Unternehmen, als nachahmenswertes Beispiel vor Augen hält, nämlich eine plutokratische Diktatur? 1 Zur größeren Freizeit unserer jagenden Ahnen vgl. Marvin Harris in: ?Our Kind?. 2 Auf welche Weise sich eine progressive Besteuerung des individuellen Konsums mit modernen Mitteln der Datenübertragung durchführen lässt, habe ich unter ?Neuer Fiskalismus? (http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Neuer_Fiskalismus.html) beschrieben. 3 Die Diktatur eines Steve Job war für die schwächeren Mitarbeiter nur deshalb halbwegs erträglich, weil Apple auf seinem Gebiet eines der weltbesten Unternehmen ist und die meisten der auch bei geringfügigen Anlässen gefeuerten Mitarbeiter, daher ziemlich mühelos neue Anstellungen fanden. 4 Wenn materielle Vorteilsnahme auch noch nach Abgabe der funktionalen Macht besteht, wie in der letzten Spiegelausgabe (2012/37; Seite 12ff) unter dem Titel ?Politik lohnt sich doch!? an den Beispielen Schröder, Fischer, Schily etc. beschrieben, dann ist das gewiss kein Beispiel für akzeptierte und akzeptable Demokratie. 5 In ?Wohlstand und Armut? habe ich die Gedanken über eine neue Rolle des Staates im Verhältnis zum Unternehmen skizziert und dann unter ?Neuer Fiskalismus? (http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Neuer_Fiskalismus.html) in größerem Detail ausgeführt. 12.09.17 ?EuroKalypse Now? Es gibt einen Weg aus der Krise!? ist soeben bei Metropolis erschienen. Vor dem Hintergrund der Fehlentwicklungen in Politik und Wirtschaft zeigt es Wege zur Überwindung der Krise auf. -------------- nächster Teil -------------- Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt... URL: From info at gerojenner.com Sat Sep 22 11:59:33 2012 From: info at gerojenner.com (Dr. Gero Jenner) Date: Sat, 22 Sep 2012 11:59:33 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Sind Banken kriminell? Message-ID: <3352E87D-8959-4EFF-8875-F1BD5A753434@gerojenner.com> To whom it may concern Die Monetative ? Sind Banken kriminell? von Gero Jenner, 22.9.2012 (aktualisiertes Original unter: http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Monetative.html) Wer das Hauptübel unserer Zeit in der Konzentration von ökonomischer und damit letztlich auch politischer Macht in wenigen Händen sieht, der neigt zur Skepsis gegenüber den Heilsversprechen jener Gurus, die mit einigen technischen Modifikationen, zum Beispiel im Geldbereich, gewaltige Wirkungen erzielen wollen. Das gilt etwa für die vor mehr als einem halben Jahrhundert vom US-amerikanischen Ökonomen Irving Fisher vorgeschlagene Reform des Geldsystems: 100% Money, die heute unter dem Titel ?Monetative? zunehmend Aufsehen erregt. Ihr Sex Appeal besteht zweifellos darin, dass sie eine einfache und scheinbar einleuchtende Erklärung für die gegenwärtige Krise bietet: Die Banken sind kriminell! Nun wird kaum jemand leugnen, dass Goldman Sachs, die großen Investmentbanken oder auch Schattenbanken und bankenähnliche Institutionen wie Hedgefonds zum Teil Aktivitäten von offenkundiger Illegalität betreiben. Hier also ist die Antwort auf die obige Frage ganz eindeutig: Ja, diese Banken sind kriminell, und vermutlich haben wir bisher erst die Spitze des Eisbergs einer global verbreiteten Kriminalität in den Blick bekommen. Die Geschäftsbanken sind hartnäckige Leugner Doch das ist nicht das Thema der Initiative für 100% Money - auch wenn sie natürlich von dem allgemeinen Abscheu gegen verbrecherische Aktivitäten im Geldsektor profitiert. Diese Initiative zielt ungleich tiefer: Sie behauptet nicht mehr und nicht weniger, als dass auch die vermeintlich so braven Geschäftsbanken, die ebenso wie die Deutsche Bundesbank der Mehrheit der Bevölkerung noch bis zu Beginn des neuen Jahrhunderts als Hort des Biedersinns und der Verlässlichkeit galten, in Wirklichkeit durchseucht seien von krimineller Tätigkeit und Energie. Hier, im scheinbar so honorigen Bereich einer privaten Geschäftsbank irgendwo auf dem Lande ? letztlich in jeder Geschäftsbank ? liege die Wurzel des Übels, und sie habe da schon zu einer Zeit gelegen, als niemand von einer Krise ahnte und besonders die Deutschen auf ihr funktionierendes Bankensystem besonderen Stolz empfanden. Denn diese Banken hätten schon damals auf hinterlistige Weise für sich usurpiert, was eigentlich nur die Notenbank darf: Sie schöpften in einem fort Geld aus dem Nichts. (1) Ihre kriminelle Tätigkeit sei, so behaupten die Apostel des 100% Money, bis heute endemisch. Sie wiege auch weitaus schwerer als die der großen vielfach angeprangerten Institutionen wie Investmentbanken, Hedgefonds etc.. Diese konnte man in der Krise immerhin überführen, und sie mussten ihre Verbrechen eingestehen. Leiter und Mitarbeiter der scheinbar so honorigen kommerziellen Banken aber haben sich aufs Leugnen verlegt. Stur behaupten sie, von einer solchen Geldschöpfung aus dem Nichts nicht einmal zu wissen! Mit anderen Worten, das gesamte private Geschäftsbankensystem hat sich gegen die Wahrheit verschworen! Wir haben es mit einer Verschwörungstheorie zu tun Es ist wichtig, diesen Umstand gleich zu Anfang zu betonen. Die auf Fishers 100% Money aufbauende Lehre der Monetative ist eine Verschwörungstheorie. Das tut ihrem Erfolg allerdings keinen Abbruch, im Gegenteil. Seitdem sich nun auch noch zwei Wissenschaftler des IWF in einem kürzlich erschienenen Artikel zu ihr bekennen, (2) hat diese Doktrin es bis in führende deutsche und österreichische Medien geschafft: die ?Zeit?, den Wiener ?Standard?, die ?Süddeutsche Zeitung?, den ?Spiegel? und das ?Handelsblatt?. (3) Die Verheißung Es ist das Kennzeichen aller Verschwörungsfabeln, dass sie einerseits eine genaue Vorstellung vom Ursprung des Übels haben, auf der anderen Seite aber auch ein Heilsversprechen abgeben, wie man das Übel erfolgreich bekämpft. Das gilt auch für die Monetative. Der Staat soll die Versorgung der Wirtschaft mit Geld ganz in die eigenen Hände nehmen ? eben in die einer Monetative (der Begriff stammt nicht von Irving Fisher, sondern geht auf Bernd Senf zurück) -, damit Privatbanken nicht länger ihrer kriminellen Tätigkeit, der Erzeugung von Buchgeld, frönen. Sei dies einmal gelungen ? und der Weg hierzu wird als ziemlich einfach beschrieben ? dann werde es in Zukunft weder Inflation noch Deflation, weder Boom noch Bust und natürlich auch keinen Run auf die Banken geben. Es klingt nach endgültiger Erlösung von allen Übeln des Kapitalismus, denn der Run auf die Banken und der dadurch bewirkte Kollaps des Systems wurde von jeher als eine Art jüngster Tag: der Tag der Abrechnung mit dem kapitalistischen Unrechtssystem gesehen. Ich werde mich in dieser Kritik hauptsächlich auf die Gedanken von Irving Fisher beziehen, wie sie in seiner Schrift 100% Money formuliert worden sind, weil diese den Grundstein für alle neueren bilden. (4) Also nicht auf die früheren Ansätze von Henry Simons und die späteren von Bernd Senf, Joseph Huber. Ebenso wenig gehe ich auf die beiden oben genannten IWF-Wissenschaftler ein, die durch ihr Eintreten für diese Gedanken ihnen auch Eingang in führende deutsche Medien verschafften. Ich werde zunächst das heutige und anschließend das von Fisher entworfene neue Bankensystem entwerfen, und zwar unter den folgenden sechs Titeln: 1) Wie funktioniert das heutige Bankensystem? Die Geschäftsbank als Wertpapier-, Spar- und Giralbank 2) Wie funktioniert das neue Bankensystem gemäß Irving Fisher? Die Geschäftsbank als Wertpapier-, Spar- und Giralbank 3) Kriminelle Geldschöpfung ? die Kernidee Fishers und der Monetative 4) Die Fakten: Wie gehen Geschäftsbanken tatsächlich vor? 5) Wozu sind sie theoretisch imstande? 6) Konklusion 1) Wie funktioniert das heutige Bankensystem? Die private Geschäftsbank nimmt drei Funktionen wahr, die auch institutionell streng voneinander getrennt werden könnten: Wenn dies geschähe, würde man sie in Wertpapier-, Spar- und Giralbanken zerlegen. Diese funktionale Trennung ist wichtig, um zunächst einmal die Frage zu stellen, in welcher der drei Funktionen die Geschäftsbank überhaupt von einem Run auf die Banken betroffen ist. a) Die Geschäfts- als Wertpapierbank in dieser Eigenschaft nimmt sie vom Staat und von privaten Akteuren wertbeständige (erstklassige) Wertpapiere entgegen, um beide im Gegenzug mit Notenbankgeld zu versorgen. Sie handelt dabei im Auftrag und unter Aufsicht der Notenbank, die diese Funktion auch selbst, also ohne den Umweg über die Geschäftsbank, wahrnehmen könnte. Entscheidend ist allerdings nicht, ob diese Funktion von der Notenbank selbst oder in deren Auftrag stellvertretend von den Geschäftsbanken ausgeführt wird, sondern ob es sich bei dieser Transaktion wirklich um wertbeständige Papiere handelt. Seit einiger Zeit ist das nicht mehr der Fall. FED und EZB nehmen schlechte bis potentiell wertlose Wertpapiere entgegen (z.B. griechische Staatsanleihen) und erzeugen so Willkürgeld und auf Dauer Inflation. Hier drängt sich der Verdacht auf illegales Verhalten auf. Es ist jedoch festzustellen, dass ein Run auf eine Geschäftsbank in ihrer Eigenschaft als Wertpapierbank ebenso wenig Sinn ergibt wie ein Run auf die Notenbank selbst. b) Die Geschäftsbank qua Sparbank Auch hier kommt ein Run kaum in Frage. Wer sein Geld auf zehn Jahre verleiht, weiß, dass er es erst nach zehn Jahren zurückerhält. Sparbanken verleihen das Geld der Sparer (Anleger) oder eigenes Kapital an private Haushalte, Unternehmen und an den Staat. In letzterem Fall leiten sie zinsträchtige Staatsobligationen an die Sparer weiter. Gewiss, Sparbanken können leichtsinnig operieren, indem sie das Geld der Anleger an windige Kreditnehmer verleihen und dabei keine hinreichenden (wertbeständigen) Sicherheiten verlangen. Dann kommt es zu faulen Krediten. Schlechtes Geschäftsgebaren findet man aber bei sämtlichen Unternehmen, nicht nur bei Banken. c) als Giralbank (mit Überweisungsfunktion) In ihrer Funktion als Giralbanken nehmen private Geschäftsbanken Tageseinlagen (d.h. jederzeit abrufbare Einlagen) entgegen. Den größten Teil dieser Einlagen pflegen Geschäftsbanken als kurzfristige Kredite auszuleihen. Dabei gehen sie von der statistisch begründeten Regel aus, dass die an beliebigen Tagen von ihren Kunden abgerufene Menge nur einen Bruchteil, z.B. nur ein Zehntel, der gesamten Einlagen beträgt. Neun Zehntel brauchen sie daher als Bargeld nicht vorzuhalten, sondern vergeben sie als Kredit, weil sie ja nicht an ruhendem, sondern ausschließlich an verliehenem Geld verdienen. In einer Situation der Panik verliert die statistische Regel allerdings ihre Geltung. Es kommt dann zu dem gefürchteten Run auf die Bank. Jeder will, ehe es zu spät ist, sein eigenes Geld abholen, zumindest jenes auf der Bank tatsächlich vorhandene Zehntel (um bei der Zahl des obigen Beispiels zu bleiben). Wenn die Geschäftsbank in einer derartigen Situation nicht bankrott gehen soll, muss ihr die Notenbank als ?lender of last resort? die übrigen neun Zehntel als kurzfristigen Kredit zur Verfügung stellen ? was sie gewöhnlich auch tut, falls die Geschäftsbank im übrigen seriöse Geschäfte betrieben hatte, also nicht zusätzlich eine so große Zahl fauler Kredite in ihren Büchern führt, dass sie ohnehin dem Bankrott entgegen trieb. Die neue Interpretation bei Irving Fisher Bei diesem Verständnis einer Giralbank - einer privaten Geschäftsbank in ihrer Eigenschaft als Depot für Tageseinlagen - ist von einer eigenen Geldschöpfung keine Rede. Seit Irving Fisher kommt jedoch genau an diesem Punkt eine substantiell abweichende Auffassung ins Spiel. Demnach geht die Giralbank in krimineller Absicht wesentlich anders vor. Sie betrachtet nämlich die jederzeit abrufbaren Einlagen in ihrer Gesamtheit als ?Mindestreserve? und hält diese vor. In dem eben genannten und den von Fisher angeführten Beispielen (Fisher, S. 30, 34, 101) betrachtet sie also alle Tageseinlagen als das vorzuhaltende Zehntel, um auf dieser Grundlage neun Zehntel fiktives Buchgeld als reine Ziffern aus dem Nichts zu schöpfen. Diese neun Zehntel an nicht-existentem Falschgeld verleiht sie anschließend an Kreditnehmer und verdient daran genauso wie an tatsächlichem Geld. Mit diesem Verstoß gegen die Legalität tritt die private Geschäftsbank nicht nur in Konkurrenz zur Notenbank als einzig zur Geldschöpfung legitimierter Instanz, sondern übertrifft deren Tätigkeit quantitativ sogar um ein Vielfaches. Fishers Theorie zufolge schleust die private Geschäftsbank gleich auf zweifache Art Geld in die Wirtschaft. Einmal, weil sie in ihrer Funktion als Wertpapierbank im Auftrag der Notenbank und gegen entsprechende Sicherheiten auf durchaus legale Weise echtes Geld in die Wirtschaft bringt. Das zweite Mal, weil sie in ihrer Eigenschaft als Giralbank auf kriminelle Weise Unmengen an fiktivem Geld aus dem Nichts hervorzaubert, um dieses Nichts dann für den eigenen Profit zu versilbern. 2) Wie funktioniert das neue Bankensystem gemäß Irving Fisher? Fisher kennt den Begriff der ?Monetative? nicht. Er spricht stattdessen von einer vom Staat eingesetzten ?currency commission? (Währungskommission). Im neuen System werden die drei Funktionen einer Geschäftsbank zum Teil grundlegend modifiziert. a) Die Geschäfts- qua Wertpapierbank Diese Funktion wird im neuen System völlig aus der Geschäftsbank ausgegliedert und statt dessen in einer einzigen staatlichen Wertpapierbank (der currency commission) zusammengefasst. Über die ihm unterstellte Notenpresse versorgt der Staat jetzt sich selbst und die Wirtschaft unmittelbar ? also ohne das Dazwischentreten der Geschäftsbanken ? mit Geld. Hier fließen zwei im alten System sorgfältig getrennte Funktionen zusammen: a) die Funktion der Vorsorgung der Wirtschaft mit Geld, wann immer das aufgrund steigender volkswirtschaftlicher Leistung nötig erscheint, und b) die Finanzierung von Staatsschulden. Im alten System konnten private Wirtschaftsakteure bei Geschäftsbanken erstklassige Wertpapiere hinterlegen, um dafür Notenbankgeld zu erhalten. Eine Steuerungsgebühr (sogenannter Leitzins) sorgte zusätzlich dafür, dass bei schrumpfender Wirtschaft dieser Prozess ebenso in umgekehrter Richtung erfolgen konnte: Die wertbeständigen Papiere gingen in diesem Fall wieder an die privaten Akteure zurück, während das von der Notenbank (über die Geschäftsbanken emittierte) Geld im Gegenzug wieder von der Notenbank absorbiert worden ist. So wurde die Menge des umlaufenden Geldes geregelt, um Preisstabilität zu sichern. Denn ein Zuviel an umlaufendem Geld bewirkt ? ceteris paribus ? Inflation, ein Zuwenig hat deflationäre Folgen. Irving Fisher wurde von Silvio Gesell beeinflusst Irving Fisher kannte und schätzte die Ideen von Silvio Gesell. Dieser hatte für die Versorgung der Wirtschaft mit Notenbankgeld eine andere Lösung vorgeschlagen. Bei zunehmender volkswirtschaftlicher Leistung sollte ein staatliches ?Währungsamt? (eine Parallele zu ?Monetative? und ?Währungskommission?) frisch gedrucktes Notenbankgeld dem Staat überlassen, der den Bürgern dann Steuern im gleichen Umfang erlässt. (5) Umgekehrt sollte bei abnehmender Wirtschaftsleistung ein entsprechender Teil der Steuern vom Staat nicht ausgegeben, sondern im Schredder vernichtet werden. Alles zusätzliche Geld, das bei wachsender Wirtschaftsleistung benötigt wird, fließt also nicht länger in private Hände, sondern in die Kassen des Staates. Das ist eine vortreffliche Idee, die allerdings ebenso wie das jetzige Verfahren einen prozyklischen Effekt hat. In Zeiten des Aufschwungs profitieren Staat und Bürger, in Zeiten des Abschwungs geht es beiden schlechter. Die Staatsschulden Alles was die Notenpresse über den Geldbedarf einer wachsenden Wirtschaft hinaus an Notenbankgeld in die Wirtschaft schleust, wirkt demnach per definitionem inflationär. Natürlich auch alles Geld, das die Monetative dem Staat für zusätzliche Ausgaben (Staatsschulden) zur Verfügung stellt. Wenn der Staat sich daher das Geld für seine zusätzlichen Ausgaben bei der Notenpresse als zinslose Darlehen beschafft (Fisher, S. 16) und auf diese Art mittels der ihm unterstellten Druckerpresse Geld an sich selbst verleiht, muss er sich dazu verpflichten, dieses Geld in der Folge von seinen Bürgern als Steuer einzutreiben. Täte er das nicht, dann würde er die Geldmenge einfach nach Belieben inflationieren. Im alten System war dies nicht der Fall. Der Staat bezog die von ihm benötigten Summen aus der Wirtschaft selbst, nämlich von jenen Reichen, die gern bereit waren, es ihm gegen Zinsen zu leihen. Anschließend zog er es dann wieder mit Steuern aus der Wirtschaft heraus, um die Gläubiger zu bezahlen. Umverteilung von unten nach oben In beiden Fällen muss der Staat, wenn er das Geld der Bürger nicht schlicht durch Inflation entwerten, und dabei vor allem den armen Teil der Bevölkerung schleichend enteignen will, alles von ihm im Wege der Staatsverschuldung aufgenommene und anschließend für seine Zwecke ausgegebene Geld also später durch Besteuerung wieder aus ihr entfernen. Im alten System wurde die soziale Umverteilung von unten nach oben durch staatliche Verschuldung deutlich gefördert. Der Staat kommt mit den laufenden Steuereinnahmen nicht aus. Deshalb leiht er sich von den Reichen, denen er das entliehene Kapital Jahre später zuzüglich der dafür fälligen Zinsen zurückerstattet. Die letzteren kassiert er dann in erster Linie beim Mittelstand ? die wirklich Reichen wissen sich im derzeitigen System legal oder illegal sehr erfolgreich zu wehren. Hier liegt das eigentliche Problem. Eine sozial verträgliche Art, das Problem der Staatsverschuldung zu lösen, kann nicht darin bestehen, dass der Staat von einer reichen Minderheit leiht, um sie durch das um Zinsen vermehrte Kapital nur noch reicher zu machen, sondern dass er von ihnen in angemessenem Umfang dieses Geld in Gestalt von Steuern kassiert. Wie und wen besteuert der Staat? Welche Änderung wird nun dadurch erreicht, dass man die Ausgabe von Staatsschulden den Geschäftsbanken nimmt und sie in die Hände des Staates legt? Wir sagten schon: In beiden Fällen muss der Staat alles über den Anstieg der volkswirtschaftlichen Leistung hinaus in die Wirtschaft geschleuste Geld, anschließend wieder mit Steuern aus ihr entfernen, um die Geldmenge nicht weiter und weiter aufzublähen. Wird diese Situation dadurch besser, dass er im neuen System Geld an sich selbst verleiht? Das muss durchaus nicht der Fall sein. Alles hängt nämlich davon ab, wie und wen der Staat besteuert. Die Monetative, als eine die Staatsschulden finanzierende Instanz, ist nur dann eine erwägenswerte Idee, wenn dieser Punkt vorher geklärt wird - anders gesagt, wenn man die Besteuerung der großen Vermögen ins Auge fasst. Eine Monetative könnte auch brandgefährlich sein Andernfalls könnte sich der Vorschlag von Irving Fisher als brandgefährlich erweisen. Ich vermag nämlich nicht einzusehen, was einen Staat und unsere Politiker, die ja im neuen System zu Herren der Druckerpresse aufrücken, ernstlich davon abhalten könnte, im eigenen Auftrag einfach beliebig viel Notenbankgeld zu kreieren und an sich selbst zu verleihen, zur gleichen Zeit aber auch den Bürgern eine weitere Wohltat zu erweisen, indem sie diese mit Steuern verschonen (derartige Versprechen pflegen jedenfalls im Programm jeder Partei zu stehen). Statt sie zu besteuern (vor allem die Reichen, die sich dagegen immer am heftigsten und erfolgreichsten wehren), drucken sie unbekümmert Geld für den Staatsbedarf und entwerten das Geld. Da sich die Vermögenden durch Flucht in Sachwerte auf einfache Art vor Inflationen schützen, werden im Endeffekt allein die Armen ärmer. Der Vorteil, dass der Staat im neuen System zinslose Darlehen erhält, könnte durch diesen Nachteil weit in den Schatten rücken. Die Unabhängigkeit der Notenbank vom Staat ist eine große Errungenschaft! Man vergesse nicht: Staatsschulden entstehen, weil eine Regierung mehr ausgeben möchte, als sie auf dem Weg des regulären Steueraufkommens als Einnahmen bezieht. Bisher lockte sie die Reichen, damit diese ihr mit Krediten helfen. Sie leihen dem Staat gern gegen Zinsen, weil sie ja wissen, dass er nicht den Mut aufbringt, es ihnen im Sinne des Gemeinwohls in Form von Steuern zu nehmen. Und nun soll er diesen Mut im neuen System auf einmal besitzen? Diese Annahme halte ich für reichlich kühn. Das Gegenteil ist leider sehr viel wahrscheinlicher: Da der Staat nun über die Druckerpresse verfügt, wird er es allen recht machen wollen. Er fordert die Monetative zum Gelddrucken auf und setzt gleichzeitig die Steuern herab. Die Inflation tritt ja immer erst mit einiger Verspätung ein. Institutioneller Anreiz zur Misswirtschaft In Deutschland und vielen anderen Staaten hat man diese Gefahr der Manipulation der Druckerpresse durch die herrschende Macht absichtlich dadurch gebannt, dass man die Notenbank (Bundesbank) zu einer politisch unabhängigen Institution erhob und ihr den Auftrag gab, die Preisstabilität zu erhalten. Eine Finanzierung der Staatsschuldung durch die Notenbank war damit ausgeschlossen. Wie sich inzwischen zeigt, ist die EZB weit abhängiger von politischem Druck ? offensichtlich nicht zum Vorteil des Geldsystems. Eine Monetative, die sich gemäß dem Vorschlag Gesells darauf beschränkt, ihrer volkswirtschaftlichen Leistung entsprechend die Versorgung der Wirtschaft mit Notenbankgeld zu sichern, halte ich für eine hervorragende Idee, eine Monetative, welche Staatsschulden finanziert, nicht nur für bedenklich, sondern für einen institutionellen Anreiz zur Misswirtschaft. b) Die Geschäfts- qua Sparbank soll im neuen System weitgehend unverändert bleiben (Fisher, S. 16, 63). Nach wie vor funktioniert sie als vermittelnde Agentur zwischen Sparern, von denen sie Bargeld erhält, und Kreditnehmern, an die sie dieses Bargeld verleiht. In einer Hinsicht unterscheidet sie sich allerdings deutlich von ihrem Vorgänger im alten System. Die private Geschäftsbank darf in ihrer Funktion als Sparbank kein Geld mehr an den Staat verleihen ? oder besser gesagt, diese Funktion soll nicht länger benötigt werden. Tatsächlich sind Fisher und die Leute in seinem Gefolge im Hinblick auf die Sparbank jedoch inkonsequent. Auch die Sparbanken könnten sich im neuen System radikal ändern. Dazu mehr unter ?Kriminelle Geldschöpfung ? die Kernidee Fishers?. c) Die Geschäfts- qua Giralbank von einem temporären Depot mit zusätzlicher Kreditfunktion im alten System mutiert sie im neuen zum simplen Schließfach. Alle jederzeit abrufbaren Einlagen werden von Kunden in bar eingezahlt, bleiben in bar auf der Bank und können deshalb auch jederzeit in bar abgehoben werden. Ein Run auf die Banken ist damit prinzipiell ausgeschlossen Dies ist ein gewaltiger Vorteil des neuen Systems! Er wird allerdings mit einem schwerwiegenden Nachteil erkauft. Bedenkt man, dass in Deutschland die Sparquote an die zehn Prozent beträgt, mithin zehn Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens an die Sparbanken gehen, so bedeutet dies andererseits, dass der Rest des Einkommens von an die 90% mehr oder weniger lange in den Schließfächern ruht. Anders gesagt, bis zu 90 Prozent des gesamten verfügbaren Haushaltseinkommens wären im monatlichen Wechsel von Einkommensbezug und Haushaltsausgaben vorübergehend in Schließfächern auf Eis gelegt. Genauso verhält es sich in ökonomisch unterentwickelten Staaten So wurde etwa in Indien das Familienvermögen von den Frauen in Form von goldenen Fuß- und Armringen am Körper getragen oder es verschwand in den Schatzkammern der Fürsten und Tempel. Die entscheidende Errungenschaft moderner Gesellschaften und ihres Bankensystems besteht gerade darin, ein Maximum von Geld beständig im Umlauf zu halten (mit Ausnahme natürlich der jederzeit für die zu erwartenden Abhebungen verfügbaren Barreserve). Aufbewahrtes Geld ist für die Wirtschaft tot. Nur der rollende Rubel lässt auch die Güter rollen und bringt die Wirtschaft zum Blühen! Eine bessere Lösung Hier besteht ein Dilemma, das meines Erachtens keine eindeutige und schon gar keine einfache Lösung zulässt. In meinem neuen Buch ?Eurokalypse Now? Es gibt einen Weg aus der Krise!? schlage ich dafür folgende Lösung vor: ?Dieses Übel lässt sich durch eine Unterscheidung verschiedener Güteklassen von Giralbanken beheben. Solchen, die ausschließlich als Schließfächer mit Überweisungsfunktion tätig sein dürfen, stehen andere gegenüber, die sehr wohl auch Kredite vergeben. Nur die ersten garantieren die Einlagen zu hundert Prozent, erheben aber entsprechende Aufbewahrungsgebühren. Die zweiten dagegen dürfen dem Publikum gegenüber keine Einlagengarantie abgeben, und im Konkursfall ist jede Hilfe von Seiten der Allgemeinheit vertragsgemäß ausgeschlossen. Bei Giralbanken minderer Bonität muss der Bürger also von vornherein mit einem Risiko rechnen, das im Extrem bis zu einem Totalverlust reichen kann. Im Gegenzug entfallen die Kontogebühren, im besten Fall wird er sogar mit Zinsen belohnt, weil die Bank statistisch davon ausgehen kann, dass im Normalfall immer nur ein Bruchteil der eingelegten Gelder tatsächlich auch abgerufen wird. Die Existenz von Giralbanken minderer Bonität setzt die Gefahr deflationärer Tendenzen auf ein Minimum herab.? Dieses System ist gegen einen Run auf die Banken nicht zu hundert Prozent gefeit wie die Fishersche Alternative, dafür umgeht es die lähmende Wirkung deflationärer Tendenzen. (6) 3) Kriminelle Geldschöpfung ? die Kernidee Fishers und der Monetative Reserve ist ein sinnvolles Konzept im Hinblick auf das von den Bankern als völlig normal bezeichnete Verfahren, jenen Anteil der Tageseinlagen zurückzulegen, mit dessen Abhebung sie täglich rechnen müssen. Im obigen Beispiel nahmen wir mit Irving Fisher an, dass dieser Teil 10% der gesamten jederzeit abrufbaren Einlagen ausmacht. Nicht anders ist es mit Reserven im Sparbereich. Auch sie sollen die Gläubiger vor Ausfällen schützen. Die Bank muss damit rechnen, dass ein Teil ihrer Kredite sich als uneinbringlich erweist. Sollte dies etwa auf 10% zutreffen, so dient ihr eine Reserve von 10% als Puffer. Bei Tageseinlagen muss sie natürlich mit beidem gleichzeitig rechnen: einerseits mit der Möglichkeit, dass von den 90% (um im obigen Beispiel zu bleiben), die sie als Kredite vergeben hat, ein paar Prozente sich als uneinbringlich erweisen und natürlich mit täglichen Abhebungen dieser Einlagen, für die sie ebenfalls das nötige Bargeld bereithalten muss. Giralgeldkunden ebenso wie Sparer sind also Gläubiger der Bank. Die Reserve dient ihrem Schutz. So sehen es die Banker in Tausenden von Geschäftsbanken in Deutschland und anderen Ländern mit einem halbwegs seriösen Bankensystem. Und so handeln sie auch nach eigener Überzeugung. Glaubt man hingegen Irving Fisher und seiner Gefolgschaft, so verhält es sich in Wahrheit ganz anders. In ihrer Funktion als Giralbank verzichtet die Geschäftsbank bewusst auf den Gewinn, den ihr die Verleihung von 9/10 der täglich im Schnitt unabgerufenen Tageseinlagen einbringen würde. Stattdessen hält sie sämtliche eingezahlten Tageseinlagen zurück. Diese Gesamtheit dient ihr nun aber als Grundlage, um das Neunfache dieser Summe an Pseudogeld in Gestalt bloßer Ziffern zu erzeugen und als Kredit zu verleihen. Der Begriff der Mindestreserve wird dabei verdreht Dabei begehen die Theoretiker des 100%-Money einen auffallenden logischen Fehler. Sie höhlen nämlich den Begriff der Reserve aus, der in ihrem System schlechterdings sinnlos wird. Das im tatsächlichen Vorgehen der Banken in bar zurückgehaltene Zehntel der gesamten Einlagen war eine wirkliche Reserve zum Schutz der Giralgeldkunden (also der Gläubiger), wenn die Bank jedoch, wie von Irving Fisher behauptet, die Gesamtheit der Tageseinlagen in bar zurückhält, dann ist das keine Reserve, sondern ein vollständiger Schutz der Gläubiger, die ihre Einlagen ja in jedem beliebigen Zeitpunkt zu 100% wieder abheben können. Die Vergabe des von den Banken selbst geschaffenen Pseudogelds braucht sie überhaupt nicht zu kümmern. (7) Die Mindestreserve wird zur Groteske Die Bezeichnung der gesamten Giroeinlagen als Reserve ist ein logischer Unfug. Geradezu grotesk wird es aber, wenn dann auch noch behauptet wird, die Geschäftsbank würde sich aufgrund eines von der Bankenaufsicht vorgeschriebenen Mindestreservensatzes eine Grenze bei der Schöpfung von Buchgeld auferlegen. In unserem Beispiel also die Verpflichtung eingehen, nur das Neunfache an fiktivem Geld als Kredit zu vergeben. Das würde bedeuten, dass sich die Geschäftsbank bei ihren kriminellen Tätigkeiten bewusst der staatlichen Aufsicht unterstellt! Eine natürliche Grenze für Falschgeldschöpfung kann es nicht geben Die Idee, dass eine kriminell tätige Branche die Regeln ihres verbrecherischen Tuns von einer Aufsicht beglaubigen und kontrollieren lässt, darf man wohl als fantastisch bezeichnen. Wenn dies aber so ist, dann muss man sich eingestehen, dass es für eine Geschäftsbank überhaupt keine Begrenzung für die Schöpfung von Buchgeld gäbe, jedenfalls keine, bei der sie das Eingreifen einer Aufsicht zu fürchten hätte. Diese Ansicht vertrat John Maynard Keynes in seinem Buch ?Vom Gelde?. Erst in der ?General Theory? besann er sich eines Besseren und verwarf die Theorie der Buchgeldschöpfung überhaupt als das, was sie in Wahrheit ist, nämlich eine Gedankenverirrung. (8) Und warum wird das Pseudogeld nicht ebenso in der Sparbank geschöpft? An diesem Punkt sind wir freilich der Absurdität der Fisherschen Verschwörungslehre noch nicht bis auf den Grund gegangen. Denn es sollte eigentlich offensichtlich sein, dass eine verbrecherische Geschäftsbank in ihrer Funktion als Sparbank ganz genauso fiktives Geld schöpfen und dann als Kredit verleihen könnte wie in ihrer Funktion als Giralbank. Und sie könnte auch auf dieselbe Weise verfahren, indem sie nämlich sämtliche Spareinlagen in bar zurückhält und diese als ?Reserve? betrachtet. Schreibt die Bankenaufsicht also eine Mindestreserve von einem Zehntel für alle Spareinlagen vor, so würde sie in ihrem kriminellen Bemühen (wenn auch aus einem ganz und gar unerfindlichen Grund) die Mindestreservenregel befolgen und maximal das Neunfache an fiktivem Kreditgeld schöpfen. Man rechne sich einmal aus, was das für Deutschland bedeuten würde! Die gesamten Spareinlagen belaufen sich hier auf etwa 5 Billionen Euro. Tief in die Kriminalität abgeglitten, wie die deutschen Geschäftsbanken angeblich sind, könnten sie aus diesen 5 Billionen ganze 9x5 oder 45 Billionen Pseudogeld mitsamt den ihnen entsprechenden Krediten zaubern. Warum haben sie das nicht längst schon getan? Der Übergang vom alten zum neuen System ist praktisch unmöglich Weil der Begriff der Reserve im neuen System seinen Sinn verliert und es überhaupt eine fantastische Annahme ist, dass eine kriminell tätige Bank sich an amtliche Vorschriften hält, ist nicht einzusehen, wie der Umfang des vermeintlich geschöpften Pseudogelds überhaupt ermittelt oder auch nur abgeschätzt werden kann. Damit gerät dann aber auch der Übergang vom alten Bankensystem zum neuen 100% Money-System ins Wanken. Fisher zufolge, soll er in der Weise erfolgen, dass die Währungskommission Staats- und andere Wertpapiere so lange bei den Geschäftsbanken aufkauft, bis die Gesamtsumme alles von den letzteren frei geschaffenen Pseudogelds damit abgedeckt ist ? womit dann auch seine hundertprozentige Deckung erreicht ist (und damit aus Falschgeld, das nur in Ziffern besteht, wirkliches jederzeit verfügbares Bargeld wird). Daher der Name 100% Money. Ein höchst riskantes Unternehmen! Sollte nämlich das von den Verschwörern aus dem Nichts geschöpfte Pseudogeld nur in der Fantasie von Irving Fisher und seinen Adepten bestehen, würde man auf diese Weise das ganze Bankensystem hoffnungslos aus dem Gleichgewicht bringen. Wenn aber die Geschäftsbanken solches Fiktivgeld wirklich schöpfen, dann ist die Situation kaum besser. Da es jedenfalls eine absurde Annahme ist, dass kriminell agierende Banken sich einem amtlich verordneten Mindestreservenzwang unterwerfen, ist ihrer Pseudogeldschöpfung de facto keine Grenze gesetzt. Das Währungsamt wäre daher gezwungen, unbegrenzt und ohne Ende Schuldtitel aufzukaufen! Und wann und wie will es überhaupt wissen, ob das Limit der vollen Deckung des Buchgelds erreicht ist? 4) Die Fakten. Wie gehen Geschäftsbanken tatsächlich vor? Irving Fisher schrieb unter dem Eindruck des größten Wirtschaftskollapses, den die Eigentumsgesellschaft bis dahin erlitten hatte. Er nennt die folgenden Zahlen. 1926 belief sich das Privatvermögen der Amerikaner auf ca. 26 Mrd. Dollar, davon 4 Mrd. umlaufendes Bargeld und 22 Mrd. an Scheckbuchgeld, d.h. an Guthabentiteln bei den Privatbanken. (Zwischen 1926 bis `29 stieg diese Summe auf 27 Mrd., weil sich das Scheckbuchgeld um eine 1 Mrd. erhöhte). Die 22 Mrd. Scheckbuchgeld setzten sich bei den Banken aus 19 Mrd. Guthaben plus Staats- und Unternehmensanleihen zusammen plus 3 Mrd. Bargeld zu deren Deckung. Zwischen 1929 und `33 schrumpfte das Scheckbuchgeld von 23 auf 15 Mrd. Zusammen mit 5 Mrd. umlaufendem Bargeld ergab das 1933 nur noch eine Summe von insgesamt 20 Mrd. Privatvermögen statt der 27 Mrd. im Jahre 1929. Der Anstieg der Summe von 26 auf 27 Mrd. Dollar zwischen 1926 und `29 wird von Fisher als Inflation verstanden ? herbeigeführt durch die freie Schöpfung von Pseudogeld. Der Absturz von 27 auf 20 Mrd. zwischen 1929 und `33 sieht er als eine von den Geschäftsbanken herbeigeführte Deflation. Das willkürlich geschaffene Falschgeld sei in dieser Zeit in großem Maßstab vernichtet worden. Eine Deutung, die nicht überzeugt Für Fisher besteht der Auslöser der Deflation in der Schrumpfung des Scheckbuchgeldes von 23 auf 15 Mrd. Dollar (Fisher, S. 12). Aber das ist eine sehr eigenwillige Sicht der Dinge. Es liegt viel näher mit Marriner Eccles, dem hellsichtigen Notenbankchef unter Franklin D. Roosevelt, die Vorgänge in der Geldwirtschaft als Begleiterscheinung der Vorgänge in der Realwirtschaft zu sehen. ?Bis 1929 und ?30 [also bis zum Beginn der Wirtschaftskrise] hatte eine gewaltige Saugpumpe einen zunehmenden Anteil des erzeugten Reichtums in wenige Hände umgeleitet? und so die Kaufkraft aus den Händen der Mehrheit genommen?? Fisher ist als Fachmann für Geld so sehr auf das Geld fixiert, dass er in ihm den Ursprung eines Kollapses lokalisiert, der in Wahrheit sozial-ökonomische Ursachen hatte. Die wirklichen Ursachen liegen nicht im Geld sondern in der Realwirtschaft Der Absturz von 23 auf 15 Mrd. Dollar bei den Guthaben der Amerikaner lässt auch ganz andere Deutung zu. Zweifelsfrei fest stehen dagegen die statistischen Befunde der Bundesbank zwischen dem Beginn der Nachkriegszeit und dem Ende des zwanzigsten Jahrhunderts. Während dieser fünfzig Jahre hat die jährliche Summe der von den Geschäftsbanken ausgereichten Kredite kein einziges Mal die der Spareinlagen überschritten. Im Gegenteil, sie lagen immer etwas hinter diesen zurück, da die Banken für das ihnen anvertraute Geld der Sparer nicht im selben Augenblick auch Kreditnehmer fanden. Hier lässt sich schlicht und einfach kein empirisch nachweisbarer Platz für Kreditvergaben aufgrund von fiktiver Geldschöpfung durch kommerzielle Banken ausmachen. (9) Keine einzige Bank wurde angezeigt! Daher braucht es uns nicht zu wundern, dass die deutsche Staatsanwaltschaft es während eines halben Jahrhunderts nicht für nötig befand, die Unterlagen einer Geschäftsbank beschlagnahmen zu lassen, um kriminelle Geldschöpfung nachzuweisen. Schon gar nichts war davon zu hören, dass eine Kommerzbank angezeigt wurde, weil sie sich bei der verbotenen Schöpfung von Falschgeld nicht an die vorgeschriebene Mindestreserve an Bargeld gehalten hätte. Im übrigen muss man es wohl auch als höchst erstaunlich bewerten, dass während all dieser Jahrzehnte noch nie ein Geschäftsbanker aus seiner vermeintlichen Schmuddelküche geplaudert und einen Bestseller mit dem Titel ?Wir sind alle Verbrecher?? geschrieben hat. Selbst Diktaturen bringen doch immer Tollkühne hervor, Leute, die selbst noch unter Lebensgefahr über Verfehlungen berichten! Faktenresistenz Die Antwort auf diese irritierenden Fragen finden halbwegs vernünftig denkende Menschen sofort - Verschwörungstheoretiker finden sie nie. Wer an finstere Mächte glaubt, lebt in einer eigenen ? einer von ihm selbst geschaffenen - Welt, wo die Fakten ihn nicht länger erreichen. Deswegen ist ja auch bis heute keiner von ihnen auf die nahe liegende Idee gekommen, bei der Staatsanwalt einen Antrag auf Überprüfung der Bilanzunterlagen in einer dieser landesweit bis in die Dörfer verbreiteten kriminellen Anstalten zu stellen. Ich vermute, die Falschgeldapostel wollen das gar nicht ? die Überprüfung der Fakten könnte ja ihr Weltbild erschüttern und sie als Spinner und Fantasten entlarven. Prof. Bernd Senf, gefeierter Guru im Lager dieser Fantasten, erwähnt zwar beiläufig den Gleichstand von Ersparnissen und Krediten, wie er aus den Statistiken der Bundesbank unzweideutig hervorgeht, aber nur, um diesen Nachweis mit einem Achselzucken als unerheblich vom Tisch zu wischen. 5) Wozu sind Geschäftsbanken theoretisch imstande? Wenn wir uns vorstellen, dass es in einem kleinen Staat von der Größe der Malediven nur eine einzige Notenbank gäbe und dazu eine einzige Geschäftsbank, dann müsste die letztere jeden Kredit in Bargeld auszahlen. Kriminelle Buchgeldschöpfung wäre in diesem Fall sinnlos. Nun nehmen wir an, dass es zwei Geschäftsbanken gibt ? ob zwei oder tausend bleibt für unsere Demonstration ohne Belang. In diesem Fall könnte zwar keine der beiden Banken ihre Kunden direkt mit bloßen Ziffern, also Buch- statt Bargeld, abfinden, aber sie könnte das von ihr willkürlich geschaffene Buchgeld auf das Konto der jeweils anderen Bank überweisen. Überweisungen zwischen Banken geschehen tagtäglich, und es werden dabei tatsächlich nur Ziffern übermittelt. Am Ende des Tages wird der Saldo der vielfältigen Flüsse in beiden Richtungen allerdings abschließend ermittelt. Beläuft dieser sich insgesamt auf Null, dann geschieht gar nichts. Wenn Bank A hingegen einen Überschuss und Bank B einen Fehlbetrag aufweist, dann wird das Notenbankkonto der beiden Banken entsprechend verändert ? und hier wird in Notenbankgeld abgerechnet! Derselbe Vorgang gilt für den Tagesverkehr von tausend Geschäftsbanken untereinander. Würde Bank A also 10.000 Euro an fiktivem Geld schöpfen und es auf eines der Konten von Bank B überweisen, dann muss am Ende der Saldo ihrer Notenbankgelder bei der Zentralbank entsprechend verändert werden ? und die Bank hätte einen realen Verlust von 10.000 Euro an echtem Geld. Wie sollte es auch anders sein? Wäre dies nicht so, könnte sich jede Bank auf Kosten ihrer Konkurrenten nach Belieben bereichern! Die Notenbank müsste der kriminelle Dritte sein Theoretisch wäre es freilich möglich, dass Geschäftsbanken dem ersten Verbrechen der Falschgelderzeugung gleich noch ein zweites nachschicken, indem sie sich zu illegalen Kartellen zusammenschließen. Zum Beispiel würden Bank A und Bank B eine Abmachung der Art miteinander treffen, dass beide jeweils einen identischen Betrag von 100.000 Euro pro Monat als Pseudogeld kreieren. (10) Allerdings benötigen sie dann auch 200.000 Euro in bar pro Monat, denn ihre Kreditempfänger akzeptieren nun einmal keine aus dem Nichts gezauberten Zahlen, sondern ausschließlich bares Notenbankgeld. Die Notenbank müsste sich also als Dritter im Bunde diesem verbrecherischen Kartell anschließen. Sie müsste Monat um Monat ? unabhängig von ihrer erklärten Aufgabe, Geld nur im Gleichklang mit dem Zuwachs der Wirtschaftsleistung gegen erstklassige Wertpapiere bereitzustellen -, den Geschäftsbanken zusätzlich noch eine Summe an Notenbankgeld überlassen, die exakt dem Volumen ihrer aus dem Nichts erfolgenden Falschgelderzeugung entspricht! Man stelle sich vor, welche Summen da zusammenkommen, wenn man an die Zehntausende von Geschäftsbanken in Deutschland denkt! Konnte ein derartiges Kartell bisher beobachtet werden? Wohl nicht. Die Fakten widerlegen ein solches Vorgehen der Bundesbank. Zwischen Ende des zweiten Weltkriegs und dem Beginn des neuen Jahrhunderts belief sich die Gesamtsumme des Notenbankgelds nahezu konstant auf 10% des BIP. 6) Konklusion Irving Fisher hat eine Verschwörungstheorie in die Welt gesetzt, die wie die meisten Geistesprodukte ähnlicher Art in abgeschiedenen Studierzimmern entstehen, aber wenig Berührung mit der Wirklichkeit aufweisen. Wie man weiß, besaß Fisher ein auffallend geringes Gespür für die ökonomische Wirklichkeit. Noch wenige Tage vor dem Börsencrash am Schwarzen Freitag vom 25. Oktober 1929 hatte er der US-amerikanischen Wirtschaft noch bestes Wohlergehen bescheinigt. Dieser grelle Irrtum kostete ihn nicht nur ein keinesfalls unerhebliches Vermögen, er vernichtete auch sein Renommee als Ökonom. Vielleicht machte ihn diese persönliche Niederlage besonders anfällig für die Suche nach ominösen kriminellen Kräften. Was seine Gefolgsleute hierzulande betrifft, so erwecken sie nicht unbedingt größeres Vertrauen. (11) Ablenkung von den wirklichen Ursachen Ich sehe in Fishers Verschwörungstheorie und Verheißungen den missglückten Versuch, die wirklichen Ursachen klein zu reden und die damalige und die noch zu erwartenden Krisen zu einem technischen Problem umzudeuten, das sich mit einer Glücksformel bequem beseitigen lässt. Eine grundlegend falsche soziale Entwicklung hat damals die Große Depression verursacht und steht ebenso am Anfang der heutigen Krise - nicht die Machenschaften einzelner Banker, auch wenn der Verlust an Gemeinsinn sich selbstverständlich darin bekundet, dass kriminelles Verhalten allgemein sehr viel häufiger wird. Über die Konzentration von ökonomischer und politischer Macht als dem eigentlichen Übel wird jedoch ungern geredet ? zu leicht gerät man dabei in den Verdacht des Umstürzlertums oder gar kommunistischer Neigungen. (12) 1 Die sogenannte ?Multiple Kreditgeldschöpfung? behandle ich ausführlich in: Eurokalypse Now? Es gibt einen Weg aus der Krise. Metropolis 2012; S. 262. Ich halte sie für logisch unanfechtbar, entgegen einer weit verbreiteten Meinung aber für praktisch irrelevant. Sie setzt natürlich kein kriminelles Verhalten voraus. Auch die Buchgeldschöpfung nach Fisher wird ?Wohlstand und Armut? behandelt, allerdings in sehr knapper Form ? und mit einem historischen Fehler. Ich glaubte damals, Prof. Bernd Senf hätte diese Art der Geldschöpfung erfunden. In Wahrheit geht sie in allen wesentlichen Punkten auf Henry Simons und Irving Fisher zurück. 2 Jaromir Benes und Michael Kumhof, The Chicago Plan Revisited. (http://www.imf.org/external/pubs/ft/wp/2012/wp12202.pdf) 3 Siehe http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-08/vollgeld-banken-geldschoepfung, http://derstandard.at/1345165440122/Das-Bankenzeitalter-geht-zu-Ende, http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/goldstandard-und-vollgeld-zweifel-am-finanzsystem-a-853621-3.html, http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/massnahmen-gegen-die-bankenkrise-alle-macht-der-notenbank-1.1461222, http://www.handelsblatt.com/politik/oeko­nomie/nach­­richten/vollgeld-iwf-forscher-spielen-radikale-bankreform-durch/7008170.html. 4 100% Money, deutsch von Klaus Karwat. Gauke 2007. 5 Silvio Gesell, Die natürliche Wirtschaftsordnung. 4.1.5; 4.3. 6 Aufgrund dieser lähmenden Tendenzen konnte sich auch Keynes nicht mit der Idee des 100% Money anfreunden. Siehe Helge Peukert, Die große Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise. S. 334. 7 Fisher zieht hier das Beispiel mittelalterlicher Goldschmiede heran (S. 20, 28), das er dann noch mit einer ausführlichen Erklärung exzessiver Kreditvergabe erhärtet (S. 30, 34, 101). Die Schmiede gaben für das von Kunden empfangene Edelmetall Bescheinigungen aus, die dann als bequemes Zahlungsmittel fungierten. Die gewitzteren unter ihnen stellten allerdings sehr bald fest, dass immer nur ein Bruchteil des hinterlegten Goldes von den Kunden anschließend im Austausch gegen die Scheine zurückgefordert wurde. Diese Einsicht nutzten sie, um ihrerseits weit mehr Scheine (eine Art Geld) auszugeben als durch Gold tatsächlich gedeckt war. Mit anderen Worten, sie hielten nur eine Mindestreserve. Das war aber eine echte Reserve für ihre Gläubiger und ist daher mit der sogenannten Reserve bei Sichtguthaben nicht zu vergleichen! 8 Vgl. Wohlstand und Armut. S. 156. 9 Hierzu vgl. ?Die Causa Hörmann-Pregetter (http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Das_Ende_des_Geldes.html). 10 Diese Möglichkeit hatte wohl Keynes im Auge als er seinem Buch ?Vom Gelde? von einem Gleichschritt der Kommerzbanken bei der Falschgelderzeugung sprach. Siehe ?Wohlstand und Armut? zu diesem Thema. 11 Die beiden österreichischen Professoren Hörmann und Pregetter haben sich nicht nur nach Guttenbergscher Manier freizügig an den Ideen anderer bedient, in ihrem Buch ?Das Ende des Geldes? bringen sie noch dazu die Meisterleistung zustande, das Offensichtliche zu leugnen, nämlich die Verleihung von Spargeldern an Kreditnehmer. Für diesen Unsinn darf man Irving Fisher nicht verantwortlich machen. Prof. Bernd Senf, der Schöpfer des Begriffes der Monetative, hat einige gute Wirtschaftsbücher geschrieben, da er aber außerdem noch mit der Esoterik kokettiert, um nicht zu sagen, mit dieser verheiratet ist, neigt er dazu, seinen Verstand im Zweifelsfall gegen die übersinnliche Inspiration einzutauschen (vgl. ?Sinn und Unsinn einer Reform des Geldsystem?, http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Geldsystem.html). 12 Ich möchte es hier nochmals betonen: Für die Analysen von Marx hege ich die größte Hochachtung, vor seiner Therapie einen Horror, der aus der Kenntnis ihrer konkreten Erscheinungsformen in den Staates des real existierenden Sozialismus genährt wird. Es geht darum, die freie Eigentumsgesellschaft zu zähmen, nicht darum, sie zu lähmen oder ganz abzuschaffen. Denn dann tritt gewöhnlich eine Diktatur an ihre Stelle: die eines linken Politbüros oder einer rechten Gewaltherrschaft. 22.9.2012 -------------- nächster Teil -------------- Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt... URL: From wube at gmx.net Mon Sep 24 00:23:47 2012 From: wube at gmx.net (=?windows-1252?Q?willi_=FCbelherr?=) Date: Sun, 23 Sep 2012 17:53:47 -0430 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Sind Banken kriminell? In-Reply-To: <3352E87D-8959-4EFF-8875-F1BD5A753434@gerojenner.com> References: <3352E87D-8959-4EFF-8875-F1BD5A753434@gerojenner.com> Message-ID: <505F8BF3.4000406@gmx.net> eine antwort an Gero Jenner zum geldsystem Die Monetative ? Sind Banken kriminell? von Gero Jenner, 22.9.2012: www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Monetative.html verbreitet ueber die mailliste von Netzwerk Grundeinkommen Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de www.grundeinkommen.de/ liebe leserinnen, dass Gero Jenner als prophet einer fiktiven marktwirtschaft agiert, um der pluenderung der menschen zur legitimation zu verhelfen, konnten wir ja nun schon oft in seinen texten nachvollziehen. auf diesem staubigen untergrund ist es natuerlich schwierig, die realen beziehungen zu erkennen, auf dem gesellschaftliche oekonomien ruhen. das ganze wird dann ein grosses, undurchsichtiges theater. an seiner einleitung sehen wir, dass es ihm nicht um eine gruendliche analyse geht. er beginnt mit phrasen ueber verschwoerungstheorien. das sollte uns, ruhend auf unseren erfahrungen, sofort skeptisch machen, wenn wir damit in eine vorurteilsposition gedraengt werden sollen. das sind die methoden von dieben, die ganz laut "haltet den Dieb" schreien, um von sich abzulenken. zunaechst um die grundlagen wenn wir uns fuer ein geldsystem als abstraktes tauschmittel entscheiden, dann haben wir uns mit einigen fragen zu beschaeftigen. 1.1) wie wird die wertrelation bestimmt zwischen konkreten guetern und dienstleistungen zum abstraktum geld, also der tauschwert. 1.2) wie wird gesichert, dass jeder gesellschaftlich notwendigen leistung auch ein entsprechendes tauschmittel zur verfuegung steht, damit es in austausch treten kann. 1.3) wie wird geregelt, dass vorleistungen ohne direkten tauschprozess gedeckt werden. 1.4) brauchen wir die wertspeicherungsfunktion des abstrakten tauschmittels geld. in der theoretischen konstruktion buergerlicher republiken haben wir 2 akteure. 2.1) singulaere personen und gruppen, die ruhend auf ihren individuellen intentionen agieren. 2.2) der staat, der ein allgemeininteresse verfolgt. darin kommt dem staat die aufgabe zu, die rahmenbedingungen zu schaffen und zu erhalten, damit die privaten personen und gruppen agieren koennen. eine einfache form wenn wir 1.4 mit nein beantworten, also herausnehmen, dann haben wir die moeglichkeit zu einer einfachen form. die gesellschaftlichen instanzen im auftrag der allgemeinheit sichern die bedingungen fuer ein freies tun der "privaten" akteure. das geld ist eine einfache abstraktion zum tausch von taetigkeiten. die menge orientiert sich am allgemeinen bedarf. es wird gewissermassen gesellschaftlich erzeugt, wenn es gebraucht wird und danach wieder aufgeloest, wenn es fuer den speziellen tauschprozess nicht mehr gebraucht wird. selbst die vorleistung fuer reale tauschprozesse sind kein problem, da sie auf konkrete tauschobjekte sich beziehen und damit teil dessen sind. wie wir die wertspeicherungsfunktion letztlich aufloesen oder verhindern ist eigentlich egal. wichtig hier ist nur, dass sie nicht existiert. und wir damit zu einer gesellschaftlichen oekonomie kommen, die ohne parasitaere und schmarotzende instanzen wirken kann. auch die frage der breite und tiefe gesellschaftlicher aktivitaeten ist offen definierbar, weil sie in ihrer logik auf die bedingungen fuer alle sich konzentrieren. wir koennen ohne bruch unserer theoretischen konstruktionsideen alle grundversorgungssyteme als gesellschaftliche projekte organisieren und aus der tauschsphaere entfernen, weil sie ebenfalls teil des erhaltungssystems des ganzen sind. wie bildungsmoeglichkeiten, gesundheitsversorgung, wasser, abwasser, elektrizitaet, transportsysteme materieller und immaterieller art und kulturelle aktivitaeten. ruhend auf unseren intentionen haben wir hier keine beschraenkung. Gero versteht das nicht, weil er dies nicht verstehen will. also braucht er nebelwolken, um fiktive anforderungen zu begruenden. Irving Fisher und Bernd Senf verstehen dies sehr gut. es ist ihre motivation, das tauschmittel selbst aus der warenform zu befreien und zu einem rein technischen objekt zu degradieren. weil voellig richtig, nur konkrete taetigkeiten sinn machen und fuer uns notwendig sind. die komplizierte form einleitend will ich einen satz von Albert Einstein zitieren, den er haeufig verwendet hat. dieser satz ist nicht von ihm. er ist schon sehr alt: "das Geniale ist immer einfach". die konstruktionen unseres geldsystems mit den privaten banken, den verschiedenen scheinbaren trennungen, den monstroesen reglementarien haben alle den zweck, leistungslosen reichtum zu ermoeglichen, um ruhend auf der arbeit anderer ein fuerstliches leben fuehren zu koennen. indem uber das distributionssystem auf der abstrakten warenform Geld abfluesse organisiert werden koennen, weil diese zwischenschicht zwangskonstruiert ist, stehen die akteure gesellschaftlicher oekonomieen der geld-verwertung ihrer lebensaeusserungen frei zur verfuegung. wenn wir diesen zweck nicht sehen oder sehen wollen, verstehen wir nicht, warum wir ein derartig absurdes umd monstroeses geldsystem haben. der staat fungiert dann nicht mehr im interesse der allgemeinheit, sondern das "allgemeininteresse" wird aus singulaeren gruppeninteressen abgeleitet und er hat nur noch die aufgabe, jene bedingungen zu erhalten, damit die abluesse aufrecht erhalten werden. dann ist es auch einfach, jede form der ausgrenzung und ignorierung grosser teile der bevoelkerung zu organisieren, wenn sie fuer das quantum der abfluesse keine bedeutung mehr haben. das einzige problem dabei stellt sich in der erhaltung des wertes der fiktiven geldmengen. und letztlich, wir sehen es, scheitert es an seiner eigenen irrationalitaet. die geldmengen sind nicht mehr realisierbar, weil sie nur noch etwa zu 1% reale deckung besitzen. da helfen dann auch keine hilfskonstruktionen wie verschiebungsprozesse mehr. weil aber die lebensgrundlagen der allgemeinheit von diesem distributionssystem abhaengen, ist das quantum der werthaltung fuer die gruppen der besitzer der fiktiven geldmengen bedeutungslos. inflation oder deflation spielt fuer sie keine rolle, da sie immer von den realen austauschprozessen ihre zufluesse erhalten. dass die akteure politischer organisationen und sogenannter oekonomischen theorien derart im nebel stochern, liegt an ihrer religioesen zuwendung zu dieser sphaere. wir sehen ja, welchen bloedsinn die leute alles ernst nehmen, wenn wir uns die christlichen ideologien vornehmen. da gibt es nichts, was die grenzen von dummheit uebersteigt, um nicht mehr ernst genommen zu werden. und so verhaelt es sich auch mit den vorstellungen von geldsystemen. jedem unsinn ist grenzenlose unterstuetzung und reproduktion sicher. das sehen wir auch bei Gero. er schreibt: "Die Staatsschulden Alles was die Notenpresse über den Geldbedarf einer wachsenden Wirtschaft hinaus an Notenbankgeld in die Wirtschaft schleust, wirkt demnach per definitionem inflationär. Natürlich auch alles Geld, das die Monetative dem Staat für zusätzliche Ausgaben (Staatsschulden) zur Verfügung stellt. Wenn der Staat sich daher das Geld für seine zusätzlichen Ausgaben bei der Notenpresse als zinslose Darlehen beschafft (Fisher, S. 16) und auf diese Art mittels der ihm unterstellten Druckerpresse Geld an sich selbst verleiht, muss er sich dazu verpflichten, dieses Geld in der Folge von seinen Bürgern als Steuer einzutreiben. Täte er das nicht, dann würde er die Geldmenge einfach nach Belieben inflationieren. Im alten System war dies nicht der Fall. Der Staat bezog die von ihm benötigten Summen aus der Wirtschaft selbst, nämlich von jenen Reichen, die gern bereit waren, es ihm gegen Zinsen zu leihen. Anschließend zog er es dann wieder mit Steuern aus der Wirtschaft heraus, um die Gläubiger zu bezahlen. " um diesen unsinn von sich zugeben, muessen wir dazu in der lage sein. das ist nicht einfach. aber es ist wie in der katholischen kirche. so wird auch von der "Trinitaet" oder jungfraeulichen geburt geschwafelt. und 1/3 oder 1/4 der bevoelkerung sinken in bodenlose erleuchtung. fuer Gero als wertspeicherungsapologet ist das geschehen natuerlich furchtbar. wahrscheinlich lebt er nur davon und braucht es. "das Sein bestimmt das Bewusstsein" hat uns Karl Marx mitgegeben. so wird dann alles zulaessig, egal welcher schrott es in seinem wesen ist. im bluetenstrauch von Gero gibt es natuerlich viele einzelne blueten: "Wie und wen besteuert der Staat? Welche Änderung wird nun dadurch erreicht, dass man die Ausgabe von Staatsschulden den Geschäftsbanken nimmt und sie in die Hände des Staates legt? Wir sagten schon: In beiden Fällen muss der Staat alles über den Anstieg der volkswirtschaftlichen Leistung hinaus in die Wirtschaft geschleuste Geld, anschließend wieder mit Steuern aus ihr entfernen, um die Geldmenge nicht weiter und weiter aufzublähen. Wird diese Situation dadurch besser, dass er im neuen System Geld an sich selbst verleiht? Das muss durchaus nicht der Fall sein. Alles hängt nämlich davon ab, wie und wen der Staat besteuert. Die Monetative, als eine die Staatsschulden finanzierende Instanz, ist nur dann eine erwägenswerte Idee, wenn dieser Punkt vorher geklärt wird - anders gesagt, wenn man die Besteuerung der großen Vermögen ins Auge fasst. " oder "Eine natürliche Grenze für Falschgeldschöpfung kann es nicht geben Die Idee, dass eine kriminell tätige Branche die Regeln ihres verbrecherischen Tuns von einer Aufsicht beglaubigen und kontrollieren lässt, darf man wohl als fantastisch bezeichnen. " es lohnt nicht, sich den einzelnen gedankengaengen von Gero hinzugeben. jede LeserIn befindet sich schnell in nebelwolken, wenn sie es versucht. da helfen nur grundsaetzliche betrachtungen. und das setzt voraus, das sich jede person eine eigene vorstellung erarbeitet, was eigentlich oekonomie ist. mit lieben gruessen, willi, merida/venezuela REDES Comunales Merida www.redescomunalesmerida.wordpress.com redescomunalesmerida at gmail.com Am 22/09/2012 5:29, schrieb Dr. Gero Jenner: To whom it may concern Die Monetative ? Sind Banken kriminell? von Gero Jenner, 22.9.2012 (aktualisiertes Original unter: http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Monetative.html) ... From axel.tigges at gmx.de Mon Sep 24 13:12:51 2012 From: axel.tigges at gmx.de (=?iso-8859-1?Q?=22l=E4chelnjetzt=22?=) Date: Mon, 24 Sep 2012 13:12:51 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Sind Banken kriminell? In-Reply-To: <505F8BF3.4000406@gmx.net> References: <3352E87D-8959-4EFF-8875-F1BD5A753434@gerojenner.com> <505F8BF3.4000406@gmx.net> Message-ID: <20120924111251.325330@gmx.net> Nun Willi, ich würde nicht so weit gehen, das Banken krimminell sind. Sondern sie sind an ein Monopolyspiel gebunden, was heute aus Luft Geld macht, und das Geld ist ein Schuldschein, dass heißt, damit ich ihn habe, muss sich schon jemand dafür in Schulden gestürzt haben. So braucht man die intensiven Versuche von Dr. Gero Jenner gar nicht verfolgen, um zu wissen, dass das Geldsystem ein Betrugssystem ist, was immer Weniger auf Kosten von immer mehr begünstigt. Doch was ist der Hintergrund? Der Mangel, früher war Gold eine Messgröße weil es nur begrenzt zur Verfügung stand, das zählt schon lange nicht mehr, es wird von Privatleuten soviel Geld erzeugt, wie sie wollen, und damit steuern sie das Spiel eben in Richtung für immer Weniger immer mehr. Wie erlösen wir uns davon? In dem wir erkennen, Angebot und Nachfrage wird schon künstlich geschaffen. Knappheit wird erzeugt durch Verschleuderung der Ressourcen, was ohne Geld und in der Fülle des Seins gar nicht so funktioniere n könnte. Die Natur kennt kein Geld, und die Naturvölker haben sich erst bekriegt als sie den Begriff Eigentum und Geld eingeführt haben. Eigentum ist ohne Geld nicht nötig, Besitz wechselt ständig. Also ich besetze eine Bank zum Ausruhen, gehe ich ist sie nicht mehr besetzt, und ein anderer kann sie nutzen. Dann gibt es noch die Apfelpflücksprache, ich will etwas greifen oder auch begreifen, doch das ist es noch nicht. Es geht um das was die Quantenphysik mit Hilfe von Hans Peter Dürr festgestellt hat. Der Lebendige Geist ist jeden Moment noch und worüber wir reden ist der erstarrte oder gefrorene Geist und dass sind die Vorstellung, wie etwas gehen soll. Dieser Geist denkt pyramidal, er ist auf das Gewinnen ausgerichtet, wo ein anderer verliert. Die Natur zeigt uns aber Fülle und hier wird der Mangel dadurch erlöst, dass wir uns als Schenkende erleben. In diesem Sinne arbeite ich hier, ich verschenke meine Meinung. Was sollte ich dafür wollen? Die Geldwelt ist jedoch auf mehr, weiter, höher und schneller eingestellt, und damit auf die Zerstörung bis zur Atemlosigkeit Gruß Axel > > eine antwort an Gero Jenner zum geldsystem > > Die Monetative ? Sind Banken kriminell? > von Gero Jenner, 22.9.2012: > www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Monetative.html > > verbreitet ueber die mailliste von Netzwerk Grundeinkommen > Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de > www.grundeinkommen.de/ > > liebe leserinnen, > > dass Gero Jenner als prophet einer fiktiven marktwirtschaft agiert, um der > pluenderung der menschen zur legitimation zu verhelfen, konnten wir ja nun > schon oft in seinen texten nachvollziehen. auf diesem staubigen untergrund > ist es natuerlich schwierig, die realen beziehungen zu erkennen, auf dem > gesellschaftliche oekonomien ruhen. das ganze wird dann ein grosses, > undurchsichtiges theater. > > an seiner einleitung sehen wir, dass es ihm nicht um eine gruendliche > analyse geht. er beginnt mit phrasen ueber verschwoerungstheorien. das > sollte uns, ruhend auf unseren erfahrungen, sofort skeptisch machen, wenn > wir damit in eine vorurteilsposition gedraengt werden sollen. das sind die > methoden von dieben, die ganz laut "haltet den Dieb" schreien, um von sich > abzulenken. > > > zunaechst um die grundlagen > > wenn wir uns fuer ein geldsystem als abstraktes tauschmittel entscheiden, > dann haben wir uns mit einigen fragen zu beschaeftigen. > > 1.1) wie wird die wertrelation bestimmt zwischen konkreten guetern und > dienstleistungen zum abstraktum geld, also der tauschwert. > > 1.2) wie wird gesichert, dass jeder gesellschaftlich notwendigen leistung > auch ein entsprechendes tauschmittel zur verfuegung steht, damit es in > austausch treten kann. > > 1.3) wie wird geregelt, dass vorleistungen ohne direkten tauschprozess > gedeckt werden. > > 1.4) brauchen wir die wertspeicherungsfunktion des abstrakten > tauschmittels > geld. > > > in der theoretischen konstruktion buergerlicher republiken haben wir 2 > akteure. > > 2.1) singulaere personen und gruppen, die ruhend auf ihren individuellen > intentionen agieren. > > 2.2) der staat, der ein allgemeininteresse verfolgt. > > darin kommt dem staat die aufgabe zu, die rahmenbedingungen zu schaffen > und > zu erhalten, damit die privaten personen und gruppen agieren koennen. > > > eine einfache form > > wenn wir 1.4 mit nein beantworten, also herausnehmen, dann haben wir die > moeglichkeit zu einer einfachen form. die gesellschaftlichen instanzen im > auftrag der allgemeinheit sichern die bedingungen fuer ein freies tun der > "privaten" akteure. das geld ist eine einfache abstraktion zum tausch von > taetigkeiten. die menge orientiert sich am allgemeinen bedarf. es wird > gewissermassen gesellschaftlich erzeugt, wenn es gebraucht wird und danach > wieder aufgeloest, wenn es fuer den speziellen tauschprozess nicht mehr > gebraucht wird. selbst die vorleistung fuer reale tauschprozesse sind kein > problem, da sie auf konkrete tauschobjekte sich beziehen und damit teil > dessen sind. > > wie wir die wertspeicherungsfunktion letztlich aufloesen oder verhindern > ist > eigentlich egal. wichtig hier ist nur, dass sie nicht existiert. und wir > damit zu einer gesellschaftlichen oekonomie kommen, die ohne parasitaere > und > schmarotzende instanzen wirken kann. > > auch die frage der breite und tiefe gesellschaftlicher aktivitaeten ist > offen definierbar, weil sie in ihrer logik auf die bedingungen fuer alle > sich konzentrieren. wir koennen ohne bruch unserer theoretischen > konstruktionsideen alle grundversorgungssyteme als gesellschaftliche > projekte organisieren und aus der tauschsphaere entfernen, weil sie > ebenfalls teil des erhaltungssystems des ganzen sind. wie > bildungsmoeglichkeiten, gesundheitsversorgung, wasser, abwasser, > elektrizitaet, transportsysteme materieller und immaterieller art und > kulturelle aktivitaeten. ruhend auf unseren intentionen haben wir hier > keine > beschraenkung. > > Gero versteht das nicht, weil er dies nicht verstehen will. also braucht > er > nebelwolken, um fiktive anforderungen zu begruenden. Irving Fisher und > Bernd > Senf verstehen dies sehr gut. es ist ihre motivation, das tauschmittel > selbst aus der warenform zu befreien und zu einem rein technischen objekt > zu > degradieren. weil voellig richtig, nur konkrete taetigkeiten sinn machen > und > fuer uns notwendig sind. > > > die komplizierte form > > einleitend will ich einen satz von Albert Einstein zitieren, den er > haeufig > verwendet hat. dieser satz ist nicht von ihm. er ist schon sehr alt: "das > Geniale ist immer einfach". > > die konstruktionen unseres geldsystems mit den privaten banken, den > verschiedenen scheinbaren trennungen, den monstroesen reglementarien haben > alle den zweck, leistungslosen reichtum zu ermoeglichen, um ruhend auf der > arbeit anderer ein fuerstliches leben fuehren zu koennen. > > indem uber das distributionssystem auf der abstrakten warenform Geld > abfluesse organisiert werden koennen, weil diese zwischenschicht > zwangskonstruiert ist, stehen die akteure gesellschaftlicher oekonomieen > der > geld-verwertung ihrer lebensaeusserungen frei zur verfuegung. wenn wir > diesen zweck nicht sehen oder sehen wollen, verstehen wir nicht, warum wir > ein derartig absurdes umd monstroeses geldsystem haben. > > der staat fungiert dann nicht mehr im interesse der allgemeinheit, sondern > das "allgemeininteresse" wird aus singulaeren gruppeninteressen abgeleitet > und er hat nur noch die aufgabe, jene bedingungen zu erhalten, damit die > abluesse aufrecht erhalten werden. dann ist es auch einfach, jede form der > ausgrenzung und ignorierung grosser teile der bevoelkerung zu > organisieren, > wenn sie fuer das quantum der abfluesse keine bedeutung mehr haben. > > das einzige problem dabei stellt sich in der erhaltung des wertes der > fiktiven geldmengen. und letztlich, wir sehen es, scheitert es an seiner > eigenen irrationalitaet. die geldmengen sind nicht mehr realisierbar, weil > sie nur noch etwa zu 1% reale deckung besitzen. da helfen dann auch keine > hilfskonstruktionen wie verschiebungsprozesse mehr. > > weil aber die lebensgrundlagen der allgemeinheit von diesem > distributionssystem abhaengen, ist das quantum der werthaltung fuer die > gruppen der besitzer der fiktiven geldmengen bedeutungslos. inflation oder > deflation spielt fuer sie keine rolle, da sie immer von den realen > austauschprozessen ihre zufluesse erhalten. > > dass die akteure politischer organisationen und sogenannter oekonomischen > theorien derart im nebel stochern, liegt an ihrer religioesen zuwendung zu > dieser sphaere. wir sehen ja, welchen bloedsinn die leute alles ernst > nehmen, wenn wir uns die christlichen ideologien vornehmen. da gibt es > nichts, was die grenzen von dummheit uebersteigt, um nicht mehr ernst > genommen zu werden. und so verhaelt es sich auch mit den vorstellungen von > geldsystemen. jedem unsinn ist grenzenlose unterstuetzung und reproduktion > sicher. > > > das sehen wir auch bei Gero. > > er schreibt: > "Die Staatsschulden > Alles was die Notenpresse über den Geldbedarf einer wachsenden Wirtschaft > hinaus an Notenbankgeld in die Wirtschaft schleust, wirkt demnach per > definitionem inflationär. Natürlich auch alles Geld, das die Monetative > dem > Staat für zusätzliche Ausgaben (Staatsschulden) zur Verfügung stellt. > > Wenn der Staat sich daher das Geld für seine zusätzlichen Ausgaben bei > der > Notenpresse als zinslose Darlehen beschafft (Fisher, S. 16) und auf diese > Art mittels der ihm unterstellten Druckerpresse Geld an sich selbst > verleiht, muss er sich dazu verpflichten, dieses Geld in der Folge von > seinen Bürgern als Steuer einzutreiben. Täte er das nicht, dann würde > er die > Geldmenge einfach nach Belieben inflationieren. Im alten System war dies > nicht der Fall. Der Staat bezog die von ihm benötigten Summen aus der > Wirtschaft selbst, nämlich von jenen Reichen, die gern bereit waren, es > ihm > gegen Zinsen zu leihen. Anschließend zog er es dann wieder mit Steuern > aus > der Wirtschaft heraus, um die Gläubiger zu bezahlen. > " > > um diesen unsinn von sich zugeben, muessen wir dazu in der lage sein. das > ist nicht einfach. aber es ist wie in der katholischen kirche. so wird > auch > von der "Trinitaet" oder jungfraeulichen geburt geschwafelt. und 1/3 oder > 1/4 der bevoelkerung sinken in bodenlose erleuchtung. > > fuer Gero als wertspeicherungsapologet ist das geschehen natuerlich > furchtbar. wahrscheinlich lebt er nur davon und braucht es. "das Sein > bestimmt das Bewusstsein" hat uns Karl Marx mitgegeben. so wird dann alles > zulaessig, egal welcher schrott es in seinem wesen ist. > > im bluetenstrauch von Gero gibt es natuerlich viele einzelne blueten: > > "Wie und wen besteuert der Staat? > Welche Änderung wird nun dadurch erreicht, dass man die Ausgabe von > Staatsschulden den Geschäftsbanken nimmt und sie in die Hände des > Staates > legt? Wir sagten schon: In beiden Fällen muss der Staat alles über den > Anstieg der volkswirtschaftlichen Leistung hinaus in die Wirtschaft > geschleuste Geld, anschließend wieder mit Steuern aus ihr entfernen, um > die > Geldmenge nicht weiter und weiter aufzublähen. Wird diese Situation > dadurch > besser, dass er im neuen System Geld an sich selbst verleiht? Das muss > durchaus nicht der Fall sein. Alles hängt nämlich davon ab, wie und wen > der > Staat besteuert. Die Monetative, als eine die Staatsschulden finanzierende > Instanz, ist nur dann eine erwägenswerte Idee, wenn dieser Punkt vorher > geklärt wird - anders gesagt, wenn man die Besteuerung der großen > Vermögen > ins Auge fasst. > " > > oder > > "Eine natürliche Grenze für Falschgeldschöpfung kann es nicht geben > Die Idee, dass eine kriminell tätige Branche die Regeln ihres > verbrecherischen Tuns von einer Aufsicht beglaubigen und kontrollieren > lässt, darf man wohl als fantastisch bezeichnen. > " > > es lohnt nicht, sich den einzelnen gedankengaengen von Gero hinzugeben. > jede > LeserIn befindet sich schnell in nebelwolken, wenn sie es versucht. da > helfen nur grundsaetzliche betrachtungen. und das setzt voraus, das sich > jede person eine eigene vorstellung erarbeitet, was eigentlich oekonomie > ist. > > mit lieben gruessen, willi, merida/venezuela > > REDES Comunales Merida > www.redescomunalesmerida.wordpress.com > redescomunalesmerida at gmail.com > > > > Am 22/09/2012 5:29, schrieb Dr. Gero Jenner: > To whom it may concern > Die Monetative ? Sind Banken kriminell? > von Gero Jenner, 22.9.2012 (aktualisiertes Original unter: > http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Monetative.html) > > ... > _______________________________________________ > Debatte-grundeinkommen Mailingliste > JPBerlin - Politischer Provider > Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de > https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen -- Axel Tigges Heinrich-Kandl-Weg 2 A-4030 Linz Phone +43 650 8080095 Alternativadresse axel.tigges at gmail.com Facebook Axel Valentin Tigges From jens.kasten at gmx.com Tue Sep 25 20:25:51 2012 From: jens.kasten at gmx.com (Jens Kasten) Date: Tue, 25 Sep 2012 20:25:51 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Sind Banken kriminell? In-Reply-To: <505F8BF3.4000406@gmx.net> References: <3352E87D-8959-4EFF-8875-F1BD5A753434@gerojenner.com> <505F8BF3.4000406@gmx.net> Message-ID: <20120925182551.317220@gmx.net> Hallo Willi, "es lohnt nicht, sich den einzelnen gedankengaengen von Gero hinzugeben. jede LeserIn befindet sich schnell in nebelwolken, wenn sie es versucht. da helfen nur grundsaetzliche betrachtungen. und das setzt voraus, das sich jede person eine eigene vorstellung erarbeitet, was eigentlich oekonomie ist." da kann ich dir leider nicht ganz folgen. ich fand jeden seiner Gedanken, - nicht nur die von dir erwähnten Blumen oder Blüten - erhellend und erfrischend klar. Auch wenn ich einen (kleinen aber nicht unwesentlichen) Teil von ihnen anders bewerte. Aber es ist nun mal die Sache eines jeden selbst, die Dinge nachdenken zu wollen, die ein anderer denkt. Wenn Gero Jenner nicht immer ganz an sich halten kann, einen etablierten Professor des partiellen Unwissens zu zeihen, dann bemüht er sich im Allgemeinen mehr als redlich, dieser Bewertung die möglichst plausiblen Argumente folgen zu lassen. Solch eine Flut von (einleuchtenden) Argumenten mit ein paar grundlegenden Sätzen wegzuwischen und andere zu motivieren, dies ebenfalls zu tun, halte ich für keine gute Idee. Sie könnte sich auch gegen die Ideen ihres Urhebers wenden. Die Frage jedenfalls, ob Banken aus sich heraus kriminell sind, quasi in übereinstimmender Weise, in einer Art und Weise, die ihr Selbstverständnis konstituiert, diese Frage wird mit einer Fülle von wirklichen Argumenten beantwortet. Mehr wollte dieser Aufsatz nicht aufzeigen. Vielleicht noch einen Link aufzeigen auf sein Werk "Armut und Reichtum", wo das ebenfalls gründlich beschriebene Dilemma des Staates einer konstruktiven Lösung zugeführt werden soll. Diesem zu folgen entscheidet jeder allein. Jemand, den das Thema nicht interessiert, der wird diesen Aufsatz nicht lesen oder nicht folgen können. Die Argumente aus seinem Aufsatz zu widerlegen, wäre auf jeden Fall die feinere Art. Dein Beitrag versucht dies nicht, sondern stellt einfach deine Gedanken in den Weg. Mit Getöse. Schade! Es steht jedem frei Dinge zu bewerten. Und hier gilt für mich, je heftiger die Bewertung (im Guten wie im weniger Guten) desto größer der Bedarf an Argumenten. Und desto größer der Bedarf an den plausibleren von ihnen. Gruß Jens was machst du eigentlich in Venezuela? Gibt's da auch private Geschäftsbanken? ;-) -------- Original-Nachricht -------- > Datum: Sun, 23 Sep 2012 17:53:47 -0430 > Von: "willi übelherr" > An: netzwerk ge debatte > CC: bernd senf , "Dr. Gero Jenner" , bernd senf fhw > Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Sind Banken kriminell? > > eine antwort an Gero Jenner zum geldsystem > > Die Monetative ? Sind Banken kriminell? > von Gero Jenner, 22.9.2012: > www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Monetative.html > > verbreitet ueber die mailliste von Netzwerk Grundeinkommen > Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de > www.grundeinkommen.de/ > > liebe leserinnen, > > dass Gero Jenner als prophet einer fiktiven marktwirtschaft agiert, um der > pluenderung der menschen zur legitimation zu verhelfen, konnten wir ja nun > schon oft in seinen texten nachvollziehen. auf diesem staubigen untergrund > ist es natuerlich schwierig, die realen beziehungen zu erkennen, auf dem > gesellschaftliche oekonomien ruhen. das ganze wird dann ein grosses, > undurchsichtiges theater. > > an seiner einleitung sehen wir, dass es ihm nicht um eine gruendliche > analyse geht. er beginnt mit phrasen ueber verschwoerungstheorien. das > sollte uns, ruhend auf unseren erfahrungen, sofort skeptisch machen, wenn > wir damit in eine vorurteilsposition gedraengt werden sollen. das sind die > methoden von dieben, die ganz laut "haltet den Dieb" schreien, um von sich > abzulenken. > > > zunaechst um die grundlagen > > wenn wir uns fuer ein geldsystem als abstraktes tauschmittel entscheiden, > dann haben wir uns mit einigen fragen zu beschaeftigen. > > 1.1) wie wird die wertrelation bestimmt zwischen konkreten guetern und > dienstleistungen zum abstraktum geld, also der tauschwert. > > 1.2) wie wird gesichert, dass jeder gesellschaftlich notwendigen leistung > auch ein entsprechendes tauschmittel zur verfuegung steht, damit es in > austausch treten kann. > > 1.3) wie wird geregelt, dass vorleistungen ohne direkten tauschprozess > gedeckt werden. > > 1.4) brauchen wir die wertspeicherungsfunktion des abstrakten > tauschmittels > geld. > > > in der theoretischen konstruktion buergerlicher republiken haben wir 2 > akteure. > > 2.1) singulaere personen und gruppen, die ruhend auf ihren individuellen > intentionen agieren. > > 2.2) der staat, der ein allgemeininteresse verfolgt. > > darin kommt dem staat die aufgabe zu, die rahmenbedingungen zu schaffen > und > zu erhalten, damit die privaten personen und gruppen agieren koennen. > > > eine einfache form > > wenn wir 1.4 mit nein beantworten, also herausnehmen, dann haben wir die > moeglichkeit zu einer einfachen form. die gesellschaftlichen instanzen im > auftrag der allgemeinheit sichern die bedingungen fuer ein freies tun der > "privaten" akteure. das geld ist eine einfache abstraktion zum tausch von > taetigkeiten. die menge orientiert sich am allgemeinen bedarf. es wird > gewissermassen gesellschaftlich erzeugt, wenn es gebraucht wird und danach > wieder aufgeloest, wenn es fuer den speziellen tauschprozess nicht mehr > gebraucht wird. selbst die vorleistung fuer reale tauschprozesse sind kein > problem, da sie auf konkrete tauschobjekte sich beziehen und damit teil > dessen sind. > > wie wir die wertspeicherungsfunktion letztlich aufloesen oder verhindern > ist > eigentlich egal. wichtig hier ist nur, dass sie nicht existiert. und wir > damit zu einer gesellschaftlichen oekonomie kommen, die ohne parasitaere > und > schmarotzende instanzen wirken kann. > > auch die frage der breite und tiefe gesellschaftlicher aktivitaeten ist > offen definierbar, weil sie in ihrer logik auf die bedingungen fuer alle > sich konzentrieren. wir koennen ohne bruch unserer theoretischen > konstruktionsideen alle grundversorgungssyteme als gesellschaftliche > projekte organisieren und aus der tauschsphaere entfernen, weil sie > ebenfalls teil des erhaltungssystems des ganzen sind. wie > bildungsmoeglichkeiten, gesundheitsversorgung, wasser, abwasser, > elektrizitaet, transportsysteme materieller und immaterieller art und > kulturelle aktivitaeten. ruhend auf unseren intentionen haben wir hier > keine > beschraenkung. > > Gero versteht das nicht, weil er dies nicht verstehen will. also braucht > er > nebelwolken, um fiktive anforderungen zu begruenden. Irving Fisher und > Bernd > Senf verstehen dies sehr gut. es ist ihre motivation, das tauschmittel > selbst aus der warenform zu befreien und zu einem rein technischen objekt > zu > degradieren. weil voellig richtig, nur konkrete taetigkeiten sinn machen > und > fuer uns notwendig sind. > > > die komplizierte form > > einleitend will ich einen satz von Albert Einstein zitieren, den er > haeufig > verwendet hat. dieser satz ist nicht von ihm. er ist schon sehr alt: "das > Geniale ist immer einfach". > > die konstruktionen unseres geldsystems mit den privaten banken, den > verschiedenen scheinbaren trennungen, den monstroesen reglementarien haben > alle den zweck, leistungslosen reichtum zu ermoeglichen, um ruhend auf der > arbeit anderer ein fuerstliches leben fuehren zu koennen. > > indem uber das distributionssystem auf der abstrakten warenform Geld > abfluesse organisiert werden koennen, weil diese zwischenschicht > zwangskonstruiert ist, stehen die akteure gesellschaftlicher oekonomieen > der > geld-verwertung ihrer lebensaeusserungen frei zur verfuegung. wenn wir > diesen zweck nicht sehen oder sehen wollen, verstehen wir nicht, warum wir > ein derartig absurdes umd monstroeses geldsystem haben. > > der staat fungiert dann nicht mehr im interesse der allgemeinheit, sondern > das "allgemeininteresse" wird aus singulaeren gruppeninteressen abgeleitet > und er hat nur noch die aufgabe, jene bedingungen zu erhalten, damit die > abluesse aufrecht erhalten werden. dann ist es auch einfach, jede form der > ausgrenzung und ignorierung grosser teile der bevoelkerung zu > organisieren, > wenn sie fuer das quantum der abfluesse keine bedeutung mehr haben. > > das einzige problem dabei stellt sich in der erhaltung des wertes der > fiktiven geldmengen. und letztlich, wir sehen es, scheitert es an seiner > eigenen irrationalitaet. die geldmengen sind nicht mehr realisierbar, weil > sie nur noch etwa zu 1% reale deckung besitzen. da helfen dann auch keine > hilfskonstruktionen wie verschiebungsprozesse mehr. > > weil aber die lebensgrundlagen der allgemeinheit von diesem > distributionssystem abhaengen, ist das quantum der werthaltung fuer die > gruppen der besitzer der fiktiven geldmengen bedeutungslos. inflation oder > deflation spielt fuer sie keine rolle, da sie immer von den realen > austauschprozessen ihre zufluesse erhalten. > > dass die akteure politischer organisationen und sogenannter oekonomischen > theorien derart im nebel stochern, liegt an ihrer religioesen zuwendung zu > dieser sphaere. wir sehen ja, welchen bloedsinn die leute alles ernst > nehmen, wenn wir uns die christlichen ideologien vornehmen. da gibt es > nichts, was die grenzen von dummheit uebersteigt, um nicht mehr ernst > genommen zu werden. und so verhaelt es sich auch mit den vorstellungen von > geldsystemen. jedem unsinn ist grenzenlose unterstuetzung und reproduktion > sicher. > > > das sehen wir auch bei Gero. > > er schreibt: > "Die Staatsschulden > Alles was die Notenpresse über den Geldbedarf einer wachsenden Wirtschaft > hinaus an Notenbankgeld in die Wirtschaft schleust, wirkt demnach per > definitionem inflationär. Natürlich auch alles Geld, das die Monetative > dem > Staat für zusätzliche Ausgaben (Staatsschulden) zur Verfügung stellt. > > Wenn der Staat sich daher das Geld für seine zusätzlichen Ausgaben bei > der > Notenpresse als zinslose Darlehen beschafft (Fisher, S. 16) und auf diese > Art mittels der ihm unterstellten Druckerpresse Geld an sich selbst > verleiht, muss er sich dazu verpflichten, dieses Geld in der Folge von > seinen Bürgern als Steuer einzutreiben. Täte er das nicht, dann würde > er die > Geldmenge einfach nach Belieben inflationieren. Im alten System war dies > nicht der Fall. Der Staat bezog die von ihm benötigten Summen aus der > Wirtschaft selbst, nämlich von jenen Reichen, die gern bereit waren, es > ihm > gegen Zinsen zu leihen. Anschließend zog er es dann wieder mit Steuern > aus > der Wirtschaft heraus, um die Gläubiger zu bezahlen. > " > > um diesen unsinn von sich zugeben, muessen wir dazu in der lage sein. das > ist nicht einfach. aber es ist wie in der katholischen kirche. so wird > auch > von der "Trinitaet" oder jungfraeulichen geburt geschwafelt. und 1/3 oder > 1/4 der bevoelkerung sinken in bodenlose erleuchtung. > > fuer Gero als wertspeicherungsapologet ist das geschehen natuerlich > furchtbar. wahrscheinlich lebt er nur davon und braucht es. "das Sein > bestimmt das Bewusstsein" hat uns Karl Marx mitgegeben. so wird dann alles > zulaessig, egal welcher schrott es in seinem wesen ist. > > im bluetenstrauch von Gero gibt es natuerlich viele einzelne blueten: > > "Wie und wen besteuert der Staat? > Welche Änderung wird nun dadurch erreicht, dass man die Ausgabe von > Staatsschulden den Geschäftsbanken nimmt und sie in die Hände des > Staates > legt? Wir sagten schon: In beiden Fällen muss der Staat alles über den > Anstieg der volkswirtschaftlichen Leistung hinaus in die Wirtschaft > geschleuste Geld, anschließend wieder mit Steuern aus ihr entfernen, um > die > Geldmenge nicht weiter und weiter aufzublähen. Wird diese Situation > dadurch > besser, dass er im neuen System Geld an sich selbst verleiht? Das muss > durchaus nicht der Fall sein. Alles hängt nämlich davon ab, wie und wen > der > Staat besteuert. Die Monetative, als eine die Staatsschulden finanzierende > Instanz, ist nur dann eine erwägenswerte Idee, wenn dieser Punkt vorher > geklärt wird - anders gesagt, wenn man die Besteuerung der großen > Vermögen > ins Auge fasst. > " > > oder > > "Eine natürliche Grenze für Falschgeldschöpfung kann es nicht geben > Die Idee, dass eine kriminell tätige Branche die Regeln ihres > verbrecherischen Tuns von einer Aufsicht beglaubigen und kontrollieren > lässt, darf man wohl als fantastisch bezeichnen. > " > > es lohnt nicht, sich den einzelnen gedankengaengen von Gero hinzugeben. > jede > LeserIn befindet sich schnell in nebelwolken, wenn sie es versucht. da > helfen nur grundsaetzliche betrachtungen. und das setzt voraus, das sich > jede person eine eigene vorstellung erarbeitet, was eigentlich oekonomie > ist. > > mit lieben gruessen, willi, merida/venezuela > > REDES Comunales Merida > www.redescomunalesmerida.wordpress.com > redescomunalesmerida at gmail.com > > > > Am 22/09/2012 5:29, schrieb Dr. Gero Jenner: > To whom it may concern > Die Monetative ? Sind Banken kriminell? > von Gero Jenner, 22.9.2012 (aktualisiertes Original unter: > http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Monetative.html) > > ... > _______________________________________________ > Debatte-grundeinkommen Mailingliste > JPBerlin - Politischer Provider > Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de > https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen From wube at gmx.net Wed Sep 26 05:52:01 2012 From: wube at gmx.net (=?UTF-8?B?d2lsbGkgw7xiZWxoZXJy?=) Date: Tue, 25 Sep 2012 23:22:01 -0430 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Sind Banken kriminell? In-Reply-To: <20120925182551.317220@gmx.net> References: <3352E87D-8959-4EFF-8875-F1BD5A753434@gerojenner.com> <505F8BF3.4000406@gmx.net> <20120925182551.317220@gmx.net> Message-ID: <50627BE1.9040609@gmx.net> lieber jens, deine kritik sehe ich als berechtigt. ich bin nicht auf die einzelnen absaetze und deren aussagen eingegangen und haette von daher auch die zitate weglassen koennen. also nur dieser fuelle an einzelerscheinungen meine grundsaetzliche betrachtung entgegenstellen. und es waere das gleiche gewesen und vielleicht in seiner reduktion klarer. im kern steht die frage der rationalitaet. macht es sinn, dem geld eine wertspeicherfunktion zuzuordnen? und macht es sinn, das der staat als die allgemeinheit repraesentierende instanz von sich selbst ueber den umweg privater banken geld leiht? fuer die funktion des geldes als temporaeres austauschaequivalent ist diese konstruktion von vornherein unsinnig. sich damit naeher beschaeftigen zu wollen, setzt voraus, jenes verstecken der eigentlichen intentionen zu akzeptieren, was in der gemeinen oekonomie zum hauptzweck sich erklaert. wenn ich also diese grundvorraussetzung nicht mitgehe, dann existiert keine sachliche diskussionsebene mehr, weil alles nur noch dogmatische konstruktionen sind. sie ruhen auf der dogmatik, dass nur privatbanken fuer die geldverteilung und -anahme zulaessig sind. in laendern mit "privaten" notenbanken, was natuerlich in sich selbst ein voelliger unsinn ist, wird die private sphaere zum kern des ganzen. allerdings immer ruhend auf den gesellschaftlichen akteuren. es liessen sich alle moeglichen beispielskonstruktionen ausdenken, um diesen widersinn auch im privaten vorzufuehren. aber das lasse ich. und zu venezuela? ich bin hier, um die kommunalbewegung zu unterstuetzen. das heisst, die entwicklung kommunaler oekonomien auf der basis kommunaler technischer infrastrukturen. getragen von sich selbst organisierenden kommunen mit hoher autonomie und selbstversorgung, eingebunden in das netzwerk der kommunen. dies traegt die bezeichnung "Estado de comunas". also Staat von Gemeinden. diese wortwoertliche ueberserzung passt natuerlich nicht. im kern geht es um die aufloesung staatlicher instanzen und die ueberfuehrung aller organisationsstrukturen in die gemeinden und deren netzwerke. ohne verfasstheit der einwirkung von parteien. und private geschaeftsbanken? ja, auch sie gibt es. und es ist aehnlich wie in deutschland, dass das geldsystem noch wenig hinterfragt wird. es steht als quasi natuerliche konstruktion im raum. in kleinen kreisen wird selbstverstaendlich darueber reflektiert. im oeffentlichen raum ist diese diskussion noch nicht angekommen oder besser, wird massiv herausgehalten. mit lieben gruessen, willi Am 25/09/2012 13:55, schrieb Jens Kasten: > Hallo Willi, > > "es lohnt nicht, sich den einzelnen gedankengaengen von Gero hinzugeben. jede > LeserIn befindet sich schnell in nebelwolken, wenn sie es versucht. da > helfen nur grundsaetzliche betrachtungen. und das setzt voraus, das sich > jede person eine eigene vorstellung erarbeitet, was eigentlich oekonomie ist." > > da kann ich dir leider nicht ganz folgen. > ich fand jeden seiner Gedanken, - nicht nur die von dir erwähnten Blumen oder Blüten - erhellend und erfrischend klar. Auch wenn ich einen (kleinen aber nicht unwesentlichen) Teil von ihnen anders bewerte. > > Aber es ist nun mal die Sache eines jeden selbst, die Dinge nachdenken zu wollen, die ein anderer denkt. > > Wenn Gero Jenner nicht immer ganz an sich halten kann, einen etablierten Professor des partiellen Unwissens zu zeihen, dann bemüht er sich im Allgemeinen mehr als redlich, dieser Bewertung die möglichst plausiblen Argumente folgen zu lassen. > > Solch eine Flut von (einleuchtenden) Argumenten mit ein paar grundlegenden Sätzen wegzuwischen und andere zu motivieren, dies ebenfalls zu tun, halte ich für keine gute Idee. > > Sie könnte sich auch gegen die Ideen ihres Urhebers wenden. > > Die Frage jedenfalls, ob Banken aus sich heraus kriminell sind, quasi in übereinstimmender Weise, in einer Art und Weise, die ihr Selbstverständnis konstituiert, diese Frage wird mit einer Fülle von wirklichen Argumenten beantwortet. Mehr wollte dieser Aufsatz nicht aufzeigen. Vielleicht noch einen Link aufzeigen auf sein Werk "Armut und Reichtum", wo das ebenfalls gründlich beschriebene Dilemma des Staates einer konstruktiven Lösung zugeführt werden soll. Diesem zu folgen entscheidet jeder allein. Jemand, den das Thema nicht interessiert, der wird diesen Aufsatz nicht lesen oder nicht folgen können. > > Die Argumente aus seinem Aufsatz zu widerlegen, wäre auf jeden Fall die feinere Art. Dein Beitrag versucht dies nicht, sondern stellt einfach deine Gedanken in den Weg. Mit Getöse. Schade! > > Es steht jedem frei Dinge zu bewerten. Und hier gilt für mich, je heftiger die Bewertung (im Guten wie im weniger Guten) desto größer der Bedarf an Argumenten. > Und desto größer der Bedarf an den plausibleren von ihnen. > > Gruß Jens > > was machst du eigentlich in Venezuela? > Gibt's da auch private Geschäftsbanken? ;-) > > > -------- Original-Nachricht -------- >> Datum: Sun, 23 Sep 2012 17:53:47 -0430 >> Von: "willi übelherr" >> An: netzwerk ge debatte >> CC: bernd senf, "Dr. Gero Jenner", bernd senf fhw >> Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Sind Banken kriminell? > >> >> eine antwort an Gero Jenner zum geldsystem >> >> Die Monetative ? Sind Banken kriminell? >> von Gero Jenner, 22.9.2012: >> www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Monetative.html >> >> verbreitet ueber die mailliste von Netzwerk Grundeinkommen >> Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de >> www.grundeinkommen.de/ >> >> liebe leserinnen, >> >> dass Gero Jenner als prophet einer fiktiven marktwirtschaft agiert, um der >> pluenderung der menschen zur legitimation zu verhelfen, konnten wir ja nun >> schon oft in seinen texten nachvollziehen. auf diesem staubigen untergrund >> ist es natuerlich schwierig, die realen beziehungen zu erkennen, auf dem >> gesellschaftliche oekonomien ruhen. das ganze wird dann ein grosses, >> undurchsichtiges theater. >> >> an seiner einleitung sehen wir, dass es ihm nicht um eine gruendliche >> analyse geht. er beginnt mit phrasen ueber verschwoerungstheorien. das >> sollte uns, ruhend auf unseren erfahrungen, sofort skeptisch machen, wenn >> wir damit in eine vorurteilsposition gedraengt werden sollen. das sind die >> methoden von dieben, die ganz laut "haltet den Dieb" schreien, um von sich >> abzulenken. >> >> >> zunaechst um die grundlagen >> >> wenn wir uns fuer ein geldsystem als abstraktes tauschmittel entscheiden, >> dann haben wir uns mit einigen fragen zu beschaeftigen. >> >> 1.1) wie wird die wertrelation bestimmt zwischen konkreten guetern und >> dienstleistungen zum abstraktum geld, also der tauschwert. >> >> 1.2) wie wird gesichert, dass jeder gesellschaftlich notwendigen leistung >> auch ein entsprechendes tauschmittel zur verfuegung steht, damit es in >> austausch treten kann. >> >> 1.3) wie wird geregelt, dass vorleistungen ohne direkten tauschprozess >> gedeckt werden. >> >> 1.4) brauchen wir die wertspeicherungsfunktion des abstrakten >> tauschmittels >> geld. >> >> >> in der theoretischen konstruktion buergerlicher republiken haben wir 2 >> akteure. >> >> 2.1) singulaere personen und gruppen, die ruhend auf ihren individuellen >> intentionen agieren. >> >> 2.2) der staat, der ein allgemeininteresse verfolgt. >> >> darin kommt dem staat die aufgabe zu, die rahmenbedingungen zu schaffen >> und >> zu erhalten, damit die privaten personen und gruppen agieren koennen. >> >> >> eine einfache form >> >> wenn wir 1.4 mit nein beantworten, also herausnehmen, dann haben wir die >> moeglichkeit zu einer einfachen form. die gesellschaftlichen instanzen im >> auftrag der allgemeinheit sichern die bedingungen fuer ein freies tun der >> "privaten" akteure. das geld ist eine einfache abstraktion zum tausch von >> taetigkeiten. die menge orientiert sich am allgemeinen bedarf. es wird >> gewissermassen gesellschaftlich erzeugt, wenn es gebraucht wird und danach >> wieder aufgeloest, wenn es fuer den speziellen tauschprozess nicht mehr >> gebraucht wird. selbst die vorleistung fuer reale tauschprozesse sind kein >> problem, da sie auf konkrete tauschobjekte sich beziehen und damit teil >> dessen sind. >> >> wie wir die wertspeicherungsfunktion letztlich aufloesen oder verhindern >> ist >> eigentlich egal. wichtig hier ist nur, dass sie nicht existiert. und wir >> damit zu einer gesellschaftlichen oekonomie kommen, die ohne parasitaere >> und >> schmarotzende instanzen wirken kann. >> >> auch die frage der breite und tiefe gesellschaftlicher aktivitaeten ist >> offen definierbar, weil sie in ihrer logik auf die bedingungen fuer alle >> sich konzentrieren. wir koennen ohne bruch unserer theoretischen >> konstruktionsideen alle grundversorgungssyteme als gesellschaftliche >> projekte organisieren und aus der tauschsphaere entfernen, weil sie >> ebenfalls teil des erhaltungssystems des ganzen sind. wie >> bildungsmoeglichkeiten, gesundheitsversorgung, wasser, abwasser, >> elektrizitaet, transportsysteme materieller und immaterieller art und >> kulturelle aktivitaeten. ruhend auf unseren intentionen haben wir hier >> keine >> beschraenkung. >> >> Gero versteht das nicht, weil er dies nicht verstehen will. also braucht >> er >> nebelwolken, um fiktive anforderungen zu begruenden. Irving Fisher und >> Bernd >> Senf verstehen dies sehr gut. es ist ihre motivation, das tauschmittel >> selbst aus der warenform zu befreien und zu einem rein technischen objekt >> zu >> degradieren. weil voellig richtig, nur konkrete taetigkeiten sinn machen >> und >> fuer uns notwendig sind. >> >> >> die komplizierte form >> >> einleitend will ich einen satz von Albert Einstein zitieren, den er >> haeufig >> verwendet hat. dieser satz ist nicht von ihm. er ist schon sehr alt: "das >> Geniale ist immer einfach". >> >> die konstruktionen unseres geldsystems mit den privaten banken, den >> verschiedenen scheinbaren trennungen, den monstroesen reglementarien haben >> alle den zweck, leistungslosen reichtum zu ermoeglichen, um ruhend auf der >> arbeit anderer ein fuerstliches leben fuehren zu koennen. >> >> indem uber das distributionssystem auf der abstrakten warenform Geld >> abfluesse organisiert werden koennen, weil diese zwischenschicht >> zwangskonstruiert ist, stehen die akteure gesellschaftlicher oekonomieen >> der >> geld-verwertung ihrer lebensaeusserungen frei zur verfuegung. wenn wir >> diesen zweck nicht sehen oder sehen wollen, verstehen wir nicht, warum wir >> ein derartig absurdes umd monstroeses geldsystem haben. >> >> der staat fungiert dann nicht mehr im interesse der allgemeinheit, sondern >> das "allgemeininteresse" wird aus singulaeren gruppeninteressen abgeleitet >> und er hat nur noch die aufgabe, jene bedingungen zu erhalten, damit die >> abluesse aufrecht erhalten werden. dann ist es auch einfach, jede form der >> ausgrenzung und ignorierung grosser teile der bevoelkerung zu >> organisieren, >> wenn sie fuer das quantum der abfluesse keine bedeutung mehr haben. >> >> das einzige problem dabei stellt sich in der erhaltung des wertes der >> fiktiven geldmengen. und letztlich, wir sehen es, scheitert es an seiner >> eigenen irrationalitaet. die geldmengen sind nicht mehr realisierbar, weil >> sie nur noch etwa zu 1% reale deckung besitzen. da helfen dann auch keine >> hilfskonstruktionen wie verschiebungsprozesse mehr. >> >> weil aber die lebensgrundlagen der allgemeinheit von diesem >> distributionssystem abhaengen, ist das quantum der werthaltung fuer die >> gruppen der besitzer der fiktiven geldmengen bedeutungslos. inflation oder >> deflation spielt fuer sie keine rolle, da sie immer von den realen >> austauschprozessen ihre zufluesse erhalten. >> >> dass die akteure politischer organisationen und sogenannter oekonomischen >> theorien derart im nebel stochern, liegt an ihrer religioesen zuwendung zu >> dieser sphaere. wir sehen ja, welchen bloedsinn die leute alles ernst >> nehmen, wenn wir uns die christlichen ideologien vornehmen. da gibt es >> nichts, was die grenzen von dummheit uebersteigt, um nicht mehr ernst >> genommen zu werden. und so verhaelt es sich auch mit den vorstellungen von >> geldsystemen. jedem unsinn ist grenzenlose unterstuetzung und reproduktion >> sicher. >> >> >> das sehen wir auch bei Gero. >> >> er schreibt: >> "Die Staatsschulden >> Alles was die Notenpresse über den Geldbedarf einer wachsenden Wirtschaft >> hinaus an Notenbankgeld in die Wirtschaft schleust, wirkt demnach per >> definitionem inflationär. Natürlich auch alles Geld, das die Monetative >> dem >> Staat für zusätzliche Ausgaben (Staatsschulden) zur Verfügung stellt. >> >> Wenn der Staat sich daher das Geld für seine zusätzlichen Ausgaben bei >> der >> Notenpresse als zinslose Darlehen beschafft (Fisher, S. 16) und auf diese >> Art mittels der ihm unterstellten Druckerpresse Geld an sich selbst >> verleiht, muss er sich dazu verpflichten, dieses Geld in der Folge von >> seinen Bürgern als Steuer einzutreiben. Täte er das nicht, dann würde >> er die >> Geldmenge einfach nach Belieben inflationieren. Im alten System war dies >> nicht der Fall. Der Staat bezog die von ihm benötigten Summen aus der >> Wirtschaft selbst, nämlich von jenen Reichen, die gern bereit waren, es >> ihm >> gegen Zinsen zu leihen. Anschließend zog er es dann wieder mit Steuern >> aus >> der Wirtschaft heraus, um die Gläubiger zu bezahlen. >> " >> >> um diesen unsinn von sich zugeben, muessen wir dazu in der lage sein. das >> ist nicht einfach. aber es ist wie in der katholischen kirche. so wird >> auch >> von der "Trinitaet" oder jungfraeulichen geburt geschwafelt. und 1/3 oder >> 1/4 der bevoelkerung sinken in bodenlose erleuchtung. >> >> fuer Gero als wertspeicherungsapologet ist das geschehen natuerlich >> furchtbar. wahrscheinlich lebt er nur davon und braucht es. "das Sein >> bestimmt das Bewusstsein" hat uns Karl Marx mitgegeben. so wird dann alles >> zulaessig, egal welcher schrott es in seinem wesen ist. >> >> im bluetenstrauch von Gero gibt es natuerlich viele einzelne blueten: >> >> "Wie und wen besteuert der Staat? >> Welche Änderung wird nun dadurch erreicht, dass man die Ausgabe von >> Staatsschulden den Geschäftsbanken nimmt und sie in die Hände des >> Staates >> legt? Wir sagten schon: In beiden Fällen muss der Staat alles über den >> Anstieg der volkswirtschaftlichen Leistung hinaus in die Wirtschaft >> geschleuste Geld, anschließend wieder mit Steuern aus ihr entfernen, um >> die >> Geldmenge nicht weiter und weiter aufzublähen. Wird diese Situation >> dadurch >> besser, dass er im neuen System Geld an sich selbst verleiht? Das muss >> durchaus nicht der Fall sein. Alles hängt nämlich davon ab, wie und wen >> der >> Staat besteuert. Die Monetative, als eine die Staatsschulden finanzierende >> Instanz, ist nur dann eine erwägenswerte Idee, wenn dieser Punkt vorher >> geklärt wird - anders gesagt, wenn man die Besteuerung der großen >> Vermögen >> ins Auge fasst. >> " >> >> oder >> >> "Eine natürliche Grenze für Falschgeldschöpfung kann es nicht geben >> Die Idee, dass eine kriminell tätige Branche die Regeln ihres >> verbrecherischen Tuns von einer Aufsicht beglaubigen und kontrollieren >> lässt, darf man wohl als fantastisch bezeichnen. >> " >> >> es lohnt nicht, sich den einzelnen gedankengaengen von Gero hinzugeben. >> jede >> LeserIn befindet sich schnell in nebelwolken, wenn sie es versucht. da >> helfen nur grundsaetzliche betrachtungen. und das setzt voraus, das sich >> jede person eine eigene vorstellung erarbeitet, was eigentlich oekonomie >> ist. >> >> mit lieben gruessen, willi, merida/venezuela >> >> REDES Comunales Merida >> www.redescomunalesmerida.wordpress.com >> redescomunalesmerida at gmail.com >> >> >> >> Am 22/09/2012 5:29, schrieb Dr. Gero Jenner: >> To whom it may concern >> Die Monetative ? Sind Banken kriminell? >> von Gero Jenner, 22.9.2012 (aktualisiertes Original unter: >> http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Monetative.html) >> >> ... >> _______________________________________________ >> Debatte-grundeinkommen Mailingliste >> JPBerlin - Politischer Provider >> Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de >> https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen > _______________________________________________ > Debatte-grundeinkommen Mailingliste > JPBerlin - Politischer Provider > Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de > https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen From info at gerojenner.com Fri Sep 28 12:15:57 2012 From: info at gerojenner.com (Dr. Gero Jenner) Date: Fri, 28 Sep 2012 12:15:57 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] GELD - was es ist und was es sein sollte Message-ID: To whom it may concern Geld ? was es ist und was es sein sollte Gero Jenner, 29.9.2012 (aktualisiertes Original unter: http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Geld.html) Wer über Geld schreibt, darf mit einem Massenpublikum rechnen, wenn er beschreibt oder verspricht, wie man es legal oder illegal, offen oder versteckt, mit Tricks oder Beharrlichkeit erwirbt. Wer über Geld schreibt, weil er nur verstehen möchte, wie es sich mit dieser vielleicht seltsamsten aller menschlichen Einrichtungen verhält, der spricht nur Idealisten an, die bekanntlich um vieles dünner gesät sind. Er gleicht einem Astronomen, der sich für den fernen Sternenhimmel begeistert. Deswegen hat Geld als Erkenntnisproblem auch nur Philosophen und Wissenschaftler wirklich beschäftigt. Wie auch sonst sind diese sich aber auch im Hinblick auf das Geld wenig einig. Sie haben sich sehr unterschiedlich zu dem Thema geäußert. Die Münze [das Geld] ist ein Symbol des Tausches (Platon, um 380 v. Chr.). Man kam überein, beim gegenseitigen Austausch nichts anderes zu geben und zu nehmen, als was selbst etwas Wertvolles, den Vorteil handlichen Gebrauchs hätte ... wie Eisen und Silber oder etwas anderes Derartiges. Nichtig scheint das Geld zu sein und ganz und gar durch Gesetz, aber nichts von Natur, so dass es außer Umlauf gesetzt keinerlei Wert hat und unbrauchbar ist zu irgendetwas Notwendigem (Aristoteles, 384 ? 322 v. Chr.). Geld hat die Aufgabe, den Tausch zu erleichtern (Thomas von Aquin, um 1250.) Das Geld ist seinem Wesen nach nicht ein wertvoller Gegenstand, dessen Teile untereinander oder zum Ganzen zufällig dieselbe Proportion hätten wie andere Werte untereinander; sondern es erschöpft seinen Sinn darin, das Wertverhältnis eben dieser andern Objekte zueinander auszudrücken (Georg Simmel, 1900). ? in diesem Zusammenhang hilft uns die alte Unterscheidung zwischen der Verwendung von Geld als Tauschmittel und als Mittel der Wertaufbewahrung (Keynes, 1936). Geld erleichtert den Handel, das ist der Grund für seine Universalität als soziale Institution (James Tobin, 1992). Die meisten Definitionen des Geldes von Platon über Thomas von Aquin bis zu Keynes und James Tobin stimmen darin überein ist, die wesentliche Funktion des Geldes in der Erleichterung des Gütertausches zu sehen ? eine, wie wir heute wissen, historisch unrichtige Auffassung. (1) Einige Denker, unter ihnen schon Aristoteles, haben zudem darauf hingewiesen, dass Geld, um diese Funktion zu erfüllen, nicht notwendig selbst einen Wert haben müsse. Es könne auch als bloße Zahl auf irgendeinem materiellen Substrat in Erscheinung treten. Von wenigen anderen wurde auch in der Vergangenheit schon bemerkt, dass Geld nicht nur ein Tauschmittel sei, sondern auch der Wertaufbewahrung diene. Diese Definitionen sind ungenügend Sie sind es, weil gerade das wichtigste Merkmal des Geldes dabei unterschlagen wird. Das möchte ich an folgendem Beispiel illustrieren. Der Besitzer einer teuren Villa möchte diese verkaufen, aber so dass es ihm möglich ist, sich dafür fünf bis zehn Jahren später ein gleichwertiges Gebäude an einem entfernten Ort zu beschaffen. Dazu benötigt er ein Zahlungsmittel, das den Preis (nicht unbedingt den Wert) dieser Villa repräsentiert. Ein solches Zahlungsmittel nennen wir Geld. Wir würden es nicht benutzen können, hätten die teure Villa und das sie repräsentierende Zahlungsmittel nicht gewisse Eigenschaften miteinander gemein (sonst würde das eine nicht für das andere eintreten können). Eine Villa entsteht durch menschliche Arbeit und die knappen Rohstoffe, die dabei benötigt werden. Bei gegebenem technologischen Niveau und konstanter Rohstoffversorgung ist der Arbeits- und Rohstoffverbrauch auch in noch in fünf bis zehn Jahren derselbe. Der Preis der Villa bleibt unter diesen Umständen gleich, weil man sie nicht aus dem Boden zaubern oder sie auf irgendeine andere Weise verfälschen kann. Aufgrund des Arbeits- und Rohstoffaufwandes stellt sie ein knappes Gut dar, und genau diese Eigenschaft muss sein Besitzer auch von dem Zahlungsmittel verlangen. Nur wenn die Summe aller umlaufenden Zahlungsmittel sich (in einer statischen, also volkswirtschaftlich weder wachsenden noch schrumpfenden) Gesellschaft so wenig ändert wie die Summe aller handelbaren Güter, ist diese Bedingung erfüllt. Geld sollte leicht und beständig sein, die Hauptbedingung aber ist seine Knappheit Dabei ist es prinzipiell völlig unerheblich, ob das den Preis der Güter repräsentierende Geld aus Muscheln, Ochsen, Perlschnüren, Gold- oder Silbermünzen, Papierscheinen oder auch nur aus den Bits und Bytes auf einer Festplatte besteht. Geld kann ebenso gut aus Gold oder Papier bestehen. Das wussten bereits die Chinesen und hatten deshalb das erste Papiergeld bereits im 10. Jahrhundert unserer Zeitrechnung eingeführt. Entscheidend ist im einen wie im anderen Fall allein das konstante Verhältnis zwischen umlaufender Geld- und umlaufender Gütermenge. So wie niemand eine Villa aus dem Boden zu stampfen vermag, darf es andererseits auch niemandem erlaubt sein, Geld willkürlich zu vermehren. Zwar wird man vom Geld außerdem noch verlangen, dass es leichter und beständiger sei als die Güter, die es repräsentiert, doch wie das Beispiel von Rindern beweist, die jedenfalls auch einmal als Zahlungsmittel fungierten (lateinisch pecunia für Geld ist von pecus ?Vieh? abgeleitet!), darf man darin nicht die Hauptbedingung erblicken. Diese Hauptbedingung ist eine der Knappheit der Güter entsprechende Knappheit des Geldes. Eben diese Hauptbedingung war jedoch noch nie in ausreichendem Maße erfüllt Nehmen wir zum Beispiel das Gold. Es konnte im Wert plötzlich sinken, wenn neue Minen (z.B. in Mittel- und Südamerika) entdeckt oder Münzen in verminderter Reinheit auf den Markt gebracht wurden. Verdoppelte sich dabei seine umlaufende Menge oder halbierte sich der Wert derselben Menge aufgrund geringerer Reinheit, dann war das einzelne Goldstück, das der Besitzer der Villa für deren Verkauf erhalten hatte, im ersten Fall nur noch die Hälfte wert, da sein Verhältnis zur Gesamtheit der marktgängigen Güter von eins zu eins auf zwei zu eins gewachsen war. Im zweiten Fall verdoppelte sich dagegen der Wert seiner Münzen, weil das Gold in seinem Besitz ja noch die zweifache Reinheit aufwies. Der gleiche Effekt wird durch ein entsprechendes Wachstum oder Schrumpfen der Wirtschaft erreicht, wenn die Menge der marktfähigen Güter also um 100% zunimmt oder umgekehrt um die Hälfte zurückgeht, ohne dass die umlaufende Geldmenge sich ändert. Solche Schwankungen sind historisch die Regel, wenn sie auch selten in dem gerade beschriebenen Ausmaß auftraten. Kein Geld ohne ausreichende Absicherung gegen Fälschung Die Grundbedingung für Geld besagt demnach, dass seine Eigenschaft als knappes Gut garantiert sein muss, bevor es sich überhaupt für Tausch oder Wertaufbewahrung einsetzen lässt. Größtmögliche Fälschungssicherheit ist daher nicht nur die entscheidende Anforderung an das Geld. Als Geld ins Auge gefasste Objekte werden überhaupt erst dadurch zu Zahlungsmitteln. In den gängigen Definitionen des Geldes berücksichtigt man dieses fundamentale Kriterium entweder gar nicht oder in unzureichendem Maße. Und dennoch setzt man es immer und notwendig voraus. Es muss gewährleistet sein, dass das Mengenverhältnis von Gütern und Geld auf der Geldseite nicht willkürlich verfälscht werden kann. (2) Das umlaufende Papier repräsentiert die umlaufenden Güter (die volkswirtschaftliche Leistung) Für kein historisches Zahlungsmittel hat eine vollendete Fälschungssicherheit garantiert werden können. Aufgrund einer fortschrittlichen Technologie ist das Papiergeld dieser Forderung jedoch sehr viel näher als irgendeiner seiner Vorgänger gekommen (die Münzen lasse ich der Einfachheit halber aus dem Spiel). Wegen seines verschwindend geringen Gewichts und Volumens und der einfachen Unterscheidung verschiedener Wertstufen durch bloße Zahlen stellt es zweifellos ein ideales Medium dar. Seine eigene Wertlosigkeit spielt dabei keine Rolle. Es genügt nämlich, dass dieses an sich wertlose Geld etwas überaus Wertvolles repräsentiert, nämlich die volkswirtschaftliche Leistung. Es ist merkwürdig, dass diese durchaus grundsätzliche Erkenntnis nicht unbedingt bei Bundesbankern vorausgesetzt werden kann. (3) Auf die Konstanz des Verhältnisses zwischen umlaufendem Geld zu umlaufenden Gütern kommt es allerdings an - und darüber hat der Staat zu wachen; oder, besser noch, die Notenbank als demokratisch legitimierte unabhängige Institution. Bei wachsender Wirtschaft mit einem Zuwachs umlaufender Güter muss die Zentralbank die Geldmenge vergrößern, bei einer schrumpfenden aber ebenso reduzieren. Sind also sämtliche Probleme gelöst, wenn die Menge von fälschungssicherem Geld auf diese Weise strikt nach der volkswirtschaftlichen Leistung bemessen wird und seine Preisstabilität damit gewahrt bleibt? Die Gefahr des Hortens Leider ist das durchaus nicht der Fall. Auch wenn zeitweise eine perfekte Übereinstimmung zwischen volkswirtschaftlicher Leistung und Geldmenge besteht, sind private Akteure doch jederzeit in der Lage, dieses Gleichgewicht außer Kraft zu setzen, und zwar auf sehr einfache Weise. Gleichgültig, ob jemand Gold oder Papiergeld besitzt, immer dann, wenn es ihm nicht lohnend erscheint, dieses Geld für den Konsum auszugeben oder an Dritte zu verleihen, kann er es einfach in einem privaten Tresor verschwinden lassen. Er verändert das Verhältnis von umlaufendem Geld zu umlaufenden Gütern durch künstliche Verknappung des Geldes. Dessen Menge kann auf diese Art in beträchtlichem Umfang schrumpfen - wie etwa in Japan während der beiden vergangenen Jahrzehnte. Der Mann, der seine Villa verkaufte, wird durch eine derartige Deflation ohne eigene zusätzliche Leistung begünstigt, weil sein Geld auf einmal mehr wert ist. Verschuldete Unternehmen dagegen sehen sich schwer geschädigt. Ihre nominal gleichen Schulden müssen sie mit einer weit größeren Menge an realen Werten bezahlen. In einer derartigen Deflation (die außer durch Horten auch durch eine verminderte Umlaufgeschwindigkeit des Geldes bewirkt werden kann) gerät die Wirtschaft insgesamt aus dem Gleichgewicht. Die doppelte Art der Geldmengenfälschung Die Sicherheit vor Geldmengenfälschung ist also auf doppelte Weise gefährdet, Einmal aufgrund einer offen verbrecherischen Praxis, wenn Betrüger Falschgeld in die Wirtschaft schleusen und die Geldmenge auf diese Weise erhöhen (was bekanntlich immer schon ein beliebtes Kriegsmittel gegenüber feindlichen Staaten war). Die zweite Art von Geldmengenfälschung wird dagegen nicht als verbrecherisch eingestuft, obwohl sie durch ihre deflationäre Wirkung eher noch gefährlicher ist als die betrügerische Inflationierung des Geldes. Diese Fälschung besteht in der Verminderung der Geldmenge durch privates Horten, die immer dann einzutreten pflegt, wenn Zinsen und Inflation unter einen Mindestwert fallen. Ein höchst bedenkliches Gegenmittel: künstliche Inflation und Zinsen Moderne Notenbanken sind sich dieser beiden Gefahren sehr wohl bewusst. Gegen die erste Art der Geldmengenfälschung setzen sie die Justiz und den technischen Fortschritt ein. Ihr Erfolg ist dabei immerhin so bedeutend, dass die umlaufende Falschgeldmenge sich in engen und ungefährlichen Grenzen hält. Gegen die zweite Art der Geldmenschfälschung einzuschreiten, fällt ihnen dagegen um vieles schwerer. Offensichtlich wäre es sinnlos, das Horten von Geld unter Strafe zu stellen. Wie soll die Polizeimacht ein solches Vergehen ahnden, wenn potentiell jeder Bürger als Täter in Frage kommt? Die Notenbank geht bei dieser zweiten Geldmengenfälschung daher grundsätzlich anders vor als bei der ersten: Sie setzt ein Gegengift ein, indem sie gesteuerte Inflation als Peitsche und Zinsen als Karotten verwendet. Leider ist diese Therapie in ihrer Wirkung kaum weniger schädlich als das zu bekämpfende Übel. Peitsche und Karotten Inflation entwertet gehortetes Geld. Ich weiß, dass ich für denselben Betrag in einem Jahr weniger reale Güter erhalte als gegenwärtig. Also weiche ich der Peitsche aus und bemühe mich, mein Geld lieber heute als morgen auszugeben. Zinsen belohnen mich zusätzlich dafür, dass ich in diese Weise verfahre: Jeder Tag, den ich keine Zinsen bekomme, ist ein Verlust für mich. Also greife ich nach der Karotte, indem ich mein Geld möglichst schnell auf ein Sparkonto lege. Wenn die Peitsche allerdings ? wie in Deutschland nach dem Kriege die Regel ? in einer Geldentwertung von an die zwei Prozent jährlich besteht, dann erhalten Zinsen nur dann einen Wert als lockende Karotten, wenn sie die Marke von zwei Prozent merklich überschreiten. Inflation erzwingt also noch höhere Zinsen. So begibt sich die Notenbank auf einen gefährlichen Pfad. Inflation zur Abwehr des Hortens ist staatlich betriebene Geldentwertung. Zinsen sind staatlich genehmigte Bereicherung ohne eigene Leistung. Die Fälschung der Geldmenge durch privates Horten hat Folgen, die verderblich für das ganze Geldsystem sind. Geldmengenfälschung ist kein Verhängnis. Sie lässt sich erfolgreich bekämpfen! Die Fälschung des Geldes durch das Einschleusen falscher Noten wurde mit großem, zumindest mit ausreichendem Erfolg bekämpft. Die gegen die Verfälschung der Geldmenge durch privates Horten eingesetzte Strategie konstanter Geldmengenaufblähung läuft hingegen darauf hinaus, dass man ein Übel durch ein anderes, nämlich das ihm entgegengesetzte bekämpft. Offenbar ist das keine sonderlich befriedigende Lösung. Es gibt aber eine überraschend einfache Strategie, mit der man diesen Fehler vermeidet. Bargeldloser Zahlungsverkehr Um diese Strategie anzuwenden, müssen wir zunächst einmal eine ohnehin das Geldsystem seit einiger Zeit wesentlich transformierende Tendenz bis zu ihrem logischen Abschluss zu Ende denken und dann auch konkret umsetzen. Immer mehr Geldtransaktionen werden schon heute bargeldlos ausgeführt. Es ist nur eine Frage der Zeit und des politischen Wollens, bis sämtliches Bargeld verschwindet und jeder Bürger ausschließlich bargeldlos auf elektronische Weise bezahlt. In diesem Fall ist die Geldmengenfälschung durch Horten auf einfache und elegante Art zu bekämpfen. Sämtliches Geld auf den Girokonten, das in einem bargeldlosen System ja die Gesamtmenge des umlaufenden Gelds repräsentiert, wird monatlich mit einer kleinen Gebühr, z.B. von drei oder vier Prozent belastet. Auf Sparguthaben entfallen dagegen keinerlei Gebühren. Daher liegt es in jedermanns elementarem Interesse, das eigene Geld entweder schnell auszugeben oder es auf ein Sparguthaben zu transferieren. Horten ist unter diesen Umständen keine Option, weil es einen Verlust bringt. Eine Lösung, die im Hinblick auf Bargeld nur unter großem administrativen Aufwand möglich ist und daher auch nie (außer in kleinen Gemeinden und Tauschringen) ernsthaft ins Auge gefasst worden ist, bereitet bei vollständig bargeldlosem Verkehr keinerlei Aufwand. Die Geldmengenverfälschung gehört der Vergangenheit an. (4) Zinsen können nicht länger der leistungslosen Bereicherung dienen Ein positiver Nebeneffekt besteht darin, dass neben der Peitsche der Inflation, auch die Karotte der Zinsen nicht länger gebraucht wird. Zinsen, ein schon in der Antike verhasstes Instrument leistungsloser Bereicherung (auf Kosten anderer, die dafür sehr wohl ihre Leistung einsetzen), werden nicht länger benötigt, um Geld für Investitionen zu mobilisieren. So wie jeder mit dem Geld, das er heute für seine Villa erhält, in zehn Jahren die gleiche Villa erwerben kann, darf er auch sicher sein, dass die auf dem Sparkonto eingefrorene Leistung ihren (an realen Gütern bemessenen) Wert über die Jahre bewahrt. (5) Vollgeld Ich möchte ein System, das ein konstantes Verhältnis zwischen umlaufender Geld- und umlaufender Gütermenge gewährleistet, als ?Vollgeldsystem? bezeichnen, weil das Geld seinen vollen Wert bewahrt (6). Ein solches System ist weder durch Inflationen noch durch deren Gegenteil, Deflationen, gefährdet. Das oben beschriebene System der doppelten Fälschungssicherheit repräsentiert ein solches Vollgeldsystem. Allerdings entstehen bei ausschließlich bargeldlosem Zahlungsverkehr neue Gefahren. Wir beherrschen jetzt zwar die Geldmengenfälschung durch privates Horten, wie aber verhält es sich mit der Geldmengenfälschung durch Einschleusen von Falschgeld, wenn wir das Bargeld völlig durch Buchgeld und die Bits und Bytes auf einer Festplatte ersetzen? Haben wir nicht die Sicherheit, die wir im ersten Fall hinzugewannen, jetzt mit einer weit größeren Unsicherheit im zweiten Fall bezahlt? Wie schützen wir den bargeldlosen Verkehr vor Fälschungen? Hier liegt das Hauptproblem unseres modernen Geldsystems. Ein Goldstück hat einen Eigenwert, der durch die Entdeckung neuer Goldvorhaben oder durch Herabsetzung des Reinheitsgrades zwar stark modifiziert werden kann, aber immerhin bleibt ein Rest an bloßem Materialwert erhalten. Eine technologisch vielfach gegen Fälschung abgesicherte Banknote hat keinen Eigenwert, aber sie ist gegen Fälschung weit besser abgesichert. Nur unter größten Mühen und Gefahren kann ich sie durch eine nachgemachte ersetzen. Die Buchgeldeintragung in einer Bankbilanz aber lässt sich vergleichsweise mühelos verfälschen. Ich brauche nur eine andere Ziffer einzusetzen. Hebe ich zum Beispiel mit meiner Kreditkarte Geld vom eigenen Konto ab, dann könnte ein entsprechend konstruiertes Programm den Eintrag auf meinem Bankkonto automatisch zugunsten eines Betrügers modifizieren. Bei den Zinsen ist das jedenfalls ziemlich leicht möglich und wurde auch bereits praktiziert. Selbst wenn die Notenbank bei ihrer Versorgung der Wirtschaft mit physisch ausgegebenen Notenbankscheinen strikt darauf achtet, dass zwischen Geld und Gütern ein konstantes Verhältnis herrscht, können Banken als vermittelnde Instanz zwischen Wirtschaft und Notenbank immer noch eine Fülle krimineller Aktionen ausführen, da sie einen Großteil ihrer Geschäfte eben nicht mit den vergleichsweise fälschungssicheren Scheinen, sondern mit bloßen Ziffern in Bilanzheften oder auf Festplatten tätigen. Kein Wunder, dass Banken genau aus diesem Grund ein beliebtes Objekt für allerlei Verschwörungstheorien abgeben. (7) Bietet ein Doppelsystem die Lösung? Dem Fälschungsverdacht können die Banken nicht entgehen - schon deshalb nicht, weil eine entwickelte Volkswirtschaft ohne bargeldlosen Verkehr nicht länger auskommt. Es macht daher auch kaum einen Unterschied, ob der Zahlungsverkehr, wie gegenwärtig in Deutschland, nur etwa zur Hälfte mit Bargeld ausgeführt wird oder ob man ihn zur Gänze auf bargeldlosen Verkehr umstellt. Daher ist es von grundlegender Bedeutung, das Problem der Fälschung richtig einzuschätzen. Dabei hilft es wenig, den Banken ein Doppelsystem aufzuzwingen, wo sämtliche Transaktionen in fälschungsgefährdetem Zifferngeld von Parallelbewegungen in fälschungssicherem Notengeld begleitet werden. Denn eines haben wir doch aus den vergangenen Jahren gelernt: Keines der heute zu beobachtenden Krisenphänomene hätte man dadurch verhindern können: weder die gigantische Aufblähung von Guthaben und Schulden im öffentlichen und privaten Sektor noch ihre nicht minder große Aufblähung im Interbankenverkehr oder die Nutzung eines zu großen Teils der Giraleinlagen für die Kreditvergabe. Ein strikter Parallelismus in den Transaktionen von Ziffern- und Bargeld hätte nichts an diesen Zuständen geändert. Eine wirkliche Reform erreicht man denn auch nur auf eine ganz andere Weise, nämlich durch eine Aufsicht, welche derartige Fehlentwicklungen schon in ihren Anfängen abblockt. Eine bedeutende Hilfe: die institutionelle Trennung der Bankenfunktionen Entscheidend erleichtern würde man eine solche Aufsicht durch die institutionelle Trennung verschiedener Bankenfunktionen. Die Abspaltung des Investmentgeschäfts aus dem normalen Bankbetrieb sollte eine Selbstverständlichkeit sein, die Aufspaltung der Banken in Wertpapier-, Spar- und Giralbanken wäre eine sehr bedeutende Hilfe. Hier sollte uns die Technik als Beispiel dienen. Die ständig wachsende Komplexität großer Einheiten in der Elektronik oder in Kommunikationssystemen bewältigt man allein durch Aufspaltung in Module. Fehlerquellen sind dann sehr viel leichter und schneller zu lokalisieren. Genauso muss man in einem Geldsystem vorgehen, das sich aufgrund wachsender Komplexität der Beherrschbarkeit zu entziehen droht. Will man es gegen Fälschung absichern, muss es in der vorgeschlagenen Art in Module aufgeteilt werden. Dann aber lassen sich Fortschritte erzielen, die früher undenkbar waren. Sobald Geldmengenfälschung praktisch unmöglich wird, bietet eine völlige Umstellung auf bargeldlosen Verkehr die Aussicht auf eine fundamentale Reform des Geldsystems, die den beiden Übeln von Inflation und Zinsen gleichermaßen ein Ende setzt und darüber hinaus noch weitere Vorteile bietet, die ich an anderer Stelle beschrieben habe. (8) Man würde von einer Revolution im Geldbereich sprechen dürfen. Von materiellem Geld zur immateriellen Dimension der Bits und Bytes Ja, wenn die Gefahr der Fälschung gebannt ist, wenn man also diese notwendige Grundbedingung für ein funktionierendes Geldsystem dadurch garantiert, dass man die übermäßige Komplexität des Bankensystems durch Zerlegung in leicht zu kontrollierende Module beherrscht, dann kommt sogar noch ein weiterer Schritt in Frage, den zu erwägen aber nur Sache der Nachdenklichen ist ? die anderen werden ihn mit leichter Hand als absurd beiseite schieben: Nicht nur die Wirtschaft könnte ganz ohne Bargeld auskommen ? sie ist heute ja schon sehr weit auf diesem Wege vorangeschritten -, dieses Bargeld braucht unter der genannten Voraussetzung auch bei Notenbank und Geschäftsbanken keineswegs durch ein paralleles System von Notenbankscheinen abgesichert zu sein, so wie es das derzeitige System bezweckt und weitgehend realisiert. (9) Sofern nur die Konstanz von umlaufendem Geld ? in diesem Fall von bloßen elektronischen Ziffern ? zu umlaufenden Gütern durch entsprechende Kontrollen gewahrt bleibt, ist die materielle Verkörperung von Geld letztlich entbehrlich ? auch der (Notenbank-)Schein unter den Ziffern hätte dann ausgedient. (10) 1 Wie Heinsohn und Steiger in ?Eigentum, Zins und Geld? und in jüngster Zeit David Graeber in seinem Buch ?Debt? gezeigt haben. 2 Hierzu mehr in: Jenner, ?Wohlstand und Armut?. 3 Jens Weidmann führt einen großartigen Kampf gegen die Politik der Geldinflationierung, wie sie die EZB gegen ihre Statuten betreibt. Aber wie kann er nur die völlig unsinnige Behauptung aufstellen ?Heutiges Geld ist durch keinerlei Sachwerte mehr gedeckt?? (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/schuldenkrise-weidmann-notenbanker-muessen-sich-oeffentlich-rechtfertigen-11894706.html). Als Bundesbanker weiß er doch und kämpft doch gerade dafür, dass die Notenbank Geld nur gegen wertbeständige, also erstklassige Sicherheiten abgibt! Genau darin besteht dessen volkswirtschaftliche Deckung. 4 Die Bargeldzahlung muss dann allerdings auch vollständig von elektronischer Zahlung abgelöst werden, weil andernfalls die Umgehung der Umlaufgebühr möglich wäre. In Italien werden Steuern in großem Umfang durch nicht erfasste und nicht erfassbare Bargeldzahlungen umgangen. Der Übergang zu einem elektronischen Geldsystem reformiert nicht nur dieses, sondern zugleich auch das Steuerwesen (vgl. ?Neuer Fiskalismus? (http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Neuer_Fiskalismus.html). 5 Die von einem Jahrhundert von Silvio Gesell vorgeschlagene Belastung des Geldes mit einer Umlaufgebühr halte ich nur unter der Bedingung eines vollständigen Übergangs zum bargeldlosen Zahlungsverkehr für sinnvoll, weil sie in diesem Fall auch mühelos durchführbar ist. Die leistungslose Zinsbereicherung in der Bankenwirtschaft gehört dann der Vergangenheit an ? ein gewaltiger Fortschritt, der allerdings auf die Börsenwirtschaft keine Auswirkung hat. Anders als die Gesellianer glauben, wird die Konzentration des Vermögens in wenigen Händen dadurch nicht aufgehoben, sondern nur von der Banken- in die Börsenwirtschaft verschoben. Hierzu vgl. die entsprechenden Ausführungen in ?Wohlstand und Armut?. 6 Vollgeld in dieser Definition darf nicht mit dem 100%-Money von Fischer und dem Vollgeld von Joseph Huber verwechselt werden. 7 Hierzu mein Artikel: ?Die Monetative ? sind Banken kriminell?? (http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Monetative.htm) 8 Diese Vorteile betreffen vor allem die Besteuerung (siehe ?Neuer Fiskalismus?, http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Neuer_Fiskalismus.html). Heute besteht ein scharfer Gegensatz zwischen der vollständigen Transparenz der abhängig erarbeiteten Einkommen, die dem Finanzamt auf Heller und Pfennig bekannt sind, also den Einkommensverhältnissen von 90% der Bevölkerung, und den Einkommen der oberen 10%, die auf vielerlei Art verschleiert werden. Ein bargeldloser Zahlungsverkehr hält sämtliche Transaktionen fest und macht auch die Vermögens- und Einkommensverhältnisse der oberen 10% durchsichtig. So sehr ich sonst für ein Höchstmaß an Freiheit bin, in diesem Fall plädiere ich für Gleichheit vor dem Gesetz, weil es um materielle Bereicherung auf Kosten anderer geht, Freiheit ist nur etwas wert, solange sie nicht zu Lasten Dritter geht. 9 In ?Wohlstand und Armut? habe ich folgende Gelddefinition vorgeschlagen. ?Geld ist, was etwas anderes als sich selbst, nämlich knappe Güter, repräsentiert und dabei deren Kreislauf und Wertaufbewahrung (einschließlich Spekulation) ermöglicht und sie als gemeinsamer Maßstab miteinander vergleichbar macht. Wenn Geld keinen Eigenwert besitzt, ist es entweder fälschungssicheres Notenbankgeld oder dient als dessen Ersatz (Buch-, Giral- oder eGeld).? Ich würde jetzt den Zusatz streichen, dass Buchgeld nur als Ersatz für Notenbankgeld fungieren kann. 10 Nur im Verkehr mit dem Ausland wäre Bargeld weiterhin unerlässlich. -------------- nächster Teil -------------- Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt... URL: From wube at gmx.net Fri Sep 28 22:35:16 2012 From: wube at gmx.net (=?UTF-8?B?d2lsbGkgw7xiZWxoZXJy?=) Date: Fri, 28 Sep 2012 16:05:16 -0430 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Fwd: GELD - was es ist und was es sein sollte In-Reply-To: References: Message-ID: <50660A04.8040801@gmx.net> liebe freunde, nun werde ich mich benuehen, mit meinen "verurteilsbehafteten" beurteilungen sparsam umzugehen. gero faengt ja gut an. er zeigt, dass allen, die sich damit beschaeftigt hatten, die doppelfunktion bewusst war. also abstraktes tauschmittel fuer werte und wertspeicherungsfunktion. und dann sagt er, dass alle vor ihm den wirklichen gehalt und das wesen des geldes nicht verstanden haben, weil sie nicht sehen/sahen, dass die wertspeicherungsfunktion implizit in dieser konstruktion enthalten sei. er versteht nicht, dass die wertspeicherfunktion eine dem geld aufgesetzte konstruktion ist, und dies als folge den staat zwingend erfordert. weil er die aufgabe hat, eben diese zusatzfunktion als quasi zentrale funktion zu erhalten und abzusichern. bis zurueck ins 13. jahrhundert v.c.Z., also im -13000. jahr, wissen wir vom Fei Lun system in China. es ruhte ausschliesslich auf krediten und benoetigte kein aequivalent. jede leistung wurde als kredit abgegeben und jede person, die diese leistung uebernahm, wurde zum glaeubiger, also verpflichteter, diese leistung selbst zu erbringen. die vertrauensebene war individuell geregelt. aehnliche systeme finden wir auch hier in lateinamerika im "Trueke"-system. dabei ist die einzigste problematik, wie ich schon darauf hinwies, die bestimmung der abbildungsrelation. aber um diese wesentliche eigenschaft geht es gero gar nicht. fuer ihn ist ausschliesslich wichtig, die wertspeicherungsfunktion des geldes zu begruenden. das machen alle, die nur ueber geld existieren und keine eigene leistung erbringen. in carupano, im nordosten von venezuela, traf ich 2 hobby-vogelkundler in begleitung von Ivan, einem venezuelanischen guide. ich wusste nicht, dass beide leitende mitarbeiter der IWF waren, london und new york. das habe ich erst spaeter erfahren. als wir so in freier atmosphaere ueber den schwindel des geldsyatems sprachen, auch mit anderen gaesten, da wurden die beiden total ruhig. nichts kam von ihnen, um das geldsystem in seiner konstruktion zu begruenden. sie wirkten wie kinder, die ihre lehrerIn zitierten und ploetzlich merkten, was das fuer ein stuss ist, was ihnen erzaehlt wurde. und so kommt mir auch gero vor. statt die gedanken derjenigen zu vertiefen, die mit sicherheit auch nicht duemmer waren als er selbst, oder vielleicht sogar intelligenter, steckt er einen pflock in den boden und schreit. "bis hierher, weiter nicht". er schreibt: "Diese Definitionen sind ungenügend Sie sind es, weil gerade das wichtigste Merkmal des Geldes dabei unterschlagen wird." ja, neben dem tausch, fuer mich der einzige zweck. fuer gero die wertspeicherfunktion als eigentliche aufgabe. und mit ihm alle "Bankster", alle, die nur ueber geldstroeme existieren wollen. es ist auch klar. wenn wir dem geld ausschliesslich seine abstrakte tauschfunktion zuordnen, dann haben diese leute ploetzlich nichts mehr, womit sie in den tausch treten koennen. ganz schoen scheisse! "Eben diese Hauptbedingung war jedoch noch nie in ausreichendem Maße erfüllt". bis dahin habe ich seinen text gelesen. und das genuegt mir auch. den rest ueberlasse ich euch. mit lieben gruessen, willi -------- Original-Nachricht -------- Betreff: [Debatte-Grundeinkommen] GELD - was es ist und was es sein sollte Datum: Fri, 28 Sep 2012 12:15:57 +0200 Von: Dr. Gero Jenner An: undisclosed-recipients:; To whom it may concern Geld – was es ist und was es sein sollte Gero Jenner, 29.9.2012 (aktualisiertes Original unter: http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Geld.html) Wer über Geld schreibt, darf mit einem Massenpublikum rechnen, wenn er beschreibt oder verspricht, wie man es legal oder illegal, offen oder versteckt, mit Tricks oder Beharrlichkeit erwirbt. Wer über Geld schreibt, weil er nur verstehen möchte, wie es sich mit dieser vielleicht seltsamsten aller menschlichen Einrichtungen verhält, der spricht nur Idealisten an, die bekanntlich um vieles dünner gesät sind. Er gleicht einem Astronomen, der sich für den fernen Sternenhimmel begeistert. Deswegen hat Geld als Erkenntnisproblem auch nur Philosophen und Wissenschaftler wirklich beschäftigt. Wie auch sonst sind diese sich aber auch im Hinblick auf das Geld wenig einig. Sie haben sich sehr unterschiedlich zu dem Thema geäußert. Die Münze [das Geld] ist ein Symbol des Tausches (Platon, um 380 v. Chr.). Man kam überein, beim gegenseitigen Austausch nichts anderes zu geben und zu nehmen, als was selbst etwas Wertvolles, den Vorteil handlichen Gebrauchs hätte ... wie Eisen und Silber oder etwas anderes Derartiges. Nichtig scheint das Geld zu sein und ganz und gar durch Gesetz, aber nichts von Natur, so dass es außer Umlauf gesetzt keinerlei Wert hat und unbrauchbar ist zu irgendetwas Notwendigem (Aristoteles, 384 – 322 v. Chr.). Geld hat die Aufgabe, den Tausch zu erleichtern (Thomas von Aquin, um 1250.) Das Geld ist seinem Wesen nach nicht ein wertvoller Gegenstand, dessen Teile untereinander oder zum Ganzen zufällig dieselbe Proportion hätten wie andere Werte untereinander; sondern es erschöpft seinen Sinn darin, das Wertverhältnis eben dieser andern Objekte zueinander auszudrücken (Georg Simmel, 1900). in diesem Zusammenhang hilft uns die alte Unterscheidung zwischen der Verwendung von Geld als Tauschmittel und als Mittel der Wertaufbewahrung (Keynes, 1936). Geld erleichtert den Handel, das ist der Grund für seine Universalität als soziale Institution (James Tobin, 1992). Die meisten Definitionen des Geldes von Platon über Thomas von Aquin bis zu Keynes und James Tobin stimmen darin überein ist, die wesentliche Funktion des Geldes in der Erleichterung des Gütertausches zu sehen – eine, wie wir heute wissen, historisch unrichtige Auffassung. (1) Einige Denker, unter ihnen schon Aristoteles, haben zudem darauf hingewiesen, dass Geld, um diese Funktion zu erfüllen, nicht notwendig selbst einen Wert haben müsse. Es könne auch als bloße Zahl auf irgendeinem materiellen Substrat in Erscheinung treten. Von wenigen anderen wurde auch in der Vergangenheit schon bemerkt, dass Geld nicht nur ein Tauschmittel sei, sondern auch der Wertaufbewahrung diene. Diese Definitionen sind ungenügend Sie sind es, weil gerade das wichtigste Merkmal des Geldes dabei unterschlagen wird. Das möchte ich an folgendem Beispiel illustrieren. Der Besitzer einer teuren Villa möchte diese verkaufen, aber so dass es ihm möglich ist, sich dafür fünf bis zehn Jahren später ein gleichwertiges Gebäude an einem entfernten Ort zu beschaffen. Dazu benötigt er ein Zahlungsmittel, das den Preis (nicht unbedingt den Wert) dieser Villa repräsentiert. Ein solches Zahlungsmittel nennen wir Geld. Wir würden es nicht benutzen können, hätten die teure Villa und das sie repräsentierende Zahlungsmittel nicht gewisse Eigenschaften miteinander gemein (sonst würde das eine nicht für das andere eintreten können). Eine Villa entsteht durch menschliche Arbeit und die knappen Rohstoffe, die dabei benötigt werden. Bei gegebenem technologischen Niveau und konstanter Rohstoffversorgung ist der Arbeits- und Rohstoffverbrauch auch in noch in fünf bis zehn Jahren derselbe. Der Preis der Villa bleibt unter diesen Umständen gleich, weil man sie nicht aus dem Boden zaubern oder sie auf irgendeine andere Weise verfälschen kann. Aufgrund des Arbeits- und Rohstoffaufwandes stellt sie ein knappes Gut dar, und genau diese Eigenschaft muss sein Besitzer auch von dem Zahlungsmittel verlangen. Nur wenn die Summe aller umlaufenden Zahlungsmittel sich (in einer statischen, also volkswirtschaftlich weder wachsenden noch schrumpfenden) Gesellschaft so wenig ändert wie die Summe aller handelbaren Güter, ist diese Bedingung erfüllt. Geld sollte leicht und beständig sein, die Hauptbedingung aber ist seine Knappheit Dabei ist es prinzipiell völlig unerheblich, ob das den Preis der Güter repräsentierende Geld aus Muscheln, Ochsen, Perlschnüren, Gold- oder Silbermünzen, Papierscheinen oder auch nur aus den Bits und Bytes auf einer Festplatte besteht. Geld kann ebenso gut aus Gold oder Papier bestehen. Das wussten bereits die Chinesen und hatten deshalb das erste Papiergeld bereits im 10. Jahrhundert unserer Zeitrechnung eingeführt. Entscheidend ist im einen wie im anderen Fall allein das konstante Verhältnis zwischen umlaufender Geld- und umlaufender Gütermenge. So wie niemand eine Villa aus dem Boden zu stampfen vermag, darf es andererseits auch niemandem erlaubt sein, Geld willkürlich zu vermehren. Zwar wird man vom Geld außerdem noch verlangen, dass es leichter und beständiger sei als die Güter, die es repräsentiert, doch wie das Beispiel von Rindern beweist, die jedenfalls auch einmal als Zahlungsmittel fungierten (lateinisch pecunia für Geld ist von pecus „Vieh“ abgeleitet!), darf man darin nicht die Hauptbedingung erblicken. Diese Hauptbedingung ist eine der Knappheit der Güter entsprechende Knappheit des Geldes. Eben diese Hauptbedingung war jedoch noch nie in ausreichendem Maße erfüllt Nehmen wir zum Beispiel das Gold. Es konnte im Wert plötzlich sinken, wenn neue Minen (z.B. in Mittel- und Südamerika) entdeckt oder Münzen in verminderter Reinheit auf den Markt gebracht wurden. Verdoppelte sich dabei seine umlaufende Menge oder halbierte sich der Wert derselben Menge aufgrund geringerer Reinheit, dann war das einzelne Goldstück, das der Besitzer der Villa für deren Verkauf erhalten hatte, im ersten Fall nur noch die Hälfte wert, da sein Verhältnis zur Gesamtheit der marktgängigen Güter von eins zu eins auf zwei zu eins gewachsen war. Im zweiten Fall verdoppelte sich dagegen der Wert seiner Münzen, weil das Gold in seinem Besitz ja noch die zweifache Reinheit aufwies. Der gleiche Effekt wird durch ein entsprechendes Wachstum oder Schrumpfen der Wirtschaft erreicht, wenn die Menge der marktfähigen Güter also um 100% zunimmt oder umgekehrt um die Hälfte zurückgeht, ohne dass die umlaufende Geldmenge sich ändert. Solche Schwankungen sind historisch die Regel, wenn sie auch selten in dem gerade beschriebenen Ausmaß auftraten. Kein Geld ohne ausreichende Absicherung gegen Fälschung Die Grundbedingung für Geld besagt demnach, dass seine Eigenschaft als knappes Gut garantiert sein muss, bevor es sich überhaupt für Tausch oder Wertaufbewahrung einsetzen lässt. Größtmögliche Fälschungssicherheit ist daher nicht nur die entscheidende Anforderung an das Geld. Als Geld ins Auge gefasste Objekte werden überhaupt erst dadurch zu Zahlungsmitteln. In den gängigen Definitionen des Geldes berücksichtigt man dieses fundamentale Kriterium entweder gar nicht oder in unzureichendem Maße. Und dennoch setzt man es immer und notwendig voraus. Es muss gewährleistet sein, dass das Mengenverhältnis von Gütern und Geld auf der Geldseite nicht willkürlich verfälscht werden kann. (2) Das umlaufende Papier repräsentiert die umlaufenden Güter (die volkswirtschaftliche Leistung) Für kein historisches Zahlungsmittel hat eine vollendete Fälschungssicherheit garantiert werden können. Aufgrund einer fortschrittlichen Technologie ist das Papiergeld dieser Forderung jedoch sehr viel näher als irgendeiner seiner Vorgänger gekommen (die Münzen lasse ich der Einfachheit halber aus dem Spiel). Wegen seines verschwindend geringen Gewichts und Volumens und der einfachen Unterscheidung verschiedener Wertstufen durch bloße Zahlen stellt es zweifellos ein ideales Medium dar. Seine eigene Wertlosigkeit spielt dabei keine Rolle. Es genügt nämlich, dass dieses an sich wertlose Geld etwas überaus Wertvolles repräsentiert, nämlich die volkswirtschaftliche Leistung. Es ist merkwürdig, dass diese durchaus grundsätzliche Erkenntnis nicht unbedingt bei Bundesbankern vorausgesetzt werden kann. (3) Auf die Konstanz des Verhältnisses zwischen umlaufendem Geld zu umlaufenden Gütern kommt es allerdings an - und darüber hat der Staat zu wachen; oder, besser noch, die Notenbank als demokratisch legitimierte unabhängige Institution. Bei wachsender Wirtschaft mit einem Zuwachs umlaufender Güter muss die Zentralbank die Geldmenge vergrößern, bei einer schrumpfenden aber ebenso reduzieren. Sind also sämtliche Probleme gelöst, wenn die Menge von fälschungssicherem Geld auf diese Weise strikt nach der volkswirtschaftlichen Leistung bemessen wird und seine Preisstabilität damit gewahrt bleibt? Die Gefahr des Hortens Leider ist das durchaus nicht der Fall. Auch wenn zeitweise eine perfekte Übereinstimmung zwischen volkswirtschaftlicher Leistung und Geldmenge besteht, sind private Akteure doch jederzeit in der Lage, dieses Gleichgewicht außer Kraft zu setzen, und zwar auf sehr einfache Weise. Gleichgültig, ob jemand Gold oder Papiergeld besitzt, immer dann, wenn es ihm nicht lohnend erscheint, dieses Geld für den Konsum auszugeben oder an Dritte zu verleihen, kann er es einfach in einem privaten Tresor verschwinden lassen. Er verändert das Verhältnis von umlaufendem Geld zu umlaufenden Gütern durch künstliche Verknappung des Geldes. Dessen Menge kann auf diese Art in beträchtlichem Umfang schrumpfen - wie etwa in Japan während der beiden vergangenen Jahrzehnte. Der Mann, der seine Villa verkaufte, wird durch eine derartige Deflation ohne eigene zusätzliche Leistung begünstigt, weil sein Geld auf einmal mehr wert ist. Verschuldete Unternehmen dagegen sehen sich schwer geschädigt. Ihre nominal gleichen Schulden müssen sie mit einer weit größeren Menge an realen Werten bezahlen. In einer derartigen Deflation (die außer durch Horten auch durch eine verminderte Umlaufgeschwindigkeit des Geldes bewirkt werden kann) gerät die Wirtschaft insgesamt aus dem Gleichgewicht. Die doppelte Art der Geldmengenfälschung Die Sicherheit vor Geldmengenfälschung ist also auf doppelte Weise gefährdet, Einmal aufgrund einer offen verbrecherischen Praxis, wenn Betrüger Falschgeld in die Wirtschaft schleusen und die Geldmenge auf diese Weise erhöhen (was bekanntlich immer schon ein beliebtes Kriegsmittel gegenüber feindlichen Staaten war). Die zweite Art von Geldmengenfälschung wird dagegen nicht als verbrecherisch eingestuft, obwohl sie durch ihre deflationäre Wirkung eher noch gefährlicher ist als die betrügerische Inflationierung des Geldes. Diese Fälschung besteht in der Verminderung der Geldmenge durch privates Horten, die immer dann einzutreten pflegt, wenn Zinsen und Inflation unter einen Mindestwert fallen. Ein höchst bedenkliches Gegenmittel: künstliche Inflation und Zinsen Moderne Notenbanken sind sich dieser beiden Gefahren sehr wohl bewusst. Gegen die erste Art der Geldmengenfälschung setzen sie die Justiz und den technischen Fortschritt ein. Ihr Erfolg ist dabei immerhin so bedeutend, dass die umlaufende Falschgeldmenge sich in engen und ungefährlichen Grenzen hält. Gegen die zweite Art der Geldmenschfälschung einzuschreiten, fällt ihnen dagegen um vieles schwerer. Offensichtlich wäre es sinnlos, das Horten von Geld unter Strafe zu stellen. Wie soll die Polizeimacht ein solches Vergehen ahnden, wenn potentiell jeder Bürger als Täter in Frage kommt? Die Notenbank geht bei dieser zweiten Geldmengenfälschung daher grundsätzlich anders vor als bei der ersten: Sie setzt ein Gegengift ein, indem sie gesteuerte Inflation als Peitsche und Zinsen als Karotten verwendet. Leider ist diese Therapie in ihrer Wirkung kaum weniger schädlich als das zu bekämpfende Übel. Peitsche und Karotten Inflation entwertet gehortetes Geld. Ich weiß, dass ich für denselben Betrag in einem Jahr weniger reale Güter erhalte als gegenwärtig. Also weiche ich der Peitsche aus und bemühe mich, mein Geld lieber heute als morgen auszugeben. Zinsen belohnen mich zusätzlich dafür, dass ich in diese Weise verfahre: Jeder Tag, den ich keine Zinsen bekomme, ist ein Verlust für mich. Also greife ich nach der Karotte, indem ich mein Geld möglichst schnell auf ein Sparkonto lege. Wenn die Peitsche allerdings – wie in Deutschland nach dem Kriege die Regel – in einer Geldentwertung von an die zwei Prozent jährlich besteht, dann erhalten Zinsen nur dann einen Wert als lockende Karotten, wenn sie die Marke von zwei Prozent merklich überschreiten. Inflation erzwingt also noch höhere Zinsen. So begibt sich die Notenbank auf einen gefährlichen Pfad. Inflation zur Abwehr des Hortens ist staatlich betriebene Geldentwertung. Zinsen sind staatlich genehmigte Bereicherung ohne eigene Leistung. Die Fälschung der Geldmenge durch privates Horten hat Folgen, die verderblich für das ganze Geldsystem sind. Geldmengenfälschung ist kein Verhängnis. Sie lässt sich erfolgreich bekämpfen! Die Fälschung des Geldes durch das Einschleusen falscher Noten wurde mit großem, zumindest mit ausreichendem Erfolg bekämpft. Die gegen die Verfälschung der Geldmenge durch privates Horten eingesetzte Strategie konstanter Geldmengenaufblähung läuft hingegen darauf hinaus, dass man ein Übel durch ein anderes, nämlich das ihm entgegengesetzte bekämpft. Offenbar ist das keine sonderlich befriedigende Lösung. Es gibt aber eine überraschend einfache Strategie, mit der man diesen Fehler vermeidet. Bargeldloser Zahlungsverkehr Um diese Strategie anzuwenden, müssen wir zunächst einmal eine ohnehin das Geldsystem seit einiger Zeit wesentlich transformierende Tendenz bis zu ihrem logischen Abschluss zu Ende denken und dann auch konkret umsetzen. Immer mehr Geldtransaktionen werden schon heute bargeldlos ausgeführt. Es ist nur eine Frage der Zeit und des politischen Wollens, bis sämtliches Bargeld verschwindet und jeder Bürger ausschließlich bargeldlos auf elektronische Weise bezahlt. In diesem Fall ist die Geldmengenfälschung durch Horten auf einfache und elegante Art zu bekämpfen. Sämtliches Geld auf den Girokonten, das in einem bargeldlosen System ja die Gesamtmenge des umlaufenden Gelds repräsentiert, wird monatlich mit einer kleinen Gebühr, z.B. von drei oder vier Prozent belastet. Auf Sparguthaben entfallen dagegen keinerlei Gebühren. Daher liegt es in jedermanns elementarem Interesse, das eigene Geld entweder schnell auszugeben oder es auf ein Sparguthaben zu transferieren. Horten ist unter diesen Umständen keine Option, weil es einen Verlust bringt. Eine Lösung, die im Hinblick auf Bargeld nur unter großem administrativen Aufwand möglich ist und daher auch nie (außer in kleinen Gemeinden und Tauschringen) ernsthaft ins Auge gefasst worden ist, bereitet bei vollständig bargeldlosem Verkehr keinerlei Aufwand. Die Geldmengenverfälschung gehört der Vergangenheit an. (4) Zinsen können nicht länger der leistungslosen Bereicherung dienen Ein positiver Nebeneffekt besteht darin, dass neben der Peitsche der Inflation, auch die Karotte der Zinsen nicht länger gebraucht wird. Zinsen, ein schon in der Antike verhasstes Instrument leistungsloser Bereicherung (auf Kosten anderer, die dafür sehr wohl ihre Leistung einsetzen), werden nicht länger benötigt, um Geld für Investitionen zu mobilisieren. So wie jeder mit dem Geld, das er heute für seine Villa erhält, in zehn Jahren die gleiche Villa erwerben kann, darf er auch sicher sein, dass die auf dem Sparkonto eingefrorene Leistung ihren (an realen Gütern bemessenen) Wert über die Jahre bewahrt. (5) Vollgeld Ich möchte ein System, das ein konstantes Verhältnis zwischen umlaufender Geld- und umlaufender Gütermenge gewährleistet, als „Vollgeldsystem“ bezeichnen, weil das Geld seinen vollen Wert bewahrt (6). Ein solches System ist weder durch Inflationen noch durch deren Gegenteil, Deflationen, gefährdet. Das oben beschriebene System der doppelten Fälschungssicherheit repräsentiert ein solches Vollgeldsystem. Allerdings entstehen bei ausschließlich bargeldlosem Zahlungsverkehr neue Gefahren. Wir beherrschen jetzt zwar die Geldmengenfälschung durch privates Horten, wie aber verhält es sich mit der Geldmengenfälschung durch Einschleusen von Falschgeld, wenn wir das Bargeld völlig durch Buchgeld und die Bits und Bytes auf einer Festplatte ersetzen? Haben wir nicht die Sicherheit, die wir im ersten Fall hinzugewannen, jetzt mit einer weit größeren Unsicherheit im zweiten Fall bezahlt? Wie schützen wir den bargeldlosen Verkehr vor Fälschungen? Hier liegt das Hauptproblem unseres modernen Geldsystems. Ein Goldstück hat einen Eigenwert, der durch die Entdeckung neuer Goldvorhaben oder durch Herabsetzung des Reinheitsgrades zwar stark modifiziert werden kann, aber immerhin bleibt ein Rest an bloßem Materialwert erhalten. Eine technologisch vielfach gegen Fälschung abgesicherte Banknote hat keinen Eigenwert, aber sie ist gegen Fälschung weit besser abgesichert. Nur unter größten Mühen und Gefahren kann ich sie durch eine nachgemachte ersetzen. Die Buchgeldeintragung in einer Bankbilanz aber lässt sich vergleichsweise mühelos verfälschen. Ich brauche nur eine andere Ziffer einzusetzen. Hebe ich zum Beispiel mit meiner Kreditkarte Geld vom eigenen Konto ab, dann könnte ein entsprechend konstruiertes Programm den Eintrag auf meinem Bankkonto automatisch zugunsten eines Betrügers modifizieren. Bei den Zinsen ist das jedenfalls ziemlich leicht möglich und wurde auch bereits praktiziert. Selbst wenn die Notenbank bei ihrer Versorgung der Wirtschaft mit physisch ausgegebenen Notenbankscheinen strikt darauf achtet, dass zwischen Geld und Gütern ein konstantes Verhältnis herrscht, können Banken als vermittelnde Instanz zwischen Wirtschaft und Notenbank immer noch eine Fülle krimineller Aktionen ausführen, da sie einen Großteil ihrer Geschäfte eben nicht mit den vergleichsweise fälschungssicheren Scheinen, sondern mit bloßen Ziffern in Bilanzheften oder auf Festplatten tätigen. Kein Wunder, dass Banken genau aus diesem Grund ein beliebtes Objekt für allerlei Verschwörungstheorien abgeben. (7) Bietet ein Doppelsystem die Lösung? Dem Fälschungsverdacht können die Banken nicht entgehen - schon deshalb nicht, weil eine entwickelte Volkswirtschaft ohne bargeldlosen Verkehr nicht länger auskommt. Es macht daher auch kaum einen Unterschied, ob der Zahlungsverkehr, wie gegenwärtig in Deutschland, nur etwa zur Hälfte mit Bargeld ausgeführt wird oder ob man ihn zur Gänze auf bargeldlosen Verkehr umstellt. Daher ist es von grundlegender Bedeutung, das Problem der Fälschung richtig einzuschätzen. Dabei hilft es wenig, den Banken ein Doppelsystem aufzuzwingen, wo sämtliche Transaktionen in fälschungsgefährdetem Zifferngeld von Parallelbewegungen in fälschungssicherem Notengeld begleitet werden. Denn eines haben wir doch aus den vergangenen Jahren gelernt: Keines der heute zu beobachtenden Krisenphänomene hätte man dadurch verhindern können: weder die gigantische Aufblähung von Guthaben und Schulden im öffentlichen und privaten Sektor noch ihre nicht minder große Aufblähung im Interbankenverkehr oder die Nutzung eines zu großen Teils der Giraleinlagen für die Kreditvergabe. Ein strikter Parallelismus in den Transaktionen von Ziffern- und Bargeld hätte nichts an diesen Zuständen geändert. Eine wirkliche Reform erreicht man denn auch nur auf eine ganz andere Weise, nämlich durch eine Aufsicht, welche derartige Fehlentwicklungen schon in ihren Anfängen abblockt. Eine bedeutende Hilfe: die institutionelle Trennung der Bankenfunktionen Entscheidend erleichtern würde man eine solche Aufsicht durch die institutionelle Trennung verschiedener Bankenfunktionen. Die Abspaltung des Investmentgeschäfts aus dem normalen Bankbetrieb sollte eine Selbstverständlichkeit sein, die Aufspaltung der Banken in Wertpapier-, Spar- und Giralbanken wäre eine sehr bedeutende Hilfe. Hier sollte uns die Technik als Beispiel dienen. Die ständig wachsende Komplexität großer Einheiten in der Elektronik oder in Kommunikationssystemen bewältigt man allein durch Aufspaltung in Module. Fehlerquellen sind dann sehr viel leichter und schneller zu lokalisieren. Genauso muss man in einem Geldsystem vorgehen, das sich aufgrund wachsender Komplexität der Beherrschbarkeit zu entziehen droht. Will man es gegen Fälschung absichern, muss es in der vorgeschlagenen Art in Module aufgeteilt werden. Dann aber lassen sich Fortschritte erzielen, die früher undenkbar waren. Sobald Geldmengenfälschung praktisch unmöglich wird, bietet eine völlige Umstellung auf bargeldlosen Verkehr die Aussicht auf eine fundamentale Reform des Geldsystems, die den beiden Übeln von Inflation und Zinsen gleichermaßen ein Ende setzt und darüber hinaus noch weitere Vorteile bietet, die ich an anderer Stelle beschrieben habe. (8) Man würde von einer Revolution im Geldbereich sprechen dürfen. Von materiellem Geld zur immateriellen Dimension der Bits und Bytes Ja, wenn die Gefahr der Fälschung gebannt ist, wenn man also diese notwendige Grundbedingung für ein funktionierendes Geldsystem dadurch garantiert, dass man die übermäßige Komplexität des Bankensystems durch Zerlegung in leicht zu kontrollierende Module beherrscht, dann kommt sogar noch ein weiterer Schritt in Frage, den zu erwägen aber nur Sache der Nachdenklichen ist – die anderen werden ihn mit leichter Hand als absurd beiseite schieben: Nicht nur die Wirtschaft könnte ganz ohne Bargeld auskommen – sie ist heute ja schon sehr weit auf diesem Wege vorangeschritten -, dieses Bargeld braucht unter der genannten Voraussetzung auch bei Notenbank und Geschäftsbanken keineswegs durch ein paralleles System von Notenbankscheinen abgesichert zu sein, so wie es das derzeitige System bezweckt und weitgehend realisiert. (9) Sofern nur die Konstanz von umlaufendem Geld – in diesem Fall von bloßen elektronischen Ziffern – zu umlaufenden Gütern durch entsprechende Kontrollen gewahrt bleibt, ist die materielle Verkörperung von Geld letztlich entbehrlich – auch der (Notenbank-)Schein unter den Ziffern hätte dann ausgedient. (10) 1 Wie Heinsohn und Steiger in „Eigentum, Zins und Geld“ und in jüngster Zeit David Graeber in seinem Buch „Debt“ gezeigt haben. 2 Hierzu mehr in: Jenner, „Wohlstand und Armut“. 3 Jens Weidmann führt einen großartigen Kampf gegen die Politik der Geldinflationierung, wie sie die EZB gegen ihre Statuten betreibt. Aber wie kann er nur die völlig unsinnige Behauptung aufstellen „Heutiges Geld ist durch keinerlei Sachwerte mehr gedeckt“? (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/schuldenkrise-weidmann-notenbanker-muessen-sich-oeffentlich-rechtfertigen-11894706.html). Als Bundesbanker weiß er doch und kämpft doch gerade dafür, dass die Notenbank Geld nur gegen wertbeständige, also erstklassige Sicherheiten abgibt! Genau darin besteht dessen volkswirtschaftliche Deckung. 4 Die Bargeldzahlung muss dann allerdings auch vollständig von elektronischer Zahlung abgelöst werden, weil andernfalls die Umgehung der Umlaufgebühr möglich wäre. In Italien werden Steuern in großem Umfang durch nicht erfasste und nicht erfassbare Bargeldzahlungen umgangen. Der Übergang zu einem elektronischen Geldsystem reformiert nicht nur dieses, sondern zugleich auch das Steuerwesen (vgl. „Neuer Fiskalismus“ (http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Neuer_Fiskalismus.html). 5 Die von einem Jahrhundert von Silvio Gesell vorgeschlagene Belastung des Geldes mit einer Umlaufgebühr halte ich nur unter der Bedingung eines vollständigen Übergangs zum bargeldlosen Zahlungsverkehr für sinnvoll, weil sie in diesem Fall auch mühelos durchführbar ist. Die leistungslose Zinsbereicherung in der Bankenwirtschaft gehört dann der Vergangenheit an – ein gewaltiger Fortschritt, der allerdings auf die Börsenwirtschaft keine Auswirkung hat. Anders als die Gesellianer glauben, wird die Konzentration des Vermögens in wenigen Händen dadurch nicht aufgehoben, sondern nur von der Banken- in die Börsenwirtschaft verschoben. Hierzu vgl. die entsprechenden Ausführungen in „Wohlstand und Armut“. 6 Vollgeld in dieser Definition darf nicht mit dem 100%-Money von Fischer und dem Vollgeld von Joseph Huber verwechselt werden. 7 Hierzu mein Artikel: „Die Monetative – sind Banken kriminell?“ (http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Monetative.htm) 8 Diese Vorteile betreffen vor allem die Besteuerung (siehe „Neuer Fiskalismus“, http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Neuer_Fiskalismus.html). Heute besteht ein scharfer Gegensatz zwischen der vollständigen Transparenz der abhängig erarbeiteten Einkommen, die dem Finanzamt auf Heller und Pfennig bekannt sind, also den Einkommensverhältnissen von 90% der Bevölkerung, und den Einkommen der oberen 10%, die auf vielerlei Art verschleiert werden. Ein bargeldloser Zahlungsverkehr hält sämtliche Transaktionen fest und macht auch die Vermögens- und Einkommensverhältnisse der oberen 10% durchsichtig. So sehr ich sonst für ein Höchstmaß an Freiheit bin, in diesem Fall plädiere ich für Gleichheit vor dem Gesetz, weil es um materielle Bereicherung auf Kosten anderer geht, Freiheit ist nur etwas wert, solange sie nicht zu Lasten Dritter geht. 9 In „Wohlstand und Armut“ habe ich folgende Gelddefinition vorgeschlagen. „Geld ist, was etwas anderes als sich selbst, nämlich knappe Güter, repräsentiert und dabei deren Kreislauf und Wertaufbewahrung (einschließlich Spekulation) ermöglicht und sie als gemeinsamer Maßstab miteinander vergleichbar macht. Wenn Geld keinen Eigenwert besitzt, ist es entweder fälschungssicheres Notenbankgeld oder dient als dessen Ersatz (Buch-, Giral- oder eGeld).“ Ich würde jetzt den Zusatz streichen, dass Buchgeld nur als Ersatz für Notenbankgeld fungieren kann. 10 Nur im Verkehr mit dem Ausland wäre Bargeld weiterhin unerlässlich.