From eusidee at web.de Sun Jul 1 16:14:13 2012 From: eusidee at web.de (Ernst Ullrich Schultz) Date: Sun, 01 Jul 2012 16:14:13 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Eurokrise Message-ID: Lieber Friedrich, liebe MitstreiterInnen, Schon zu verstehen, dass die jetzige Krise des Finanzsystems Ratlosigkeit und Angst auslöst. Dass jedoch Teile der Zivilgesellschaft hysterisch reagieren und auf die kurzfristigen und weitgehend nutzlosen Anstrengungen der Euro-Krisengipfel auf die Barrikaden gehen wollen, um ESM und Fiskalpakt zu verhindern, ist nicht nur müßig, sondern zum Teil auch gefährlich. Diese Strategie spielt den Kräften in die Hände, die dieses System noch neoliberaler und unsozialer gestalten wollen. So einfach, wie in der Frage des Atomausstiegs ist die Sache nämlich nicht. Die Finanzindustrie läßt sich nicht "abschalten". die hat sich krakengleich in die heutige Gesellschaft eingenistet. Wer lässt sich nicht gern auf ein "Schnäppchen" ein und fördert Ausbeutung ud Unterdrückung, wer möchte sein Geld nicht gewinnbringend anlegen, auf Kosten der Anderen? Das "Riestern" und andere Instrumente der Finanzwirtschaft werden nicht nur gern angenommen und man spart noch Steuern obendrein! Das neoliberale Denken ist weiter verbreitet, als wir wahr haben wollen. Das Geldvermögen in Deutschland beträgt 5 Billionen Euro! Ein Wahnsinn, über den bitte keiner zu lange nachdenken sollte, denn das "Vermögen" vermag eigentlich gar nichts mehr, es hat keinen Bezug mehr zur Realwirtschaft. Die zivilgesellschaftlichen Kräfte, wenn sie wirklich etwas in unserer Lebens- und Wirtschaftsform ändern wollen, wären besser beraten, neue Formen im gesellschaftlichem Handeln und im Umgang mit dem Geld zu unterstützen und sich auf Ziele, wie das bedingungslose Grundeinkommen zu einigen. Solche und andere Reformideen voran zu bringen, zB. die Vollgeldreform, erscheinen mir sinnvoller als der aktuelle Aktionismus. Ein neues Fiskalsystem, dass nicht auf Schulden basiert, muss mittelfristig angesteuert werden. Steuern auf Spekulationsgewinne, wie attac vorschlägt, beteiligt den Staat nur am "Casino". Das halte ich für falsch. Besser wäre eine Finanzierung der Staaten durch Konsumsteuer und eine demokratisch kontrollierte Zuteilung von Finanzmitteln durch die europäische Zentralbank. Über "Die Politiker" herziehen ist leicht, über "Die Griechen" noch leichter. Anfangen kann man erstmal bei sich selbst, denke ich und initiativ werden. Herzlichste Sommergrüße, EUS -- eus:idee Ernst Ullrich Schultz Matthiesgarten 16 22395 Hamburg Telefon (040) 604 97 30 -------------- nächster Teil -------------- Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt... URL: From wube at gmx.net Tue Jul 3 02:48:30 2012 From: wube at gmx.net (=?ISO-8859-1?Q?willi_=FCbelherr?=) Date: Mon, 02 Jul 2012 20:48:30 -0400 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Eurokrise In-Reply-To: References: Message-ID: <4FF2415E.7050401@gmx.net> lieber ernst-ulrich und alle, deine argumentation ist selbst von dem behaftet, was du anderen vorwirfst. > Die Finanzindustrie läßt sich nicht "abschalten" das ist von dir und du bleibst jeder begruendung fern. stattdessen wirfst du den aktivisten vor, sie wuerden jenen in die haende spielen, "die dieses System noch neoliberaler und unsozialer gestalten wollen". und alles ohne plausible begruendung. und zum schluss deine vision: > Besser wäre eine Finanzierung der Staaten durch Konsumsteuer > und eine demokratisch kontrollierte Zuteilung von Finanzmitteln > durch die europäische Zentralbank. zunaechst. was soll denn finanziert werden? imperialistische kriege und aufstandsbekaempfung? der parasitaere und wuchernde buerokratenapparat? die staatlichen gewaltverbaende gegen die bevoelkerung, um sie in der sklavengesellschaft zu halten? der ganze ueberbau zur aufrechterhaltung geldgetriebener oekonomien, die schon lange keine mehr sind? die systemgrundlagen zur aufrechterhaltung des raubes an gemeinschaftlichen guetern wie land, wasser, frequenzen, wissen? wovon traeumst du eigentlich. weiter auf dem ruecken des grossen teils der weltbevoelkerung dein bisschen wohlstand zelebrieren? ist es das, was du willst? und die europaeische zentralbank. wozu brauchst du sie? du brauchst sie. und all den anderen dreck. wenn du genau hinsiehst, brauchst du nichts von alledem. ein sinnloses theater und schwachsinnige selbsterhaltungsinszenierung. mit gruessen, willi, merida/venezuela Am 01/07/2012 10:14 a.m., schrieb Ernst Ullrich Schultz: > Lieber Friedrich, > liebe MitstreiterInnen, > > Schon zu verstehen, dass die jetzige Krise des Finanzsystems Ratlosigkeit und > Angst auslöst. > Dass jedoch Teile der Zivilgesellschaft hysterisch reagieren und auf die > kurzfristigen und weitgehend nutzlosen Anstrengungen der Euro-Krisengipfel auf > die Barrikaden gehen wollen, um ESM und Fiskalpakt zu verhindern, ist nicht nur > müßig, sondern zum Teil auch gefährlich. Diese Strategie spielt den Kräften in > die Hände, die dieses System noch neoliberaler und unsozialer gestalten wollen. > So einfach, wie in der Frage des Atomausstiegs ist die Sache nämlich nicht. Die > Finanzindustrie läßt sich nicht "abschalten". die hat sich krakengleich in die > heutige Gesellschaft eingenistet. Wer lässt sich nicht gern auf ein > "Schnäppchen" ein und fördert Ausbeutung ud Unterdrückung, wer möchte sein Geld > nicht gewinnbringend anlegen, auf Kosten der Anderen? Das "Riestern" und andere > Instrumente der Finanzwirtschaft werden nicht nur gern angenommen und man spart > noch Steuern obendrein! Das neoliberale Denken ist weiter verbreitet, als wir > wahr haben wollen. Das Geldvermögen in Deutschland beträgt 5 Billionen Euro! Ein > Wahnsinn, über den bitte keiner zu lange nachdenken sollte, denn das "Vermögen" > vermag eigentlich gar nichts mehr, es hat keinen Bezug mehr zur Realwirtschaft. > > Die zivilgesellschaftlichen Kräfte, wenn sie wirklich etwas in unserer Lebens- > und Wirtschaftsform ändern wollen, wären besser beraten, neue Formen im > gesellschaftlichem Handeln und im Umgang mit dem Geld zu unterstützen und sich > auf Ziele, wie das bedingungslose Grundeinkommen zu einigen. Solche und andere > Reformideen voran zu bringen, zB. die Vollgeldreform, erscheinen mir sinnvoller > als der aktuelle Aktionismus. Ein neues Fiskalsystem, dass nicht auf Schulden > basiert, muss mittelfristig angesteuert werden. Steuern auf Spekulationsgewinne, > wie attac vorschlägt, beteiligt den Staat nur am "Casino". Das halte ich für > falsch. Besser wäre eine Finanzierung der Staaten durch Konsumsteuer und eine > demokratisch kontrollierte Zuteilung von Finanzmitteln durch die europäische > Zentralbank. > Über "Die Politiker" herziehen ist leicht, über "Die Griechen" noch leichter. > Anfangen kann man erstmal bei sich selbst, denke ich und initiativ werden. > > Herzlichste Sommergrüße, > EUS > > -- > > *eus:idee*Ernst Ullrich Schultz Matthiesgarten 16 22395 Hamburg Telefon (040) > 604 97 30 > > > > > > > > > > _______________________________________________ > Debatte-grundeinkommen Mailingliste > JPBerlin - Politischer Provider > Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de > https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen From andreas at bangemann.de Tue Jul 3 10:57:58 2012 From: andreas at bangemann.de (Andreas Bangemann) Date: Tue, 3 Jul 2012 10:57:58 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Eurokrise In-Reply-To: References: Message-ID: Werte Mitleser, 2012/7/1 Ernst Ullrich Schultz > ** > Lieber Friedrich, > liebe MitstreiterInnen, > > [...] > Die zivilgesellschaftlichen Kräfte, wenn sie wirklich etwas in unserer > Lebens- und Wirtschaftsform ändern wollen, wären besser beraten, neue > Formen im gesellschaftlichem Handeln und im Umgang mit dem Geld zu > unterstützen und sich auf Ziele, wie das bedingungslose Grundeinkommen zu > einigen. Solche und andere Reformideen voran zu bringen, zB. die > Vollgeldreform, erscheinen mir sinnvoller als der aktuelle Aktionismus. Ein > neues Fiskalsystem, dass nicht auf Schulden basiert, muss mittelfristig > angesteuert werden. Steuern auf Spekulationsgewinne, wie attac vorschlägt, > beteiligt den Staat nur am "Casino". Das halte ich für falsch. Besser wäre > eine Finanzierung der Staaten durch Konsumsteuer und eine demokratisch > kontrollierte Zuteilung von Finanzmitteln durch die europäische Zentralbank. > Über "Die Politiker" herziehen ist leicht, über "Die Griechen" noch > leichter. Anfangen kann man erstmal bei sich selbst, denke ich und > initiativ werden. > > Herzlichste Sommergrüße, > EUS > > > gerne unterstreiche ich die Ansicht von Herrn Schultz. Eine "Vollgeldreform" als Kernpunkt darzustellen, weil wir "ein schuldenbasiertes" System hätten, halte ich jedoch für einen sehr einseitigen Blick auf die Realität. *Immer* wenn Menschen Austausch von Leistungen betreiben, entstehen Gläubiger-Schuldner-Verhältnisse. Ohne geht es überhaupt nicht! Einer leistet immer zuerst, sei der Zeitraum zwischen Leistung und Gegenleistung auch noch so kurz. Die bisher zur Diskussion gestellten "Vollgeld-Konzepte" überzeugen mich nicht, weil sie den "starken Staat" brauchen. Banken will man "entmachten" und die Macht dem Staat zukommen lassen. Jenen Staat und seinen Politikern, die uns heute so grandios regieren? Bei der Vollgeldreform geht es vordergründig um Machtverschiebung und weniger um Systemänderung. Systemänderung mit Blick auf die Gestaltung aller für das Geldsystem relevanten Fragen, gerne auch die der Geldschöpfung, muss der Ansatz sein. Machtfragen erledigen sich von selbst, wenn der Wille sehr Vieler unwiderstehlich wird. Beste Grüße Andreas Bangemann -------------- nächster Teil -------------- Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt... URL: From info at gerojenner.com Tue Jul 3 11:38:30 2012 From: info at gerojenner.com (Dr. Gero Jenner) Date: Tue, 3 Jul 2012 11:38:30 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Frau Merkels neue Kleider Message-ID: <0E8B147E-4CB2-4542-ADBB-CA5A718D80FE@gerojenner.com> To whom it may concern Merkels neue Kleider ? Phyrrussieg für die Idee eines neuen Europa von Gero Jenner (3.7.2012; Original unter: http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Merkel.html) Es scheint ein Sieg der Solidarität über den egoistischen Nationalismus, der Gemäßigten über die Extremisten, der Großzügigkeit über das kleinliche Rechnen zu sein. Deutschland will nicht in die Rolle eines von der ganzen Welt als eigensüchtig gebrandmarkten Krämers geraten, der den eigenen Erfolg mit niemandem teilen mag. Und es möchte auch nicht auf die Stimmen der Hetzer und Extremisten hören. Kommen die Rufe nach einer radikal anderen Politik nicht hauptsächlich von ganz links und ganz rechts, nicht zu reden von einem demagogisch entfesselten Boulevard? Müssen Besonnenheit und Augenmaß sich nicht vor allem davor hüten, sich an die Seite falscher Bundesgenossen zu stellen? Eine nüchtern denkende Kanzlerin Die deutsche Kanzlerin ist eine ausgebildete Physikerin. An nüchternes Denken und klares Rechnen ist sie gewohnt. Aber sie hat schon einmal erleben müssen, dass nüchternes Denken und klares Rechnen nicht unbedingt den Erfolg verbürgen. Fast hätte sie ihr mutiges Eintreten für eine ? nicht einmal sonderlich durchgreifende - Steuerreform den Wahlsieg gekostet, weil ihre politischen Gegner alle Geschütze der Demagogie mobilisierten, um gegen sie und Paul Kirchhof Front zu machen. So auch dieses Mal. Am Brüsseler Gipfel vom 28. Juni war die Kanzlerin einem ungeheuren Druck ausgesetzt ? nicht nur dem der südlichen Peripherie, sondern auch dem der übrigen Welt. Schon in Los Cabos hatte Mario Monti Präsident Obama für seine Idee gewonnen, dass der europäische Rettungsschirm die Anleihen verschuldeter Mitgliedsländer aufkaufen darf - ohne weitere Auflagen. Soviel Druck war zuviel für die Kanzlerin. Dem hat sie nicht standgehalten. Sie ist eingeknickt. Der Dammbruch Doch in Wahrheit ist Schlimmeres geschehen. Wenn das deutsche Verfassungsgericht nicht die Notbremse zieht, ist ein Damm gebrochen. Wer einmal in die Defensive gerät, zeigt Schwäche und setzt sich immer neuen Attacken aus. Haben nicht vor allem die Deutschen vom Euro profitiert, wie selbst der Vorsitzende des deutschen Sachverständigenrats behauptet? (1) Nun gut, dann sollen die Deutschen auch dafür zahlen! Doch letztlich zählt nicht einmal, ob und wie sehr hier mit halbwahren Zahlen und Argumenten hantiert wird. Denn eines ist sicher: Es nur eine Frage der Zeit ? allenfalls weniger Monate ? bis das Wolfsrudel der Märkte seine Beute von neuem umstellt. Die Deutschen werden dann wieder zögern. Sie werden zögern müssen, weil es schließlich das Geld ihrer Bürger ist, das hier aufs Spiel gesetzt wird. Doch kaum hat sich die Situation im Süden neuerlich zugespitzt, kaum gehen die Menschen dort auf die Barrikaden, wird Deutschland im Namen Europas erneut unter Druck gesetzt. Der Phyrrussieg Die Solidarität hat in Europa gesiegt, doch das ist nicht mehr als ein Phyrrussieg. Denn von welcher Art Solidarität ist hier die Rede? Die vorhandenen Zahlen geben eine unmissverständliche Antwort. Laut Eurostat belief sich 2011 die Neuverschuldung der Italiener und Portugiesen auf jeweils 4%. In Frankreich und den Niederlanden brachte man es auf 5, in Spanien auf 8,5%. Die Griechen machten neue Schulden in Höhe von 9%, während die Iren gar die Marke von 13% erreichten. Statt den bestehenden Schuldenberg abzubauen ? wie es der deutsche Sachverständigenrat einem unwissenden Publikum auch jetzt noch in kunstvollen Modellen als realistische Möglichkeit für die Zukunft vorgaukelt ? geschieht de facto das Gegenteil: Die Schulden werden höher und höher getürmt. Oder wird etwa das Geld, welches man für das sehnlich erhoffte Wachstum in den Ländern des Südens braucht, zur Abwechslung einmal vom Himmel regnen? Das ist kaum anzunehmen. Man wird weitere Schulden machen, nur das Deutschland dafür jetzt haften muss. Die Kanzlerin hat sich erpressen lassen! Bravo. Die politischen Vertreter der Nation haben Solidarität bewiesen, auch wenn eine Bevölkerungsmehrheit sich dagegen stemmt! Nach außen wurde ein guter Eindruck erzielt. Die USA haben das Verhalten der Kanzlerin schon mit huldvollem Lob bedacht. Schade, dass die Märkte sich von Moral so wenig beeindrucken lassen! Für Moral sind Märkte sogar absolut taub. Dagegen wissen sie die ökonomische Situation mit illusionsloser Klarheit einzuschätzen. Und diese Einschätzung besagt, dass auch Deutschland bald als unsicherer Hafen für ihre Anlagen gelten wird. Immerhin sind Deutschlands Schulden in kurzer Zeit von 60 auf 80% in die Höhe geschnellt. Die neuen Verpflichtungen für den EMS werden ein Übriges tun, um diesen Trend wesentlich zu verstärken. Kurzfristig hat die Kanzlerin Europa einen Dienst erwiesen, langfristig hat sie sich von Hollande und Monti dazu erpressen lassen, den Niedergang ihres eigenen Staates in Kauf zu nehmen. Vor allem hat sie gegen die Interessen der Mehrheit der Steuerzahler für die Interessen des großen Kapitals gehandelt. Eine Klausel sieht ausdrücklich vor, dass die Forderungen privater Investoren (sprich von Großinvestoren) bei der Rettung spanischer Banken Vorrang vor denen der Staaten (sprich der kleinen Steuerzahler) genießen. Das Bellen wird nicht verstummen! Es wird mehr Europa geben ? gewiss - aber ein Europa, das man auf falschen ökonomischen Prämissen und damit auf Treibsand erbaut. Mit dem Fiskalpakt, der keine verfassungsmäßig garantierte Mitsprache der Geberländer bei der Verwendung der von ihnen gewährten Mittel vorsieht, sondern diese in die Verfügung der Brüsseler Kommission und damit der Mehrheit von Schuldnerländern stellt, wurde ein Prinzip solider Finanzgebarung geopfert. Auf diesem Weg ist die Kanzlerin nun einen Schritt weiter gegangen. Wenn der europäische Rettungsschirm künftig Staatsschulden aufkauft, wird der IWF nicht länger als Kontrollinstanz auftreten dürfen. Zwar erscheint es wünschenswert, dass Europa seine schmutzige Wäsche alleine wäscht, doch hätte man sich zuvor gegen den nahe liegenden Missbrauch absichern müssen. Das ist nicht geschehen. Die Sperrminorität, die den Deutschen innerhalb des Rettungsschirms bleibt, ist nicht genug. Macht der Norden davon Gebrauch machen, ohne eine wirksame Kontrolle ausüben zu können, trägt ihm das nur das Odium der ewigen Verhinderer ein. Der vom deutschen Bundestag am 2. Juli abgesegnete Fiskalpakt ist allerdings bereits Makulatur, weil die der Kanzlerin abgerungenen Zugeständnisse bedeutend weiter gehen. Werden die staatstragenden Parteien, in deren Kreis auch die Grünen so gerne aufrücken möchten, der gierigen Meute nun auch noch den Brocken zuwerfen, den die Kanzlerin zu verantworten hat? Und was wird damit gewonnen? Für ein paar Wochen wird diese Droge reichen, aber gewiss nicht länger. Denn es gehört wenig akustischer Feinsinn dazu, um ihr Bellen jetzt schon aus der Ferne zu hören. An dem eigentlichen Grund der Misere ? der exorbitanten Verschuldung - hat sich ja nichts geändert. Im Gegenteil, die Schulden wachsen weiter. Spätestens in einem halben Jahr werden alle das Kläffen von neuem hören. Und es wird dann noch viel lauter und furchterregender sein, da es nicht mehr den Süden allein betrifft. Die Kanzlerin und ein folgsamer Bundestag haben dann endlich auch Deutschland der Meute preisgegeben. Warum wird nichts gegen das wirkliche Übel getan? Warum musste es dazu kommen, obwohl die deutsche Kanzlerin nüchtern und klar zu denken versteht und es genug gut unterrichtete Leute auch im deutschen Bundestag gibt? Immerhin hat selbst der Bundeskanzler eines kleineren europäischen Staates, der Österreicher Werner Faymann, in einem Moment der Offenheit die wirkliche Situation bemerkenswert klar eingeschätzt. (2) Es ist daher davon auszugehen, dass die großen Spieler Europas hinter vorgehaltener Hand sehr wohl um die echten Probleme wissen. Sie wissen, dass es sowohl mathematisch wie sozial völlig unmöglich ist, den bestehenden Schuldenberg abzutragen. (3) Daher wissen sie auch, dass die gerade beschlossenen Maßnahmen nichts gegen die Schulden ausrichten können. Allen Anstrengungen zum Trotz werden sich diese weiter erhöhen und jetzt auch den Wohlstand des Nordens bedrohen. Warum tun die führenden Akteure nichts gegen das absehbare Unheil, obwohl die Klügeren unter ihnen sehr wohl davon wissen? Die Feigheit der Etablierten Weil die Besonnenen, die Maßvollen, die Kräfte der Mitte oder jene, die zur Mitte gehören wollen, nichts so sehr fürchten wie einschneidende und schmerzhafte Maßnahmen. Wie die großen Konzerne auf das nächste Quartal, halten sie den Blick fest auf die nächste Wahl gerichtet. Was danach kommt wird allenfalls in hohlen Proklamationen beschworen. Der bloße Gedanke, das bestehende soziale Gefüge anzutasten, um der Reichtumskonzentration an der Spitze (für das die Banken im Wesentlichen nur Transformationsriemen sind) ein Ende zu setzen, ist für sie eine Horrorvorstellung, denn das würde Kampf bedeuten ? einen Kampf, den sie zwar im Namen und Auftrag der Mehrheit führen, aber gegen eine überaus mächtige, wortstarke und wenn es sein muss, auch skrupellos vorgehende Minderheit. Sie kleben am Status Quo Nicht weniger schrecken sie vor einem zweiten Eingriff zurück, weil auch dieser ökonomisch mächtige Kreise verstört. Die Vorstellung, dass Weltmächte sich gegen Aufsteiger schützen müssen, wenn diese mit Billigangeboten die Regeln des fairen Wettbewerbs annullieren, ist ihnen Anathema. Lieber lassen sie, wie im Millenniumsjahr geschehen, Brüssel großmundig verkünden, dass Europa nun auch die USA bald in den Schatten stellt. Die staatstragenden Parteien der Mitte und die mit ihnen stimmenden Grünen sind die Verteidiger des Status Quo. Genauer gesagt, sind sie ? ob wissentlich oder nicht - die Verteidiger des Privilegs, weil der Status Quo seit Jahren genau darin besteht, eine Minderheit Jahr um Jahr reicher und reicher zu machen. Da das bei mangelndem Wachstum zwangsläufig auf Kosten der Mehrheit geht, muss man diese immer stärker zur Ader lassen - erst für notleidende Banken, dann für notleidende Regierungen und schließlich noch für einen notleidenden Süden. Kann es da noch überraschen, dass sich die Mehrheit ihre Retter nicht mehr bei den Besonnenen und Maßvollen sucht, sondern unter extremistischen Parteien? Wir kennen das aus der Vergangenheit Die scheinbar Besonnenen, die zur Unzeit Maßvollen, die auf den Augenblickserfolg fixierten, kurz die allzu feigen politischen Akteure sind stets die unfreiwilligen Steigbügelhalter der Maßlosen, der Unbesonnenen, der Hetzer und Extremisten gewesen. Die deutsche Kanzlerin, die es im Grunde besser weiß, hat im entscheidenden Augenblick versagt. Sie hat die Weichen in eine falsche Richtung gestellt. Zwar weiß sie es besser, aber sie wagt es nicht besser. Die große Krise ? im Wesentlichen ein Déja Vu, eine Wiederholung der Krise von 1929 - hätte von den Parteien der Mitte den Mut zu einschneidenden Maßnahmen statt einer bloßen Fortsetzung der bisherigen Politik aus Beschwichtigung und scheinbarer Beruhigung verlangt. Europa hätte einen Franklin D. Roosevelt gebraucht, einen besonnenen, maßvollen Mann, der aber die Kraft für die großen einschneidenden und schmerzhaften Maßnahmen des New Deal aufbrachte. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die Wahrheit jetzt wiederum - wie schon einmal in den dreißiger Jahren - in die falschen Hände geraten. Die Unbesonnenen, die Maßlosen und die Hetzer stehen jedenfalls in den Startlöchern bereit. In Österreich ist das jetzt schon eine absehbare Entwicklung. 1 Diese Meinung wird von Nouriel Roubini vertreten und wurde in Deutschland vom derzeitigen Vorsitzenden des Deutschen Sachverständigenrats, Peter Bofinger, übernommen. Joseph Joffe (I come to praise Ms Merkel not to bury her. FTD vom 20.6.2012) macht dagegen geltend, dass der Euro bei seiner Entstehung nur 0,85 Dollar kostete, während sein Wert im letzten Jahr bis auf 1,49 USD stieg. Das entspricht fast einer Verdoppelung. Die Agenda 2010, also die Verbilligung der deutschen ?Standortkosten?, nicht die Einführung des Euro, hat daher Deutschlands Waren auf dem Weltmarkt nach einer Zeit des Kränkelns wieder wettbewerbsfähig gemacht. Im Gegensatz zu Werner Sinn versucht Peter Bofinger diese Tatsache kleinzureden, obwohl die Zahlen eindeutig gegen ihn sprechen. Während die deutschen Lohnstückkosten während des Euroregimes nur um 7% zunahmen, sind sie in Italien um 30, in Spanien um 35 und in Griechenland gar um 42% in die Höhe geschnellt. 2 In einem Interview mit dem Wiener Stadtmagazin Falter (vom 5. 8. 2009) sagte Faymann: ?Die europäische Verschuldung, bei der wir immer im Mittelfeld liegen, wird in zwei, drei Jahren um ein paar Prozent höher sein. Ich glaube nicht daran, dass irgendein Staat das zurückbezahlt.? 3 Siehe meinen Artikel Wirtschaft ohne Wachstum ? warum das gegenwärtige Wirtschaftssystem eine Entwicklung zur Nachhaltigkeit ausschließt (http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Wirtschaft_ohne_Wachstum.html). -------------- nächster Teil -------------- Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt... URL: From axel.tigges at gmx.de Wed Jul 4 18:55:13 2012 From: axel.tigges at gmx.de (=?iso-8859-1?Q?=22l=E4chelnjetzt=22?=) Date: Wed, 04 Jul 2012 18:55:13 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Eurokrise In-Reply-To: References: Message-ID: <20120704165513.54160@gmx.net> wer sagt das, dass sich die finanzindustrie nicht abschalten lässt? früher gab es bei den juden alle 50 jahre schuldenerlass, und das eigentum wurde zurückgegeben, heute währt dieser prozess der enteignung länger und das wird mit hilfe von erpressung und kriegen aufrecht erhalten. solange die menschen das vertrauen in den eigenen untergang setzen, werden sie dieses spiel bis zum bitteren ende mitspielen, oder sie stehen gemeinsam auf und zahlen keine steuern mehr und erkennen das geld ist ein schuldgeld und damit betrug und setzen sich für eine bedingungslose grundversorgung für jeden menschen ein, damit wird die freiheit geboren nur da zu arbeiten, wo mir die bedingungen gefallen, gentechnologie und atomkraft entfallen dann automatisch, die menschen erkennen die verschleuderung unserer ressourcen mit hilfe der finanzmärkte und die verschwinden ganz einfach, wie im Märchen: http://www.youtube.com/watch?v=03wZ8ue12N4 bis das soweit ist, müssen noch mehr menschen aus brennen durch zeitklau, wo sie in immer kürzere zeit sich selbst ausbeuten. und dann kommt der 8. tag, doch das ist eine andere geschichte: http://www.physik.as/ "Primär existiert nur Zusammenhang, das Verbindende ohne materielle Grundlage. Wir könnten es auch Geist nennen. Etwas, was wir nur spontan erleben und nicht greifen können. Materie und Energie treten erst sekundär in Erscheinung ? gewissermaßen als geronnener, erstarrter Geist." - »Am Anfang war der Quantengeist«, Interview mit Peter Moosleitners Magazin (P.M.), Mai 2007 gruß axel tigges > Lieber Friedrich, > liebe MitstreiterInnen, > > Schon zu verstehen, dass die jetzige Krise des Finanzsystems Ratlosigkeit > und Angst auslöst. > Dass jedoch Teile der Zivilgesellschaft hysterisch reagieren und auf die > kurzfristigen und weitgehend nutzlosen Anstrengungen der Euro-Krisengipfel > > auf die Barrikaden gehen wollen, um ESM und Fiskalpakt zu verhindern, ist > nicht nur müßig, sondern zum Teil auch gefährlich. Diese Strategie > spielt > den Kräften in die Hände, die dieses System noch neoliberaler und > unsozialer gestalten wollen. > So einfach, wie in der Frage des Atomausstiegs ist die Sache nämlich > nicht. Die Finanzindustrie läßt sich nicht "abschalten". die hat sich > krakengleich in die heutige Gesellschaft eingenistet. Wer lässt sich > nicht > gern auf ein "Schnäppchen" ein und fördert Ausbeutung ud Unterdrückung, > > wer möchte sein Geld nicht gewinnbringend anlegen, auf Kosten der > Anderen? > Das "Riestern" und andere Instrumente der Finanzwirtschaft werden nicht > nur gern angenommen und man spart noch Steuern obendrein! Das neoliberale > Denken ist weiter verbreitet, als wir wahr haben wollen. Das Geldvermögen > > in Deutschland beträgt 5 Billionen Euro! Ein Wahnsinn, über den bitte > keiner zu lange nachdenken sollte, denn das "Vermögen" vermag eigentlich > gar nichts mehr, es hat keinen Bezug mehr zur Realwirtschaft. > > Die zivilgesellschaftlichen Kräfte, wenn sie wirklich etwas in unserer > Lebens- und Wirtschaftsform ändern wollen, wären besser beraten, neue > Formen im gesellschaftlichem Handeln und im Umgang mit dem Geld zu > unterstützen und sich auf Ziele, wie das bedingungslose Grundeinkommen zu > > einigen. Solche und andere Reformideen voran zu bringen, zB. die > Vollgeldreform, erscheinen mir sinnvoller als der aktuelle Aktionismus. > Ein neues Fiskalsystem, dass nicht auf Schulden basiert, muss > mittelfristig angesteuert werden. Steuern auf Spekulationsgewinne, wie > attac vorschlägt, beteiligt den Staat nur am "Casino". Das halte ich für > > falsch. Besser wäre eine Finanzierung der Staaten durch Konsumsteuer und > eine demokratisch kontrollierte Zuteilung von Finanzmitteln durch die > europäische Zentralbank. > Über "Die Politiker" herziehen ist leicht, über "Die Griechen" noch > leichter. Anfangen kann man erstmal bei sich selbst, denke ich und > initiativ werden. > > Herzlichste Sommergrüße, > EUS > > -- > > eus:idee Ernst Ullrich Schultz Matthiesgarten 16 22395 Hamburg Telefon > (040) 604 97 30 > > > > -- Axel Tigges Heinrich-Kandl-Weg 2 A-4030 Linz Phone +43 650 8080095 Alternativadresse axel.tigges at gmail.com Facebook Axel Valentin Tigges From axel.tigges at gmx.de Wed Jul 4 18:35:12 2012 From: axel.tigges at gmx.de (=?iso-8859-1?Q?=22l=E4chelnjetzt=22?=) Date: Wed, 04 Jul 2012 18:35:12 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Frau Merkels neue Kleider In-Reply-To: <0E8B147E-4CB2-4542-ADBB-CA5A718D80FE@gerojenner.com> References: <0E8B147E-4CB2-4542-ADBB-CA5A718D80FE@gerojenner.com> Message-ID: <20120704163512.54190@gmx.net> angela merkel was sagte horst seehofer? "Diejenigen die entscheiden sind nicht gewählt und diejenigen die gewählt werden haben nichts zu entscheiden!" http://alles-schallundrauch.blogspot.co.at/2010/05/bei-pelzig-horst-seehofer-sagt-wie-es.html Was hat also Angela Merkel als Physikerin zu entscheiden? Das es besser ist Biodiesel herzustellen, als Indern eine zweite Mahlzeit zu gönnen? Also Herr Doktor Jenner hier setzen sich Menschen für ein BGE für alle Menschen ein, so dass wir nachaltig im Sinne des Ökofußabdruckes arbeiten können, Afrikaner tun das mehr, doch sie verhungern dabei öfters, doch nicht die für den Turbokapitalismus arbeiten, damit z.B. durch Abwrakprämie noch mehr Autos gebaut werden, natürlich mit Hilfe von Dumping Löhnen und Hartz 4 Almosen, werden weiterhin Menschen erpresst und in Silos von einander fern gehalten. http://www.youtube.com/watch?v=KtU9-tU0z0M Bei diesem Prozess des Untergangs helfen Sie mit, vielleicht sollten Sie Kanzlerinberater werden, doch hier geht es um BGE was von den tragenden Parteien abgelehnt wird, warum wohl? Seehofer drückt es aus. Politiker haben das nicht zu entscheiden. Wer will die Welt im Griff behalten, dass ist hier die Hauptfrage, und wie wir die Lösungen finden. Mit Angela Merkel ganz gewiss nicht: http://www.youtube.com/watch?v=FAejH-F8a5s mfg. Axel Tigges > To whom it may concern > > > Merkels neue Kleider ? Phyrrussieg für die Idee eines neuen Europa > > von Gero Jenner (3.7.2012; Original unter: > http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Merkel.html) > > Es scheint ein Sieg der Solidarität über den egoistischen Nationalismus, > der Gemäßigten über die Extremisten, der Großzügigkeit über das > kleinliche Rechnen zu sein. Deutschland will nicht in die Rolle eines von der > ganzen Welt als eigensüchtig gebrandmarkten Krämers geraten, der den > eigenen Erfolg mit niemandem teilen mag. > > Und es möchte auch nicht auf die Stimmen der Hetzer und Extremisten > hören. Kommen die Rufe nach einer radikal anderen Politik nicht hauptsächlich > von ganz links und ganz rechts, nicht zu reden von einem demagogisch > entfesselten Boulevard? Müssen Besonnenheit und Augenmaß sich nicht vor allem > davor hüten, sich an die Seite falscher Bundesgenossen zu stellen? > > Eine nüchtern denkende Kanzlerin > > Die deutsche Kanzlerin ist eine ausgebildete Physikerin. An nüchternes > Denken und klares Rechnen ist sie gewohnt. Aber sie hat schon einmal erleben > müssen, dass nüchternes Denken und klares Rechnen nicht unbedingt den > Erfolg verbürgen. Fast hätte sie ihr mutiges Eintreten für eine ? nicht > einmal sonderlich durchgreifende - Steuerreform den Wahlsieg gekostet, weil > ihre politischen Gegner alle Geschütze der Demagogie mobilisierten, um > gegen sie und Paul Kirchhof Front zu machen. So auch dieses Mal. Am Brüsseler > Gipfel vom 28. Juni war die Kanzlerin einem ungeheuren Druck ausgesetzt > ? nicht nur dem der südlichen Peripherie, sondern auch dem der übrigen > Welt. Schon in Los Cabos hatte Mario Monti Präsident Obama für seine Idee > gewonnen, dass der europäische Rettungsschirm die Anleihen verschuldeter > Mitgliedsländer aufkaufen darf - ohne weitere Auflagen. Soviel Druck war > zuviel für die Kanzlerin. Dem hat sie nicht standgehalten. Sie ist > eingeknickt. > > Der Dammbruch > > Doch in Wahrheit ist Schlimmeres geschehen. Wenn das deutsche > Verfassungsgericht nicht die Notbremse zieht, ist ein Damm gebrochen. Wer einmal in die > Defensive gerät, zeigt Schwäche und setzt sich immer neuen Attacken aus. > Haben nicht vor allem die Deutschen vom Euro profitiert, wie selbst der > Vorsitzende des deutschen Sachverständigenrats behauptet? (1) Nun gut, dann > sollen die Deutschen auch dafür zahlen! Doch letztlich zählt nicht > einmal, ob und wie sehr hier mit halbwahren Zahlen und Argumenten hantiert wird. > Denn eines ist sicher: Es nur eine Frage der Zeit ? allenfalls weniger > Monate ? bis das Wolfsrudel der Märkte seine Beute von neuem umstellt. Die > Deutschen werden dann wieder zögern. Sie werden zögern müssen, weil es > schließlich das Geld ihrer Bürger ist, das hier aufs Spiel gesetzt wird. > Doch kaum hat sich die Situation im Süden neuerlich zugespitzt, kaum gehen > die Menschen dort auf die Barrikaden, wird Deutschland im Namen Europas > erneut unter Druck gesetzt. > > Der Phyrrussieg > > Die Solidarität hat in Europa gesiegt, doch das ist nicht mehr als ein > Phyrrussieg. Denn von welcher Art Solidarität ist hier die Rede? Die > vorhandenen Zahlen geben eine unmissverständliche Antwort. Laut Eurostat belief > sich 2011 die Neuverschuldung der Italiener und Portugiesen auf jeweils 4%. > In Frankreich und den Niederlanden brachte man es auf 5, in Spanien auf > 8,5%. Die Griechen machten neue Schulden in Höhe von 9%, während die Iren > gar die Marke von 13% erreichten. Statt den bestehenden Schuldenberg > abzubauen ? wie es der deutsche Sachverständigenrat einem unwissenden Publikum > auch jetzt noch in kunstvollen Modellen als realistische Möglichkeit für > die Zukunft vorgaukelt ? geschieht de facto das Gegenteil: Die Schulden > werden höher und höher getürmt. Oder wird etwa das Geld, welches man für > das sehnlich erhoffte Wachstum in den Ländern des Südens braucht, zur > Abwechslung einmal vom Himmel regnen? Das ist kaum anzunehmen. Man wird > weitere Schulden machen, nur das Deutschland dafür jetzt haften muss. > > Die Kanzlerin hat sich erpressen lassen! > > Bravo. Die politischen Vertreter der Nation haben Solidarität bewiesen, > auch wenn eine Bevölkerungsmehrheit sich dagegen stemmt! Nach außen wurde > ein guter Eindruck erzielt. Die USA haben das Verhalten der Kanzlerin schon > mit huldvollem Lob bedacht. Schade, dass die Märkte sich von Moral so > wenig beeindrucken lassen! Für Moral sind Märkte sogar absolut taub. Dagegen > wissen sie die ökonomische Situation mit illusionsloser Klarheit > einzuschätzen. Und diese Einschätzung besagt, dass auch Deutschland bald als > unsicherer Hafen für ihre Anlagen gelten wird. Immerhin sind Deutschlands > Schulden in kurzer Zeit von 60 auf 80% in die Höhe geschnellt. Die neuen > Verpflichtungen für den EMS werden ein Übriges tun, um diesen Trend wesentlich > zu verstärken. Kurzfristig hat die Kanzlerin Europa einen Dienst > erwiesen, langfristig hat sie sich von Hollande und Monti dazu erpressen lassen, > den Niedergang ihres eigenen Staates in Kauf zu nehmen. Vor allem hat sie > gegen die Interessen der Mehrheit der Steuerzahler für die Interessen des > großen Kapitals gehandelt. Eine Klausel sieht ausdrücklich vor, dass die > Forderungen privater Investoren (sprich von Großinvestoren) bei der Rettung > spanischer Banken Vorrang vor denen der Staaten (sprich der kleinen > Steuerzahler) genießen. > > Das Bellen wird nicht verstummen! > > Es wird mehr Europa geben ? gewiss - aber ein Europa, das man auf > falschen ökonomischen Prämissen und damit auf Treibsand erbaut. Mit dem > Fiskalpakt, der keine verfassungsmäßig garantierte Mitsprache der Geberländer > bei der Verwendung der von ihnen gewährten Mittel vorsieht, sondern diese > in die Verfügung der Brüsseler Kommission und damit der Mehrheit von > Schuldnerländern stellt, wurde ein Prinzip solider Finanzgebarung geopfert. Auf > diesem Weg ist die Kanzlerin nun einen Schritt weiter gegangen. Wenn der > europäische Rettungsschirm künftig Staatsschulden aufkauft, wird der IWF > nicht länger als Kontrollinstanz auftreten dürfen. Zwar erscheint es > wünschenswert, dass Europa seine schmutzige Wäsche alleine wäscht, doch > hätte man sich zuvor gegen den nahe liegenden Missbrauch absichern müssen. Das > ist nicht geschehen. Die Sperrminorität, die den Deutschen innerhalb des > Rettungsschirms bleibt, ist nicht genug. Macht der Norden davon Gebrauch > machen, ohne eine wirksame Kontrolle ausüben zu können, trägt ihm das nur > das Odium der ewigen Verhinderer ein. > > Der vom deutschen Bundestag am 2. Juli abgesegnete Fiskalpakt ist > allerdings bereits Makulatur, weil die der Kanzlerin abgerungenen Zugeständnisse > bedeutend weiter gehen. Werden die staatstragenden Parteien, in deren Kreis > auch die Grünen so gerne aufrücken möchten, der gierigen Meute nun auch > noch den Brocken zuwerfen, den die Kanzlerin zu verantworten hat? Und was > wird damit gewonnen? Für ein paar Wochen wird diese Droge reichen, aber > gewiss nicht länger. Denn es gehört wenig akustischer Feinsinn dazu, um ihr > Bellen jetzt schon aus der Ferne zu hören. An dem eigentlichen Grund der > Misere ? der exorbitanten Verschuldung - hat sich ja nichts geändert. Im > Gegenteil, die Schulden wachsen weiter. Spätestens in einem halben Jahr > werden alle das Kläffen von neuem hören. Und es wird dann noch viel lauter > und furchterregender sein, da es nicht mehr den Süden allein betrifft. Die > Kanzlerin und ein folgsamer Bundestag haben dann endlich auch Deutschland > der Meute preisgegeben. > > Warum wird nichts gegen das wirkliche Übel getan? > > Warum musste es dazu kommen, obwohl die deutsche Kanzlerin nüchtern und > klar zu denken versteht und es genug gut unterrichtete Leute auch im > deutschen Bundestag gibt? Immerhin hat selbst der Bundeskanzler eines kleineren > europäischen Staates, der Österreicher Werner Faymann, in einem Moment der > Offenheit die wirkliche Situation bemerkenswert klar eingeschätzt. (2) Es > ist daher davon auszugehen, dass die großen Spieler Europas hinter > vorgehaltener Hand sehr wohl um die echten Probleme wissen. Sie wissen, dass es > sowohl mathematisch wie sozial völlig unmöglich ist, den bestehenden > Schuldenberg abzutragen. (3) Daher wissen sie auch, dass die gerade beschlossenen > Maßnahmen nichts gegen die Schulden ausrichten können. Allen > Anstrengungen zum Trotz werden sich diese weiter erhöhen und jetzt auch den Wohlstand > des Nordens bedrohen. Warum tun die führenden Akteure nichts gegen das > absehbare Unheil, obwohl die Klügeren unter ihnen sehr wohl davon wissen? > > Die Feigheit der Etablierten > > Weil die Besonnenen, die Maßvollen, die Kräfte der Mitte oder jene, die > zur Mitte gehören wollen, nichts so sehr fürchten wie einschneidende und > schmerzhafte Maßnahmen. Wie die großen Konzerne auf das nächste Quartal, > halten sie den Blick fest auf die nächste Wahl gerichtet. Was danach > kommt wird allenfalls in hohlen Proklamationen beschworen. Der bloße Gedanke, > das bestehende soziale Gefüge anzutasten, um der Reichtumskonzentration an > der Spitze (für das die Banken im Wesentlichen nur Transformationsriemen > sind) ein Ende zu setzen, ist für sie eine Horrorvorstellung, denn das > würde Kampf bedeuten ? einen Kampf, den sie zwar im Namen und Auftrag der > Mehrheit führen, aber gegen eine überaus mächtige, wortstarke und wenn es > sein muss, auch skrupellos vorgehende Minderheit. > > Sie kleben am Status Quo > > Nicht weniger schrecken sie vor einem zweiten Eingriff zurück, weil auch > dieser ökonomisch mächtige Kreise verstört. Die Vorstellung, dass > Weltmächte sich gegen Aufsteiger schützen müssen, wenn diese mit > Billigangeboten die Regeln des fairen Wettbewerbs annullieren, ist ihnen Anathema. > Lieber lassen sie, wie im Millenniumsjahr geschehen, Brüssel großmundig > verkünden, dass Europa nun auch die USA bald in den Schatten stellt. Die > staatstragenden Parteien der Mitte und die mit ihnen stimmenden Grünen sind die > Verteidiger des Status Quo. Genauer gesagt, sind sie ? ob wissentlich oder > nicht - die Verteidiger des Privilegs, weil der Status Quo seit Jahren > genau darin besteht, eine Minderheit Jahr um Jahr reicher und reicher zu > machen. Da das bei mangelndem Wachstum zwangsläufig auf Kosten der Mehrheit > geht, muss man diese immer stärker zur Ader lassen - erst für notleidende > Banken, dann für notleidende Regierungen und schließlich noch für einen > notleidenden Süden. Kann es da noch überraschen, dass sich die Mehrheit > ihre Retter nicht mehr bei den Besonnenen und Maßvollen sucht, sondern unter > extremistischen Parteien? > > Wir kennen das aus der Vergangenheit > > Die scheinbar Besonnenen, die zur Unzeit Maßvollen, die auf den > Augenblickserfolg fixierten, kurz die allzu feigen politischen Akteure sind stets > die unfreiwilligen Steigbügelhalter der Maßlosen, der Unbesonnenen, der > Hetzer und Extremisten gewesen. Die deutsche Kanzlerin, die es im Grunde > besser weiß, hat im entscheidenden Augenblick versagt. Sie hat die Weichen in > eine falsche Richtung gestellt. Zwar weiß sie es besser, aber sie wagt es > nicht besser. Die große Krise ? im Wesentlichen ein Déja Vu, eine > Wiederholung der Krise von 1929 - hätte von den Parteien der Mitte den Mut zu > einschneidenden Maßnahmen statt einer bloßen Fortsetzung der bisherigen > Politik aus Beschwichtigung und scheinbarer Beruhigung verlangt. Europa hätte > einen Franklin D. Roosevelt gebraucht, einen besonnenen, maßvollen Mann, > der aber die Kraft für die großen einschneidenden und schmerzhaften > Maßnahmen des New Deal aufbrachte. > > Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die Wahrheit jetzt wiederum - wie > schon einmal in den dreißiger Jahren - in die falschen Hände geraten. Die > Unbesonnenen, die Maßlosen und die Hetzer stehen jedenfalls in den > Startlöchern bereit. In Österreich ist das jetzt schon eine absehbare Entwicklung. > > 1 Diese Meinung wird von Nouriel Roubini vertreten und wurde in > Deutschland vom derzeitigen Vorsitzenden des Deutschen Sachverständigenrats, Peter > Bofinger, übernommen. Joseph Joffe (I come to praise Ms Merkel not to bury > her. FTD vom 20.6.2012) macht dagegen geltend, dass der Euro bei seiner > Entstehung nur 0,85 Dollar kostete, während sein Wert im letzten Jahr bis auf > 1,49 USD stieg. Das entspricht fast einer Verdoppelung. Die Agenda 2010, > also die Verbilligung der deutschen ?Standortkosten?, nicht die > Einführung des Euro, hat daher Deutschlands Waren auf dem Weltmarkt nach einer > Zeit des Kränkelns wieder wettbewerbsfähig gemacht. Im Gegensatz zu Werner > Sinn versucht Peter Bofinger diese Tatsache kleinzureden, obwohl die Zahlen > eindeutig gegen ihn sprechen. Während die deutschen Lohnstückkosten > während des Euroregimes nur um 7% zunahmen, sind sie in Italien um 30, in > Spanien um 35 und in Griechenland gar um 42% in die Höhe geschnellt. > 2 In einem Interview mit dem Wiener Stadtmagazin Falter (vom 5. 8. 2009) > sagte Faymann: ?Die europäische Verschuldung, bei der wir immer im > Mittelfeld liegen, wird in zwei, drei Jahren um ein paar Prozent höher sein. Ich > glaube nicht daran, dass irgendein Staat das zurückbezahlt.? > 3 Siehe meinen Artikel Wirtschaft ohne Wachstum ? warum das > gegenwärtige Wirtschaftssystem eine Entwicklung zur Nachhaltigkeit ausschließt > (http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Wirtschaft_ohne_Wachstum.html). > -- Axel Tigges Heinrich-Kandl-Weg 2 A-4030 Linz Phone +43 650 8080095 Alternativadresse axel.tigges at gmail.com Facebook Axel Valentin Tigges From info at gerojenner.com Sat Jul 7 12:46:39 2012 From: info at gerojenner.com (Dr. Gero Jenner) Date: Sat, 7 Jul 2012 12:46:39 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] =?iso-8859-1?q?Geldsch=F6pfung?= Message-ID: <7817CB7C-C025-48A4-A8F3-077DD981ED29@gerojenner.com> To whom it may concern Dieser Artikel richtet sich nur an Ökonomen und das große Lager der Geldschöpfungsmystiker! Der Mythos der Geldschöpfung (durch die Geschäftsbanken) von Gero Jenner (Original unter: http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Multiple_KGS.html) Was den Umfang von Krediten betrifft, die das Geschäftsbankensystem angeblich zu ?schaffen? vermag, so stößt man auf die abenteuerlichsten Vorstellungen. Ich spreche nicht von bloßen verbalen Ungenauigkeiten, die auf unklaren Definitionen beruhen. Wenn ich einen Kredit (bzw. die ihm entsprechende Spareinlage) genauso unter die Bezeichnung Geld subsumiere wie das von einer Notenbank geschaffene Münz- oder Papiergeld, dann sind Geschäftsbanken in der Tat die Produktionsstätten für Unsummen ?geschöpften Geldes?, denn bei ihnen fließen die Einlagen der Sparer zusammen, und sie sind es, die diese als Kredite weitergeben. Das Notenbankgeld macht dann nicht mehr als einen verschwindenden Bruchteil des in der Wirtschaft insgesamt vorhandenen ?Geldes? aus. Ich spreche hier nicht von dieser sprachlichen Ungenauigkeit, sondern von echten Urzeugungstheorien, die davon ausgehen, dass Kredite aus dem Nichts, also unabhängig von Spareinlagen ?geschöpft? werden können. Solche Theorien wurden und werden von vielen Ökonomen vertreten, unter anderen von Ludwig von Mises, Joseph Schumpeter, dem frühen Keynes, Hajo Riese, Jörg Huffschmid, Bernd Senf, Joseph Huber. Der späte Keynes, Silvio Gesell, Helmut Creutz sowie Gunnar Heinsohn und Otto Steiger haben diese Vorstellung verworfen. (1) Ich möchte betonen, dass hier von Krediten die Rede ist, die von Geschäftsbanken ausgereicht werden. Notenbanken hatten von jeher die Möglichkeit, Willkürgeld in die Welt zu setzen. (2) Diese Tatsache ist unbestritten und wird gerade in unserer Zeit durch das Vorgehen von FED und EZB demonstriert. Multiple Kreditgeldschöpfung Bei oberflächlichem Hinschauen scheint die sogenannte ?multiple Kreditgeldschöpfung?, die weiterhin von einigen der bekanntesten Wirtschaftswissenschaftler als unumstößliche Wahrheit an den Universitäten gelehrt wird, durchaus plausibel zu sein. Um an einem Beispiel zu demonstrieren, was damit gemeint ist, gehen wir der Einfachheit halber von dem theoretisch denkbaren Fall aus, dass sich sämtliche Geschäftsbanken zu einer einzigen Bank zusammenschließen. Das wäre zwar wirtschaftlich überaus unvernünftig, weil dann viel Expertenwissen verloren ginge, (3) erleichtert aber unsere Argumentation. Wenn ein Sparer (Gläubiger) mit, sagen wir, 100.000 ? die Bank aufsucht, um dieses Geld für zehn Jahre zu verleihen, so nutzt die Bank ihre Kontakte zu potentiellen Investoren, um die Summe sogleich an einen Schuldner weiterzureichen. Denn die Bank benötigt ja die Zinsen eines Kreditnehmers, um sie ? unter Abzug der Bankmarge ? an den Sparer weiterzureichen. Solange sie keinen Kreditnehmer findet, macht sie Verluste. Der Kreditnehmer (Schuldner) möge dafür nun augenblicklich ein Produkt, zum Beispiel eine Druckmaschine erwerben. Der betreffende Druckmaschinenhersteller hat für die 100.000 ? allerdings gerade keine Verwendung und leiht den Betrag seinerseits auf zehn Jahre aus. Die Bank findet wiederum einen Investor, der dafür eine Erfindung entwickelt, deren aus Kunststoff bestehendes Material ihn genau 100.000 ? kosten möge. Auch für den Kunststoffproduzenten sind, so wollen wir wiederum annehmen, diese 100.000 ? überschüssiges (über den Konsum) hinausgehendes Geld. Sie enden daher gleichfalls auf einem Sparbuch der Bank. Und so möge es Schlag auf Schlag weiter gehen. Die Bank findet einen weiteren Investor, der wiederum eine Anschaffung tätigt und dieselben 100.000 ? tauchen nach obigem Muster immer wieder als neue Einlagen auf. Wichtig ist nun, dass die Vermittlung all dieser Kredite im Interesse der Bank möglichst augenblicklich erfolgt. Weiterhin gehen wir davon aus, dass auch die Schuldner das Geld augenblicklich für ihre Einkäufe verwenden, und die Empfänger der Aufträge es ihrerseits sofort auf ihr Sparkonto legen. Da alle Vorgänge über eine einzige Geschäftsbank laufen und die ursprünglichen 100.000? nach ihrer ersten Einzahlung die Bank in keinem Augenblick verlassen (sie werden immer nur zwischen Konten verschoben), können sie so gut wie simultan verlaufen. (4) Fassen wir nun diese theoretisch endlose, aber auf ein zeitliches Minimum komprimierte Folge zusammen, so können aufgrund einer einmaligen Ersteinlage von 100.000 ? theoretisch Gesamtkredite in unbegrenzter Höhe vergeben werden. Spareinlagen: Kredite: Einkauf bei Firma: 100 000 Schuldner A kauft Druckmaschine bei Firma 1 100 000 (von Firma 1) Schuldner B kauft Kunststoff bei Firma 2 100 000 (von Firma 2) Schuldner C kauft x bei Firma 3 etc. etc. etc. Summe aller Einl. = ? Summe aller Kredite = ? Summe aller Einkäufe = ? Dieses Beispiel für eine sogenannte ?Kredit- oder multiple Buchgeldschöpfung? (5) taucht bis heute in den seriösesten ökonomischen Lehrbüchern auf, (6) nur dass es dort meist in leichter Abänderung erscheint. So setzen die üblichen Beispiele für diese wundersame Kreditvermehrung meist mehrere Geschäftsbanken ein und berücksichtigen überdies die Existenz von Mindestreserven, d.h. jenen Anteil der Gläubigereinlage, den die Banken als Sicherheit vorhalten müssen. (7) Angenommen, die Bank muss von jeder Einlage eine Reserve von 10% beiseite legen, so kann sie von der Ersteinlage in Höhe von 100.000 ? nur noch 90.000 an einen Kreditnehmer weiterreichen. Beim nächsten Durchgang werden von 90.000 dann wiederum 10% abgezogen, so dass für die folgende Einlage nur noch 81.000 ? in Frage kommen. Im Endergebnis beläuft sich die Gesamtsumme aller möglichen Einlagen dann auf eine Million und die Gesamtsumme aller möglichen Kredite auf 900.000 ? (bei einem Reservensatz von 10% macht die letztere somit zehn Prozent weniger als die Einlagen aus). Wäre allerdings nur eine Mindestreserve von einem Prozent vorgeschrieben, so würde sich die Summe aller Einlagen auf zehn Millionen ? aufblähen, während die Bank Kredite in Höhe von neun Millionen neunhunderttausend ? vergeben hat (also um 1 Prozent weniger als der Summe aller Einlagen entspricht). Eine unendliche Kreditgeldschwemme? Je höher die Mindestreserve desto geringer fällt demnach die multiple Kreditgeldschöpfung aus. Umgekehrt schnellt sie scheinbar ins Grenzenlose empor, wenn (wie im obigen Beispiel) die Mindestreserve gleich Null ist. Ein einfacher Trick würde also genügen ? eben die Reduktion der Mindestreserven auf Null ? um die Wirtschaft überall auf der Welt und für alle Zeiten mit einem unerschöpflichen Füllhorn aus frei geschöpftem Kreditgeld zu überschwemmen. Eine Kreditklemme und damit irgendein Hemmnis für beliebig hohe Realinvestitionen wäre unter dieser Bedingung unmöglich, man dürfte alles Kreditversagen für endgültig abgeschafft halten. Spareinlagen und Kreditausreichung stimmen in der multiplen Kreditgeldschöpfung notwendig überein Vermutlich ist es die offensichtliche Absurdität dieser Schlussfolgerung, welche die Verfechter der Theorie von der multiplen Kreditgeldschöpfung dazu motiviert, diese nur unter der zusätzlichen (aber logisch ganz unerheblichen) Voraussetzung von Mindestreserven zu demonstrieren. So drücken sie sich um die Schwierigkeit, eine unendliche Kreditschöpfung zu erklären, die in der Praxis noch nie beobachtet wurde. (8) Doch eines ist es, die offensichtliche Absurdität unendlicher Kreditgeldschöpfung herauszustreichen, und ein anderes, den hier verborgenen Denkfehler sichtbar zu machen, der in den gängigen Lehrbüchern weiterhin hartnäckig fortexistiert. Wo liegt der Fehler? Er liegt keineswegs in der Annahme, dass die hier beschriebene Kredit- oder Giralgeldschöpfung deswegen unmöglich sei, weil aus den Statistiken der Banken eindeutig hervorgehen würde, dass die ausgereichten Kredite das Volumen der Spar- bzw. Sichteinlagen nie übertreffen. Wenn Helmut Creutz in seiner Kritik der multiplen Kreditgeldschöpfung genau darauf besteht, (8) so zeigt sich hier, dass dieses Argument gerade nicht dazu dienen kann, die in unserem Beispiel demonstrierte Kreditgeldschöpfung zu widerlegen. Denn die Banken haben ja keine über die Spareinlagen hinausgehenden Kredite geschaffen, sondern sie haben die Kredite exakt im gleichen Umfang wie die Spareinlagen vermehrt. Bei augenblicklicher Weitergabe aller Einlagen als Kredite sind die Geschäftsbanken (sie seien der Einfachheit halber weiterhin zu einer einzigen zusammengefasst) theoretisch durchaus in der Lage, die Kredite gegen Unendlich zu steigern, sofern auch die Einlagen gegen Unendlich gehen. Es ist gar nicht zu leugnen, dass die multiple Kreditgeldschöpfung auf einer ganz realen Fähigkeit der Banken beruht. Der Denkfehler bei der multiplen Kreditgeldschöpfung Dennoch glaubt niemand ? und schon gar nicht die Banker selbst ? dass ein derartiger Prozess jemals stattfand und jemals stattfinden wird. Praxis und Theorie stehen also in stärkstem Gegensatz zueinander. Der Fehler ist schwer zu erkennen, weil er nicht in der Logik des dabei stattfindenden und oben beschriebenen Prozesses zu finden ist, sondern ? und das wurde, soweit ich sehe, bisher noch nie klargestellt ? in dessen Voraussetzungen. Die Theoretiker des Geldes sind von jeher so sehr auf das Geld selbst fixiert, dass sie immer wieder in den grundlegenden Irrtum verfallen, Geld und Kredit als eine von den Dingen losgelöste Substanz zu betrachten. In dem Augenblick, wo man in Krediten das sieht, was sie notwendig immer sind, nämlich Überschussgeld, das auf dem Vorhandensein von Überschussgütern (überschüssiger Arbeit und überschüssigen Produktionsmitteln) beruht, löst sich die Fata Morgana multipler Kreditschöpfung augenblicklich in Nichts auf. Neue Einlagen können immer nur dann entstehen, wenn sie einen Geldüberschuss repräsentieren. Weil Geldüberschüsse aber nichts anderes sind als monetarisierte Realüberschüsse, lassen sie sich immer nur soweit mobilisieren, wie die letzteren in einer Wirtschaft innerhalb eines bestimmten Zeitraums tatsächlich vorhanden sind ? nie darüber hinaus. Ein Sparer kann nicht als neue Einlage einzahlen, was er als Überschuss gar nicht besitzt. Wenn wir also im obigen Beispiel die Voraussetzung machten, dass jeder Auftragnehmer das empfangene Geld sofort auf sein Sparbuch überweist, so dass die Bank es als neuen Kredit verleihen kann, so liegt eben hierin eine völlig unrealistische Annahme, denn sie würde besagen, dass sämtliche im Tauschgeschäft entgegengenommenen Mittel für deren Besitzer Überschüsse darstellen. Tatsächlich ist aber in jeder Wirtschaft die Summe aller für Investitionen mobilisierbaren Realüberschüsse beschränkt (also alles andere als unendlich), und genau dasselbe gilt auch für das Geld, in dem sie ausgedrückt werden. Auf einfache Weise gesagt, entspricht dieser Überschuss genau der jeweiligen Sparquote eines Landes. Wenn diese etwa bei zehn Prozent liegt, dann bedeutet dies, dass die Bürger im Schnitt nur etwa jeden zehnten Euro auf ihr Sparkonto bringen und damit als Kredit zur Verfügung stellen. Von einer unendlichen Einlagen- und Kreditsumme, wie das gängige Beispiel der multiplen Geldschöpfungstheorie sie suggeriert, kann also keine Rede sein. Und das oben beschriebene und in sämtlichen sogenannten seriösen Lehrbüchern noch immer den Studenten vorgegaukelte Modell ist noch in einer weiteren Hinsicht irreführend. Es ist nämlich völlig unerheblich, ob man identische Banknoten in Höhe von 100.000 ? (oder eines beliebigen anderen Betrags) auf ihrem Weg von Sparer zu Schuldner zu Sparer usw. verfolgt (die Bank weiß ohnehin nicht, ob es sich um dieselben Noten handelt) oder man von beliebigen Sparern ausgeht. Durch etwas Nachdenken wird sich der aufmerksame Leser selbst davon überzeugen. Die Theorie der multiplen Kreditgeldschöpfung ist nicht falsch, sondern irrelevant Die Theorie der multiplen Kreditgeldschöpfung scheitert nicht an der fehlerhaften Logik ihrer Verfechter, sondern an unrealistischen Voraussetzungen. Sie ist nicht eigentlich falsch, sondern schlicht irrelevant angesichts der allein entscheidenden Tatsache der maximal zur Verfügung stehenden Überschüsse, d.h. der jeweiligen Sparquote eines Landes. Die Geschäftsbanken können kein Willkürgeld schaffen. Diese Möglichkeit steht allein den Zentralbanken offen. Auch andere abenteuerliche Vorstellungen in dieser Richtung erweisen sich als schillernde Seifenblasen. (10) 1 Hierzu im Detail mein Buch Wohlstand und Armut. Metropolis Verlag, Marburg 2010; S. 151ff. 2 Der Begriff des Willkürgeldes wird in der genannten Arbeit näher erläutert. 3 Eine einzige Geschäftsbank wäre in einer zentralen Planungsbürokratie das (ineffiziente) Gegenstück zu den Zehntausenden von Geschäftsbanken in einer Marktwirtschaft, denn unzählige einzelne Entscheidungsträger können natürlich die Kreditwürdigkeit unzähliger privater Schuldner weit besser einschätzen als eine zentrale Instanz. 4 Der Grund, warum ich alle Geschäftsbanken in einer einzigen zusammengefasst habe (und darin von den üblichen Beispielen für die multiple Kreditschöpfung abweiche), ist genau darin begründet: der möglichen Simultaneität aller Vorgänge. 5 Wenn von Buch- oder Giralgeldschöpfung gesprochen wird, bleibt die Beweisführung gleich. 6 So bei Otmar Issing, Einführung in die Geldtheorie. WiSo Kurzlehrbücher; 10. überarb. Auflage, München 1995; ebenso Paul A. Samuelson und William D. Nordhaus, Volkswirtschaftslehre. Mi-Verlag, Landsberg 2005; S. 725. Oder auch Harvard Professor Niall Ferguson, The Ascent of Money. New York 2008; S. 50. 7 Dass es mehrere Geschäftsbanken sind, soll den Umstand verständlich machen, dass die Direktoren einzelner Banken nichts von der wundersamen Vermehrung bemerken. Logisch ändert sich aber nichts an der Argumentation, nur dass die Demonstration an einer einzigen Bank für uns den bereits genannten Vorteil besitzt, dass die Vermehrung sich wirklich simultan abspielen kann. 8 Z.B. Bernard Lietaer, Das Geld der Zukunft. München 1999; S. 68; aber ebenso Samuelson, Volkswirtschaftslehre. S. 725ff. Derselbe Fehler bei Eichhorn und Solte, deren Buch mir leider erst kurz vor Drucklegung in die Hände fiel (Kartenhaus; S. 67). Hier entsteht ein von den Autoren so genanntes ?Schwellgeld? auf dem Wege der Urzeugung. Abgesehen von diesem Irrtum ist mit dem Begriff auch sonst kein Erkenntnisgewinn verbunden. Im Wesentlichen ist ihr Schwellgeld nichts anderes als was immer schon als Schulden=Guthabenblase bekannt war. Die Bezeichnung als ?Geld? verwischt aber den Unterschied zwischen echtem Geld und bloßen Geldansprüchen. Da die Autoren überdies auch noch Sachvermögen darunter subsumieren (z.B. Aktien, S. 64, 170) wird zudem der Unterschied zwischen Geld und dem was es repräsentiert, eben den Sachen, aufgehoben. 9 Helmut Creutz, Die 29 Irrtümer rund ums Geld; München 2004; S. 172. 10 Das gilt z.B. für eine eigens von Prof. Bernd Senf in die Welt gesetzte Variante der Kreditgeldschöpfung. Herr Senf schlägt sich zunächst auf die Brust, um sich bei seinen Studenten nachträglich dafür zu entschuldigen, dass er ihnen jahrelang die Theorie der multiplen Kreditgeldschöpfung als unstrittige Wahrheit eingeflößt habe. Er hält sie inzwischen für falsch. Anders als in der Wissenschaft üblich, begründet er seinen Standpunkt jedoch nicht weiter, sondern spricht von sinnlosen Fragen, auf die man eben auch nur sinnlose Antworten erhalte (Bernd Senf, Der Nebel um das Geld; München 2001; S. 159ff). Er setzt stattdessen eine von ihm eigens erfundene Kreditschöpfungstheorie an die Stelle der abgelehnten. Leider hat diese den Nachteil, sowohl praktisch irrelevant wie logisch falsch zu sein. Ich habe das in meinem Buch ?Wohlstand und Armut? im Einzelnen ausgeführt (S. 168). -------------- nächster Teil -------------- Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt... URL: From martin at die-lichts.de Sat Jul 7 21:44:43 2012 From: martin at die-lichts.de (Martin Licht) Date: Sat, 7 Jul 2012 21:44:43 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] =?iso-8859-1?q?Geldsch=F6pfung?= In-Reply-To: <7817CB7C-C025-48A4-A8F3-077DD981ED29@gerojenner.com> References: <7817CB7C-C025-48A4-A8F3-077DD981ED29@gerojenner.com> Message-ID: Lieber Gero Jenner, du widersprichst hier nicht nur einigen Ökonomen, sondern auch der Deutschen Bundesbank. Die Bundesbank erklärt die Giralgeldschöpfung etwas anders. Siehe z.B. hier: http://www.petersdurchblick.com/2011/05/bundesbank-bestatigt-geldschopfung-aus.html Also ich denke, die Bundesbank müsste wissen wie das funktioniert. Liebe Grüße Martin Licht Am 7. Juli 2012 12:46 schrieb Dr. Gero Jenner : > > To whom it may concern > Dieser Artikel richtet sich nur an Ökonomen und das große Lager der > Geldschöpfungsmystiker! > > Der Mythos der Geldschöpfung (durch die Geschäftsbanken) > > von Gero Jenner (Original unter: > http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Multiple_KGS.html) > > Was den Umfang von Krediten betrifft, die das Geschäftsbankensystem > angeblich zu ?schaffen? vermag, so stößt man auf die abenteuerlichsten > Vorstellungen. Ich spreche nicht von bloßen verbalen Ungenauigkeiten, die > auf unklaren Definitionen beruhen. Wenn ich einen Kredit (bzw. die ihm > entsprechende Spareinlage) genauso unter die Bezeichnung Geld subsumiere wie > das von einer Notenbank geschaffene Münz- oder Papiergeld, dann sind > Geschäftsbanken in der Tat die Produktionsstätten für Unsummen ?geschöpften > Geldes?, denn bei ihnen fließen die Einlagen der Sparer zusammen, und sie > sind es, die diese als Kredite weitergeben. Das Notenbankgeld macht dann > nicht mehr als einen verschwindenden Bruchteil des in der Wirtschaft > insgesamt vorhandenen ?Geldes? aus. > > Ich spreche hier nicht von dieser sprachlichen Ungenauigkeit, sondern von > echten Urzeugungstheorien, die davon ausgehen, dass Kredite aus dem Nichts, > also unabhängig von Spareinlagen ?geschöpft? werden können. Solche Theorien > wurden und werden von vielen Ökonomen vertreten, unter anderen von Ludwig > von Mises, Joseph Schumpeter, dem frühen Keynes, Hajo Riese, Jörg > Huffschmid, Bernd Senf, Joseph Huber. Der späte Keynes, Silvio Gesell, > Helmut Creutz sowie Gunnar Heinsohn und Otto Steiger haben diese Vorstellung > verworfen. (1) > > Ich möchte betonen, dass hier von Krediten die Rede ist, die von > Geschäftsbanken ausgereicht werden. Notenbanken hatten von jeher die > Möglichkeit, Willkürgeld in die Welt zu setzen. (2) Diese Tatsache ist > unbestritten und wird gerade in unserer Zeit durch das Vorgehen von FED und > EZB demonstriert. > > Multiple Kreditgeldschöpfung > Bei oberflächlichem Hinschauen scheint die sogenannte ?multiple > Kreditgeldschöpfung?, die weiterhin von einigen der bekanntesten > Wirtschaftswissenschaftler als unumstößliche Wahrheit an den Universitäten > gelehrt wird, durchaus plausibel zu sein. > > Um an einem Beispiel zu demonstrieren, was damit gemeint ist, gehen wir der > Einfachheit halber von dem theoretisch denkbaren Fall aus, dass sich > sämtliche Geschäftsbanken zu einer einzigen Bank zusammenschließen. Das wäre > zwar wirtschaftlich überaus unvernünftig, weil dann viel Expertenwissen > verloren ginge, (3) erleichtert aber unsere Argumentation. Wenn ein Sparer > (Gläubiger) mit, sagen wir, 100.000 ? die Bank aufsucht, um dieses Geld für > zehn Jahre zu verleihen, so nutzt die Bank ihre Kontakte zu potentiellen > Investoren, um die Summe sogleich an einen Schuldner weiterzureichen. Denn > die Bank benötigt ja die Zinsen eines Kreditnehmers, um sie ? unter Abzug > der Bankmarge ? an den Sparer weiterzureichen. Solange sie keinen > Kreditnehmer findet, macht sie Verluste. > > Der Kreditnehmer (Schuldner) möge dafür nun augenblicklich ein Produkt, zum > Beispiel eine Druckmaschine erwerben. Der betreffende > Druckmaschinenhersteller hat für die 100.000 ? allerdings gerade keine > Verwendung und leiht den Betrag seinerseits auf zehn Jahre aus. Die Bank > findet wiederum einen Investor, der dafür eine Erfindung entwickelt, deren > aus Kunststoff bestehendes Material ihn genau 100.000 ? kosten möge. Auch > für den Kunststoffproduzenten sind, so wollen wir wiederum annehmen, diese > 100.000 ? überschüssiges (über den Konsum) hinausgehendes Geld. Sie enden > daher gleichfalls auf einem Sparbuch der Bank. Und so möge es Schlag auf > Schlag weiter gehen. Die Bank findet einen weiteren Investor, der wiederum > eine Anschaffung tätigt und dieselben 100.000 ? tauchen nach obigem Muster > immer wieder als neue Einlagen auf. Wichtig ist nun, dass die Vermittlung > all dieser Kredite im Interesse der Bank möglichst augenblicklich erfolgt. > Weiterhin gehen wir davon aus, dass auch die Schuldner das Geld > augenblicklich für ihre Einkäufe verwenden, und die Empfänger der Aufträge > es ihrerseits sofort auf ihr Sparkonto legen. Da alle Vorgänge über eine > einzige Geschäftsbank laufen und die ursprünglichen 100.000? nach ihrer > ersten Einzahlung die Bank in keinem Augenblick verlassen (sie werden immer > nur zwischen Konten verschoben), können sie so gut wie simultan verlaufen. > (4) > > Fassen wir nun diese theoretisch endlose, aber auf ein zeitliches Minimum > komprimierte Folge zusammen, so können aufgrund einer einmaligen Ersteinlage > von 100.000 ? theoretisch Gesamtkredite in unbegrenzter Höhe vergeben > werden. > > Spareinlagen: Kredite: Einkauf bei Firma: > > 100 000 Schuldner A kauft Druckmaschine bei Firma 1 > > 100 000 (von Firma 1) Schuldner B kauft Kunststoff bei Firma 2 > > 100 000 (von Firma 2) Schuldner C kauft x bei Firma 3 > > etc. etc. etc. > > Summe aller Einl. = ? Summe aller Kredite = ? Summe aller Einkäufe = ? > > > Dieses Beispiel für eine sogenannte ?Kredit- oder multiple > Buchgeldschöpfung? (5) taucht bis heute in den seriösesten ökonomischen > Lehrbüchern auf, (6) nur dass es dort meist in leichter Abänderung > erscheint. So setzen die üblichen Beispiele für diese wundersame > Kreditvermehrung meist mehrere Geschäftsbanken ein und berücksichtigen > überdies die Existenz von Mindestreserven, d.h. jenen Anteil der > Gläubigereinlage, den die Banken als Sicherheit vorhalten müssen. (7) > > Angenommen, die Bank muss von jeder Einlage eine Reserve von 10% beiseite > legen, so kann sie von der Ersteinlage in Höhe von 100.000 ? nur noch 90.000 > an einen Kreditnehmer weiterreichen. Beim nächsten Durchgang werden von > 90.000 dann wiederum 10% abgezogen, so dass für die folgende Einlage nur > noch 81.000 ? in Frage kommen. Im Endergebnis beläuft sich die Gesamtsumme > aller möglichen Einlagen dann auf eine Million und die Gesamtsumme aller > möglichen Kredite auf 900.000 ? (bei einem Reservensatz von 10% macht die > letztere somit zehn Prozent weniger als die Einlagen aus). Wäre allerdings > nur eine Mindestreserve von einem Prozent vorgeschrieben, so würde sich die > Summe aller Einlagen auf zehn Millionen ? aufblähen, während die Bank > Kredite in Höhe von neun Millionen neunhunderttausend ? vergeben hat (also > um 1 Prozent weniger als der Summe aller Einlagen entspricht). > > Eine unendliche Kreditgeldschwemme? > Je höher die Mindestreserve desto geringer fällt demnach die multiple > Kreditgeldschöpfung aus. Umgekehrt schnellt sie scheinbar ins Grenzenlose > empor, wenn (wie im obigen Beispiel) die Mindestreserve gleich Null ist. Ein > einfacher Trick würde also genügen ? eben die Reduktion der Mindestreserven > auf Null ? um die Wirtschaft überall auf der Welt und für alle Zeiten mit > einem unerschöpflichen Füllhorn aus frei geschöpftem Kreditgeld zu > überschwemmen. Eine Kreditklemme und damit irgendein Hemmnis für beliebig > hohe Realinvestitionen wäre unter dieser Bedingung unmöglich, man dürfte > alles Kreditversagen für endgültig abgeschafft halten. > > Spareinlagen und Kreditausreichung stimmen in der multiplen > Kreditgeldschöpfung notwendig überein > Vermutlich ist es die offensichtliche Absurdität dieser Schlussfolgerung, > welche die Verfechter der Theorie von der multiplen Kreditgeldschöpfung dazu > motiviert, diese nur unter der zusätzlichen (aber logisch ganz > unerheblichen) Voraussetzung von Mindestreserven zu demonstrieren. So > drücken sie sich um die Schwierigkeit, eine unendliche Kreditschöpfung zu > erklären, die in der Praxis noch nie beobachtet wurde. (8) > > Doch eines ist es, die offensichtliche Absurdität unendlicher > Kreditgeldschöpfung herauszustreichen, und ein anderes, den hier verborgenen > Denkfehler sichtbar zu machen, der in den gängigen Lehrbüchern weiterhin > hartnäckig fortexistiert. Wo liegt der Fehler? > > Er liegt keineswegs in der Annahme, dass die hier beschriebene Kredit- oder > Giralgeldschöpfung deswegen unmöglich sei, weil aus den Statistiken der > Banken eindeutig hervorgehen würde, dass die ausgereichten Kredite das > Volumen der Spar- bzw. Sichteinlagen nie übertreffen. Wenn Helmut Creutz in > seiner Kritik der multiplen Kreditgeldschöpfung genau darauf besteht, (8) so > zeigt sich hier, dass dieses Argument gerade nicht dazu dienen kann, die in > unserem Beispiel demonstrierte Kreditgeldschöpfung zu widerlegen. Denn die > Banken haben ja keine über die Spareinlagen hinausgehenden Kredite > geschaffen, sondern sie haben die Kredite exakt im gleichen Umfang wie die > Spareinlagen vermehrt. Bei augenblicklicher Weitergabe aller Einlagen als > Kredite sind die Geschäftsbanken (sie seien der Einfachheit halber weiterhin > zu einer einzigen zusammengefasst) theoretisch durchaus in der Lage, die > Kredite gegen Unendlich zu steigern, sofern auch die Einlagen gegen > Unendlich gehen. Es ist gar nicht zu leugnen, dass die multiple > Kreditgeldschöpfung auf einer ganz realen Fähigkeit der Banken beruht. > > Der Denkfehler bei der multiplen Kreditgeldschöpfung > Dennoch glaubt niemand ? und schon gar nicht die Banker selbst ? dass ein > derartiger Prozess jemals stattfand und jemals stattfinden wird. Praxis und > Theorie stehen also in stärkstem Gegensatz zueinander. Der Fehler ist schwer > zu erkennen, weil er nicht in der Logik des dabei stattfindenden und oben > beschriebenen Prozesses zu finden ist, sondern ? und das wurde, soweit ich > sehe, bisher noch nie klargestellt ? in dessen Voraussetzungen. Die > Theoretiker des Geldes sind von jeher so sehr auf das Geld selbst fixiert, > dass sie immer wieder in den grundlegenden Irrtum verfallen, Geld und Kredit > als eine von den Dingen losgelöste Substanz zu betrachten. > > In dem Augenblick, wo man in Krediten das sieht, was sie notwendig immer > sind, nämlich Überschussgeld, das auf dem Vorhandensein von Überschussgütern > (überschüssiger Arbeit und überschüssigen Produktionsmitteln) beruht, löst > sich die Fata Morgana multipler Kreditschöpfung augenblicklich in Nichts > auf. Neue Einlagen können immer nur dann entstehen, wenn sie einen > Geldüberschuss repräsentieren. Weil Geldüberschüsse aber nichts anderes sind > als monetarisierte Realüberschüsse, lassen sie sich immer nur soweit > mobilisieren, wie die letzteren in einer Wirtschaft innerhalb eines > bestimmten Zeitraums tatsächlich vorhanden sind ? nie darüber hinaus. Ein > Sparer kann nicht als neue Einlage einzahlen, was er als Überschuss gar > nicht besitzt. > > Wenn wir also im obigen Beispiel die Voraussetzung machten, dass jeder > Auftragnehmer das empfangene Geld sofort auf sein Sparbuch überweist, so > dass die Bank es als neuen Kredit verleihen kann, so liegt eben hierin eine > völlig unrealistische Annahme, denn sie würde besagen, dass sämtliche im > Tauschgeschäft entgegengenommenen Mittel für deren Besitzer Überschüsse > darstellen. Tatsächlich ist aber in jeder Wirtschaft die Summe aller für > Investitionen mobilisierbaren Realüberschüsse beschränkt (also alles andere > als unendlich), und genau dasselbe gilt auch für das Geld, in dem sie > ausgedrückt werden. Auf einfache Weise gesagt, entspricht dieser Überschuss > genau der jeweiligen Sparquote eines Landes. Wenn diese etwa bei zehn > Prozent liegt, dann bedeutet dies, dass die Bürger im Schnitt nur etwa jeden > zehnten Euro auf ihr Sparkonto bringen und damit als Kredit zur Verfügung > stellen. Von einer unendlichen Einlagen- und Kreditsumme, wie das gängige > Beispiel der multiplen Geldschöpfungstheorie sie suggeriert, kann also keine > Rede sein. > > Und das oben beschriebene und in sämtlichen sogenannten seriösen Lehrbüchern > noch immer den Studenten vorgegaukelte Modell ist noch in einer weiteren > Hinsicht irreführend. Es ist nämlich völlig unerheblich, ob man identische > Banknoten in Höhe von 100.000 ? (oder eines beliebigen anderen Betrags) auf > ihrem Weg von Sparer zu Schuldner zu Sparer usw. verfolgt (die Bank weiß > ohnehin nicht, ob es sich um dieselben Noten handelt) oder man von > beliebigen Sparern ausgeht. Durch etwas Nachdenken wird sich der aufmerksame > Leser selbst davon überzeugen. > > Die Theorie der multiplen Kreditgeldschöpfung ist nicht falsch, sondern > irrelevant > Die Theorie der multiplen Kreditgeldschöpfung scheitert nicht an der > fehlerhaften Logik ihrer Verfechter, sondern an unrealistischen > Voraussetzungen. Sie ist nicht eigentlich falsch, sondern schlicht > irrelevant angesichts der allein entscheidenden Tatsache der maximal zur > Verfügung stehenden Überschüsse, d.h. der jeweiligen Sparquote eines Landes. > Die Geschäftsbanken können kein Willkürgeld schaffen. Diese Möglichkeit > steht allein den Zentralbanken offen. Auch andere abenteuerliche > Vorstellungen in dieser Richtung erweisen sich als schillernde Seifenblasen. > (10) > > 1 Hierzu im Detail mein Buch Wohlstand und Armut. Metropolis Verlag, Marburg > 2010; S. 151ff. > 2 Der Begriff des Willkürgeldes wird in der genannten Arbeit näher > erläutert. > 3 Eine einzige Geschäftsbank wäre in einer zentralen Planungsbürokratie das > (ineffiziente) Gegenstück zu den Zehntausenden von Geschäftsbanken in einer > Marktwirtschaft, denn unzählige einzelne Entscheidungsträger können > natürlich die Kreditwürdigkeit unzähliger privater Schuldner weit besser > einschätzen als eine zentrale Instanz. > 4 Der Grund, warum ich alle Geschäftsbanken in einer einzigen > zusammengefasst habe (und darin von den üblichen Beispielen für die multiple > Kreditschöpfung abweiche), ist genau darin begründet: der möglichen > Simultaneität aller Vorgänge. > 5 Wenn von Buch- oder Giralgeldschöpfung gesprochen wird, bleibt die > Beweisführung gleich. > 6 So bei Otmar Issing, Einführung in die Geldtheorie. WiSo Kurzlehrbücher; > 10. überarb. Auflage, München 1995; ebenso Paul A. Samuelson und William D. > Nordhaus, Volkswirtschaftslehre. Mi-Verlag, Landsberg 2005; S. 725. Oder > auch Harvard Professor Niall Ferguson, The Ascent of Money. New York 2008; > S. 50. > 7 Dass es mehrere Geschäftsbanken sind, soll den Umstand verständlich > machen, dass die Direktoren einzelner Banken nichts von der wundersamen > Vermehrung bemerken. Logisch ändert sich aber nichts an der Argumentation, > nur dass die Demonstration an einer einzigen Bank für uns den bereits > genannten Vorteil besitzt, dass die Vermehrung sich wirklich simultan > abspielen kann. > 8 Z.B. Bernard Lietaer, Das Geld der Zukunft. München 1999; S. 68; aber > ebenso Samuelson, Volkswirtschaftslehre. S. 725ff. Derselbe Fehler bei > Eichhorn und Solte, deren Buch mir leider erst kurz vor Drucklegung in die > Hände fiel (Kartenhaus; S. 67). Hier entsteht ein von den Autoren so > genanntes ?Schwellgeld? auf dem Wege der Urzeugung. Abgesehen von diesem > Irrtum ist mit dem Begriff auch sonst kein Erkenntnisgewinn verbunden. Im > Wesentlichen ist ihr Schwellgeld nichts anderes als was immer schon als > Schulden=Guthabenblase bekannt war. Die Bezeichnung als ?Geld? verwischt > aber den Unterschied zwischen echtem Geld und bloßen Geldansprüchen. Da die > Autoren überdies auch noch Sachvermögen darunter subsumieren (z.B. Aktien, > S. 64, 170) wird zudem der Unterschied zwischen Geld und dem was es > repräsentiert, eben den Sachen, aufgehoben. > 9 Helmut Creutz, Die 29 Irrtümer rund ums Geld; München 2004; S. 172. > 10 Das gilt z.B. für eine eigens von Prof. Bernd Senf in die Welt gesetzte > Variante der Kreditgeldschöpfung. Herr Senf schlägt sich zunächst auf die > Brust, um sich bei seinen Studenten nachträglich dafür zu entschuldigen, > dass er ihnen jahrelang die Theorie der multiplen Kreditgeldschöpfung als > unstrittige Wahrheit eingeflößt habe. Er hält sie inzwischen für falsch. > Anders als in der Wissenschaft üblich, begründet er seinen Standpunkt jedoch > nicht weiter, sondern spricht von sinnlosen Fragen, auf die man eben auch > nur sinnlose Antworten erhalte (Bernd Senf, Der Nebel um das Geld; München > 2001; S. 159ff). Er setzt stattdessen eine von ihm eigens erfundene > Kreditschöpfungstheorie an die Stelle der abgelehnten. Leider hat diese den > Nachteil, sowohl praktisch irrelevant wie logisch falsch zu sein. Ich habe > das in meinem Buch ?Wohlstand und Armut? im Einzelnen ausgeführt (S. 168). > > > _______________________________________________ > Debatte-grundeinkommen Mailingliste > JPBerlin - Politischer Provider > Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de > https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen > -- Mit freundlichen Grüßen, Martin Licht From kconny at gmx.de Sat Jul 7 22:26:11 2012 From: kconny at gmx.de (Konrad Schlichtherle) Date: Sat, 07 Jul 2012 22:26:11 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] =?utf-8?q?Geldsch=C3=B6pfung?= In-Reply-To: <7817CB7C-C025-48A4-A8F3-077DD981ED29@gerojenner.com> References: <7817CB7C-C025-48A4-A8F3-077DD981ED29@gerojenner.com> Message-ID: <4FF89B63.3090601@gmx.de> Am 07.07.2012 12:46, schrieb Dr. Gero Jenner: > Fassen wir nun diese theoretisch endlose, aber auf ein zeitliches > Minimum komprimierte Folge zusammen, so können aufgrund einer > /einmaligen Ersteinlage/ von 100.000 ? theoretisch Gesamtkredite /in > unbegrenzter Höhe/ vergeben werden. > > /Spareinlagen:Kredite:Einkauf bei Firma:/ > > 100 000Schuldner A kauft Druckmaschinebei Firma 1 > > 100 000 (von Firma 1)Schuldner B kauft Kunststoffbei Firma 2 > > 100 000 (von Firma 2)Schuldner C kauft xbei Firma 3 > > etc.etc.etc. > > *Summe aller Einl. = ?Summe aller Kredite = ?Summe aller Einkäufe = ?* Das einzige, das dieses Beispiel zeigt: Manchmal läuft Geld schon etwas schneller um und zwar das vom Sparer. Im Grunde ist dazu nicht mal eine Bank nötig, um den Geldumlauf zu beschleunigen. Beispielsweise könnte man die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes erhöhen, indem man Löhne, Gehälter und Lohnersatzleistungen zum Beispiel wöchentlich anstelle einmal im Monat auszahlt (unter der Annahme, daß die meisten fast alle Einkünfte auch für den Konsum wieder ausgeben). Außerdem ist bei dem Beispiel ja auch nur einmal das Guthaben wirklich vorhanden und in den anderen Fällen steht dem Guthaben auch eine Schuld gegenüber. Geschöpft wird hier nur ein vielfaches des Zinses und dieses Geld ist es, das tatsächlich auf irgend eine Weise geschöpft werden muß, da sonst ein Teil der Schuldner nicht den ganzen Kredit zurück bezahlen können. Man könnte bestenfalls von multiplen Zinsgeldforderungen/-gewinnen reden anstelle von einer irgendwie gearteten Geldschöpfung. Denn, sollten alle Kredite auch vollständig getilgt worden sein, sind nur noch die 100.000 ? plus der ganze Zins (woher auch immer dieser in diesem Beispiel kommen mag) vorhanden und die Bank hätte ein Problem, wie sie ihre Gläubiger bedient. Man kann unser Finanzsystem eben nur ein Schneeballsystem zu nennen. From Netzwerk_BGE at gmx.net Mon Jul 9 08:48:31 2012 From: Netzwerk_BGE at gmx.net (Peter Scharl) Date: Mon, 9 Jul 2012 08:48:31 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] =?iso-8859-1?q?Geldsch=F6pfung?= In-Reply-To: <7817CB7C-C025-48A4-A8F3-077DD981ED29@gerojenner.com> References: <7817CB7C-C025-48A4-A8F3-077DD981ED29@gerojenner.com> Message-ID: .... und woher kommen dann die weltweit irrwitzigen "Vermögen" (Überschussgeld ;-))))) von zig (oder sind´s schon hunderte?) Billionen ? + $ ( 1 Billion = 1.000 Milliarden) die den irrwitzigen globalen "Schulden" ja gegenüberstehen *MÜSSEN?* ... wenn es keine irrwitzige "Kreditschöpfung" gibt? Peter Scharl Am 7. Juli 2012 12:46 schrieb Dr. Gero Jenner : > > To whom it may concern > Dieser Artikel richtet sich nur an Ökonomen und das große Lager der > Geldschöpfungsmystiker! > > *Der Mythos der Geldschöpfung (durch die Geschäftsbanken)* > > von Gero Jenner (Original unter: > http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Multiple_KGS.html) > > Was den Umfang von Krediten betrifft, die das Geschäftsbankensystem > angeblich zu ?schaffen? vermag, so stößt man auf die abenteuerlichsten > Vorstellungen. Ich spreche nicht von bloßen verbalen Ungenauigkeiten, die > auf unklaren Definitionen beruhen. Wenn ich einen Kredit (bzw. die ihm > entsprechende Spareinlage) genauso unter die Bezeichnung Geld subsumiere > wie das von einer Notenbank geschaffene Münz- oder Papiergeld, dann sind > Geschäftsbanken in der Tat die Produktionsstätten für Unsummen ?geschöpften > Geldes?, denn bei ihnen fließen die Einlagen der Sparer zusammen, und sie > sind es, die diese als Kredite weitergeben. Das Notenbankgeld macht dann > nicht mehr als einen verschwindenden Bruchteil des in der Wirtschaft > insgesamt vorhandenen ?Geldes? aus. > > Ich spreche hier nicht von dieser sprachlichen Ungenauigkeit, sondern von > echten Urzeugungstheorien, die davon ausgehen, dass Kredite aus dem Nichts, > also unabhängig von Spareinlagen ?geschöpft? werden können. Solche Theorien > wurden und werden von vielen Ökonomen vertreten, unter anderen von Ludwig von > Mises, Joseph Schumpeter, dem frühen Keynes, Hajo Riese, Jörg Huffschmid, > Bernd Senf, Joseph Huber. Der späte Keynes, Silvio Gesell, Helmut Creutz > sowie Gunnar Heinsohn und Otto Steiger haben diese Vorstellung verworfen. > (1) > > Ich möchte betonen, dass hier von Krediten die Rede ist, die von * > Geschäftsbanken* ausgereicht werden. Notenbanken hatten von jeher die > Möglichkeit, Willkürgeld in die Welt zu setzen. (2) Diese Tatsache ist > unbestritten und wird gerade in unserer Zeit durch das Vorgehen von FED und > EZB demonstriert. > > *Multiple Kreditgeldschöpfung* > Bei oberflächlichem Hinschauen scheint die sogenannte ?multiple > Kreditgeldschöpfung?, die weiterhin von einigen der bekanntesten > Wirtschaftswissenschaftler als unumstößliche Wahrheit an den Universitäten > gelehrt wird, durchaus plausibel zu sein. > > Um an einem Beispiel zu demonstrieren, was damit gemeint ist, gehen wir > der Einfachheit halber von dem theoretisch denkbaren Fall aus, dass sich > sämtliche Geschäftsbanken zu einer einzigen Bank zusammenschließen. Das > wäre zwar wirtschaftlich überaus unvernünftig, weil dann viel > Expertenwissen verloren ginge, (3) erleichtert aber unsere Argumentation. > Wenn ein Sparer (Gläubiger) mit, sagen wir, 100.000 ? die Bank aufsucht, um > dieses Geld für zehn Jahre zu verleihen, so nutzt die Bank ihre Kontakte zu > potentiellen Investoren, um die Summe sogleich an einen Schuldner > weiterzureichen. Denn die Bank benötigt ja die Zinsen eines Kreditnehmers, > um sie ? unter Abzug der Bankmarge ? an den Sparer weiterzureichen. Solange > sie keinen Kreditnehmer findet, macht sie Verluste. > > Der Kreditnehmer (Schuldner) möge dafür nun augenblicklich ein Produkt, > zum Beispiel eine Druckmaschine erwerben. Der betreffende > Druckmaschinenhersteller hat für die 100.000 ? allerdings gerade keine > Verwendung und leiht den Betrag seinerseits auf zehn Jahre aus. Die Bank > findet wiederum einen Investor, der dafür eine Erfindung entwickelt, deren > aus Kunststoff bestehendes Material ihn genau 100.000 ? kosten möge. Auch > für den Kunststoffproduzenten sind, so wollen wir wiederum annehmen, diese > 100.000 ? überschüssiges (über den Konsum) hinausgehendes Geld. Sie enden > daher gleichfalls auf einem Sparbuch der Bank. Und so möge es Schlag auf > Schlag weiter gehen. Die Bank findet einen weiteren Investor, der wiederum > eine Anschaffung tätigt und dieselben 100.000 ? tauchen nach obigem Muster > immer wieder als neue Einlagen auf. Wichtig ist nun, dass die Vermittlung > all dieser Kredite im *Interesse der Bank* möglichst augenblicklich > erfolgt. Weiterhin gehen wir davon aus, dass auch die Schuldner das Geld > augenblicklich für ihre Einkäufe verwenden, und die Empfänger der Aufträge > es ihrerseits sofort auf ihr Sparkonto legen. Da alle Vorgänge über eine > einzige Geschäftsbank laufen und die ursprünglichen 100.000? nach ihrer > ersten Einzahlung die Bank in keinem Augenblick verlassen (sie werden immer > nur zwischen Konten verschoben), können sie so gut wie simultan verlaufen. > (4) > > Fassen wir nun diese theoretisch endlose, aber auf ein zeitliches Minimum > komprimierte Folge zusammen, so können aufgrund einer *einmaligen > Ersteinlage* von 100.000 ? theoretisch Gesamtkredite *in unbegrenzter Höhe > * vergeben werden. > > *Spareinlagen: Kredite: Einkauf bei Firma:* > > 100 000 Schuldner A kauft Druckmaschine bei Firma 1 > > 100 000 (von Firma 1) Schuldner B kauft Kunststoff bei Firma 2 > > 100 000 (von Firma 2) Schuldner C kauft x bei Firma 3 > > etc. etc. etc. > > *Summe aller Einl. = ? Summe aller Kredite = ? Summe aller Einkäufe = ?* > > Dieses Beispiel für eine sogenannte ?Kredit- oder multiple > Buchgeldschöpfung? (5) taucht bis heute in den seriösesten ökonomischen > Lehrbüchern auf, (6) nur dass es dort meist in leichter Abänderung > erscheint. So setzen die üblichen Beispiele für diese wundersame > Kreditvermehrung meist *mehrere Geschäftsbanken* ein und berücksichtigen > überdies die Existenz von *Mindestreserven*, d.h. jenen Anteil der > Gläubigereinlage, den die Banken als Sicherheit vorhalten müssen. (7) > > Angenommen, die Bank muss von jeder Einlage eine Reserve von 10% beiseite > legen, so kann sie von der Ersteinlage in Höhe von 100.000 ? nur noch > 90.000 an einen Kreditnehmer weiterreichen. Beim nächsten Durchgang werden > von 90.000 dann wiederum 10% abgezogen, so dass für die folgende Einlage > nur noch 81.000 ? in Frage kommen. Im Endergebnis beläuft sich die > Gesamtsumme aller möglichen Einlagen dann auf eine Million und die > Gesamtsumme aller möglichen Kredite auf 900.000 ? (bei einem Reservensatz > von 10% macht die letztere somit zehn Prozent weniger als die Einlagen > aus). Wäre allerdings nur eine Mindestreserve von einem Prozent > vorgeschrieben, so würde sich die Summe aller Einlagen auf zehn Millionen ? > aufblähen, während die Bank Kredite in Höhe von neun Millionen > neunhunderttausend ? vergeben hat (also um 1 Prozent weniger als der Summe > aller Einlagen entspricht). > > *Eine unendliche Kreditgeldschwemme?* > Je höher die Mindestreserve desto geringer fällt demnach die multiple > Kreditgeldschöpfung aus. Umgekehrt *schnellt sie scheinbar ins Grenzenlose > * empor, wenn (wie im obigen Beispiel) die Mindestreserve gleich Null > ist. *Ein einfacher Trick würde also genügen ? eben die Reduktion der > Mindestreserven auf Null ? um die Wirtschaft überall auf der Welt und für > alle Zeiten mit einem unerschöpflichen Füllhorn aus frei geschöpftem > Kreditgeld zu überschwemmen*. Eine Kreditklemme und damit irgendein > Hemmnis für beliebig hohe Realinvestitionen wäre unter dieser Bedingung > unmöglich, man dürfte alles Kreditversagen für endgültig abgeschafft halten. > > *Spareinlagen und Kreditausreichung stimmen in der multiplen > Kreditgeldschöpfung notwendig überein* > Vermutlich ist es die offensichtliche Absurdität dieser Schlussfolgerung, > welche die Verfechter der Theorie von der multiplen Kreditgeldschöpfung > dazu motiviert, diese nur unter der zusätzlichen (aber logisch ganz > unerheblichen) Voraussetzung von Mindestreserven zu demonstrieren. So > drücken sie sich um die Schwierigkeit, eine unendliche Kreditschöpfung zu > erklären, die in der Praxis noch nie beobachtet wurde. (8) > > Doch eines ist es, die offensichtliche Absurdität unendlicher > Kreditgeldschöpfung herauszustreichen, und ein anderes, den hier > verborgenen Denkfehler sichtbar zu machen, der in den gängigen Lehrbüchern > weiterhin hartnäckig fortexistiert. Wo liegt der Fehler? > > Er liegt keineswegs in der Annahme, dass die hier beschriebene Kredit- > oder Giralgeldschöpfung deswegen unmöglich sei, weil aus den Statistiken > der Banken eindeutig hervorgehen würde, dass die ausgereichten Kredite das > Volumen der Spar- bzw. Sichteinlagen nie übertreffen. Wenn Helmut Creutz in > seiner Kritik der multiplen Kreditgeldschöpfung genau darauf besteht, (8) > so zeigt sich hier, dass dieses Argument *gerade nicht* dazu dienen kann, > die in unserem Beispiel demonstrierte Kreditgeldschöpfung zu widerlegen. > Denn die Banken haben ja keine über die Spareinlagen hinausgehenden Kredite > geschaffen, *sondern sie haben die Kredite exakt im gleichen Umfang wie > die Spareinlagen vermehrt. *Bei augenblicklicher Weitergabe aller > Einlagen als Kredite sind die Geschäftsbanken (sie seien der Einfachheit > halber weiterhin zu einer einzigen zusammengefasst) theoretisch durchaus in > der Lage, die Kredite gegen Unendlich zu steigern, *sofern auch die > Einlagen gegen Unendlich gehen*. Es ist gar nicht zu leugnen, dass die > multiple Kreditgeldschöpfung auf einer ganz realen Fähigkeit der Banken > beruht. > > *Der Denkfehler bei der multiplen Kreditgeldschöpfung* > Dennoch glaubt niemand ? und schon gar nicht die Banker selbst ? dass ein > derartiger Prozess jemals stattfand und jemals stattfinden wird. Praxis und > Theorie stehen also in stärkstem Gegensatz zueinander. Der Fehler ist > schwer zu erkennen, *weil er nicht in der Logik des dabei stattfindenden > und oben beschriebenen Prozesses zu finden ist, sondern ? und das wurde, > soweit ich sehe, bisher noch nie klargestellt ? in dessen Voraussetzungen*. > Die Theoretiker des Geldes sind von jeher so sehr auf das Geld selbst > fixiert, dass sie immer wieder in den grundlegenden Irrtum verfallen, Geld > und Kredit als eine von den Dingen losgelöste Substanz zu betrachten. > > In dem Augenblick, wo man in Krediten das sieht, was sie notwendig immer > sind, nämlich Überschussgeld, das auf dem Vorhandensein von > Überschussgütern (überschüssiger Arbeit und überschüssigen > Produktionsmitteln) beruht, löst sich die Fata Morgana multipler > Kreditschöpfung augenblicklich in Nichts auf. Neue Einlagen können immer > nur dann entstehen, wenn sie einen Geld*überschuss* repräsentieren. Weil > Geldüberschüsse aber nichts anderes sind als monetarisierte > Realüberschüsse, lassen sie sich immer nur soweit mobilisieren, wie die > letzteren in einer Wirtschaft innerhalb eines bestimmten Zeitraums > tatsächlich vorhanden sind ? nie darüber hinaus. *Ein Sparer kann nicht > als neue Einlage einzahlen, was er als Überschuss gar nicht besitzt.* > > Wenn wir also im obigen Beispiel die Voraussetzung machten, dass *jeder*Auftragnehmer das empfangene Geld sofort auf sein Sparbuch überweist, so > dass die Bank es als neuen Kredit verleihen kann, *so liegt eben hierin > eine völlig unrealistische Annahme*, denn sie würde besagen, dass > sämtliche im Tauschgeschäft entgegengenommenen Mittel für deren Besitzer > Überschüsse darstellen. Tatsächlich ist aber in jeder Wirtschaft die Summe > aller für Investitionen mobilisierbaren Realüberschüsse beschränkt (also > alles andere als unendlich), und genau dasselbe gilt auch für das Geld, in > dem sie ausgedrückt werden. Auf einfache Weise gesagt, entspricht dieser > Überschuss genau der *jeweiligen Sparquote* eines Landes. Wenn diese etwa > bei zehn Prozent liegt, dann bedeutet dies, dass die Bürger im Schnitt nur > etwa jeden zehnten Euro auf ihr Sparkonto bringen und damit als Kredit zur > Verfügung stellen. *Von einer unendlichen Einlagen- und Kreditsumme, wie > das gängige Beispiel der multiplen Geldschöpfungstheorie sie suggeriert, > kann also keine Rede sein.* > > Und das oben beschriebene und in sämtlichen sogenannten seriösen > Lehrbüchern noch immer den Studenten vorgegaukelte Modell ist noch in einer > weiteren Hinsicht irreführend. Es ist nämlich völlig unerheblich, ob man > identische Banknoten in Höhe von 100.000 ? (oder eines beliebigen anderen > Betrags) auf ihrem Weg von Sparer zu Schuldner zu Sparer usw. verfolgt (die > Bank weiß ohnehin nicht, ob es sich um dieselben Noten handelt) oder man > von beliebigen Sparern ausgeht. Durch etwas Nachdenken wird sich der > aufmerksame Leser selbst davon überzeugen. > > *Die Theorie der multiplen Kreditgeldschöpfung ist nicht falsch, sondern > irrelevant* > Die Theorie der multiplen Kreditgeldschöpfung scheitert nicht an der > fehlerhaften Logik ihrer Verfechter, sondern an unrealistischen > Voraussetzungen. Sie ist nicht eigentlich falsch, *sondern schlicht > irrelevant angesichts der allein entscheidenden Tatsache der maximal zur > Verfügung stehenden Überschüsse, d.h. der jeweiligen Sparquote eines > Landes. Die Geschäftsbanken können kein Willkürgeld schaffen. Diese > Möglichkeit steht allein den Zentralbanken offen.* Auch andere > abenteuerliche Vorstellungen in dieser Richtung erweisen sich als > schillernde Seifenblasen. (10) > > 1 Hierzu im Detail mein Buch *Wohlstand und Armut*. Metropolis Verlag, > Marburg 2010; S. 151ff. > 2 Der Begriff des Willkürgeldes wird in der genannten Arbeit näher > erläutert. > 3 Eine einzige Geschäftsbank wäre in einer zentralen Planungsbürokratie > das (ineffiziente) Gegenstück zu den Zehntausenden von Geschäftsbanken in > einer Marktwirtschaft, denn unzählige einzelne Entscheidungsträger können > natürlich die Kreditwürdigkeit unzähliger privater Schuldner weit besser > einschätzen als eine zentrale Instanz. > 4 Der Grund, warum ich alle Geschäftsbanken in einer einzigen > zusammengefasst habe (und darin von den üblichen Beispielen für die > multiple Kreditschöpfung abweiche), ist genau darin begründet: der *möglichen > Simultaneität* aller Vorgänge. > 5 Wenn von Buch- oder Giralgeldschöpfung gesprochen wird, bleibt die > Beweisführung gleich. > 6 So bei Otmar Issing, *Einführung in die Geldtheorie*. WiSo > Kurzlehrbücher; 10. überarb. Auflage, München 1995; ebenso Paul A. > Samuelson und William D. Nordhaus, *Volkswirtschaftslehre*. Mi-Verlag, > Landsberg 2005; S. 725. Oder auch Harvard Professor Niall Ferguson, *The > Ascent of Money*. New York 2008; S. 50. > 7 Dass es mehrere Geschäftsbanken sind, soll den Umstand verständlich > machen, dass die Direktoren einzelner Banken nichts von der wundersamen > Vermehrung bemerken. Logisch ändert sich aber nichts an der Argumentation, > nur dass die Demonstration an einer einzigen Bank für uns den bereits > genannten Vorteil besitzt, dass die Vermehrung sich wirklich simultan > abspielen kann. > 8 Z.B. Bernard Lietaer, *Das Geld der Zukunft*. München 1999; S. 68; aber > ebenso Samuelson, *Volkswirtschaftslehre*. S. 725ff. Derselbe Fehler bei > Eichhorn und Solte, deren Buch mir leider erst kurz vor Drucklegung in die > Hände fiel (*Kartenhaus*; S. 67). Hier entsteht ein von den Autoren so > genanntes ?Schwellgeld? auf dem Wege der Urzeugung. Abgesehen von diesem > Irrtum ist mit dem Begriff auch sonst kein Erkenntnisgewinn verbunden. Im > Wesentlichen ist ihr Schwellgeld nichts anderes als was immer schon als > Schulden=Guthabenblase bekannt war. Die Bezeichnung als ?Geld? verwischt > aber den Unterschied zwischen echtem Geld und bloßen Geld*ansprüchen*. Da > die Autoren überdies auch noch Sachvermögen darunter subsumieren (z.B. > Aktien, S. 64, 170) wird zudem der Unterschied zwischen Geld und dem was es > repräsentiert, eben den Sachen, aufgehoben. > 9 Helmut Creutz, *Die 29 Irrtümer rund ums Geld*; München 2004; S. 172. > 10 Das gilt z.B. für eine eigens von Prof. Bernd Senf in die Welt gesetzte > Variante der Kreditgeldschöpfung. Herr Senf schlägt sich zunächst auf die > Brust, um sich bei seinen Studenten nachträglich dafür zu entschuldigen, > dass er ihnen jahrelang die Theorie der multiplen Kreditgeldschöpfung als > unstrittige Wahrheit eingeflößt habe. Er hält sie inzwischen für falsch. > Anders als in der Wissenschaft üblich, begründet er seinen Standpunkt > jedoch nicht weiter, sondern spricht von sinnlosen Fragen, auf die man eben > auch nur sinnlose Antworten erhalte (Bernd Senf, *Der Nebel um das Geld*; > München 2001; S. 159ff). Er setzt stattdessen eine von ihm eigens erfundene > Kreditschöpfungstheorie an die Stelle der abgelehnten. Leider hat diese den > Nachteil, sowohl praktisch irrelevant wie logisch falsch zu sein. Ich habe > das in meinem Buch ?Wohlstand und Armut? im Einzelnen ausgeführt (S. 168). > > > _______________________________________________ > Debatte-grundeinkommen Mailingliste > JPBerlin - Politischer Provider > Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de > https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen > > -------------- nächster Teil -------------- Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt... URL: From e.j.boehme at online.nl Mon Jul 9 15:25:06 2012 From: e.j.boehme at online.nl (EJ. Boehme) Date: Mon, 9 Jul 2012 15:25:06 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] "Geldschoepfung" References: <7817CB7C-C025-48A4-A8F3-077DD981ED29@gerojenner.com> <4FF89B63.3090601@gmx.de> Message-ID: <7F5CC11006A5492F9F2052F075270D91@EEEPC> ....eine nicht beruecksichtigte Rechnung: wer bezahlt die Arbeit der Bank; Verwalter, Hypotheekverteiler, Angestellte? Geht das von den 10%? M.e. ist es besser, nur mit "dem" zu arbeiten was man hat! Ausnahme: Wohnungshypotheek.... aber das gaenge auch in Form einer Abzahlung/Miete an den Vermieter oder Bauherr?! Also: ohne bGE, + of incl. Wohngeld wird es nicht mehr vernuenftig geregelt werden koennen. Deshalb denke ich u.a.auch: Dass nur noch Grundpacht (kein Grundeigentum mehr) in Frage kommt und dass ein Gesetz erschaffen werden sollte, dass Eigentuemer und Grundpaechter verpflichtet, ihre Einnahmen/ -kommen, auf diese Wohn-Rechnung zu ueberweisen, wovon dann das allgemeine Wohngeld wieder verteilt wird. (bestehnder Grundbesitz -auf Zeit- automatisch in Pacht uebergehen lassen?!). Wer denkt da weiter mit? ich bin nur noch Mieterin und Rentnerin. herzliche Gruesse, Elisju Boehme From martin at die-lichts.de Mon Jul 9 19:48:01 2012 From: martin at die-lichts.de (Martin Licht) Date: Mon, 9 Jul 2012 19:48:01 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] =?iso-8859-1?q?Geldsch=F6pfung?= In-Reply-To: <20120709155659.203900@gmx.net> References: <7817CB7C-C025-48A4-A8F3-077DD981ED29@gerojenner.com> <20120709155659.203900@gmx.net> Message-ID: Lieber Axel Tigges, natürlich sollte man der Deutschen Bundesbank widersprechen. Aber nicht in jedem Punkt. Wenn es um die Beschreibung der Geldschöpfung geht, halte ich die Bundesbank durchaus für kompetent. Ob ich die Geldschöpfung durch Kredit für Gut oder Schlecht empfinde ist eine andere Frage. Ich finde sie gut, sie sollte nur nicht durch Geschäftsbanken erfolgen. Aber die Diskussion darüber kann erst erfolgen, wenn man sich über die aktuellen Gegebenheiten einig ist. Und das Thema kam auch nicht von mir sondern von Gero Jenner, dem ich widersprechen musste. Liebe Grüße Martin Licht Am 09.07.2012 17:57 schrieb lächelnjetzt : > Lieber Martin Licht, > > also sollten wir der Deutschen Bundesbank nicht widersprechen? > http://www.youtube.com/watch?v=z77v5NCTwyI > Unabhängige Fachleute widersprechen jeder Geldtheorie > Wenn Herr Ackermann von der Deutschen Bank auf eine Frage die > die Bankgeschäfte betrifft antwortet: Er möchte nicht so enden wie > Herrhausen. So muss man sich fragen, wie wird das Betrugssystem Banken > geschützt? http://www.youtube.com/watch?v=xkwGSOowVio > Es geht nicht um Geldschöpfung sondern um bedingungslose Grundversorgung... > Axel Tigges > > > Lieber Gero Jenner, > > > > du widersprichst hier nicht nur einigen Ökonomen, sondern auch der > > Deutschen Bundesbank. > > Die Bundesbank erklärt die Giralgeldschöpfung etwas anders. > > Siehe z.B. hier: > > > http://www.petersdurchblick.com/2011/05/bundesbank-bestatigt-geldschopfung-aus.html > > > > Also ich denke, die Bundesbank müsste wissen wie das funktioniert. > > > > Liebe Grüße > > Martin Licht > > > > Am 7. Juli 2012 12:46 schrieb Dr. Gero Jenner : > > > -------------- nächster Teil -------------- Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt... URL: From axel.tigges at gmx.de Mon Jul 9 17:56:59 2012 From: axel.tigges at gmx.de (=?iso-8859-1?Q?=22l=E4chelnjetzt=22?=) Date: Mon, 09 Jul 2012 17:56:59 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] =?iso-8859-1?q?Geldsch=F6pfung?= In-Reply-To: References: <7817CB7C-C025-48A4-A8F3-077DD981ED29@gerojenner.com> Message-ID: <20120709155659.203900@gmx.net> Lieber Martin Licht, also sollten wir der Deutschen Bundesbank nicht widersprechen? http://www.youtube.com/watch?v=z77v5NCTwyI Unabhängige Fachleute widersprechen jeder Geldtheorie Wenn Herr Ackermann von der Deutschen Bank auf eine Frage die die Bankgeschäfte betrifft antwortet: Er möchte nicht so enden wie Herrhausen. So muss man sich fragen, wie wird das Betrugssystem Banken geschützt? http://www.youtube.com/watch?v=xkwGSOowVio Es geht nicht um Geldschöpfung sondern um bedingungslose Grundversorgung... Axel Tigges > Lieber Gero Jenner, > > du widersprichst hier nicht nur einigen Ökonomen, sondern auch der > Deutschen Bundesbank. > Die Bundesbank erklärt die Giralgeldschöpfung etwas anders. > Siehe z.B. hier: > http://www.petersdurchblick.com/2011/05/bundesbank-bestatigt-geldschopfung-aus.html > > Also ich denke, die Bundesbank müsste wissen wie das funktioniert. > > Liebe Grüße > Martin Licht > > Am 7. Juli 2012 12:46 schrieb Dr. Gero Jenner : > > > > To whom it may concern > > Dieser Artikel richtet sich nur an Ökonomen und das große Lager der > > Geldschöpfungsmystiker! > > > > Der Mythos der Geldschöpfung (durch die Geschäftsbanken) > > > > von Gero Jenner (Original unter: > > http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Multiple_KGS.html) > > > > Was den Umfang von Krediten betrifft, die das Geschäftsbankensystem > > angeblich zu ?schaffen? vermag, so stößt man auf die > abenteuerlichsten > > Vorstellungen. Ich spreche nicht von bloßen verbalen Ungenauigkeiten, > die > > auf unklaren Definitionen beruhen. Wenn ich einen Kredit (bzw. die ihm > > entsprechende Spareinlage) genauso unter die Bezeichnung Geld subsumiere > wie > > das von einer Notenbank geschaffene Münz- oder Papiergeld, dann sind > > Geschäftsbanken in der Tat die Produktionsstätten für Unsummen > ?geschöpften > > Geldes?, denn bei ihnen fließen die Einlagen der Sparer zusammen, und > sie > > sind es, die diese als Kredite weitergeben. Das Notenbankgeld macht dann > > nicht mehr als einen verschwindenden Bruchteil des in der Wirtschaft > > insgesamt vorhandenen ?Geldes? aus. > > > > Ich spreche hier nicht von dieser sprachlichen Ungenauigkeit, sondern > von > > echten Urzeugungstheorien, die davon ausgehen, dass Kredite aus dem > Nichts, > > also unabhängig von Spareinlagen ?geschöpft? werden können. > Solche Theorien > > wurden und werden von vielen Ökonomen vertreten, unter anderen von > Ludwig > > von Mises, Joseph Schumpeter, dem frühen Keynes, Hajo Riese, Jörg > > Huffschmid, Bernd Senf, Joseph Huber. Der späte Keynes, Silvio Gesell, > > Helmut Creutz sowie Gunnar Heinsohn und Otto Steiger haben diese > Vorstellung > > verworfen. (1) > > > > Ich möchte betonen, dass hier von Krediten die Rede ist, die von > > Geschäftsbanken ausgereicht werden. Notenbanken hatten von jeher die > > Möglichkeit, Willkürgeld in die Welt zu setzen. (2) Diese Tatsache ist > > unbestritten und wird gerade in unserer Zeit durch das Vorgehen von FED > und > > EZB demonstriert. > > > > Multiple Kreditgeldschöpfung > > Bei oberflächlichem Hinschauen scheint die sogenannte ?multiple > > Kreditgeldschöpfung?, die weiterhin von einigen der bekanntesten > > Wirtschaftswissenschaftler als unumstößliche Wahrheit an den > Universitäten > > gelehrt wird, durchaus plausibel zu sein. > > > > Um an einem Beispiel zu demonstrieren, was damit gemeint ist, gehen wir > der > > Einfachheit halber von dem theoretisch denkbaren Fall aus, dass sich > > sämtliche Geschäftsbanken zu einer einzigen Bank zusammenschließen. > Das wäre > > zwar wirtschaftlich überaus unvernünftig, weil dann viel > Expertenwissen > > verloren ginge, (3) erleichtert aber unsere Argumentation. Wenn ein > Sparer > > (Gläubiger) mit, sagen wir, 100.000 ? die Bank aufsucht, um dieses > Geld für > > zehn Jahre zu verleihen, so nutzt die Bank ihre Kontakte zu potentiellen > > Investoren, um die Summe sogleich an einen Schuldner weiterzureichen. > Denn > > die Bank benötigt ja die Zinsen eines Kreditnehmers, um sie ? unter > Abzug > > der Bankmarge ? an den Sparer weiterzureichen. Solange sie keinen > > Kreditnehmer findet, macht sie Verluste. > > > > Der Kreditnehmer (Schuldner) möge dafür nun augenblicklich ein > Produkt, zum > > Beispiel eine Druckmaschine erwerben. Der betreffende > > Druckmaschinenhersteller hat für die 100.000 ? allerdings gerade > keine > > Verwendung und leiht den Betrag seinerseits auf zehn Jahre aus. Die Bank > > findet wiederum einen Investor, der dafür eine Erfindung entwickelt, > deren > > aus Kunststoff bestehendes Material ihn genau 100.000 ? kosten möge. > Auch > > für den Kunststoffproduzenten sind, so wollen wir wiederum annehmen, > diese > > 100.000 ? überschüssiges (über den Konsum) hinausgehendes Geld. Sie > enden > > daher gleichfalls auf einem Sparbuch der Bank. Und so möge es Schlag > auf > > Schlag weiter gehen. Die Bank findet einen weiteren Investor, der > wiederum > > eine Anschaffung tätigt und dieselben 100.000 ? tauchen nach obigem > Muster > > immer wieder als neue Einlagen auf. Wichtig ist nun, dass die > Vermittlung > > all dieser Kredite im Interesse der Bank möglichst augenblicklich > erfolgt. > > Weiterhin gehen wir davon aus, dass auch die Schuldner das Geld > > augenblicklich für ihre Einkäufe verwenden, und die Empfänger der > Aufträge > > es ihrerseits sofort auf ihr Sparkonto legen. Da alle Vorgänge über > eine > > einzige Geschäftsbank laufen und die ursprünglichen 100.000? nach > ihrer > > ersten Einzahlung die Bank in keinem Augenblick verlassen (sie werden > immer > > nur zwischen Konten verschoben), können sie so gut wie simultan > verlaufen. > > (4) > > > > Fassen wir nun diese theoretisch endlose, aber auf ein zeitliches > Minimum > > komprimierte Folge zusammen, so können aufgrund einer einmaligen > Ersteinlage > > von 100.000 ? theoretisch Gesamtkredite in unbegrenzter Höhe vergeben > > werden. > > > > Spareinlagen: Kredite: Einkauf bei Firma: > > > > 100 000 Schuldner A kauft Druckmaschine bei Firma 1 > > > > 100 000 (von Firma 1) Schuldner B kauft Kunststoff bei Firma 2 > > > > 100 000 (von Firma 2) Schuldner C kauft x bei Firma 3 > > > > etc. etc. etc. > > > > Summe aller Einl. = ? Summe aller Kredite = ? Summe aller Einkäufe > = ? > > > > > > Dieses Beispiel für eine sogenannte ?Kredit- oder multiple > > Buchgeldschöpfung? (5) taucht bis heute in den seriösesten > ökonomischen > > Lehrbüchern auf, (6) nur dass es dort meist in leichter Abänderung > > erscheint. So setzen die üblichen Beispiele für diese wundersame > > Kreditvermehrung meist mehrere Geschäftsbanken ein und berücksichtigen > > überdies die Existenz von Mindestreserven, d.h. jenen Anteil der > > Gläubigereinlage, den die Banken als Sicherheit vorhalten müssen. (7) > > > > Angenommen, die Bank muss von jeder Einlage eine Reserve von 10% > beiseite > > legen, so kann sie von der Ersteinlage in Höhe von 100.000 ? nur noch > 90.000 > > an einen Kreditnehmer weiterreichen. Beim nächsten Durchgang werden von > > 90.000 dann wiederum 10% abgezogen, so dass für die folgende Einlage > nur > > noch 81.000 ? in Frage kommen. Im Endergebnis beläuft sich die > Gesamtsumme > > aller möglichen Einlagen dann auf eine Million und die Gesamtsumme > aller > > möglichen Kredite auf 900.000 ? (bei einem Reservensatz von 10% macht > die > > letztere somit zehn Prozent weniger als die Einlagen aus). Wäre > allerdings > > nur eine Mindestreserve von einem Prozent vorgeschrieben, so würde sich > die > > Summe aller Einlagen auf zehn Millionen ? aufblähen, während die > Bank > > Kredite in Höhe von neun Millionen neunhunderttausend ? vergeben hat > (also > > um 1 Prozent weniger als der Summe aller Einlagen entspricht). > > > > Eine unendliche Kreditgeldschwemme? > > Je höher die Mindestreserve desto geringer fällt demnach die multiple > > Kreditgeldschöpfung aus. Umgekehrt schnellt sie scheinbar ins > Grenzenlose > > empor, wenn (wie im obigen Beispiel) die Mindestreserve gleich Null ist. > Ein > > einfacher Trick würde also genügen ? eben die Reduktion der > Mindestreserven > > auf Null ? um die Wirtschaft überall auf der Welt und für alle > Zeiten mit > > einem unerschöpflichen Füllhorn aus frei geschöpftem Kreditgeld zu > > überschwemmen. Eine Kreditklemme und damit irgendein Hemmnis für > beliebig > > hohe Realinvestitionen wäre unter dieser Bedingung unmöglich, man > dürfte > > alles Kreditversagen für endgültig abgeschafft halten. > > > > Spareinlagen und Kreditausreichung stimmen in der multiplen > > Kreditgeldschöpfung notwendig überein > > Vermutlich ist es die offensichtliche Absurdität dieser > Schlussfolgerung, > > welche die Verfechter der Theorie von der multiplen Kreditgeldschöpfung > dazu > > motiviert, diese nur unter der zusätzlichen (aber logisch ganz > > unerheblichen) Voraussetzung von Mindestreserven zu demonstrieren. So > > drücken sie sich um die Schwierigkeit, eine unendliche Kreditschöpfung > zu > > erklären, die in der Praxis noch nie beobachtet wurde. (8) > > > > Doch eines ist es, die offensichtliche Absurdität unendlicher > > Kreditgeldschöpfung herauszustreichen, und ein anderes, den hier > verborgenen > > Denkfehler sichtbar zu machen, der in den gängigen Lehrbüchern > weiterhin > > hartnäckig fortexistiert. Wo liegt der Fehler? > > > > Er liegt keineswegs in der Annahme, dass die hier beschriebene Kredit- > oder > > Giralgeldschöpfung deswegen unmöglich sei, weil aus den Statistiken > der > > Banken eindeutig hervorgehen würde, dass die ausgereichten Kredite das > > Volumen der Spar- bzw. Sichteinlagen nie übertreffen. Wenn Helmut > Creutz in > > seiner Kritik der multiplen Kreditgeldschöpfung genau darauf besteht, > (8) so > > zeigt sich hier, dass dieses Argument gerade nicht dazu dienen kann, die > in > > unserem Beispiel demonstrierte Kreditgeldschöpfung zu widerlegen. Denn > die > > Banken haben ja keine über die Spareinlagen hinausgehenden Kredite > > geschaffen, sondern sie haben die Kredite exakt im gleichen Umfang wie > die > > Spareinlagen vermehrt. Bei augenblicklicher Weitergabe aller Einlagen > als > > Kredite sind die Geschäftsbanken (sie seien der Einfachheit halber > weiterhin > > zu einer einzigen zusammengefasst) theoretisch durchaus in der Lage, die > > Kredite gegen Unendlich zu steigern, sofern auch die Einlagen gegen > > Unendlich gehen. Es ist gar nicht zu leugnen, dass die multiple > > Kreditgeldschöpfung auf einer ganz realen Fähigkeit der Banken beruht. > > > > Der Denkfehler bei der multiplen Kreditgeldschöpfung > > Dennoch glaubt niemand ? und schon gar nicht die Banker selbst ? > dass ein > > derartiger Prozess jemals stattfand und jemals stattfinden wird. Praxis > und > > Theorie stehen also in stärkstem Gegensatz zueinander. Der Fehler ist > schwer > > zu erkennen, weil er nicht in der Logik des dabei stattfindenden und > oben > > beschriebenen Prozesses zu finden ist, sondern ? und das wurde, soweit > ich > > sehe, bisher noch nie klargestellt ? in dessen Voraussetzungen. Die > > Theoretiker des Geldes sind von jeher so sehr auf das Geld selbst > fixiert, > > dass sie immer wieder in den grundlegenden Irrtum verfallen, Geld und > Kredit > > als eine von den Dingen losgelöste Substanz zu betrachten. > > > > In dem Augenblick, wo man in Krediten das sieht, was sie notwendig immer > > sind, nämlich Überschussgeld, das auf dem Vorhandensein von > Überschussgütern > > (überschüssiger Arbeit und überschüssigen Produktionsmitteln) > beruht, löst > > sich die Fata Morgana multipler Kreditschöpfung augenblicklich in > Nichts > > auf. Neue Einlagen können immer nur dann entstehen, wenn sie einen > > Geldüberschuss repräsentieren. Weil Geldüberschüsse aber nichts > anderes sind > > als monetarisierte Realüberschüsse, lassen sie sich immer nur soweit > > mobilisieren, wie die letzteren in einer Wirtschaft innerhalb eines > > bestimmten Zeitraums tatsächlich vorhanden sind ? nie darüber > hinaus. Ein > > Sparer kann nicht als neue Einlage einzahlen, was er als Überschuss gar > > nicht besitzt. > > > > Wenn wir also im obigen Beispiel die Voraussetzung machten, dass jeder > > Auftragnehmer das empfangene Geld sofort auf sein Sparbuch überweist, > so > > dass die Bank es als neuen Kredit verleihen kann, so liegt eben hierin > eine > > völlig unrealistische Annahme, denn sie würde besagen, dass sämtliche > im > > Tauschgeschäft entgegengenommenen Mittel für deren Besitzer > Überschüsse > > darstellen. Tatsächlich ist aber in jeder Wirtschaft die Summe aller > für > > Investitionen mobilisierbaren Realüberschüsse beschränkt (also alles > andere > > als unendlich), und genau dasselbe gilt auch für das Geld, in dem sie > > ausgedrückt werden. Auf einfache Weise gesagt, entspricht dieser > Überschuss > > genau der jeweiligen Sparquote eines Landes. Wenn diese etwa bei zehn > > Prozent liegt, dann bedeutet dies, dass die Bürger im Schnitt nur etwa > jeden > > zehnten Euro auf ihr Sparkonto bringen und damit als Kredit zur > Verfügung > > stellen. Von einer unendlichen Einlagen- und Kreditsumme, wie das > gängige > > Beispiel der multiplen Geldschöpfungstheorie sie suggeriert, kann also > keine > > Rede sein. > > > > Und das oben beschriebene und in sämtlichen sogenannten seriösen > Lehrbüchern > > noch immer den Studenten vorgegaukelte Modell ist noch in einer weiteren > > Hinsicht irreführend. Es ist nämlich völlig unerheblich, ob man > identische > > Banknoten in Höhe von 100.000 ? (oder eines beliebigen anderen > Betrags) auf > > ihrem Weg von Sparer zu Schuldner zu Sparer usw. verfolgt (die Bank > weiß > > ohnehin nicht, ob es sich um dieselben Noten handelt) oder man von > > beliebigen Sparern ausgeht. Durch etwas Nachdenken wird sich der > aufmerksame > > Leser selbst davon überzeugen. > > > > Die Theorie der multiplen Kreditgeldschöpfung ist nicht falsch, sondern > > irrelevant > > Die Theorie der multiplen Kreditgeldschöpfung scheitert nicht an der > > fehlerhaften Logik ihrer Verfechter, sondern an unrealistischen > > Voraussetzungen. Sie ist nicht eigentlich falsch, sondern schlicht > > irrelevant angesichts der allein entscheidenden Tatsache der maximal zur > > Verfügung stehenden Überschüsse, d.h. der jeweiligen Sparquote eines > Landes. > > Die Geschäftsbanken können kein Willkürgeld schaffen. Diese > Möglichkeit > > steht allein den Zentralbanken offen. Auch andere abenteuerliche > > Vorstellungen in dieser Richtung erweisen sich als schillernde > Seifenblasen. > > (10) > > > > 1 Hierzu im Detail mein Buch Wohlstand und Armut. Metropolis Verlag, > Marburg > > 2010; S. 151ff. > > 2 Der Begriff des Willkürgeldes wird in der genannten Arbeit näher > > erläutert. > > 3 Eine einzige Geschäftsbank wäre in einer zentralen > Planungsbürokratie das > > (ineffiziente) Gegenstück zu den Zehntausenden von Geschäftsbanken in > einer > > Marktwirtschaft, denn unzählige einzelne Entscheidungsträger können > > natürlich die Kreditwürdigkeit unzähliger privater Schuldner weit > besser > > einschätzen als eine zentrale Instanz. > > 4 Der Grund, warum ich alle Geschäftsbanken in einer einzigen > > zusammengefasst habe (und darin von den üblichen Beispielen für die > multiple > > Kreditschöpfung abweiche), ist genau darin begründet: der möglichen > > Simultaneität aller Vorgänge. > > 5 Wenn von Buch- oder Giralgeldschöpfung gesprochen wird, bleibt die > > Beweisführung gleich. > > 6 So bei Otmar Issing, Einführung in die Geldtheorie. WiSo > Kurzlehrbücher; > > 10. überarb. Auflage, München 1995; ebenso Paul A. Samuelson und > William D. > > Nordhaus, Volkswirtschaftslehre. Mi-Verlag, Landsberg 2005; S. 725. Oder > > auch Harvard Professor Niall Ferguson, The Ascent of Money. New York > 2008; > > S. 50. > > 7 Dass es mehrere Geschäftsbanken sind, soll den Umstand verständlich > > machen, dass die Direktoren einzelner Banken nichts von der wundersamen > > Vermehrung bemerken. Logisch ändert sich aber nichts an der > Argumentation, > > nur dass die Demonstration an einer einzigen Bank für uns den bereits > > genannten Vorteil besitzt, dass die Vermehrung sich wirklich simultan > > abspielen kann. > > 8 Z.B. Bernard Lietaer, Das Geld der Zukunft. München 1999; S. 68; aber > > ebenso Samuelson, Volkswirtschaftslehre. S. 725ff. Derselbe Fehler bei > > Eichhorn und Solte, deren Buch mir leider erst kurz vor Drucklegung in > die > > Hände fiel (Kartenhaus; S. 67). Hier entsteht ein von den Autoren so > > genanntes ?Schwellgeld? auf dem Wege der Urzeugung. Abgesehen von > diesem > > Irrtum ist mit dem Begriff auch sonst kein Erkenntnisgewinn verbunden. > Im > > Wesentlichen ist ihr Schwellgeld nichts anderes als was immer schon als > > Schulden=Guthabenblase bekannt war. Die Bezeichnung als ?Geld? > verwischt > > aber den Unterschied zwischen echtem Geld und bloßen Geldansprüchen. > Da die > > Autoren überdies auch noch Sachvermögen darunter subsumieren (z.B. > Aktien, > > S. 64, 170) wird zudem der Unterschied zwischen Geld und dem was es > > repräsentiert, eben den Sachen, aufgehoben. > > 9 Helmut Creutz, Die 29 Irrtümer rund ums Geld; München 2004; S. 172. > > 10 Das gilt z.B. für eine eigens von Prof. Bernd Senf in die Welt > gesetzte > > Variante der Kreditgeldschöpfung. Herr Senf schlägt sich zunächst auf > die > > Brust, um sich bei seinen Studenten nachträglich dafür zu > entschuldigen, > > dass er ihnen jahrelang die Theorie der multiplen Kreditgeldschöpfung > als > > unstrittige Wahrheit eingeflößt habe. Er hält sie inzwischen für > falsch. > > Anders als in der Wissenschaft üblich, begründet er seinen Standpunkt > jedoch > > nicht weiter, sondern spricht von sinnlosen Fragen, auf die man eben > auch > > nur sinnlose Antworten erhalte (Bernd Senf, Der Nebel um das Geld; > München > > 2001; S. 159ff). Er setzt stattdessen eine von ihm eigens erfundene > > Kreditschöpfungstheorie an die Stelle der abgelehnten. Leider hat diese > den > > Nachteil, sowohl praktisch irrelevant wie logisch falsch zu sein. Ich > habe > > das in meinem Buch ?Wohlstand und Armut? im Einzelnen ausgeführt > (S. 168). > > > > > > _______________________________________________ > > Debatte-grundeinkommen Mailingliste > > JPBerlin - Politischer Provider > > Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de > > https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen > > > > > > -- > Mit freundlichen Grüßen, > > Martin Licht > _______________________________________________ > Debatte-grundeinkommen Mailingliste > JPBerlin - Politischer Provider > Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de > https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen -- Axel Tigges Heinrich-Kandl-Weg 2 A-4030 Linz Phone +43 650 8080095 Alternativadresse axel.tigges at gmail.com Facebook Axel Valentin Tigges From axel.tigges at gmx.de Tue Jul 10 08:18:59 2012 From: axel.tigges at gmx.de (axel.tigges at gmx.de) Date: Tue, 10 Jul 2012 08:18:59 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] =?iso-8859-1?q?Geldsch=F6pfung?= In-Reply-To: References: <7817CB7C-C025-48A4-A8F3-077DD981ED29@gerojenner.com> <20120709155659.203900@gmx.net> Message-ID: <20120710061859.29780@gmx.net> Lieber Martin, nun ist Geldschöpfung nicht ein Teil der Schöpfung sondern ein vom Menschen geschaffenes Gebilde, um Einfluss auf andere ausüben zu können. Hans Peter Dürr hat seine Erfahrungen in seinem Buch: Das Leben lebendiger werden lassen über diese Art von Glauben untersucht. Wir argumentieren in der sogenannten Apfelpflücksprache, das heißt, wir wollen etwas greifen und begreifen. Doch die Natur aus der Sicht des Chaos ist viel mehr. Und er hatte u.a. als Lehrer Edward Teller der die Wasserstoffbombe entwickelt hatte, weil dieser eben an die Achse des Guten glaubte, und meinte damit könne man das durchsetzen. Das ist der Zustand. Menschen verkomplizieren Wissen, bedrohen Menschen, halten Menschen in Angst und halten sie in Silos von einander getrennt, das hat deutlich Prof. Dr. Peter Kruse in diesem 1,4 Minuten Video aufgezeigt: http://www.youtube.com/watch?v=KtU9-tU0z0M Also warum ist es sinnvoll der Deutschen Bank zu glauben, wenn man selbst das Spiel durchschaut hat. Ein eingepflanzter Geldschein verrottet, Gold und Diamaten müssen knapp gehalten werden, damit die Menschen ein Mangelgefühl behalten, der Motor für die Ressourcenverschwendung. Deshalb setze ich mich für ein BGE, weil damit eine Möglichkeit gegeben ist, den Mangel zu reduzieren und der ist weltweit heute immer brutaler,in 347 Tagen verhungern alleine 6 Millionen Kinder auch Dank der Deutschen Bank, die in dem herrschenden System gar nicht anders kann. Doch das was wirklich ist, darf dort nicht gesagt werden.Schau nur in den Bereich der Gesundheit, wie wird diese gefördert? Und solchen Menschen aus solchen Institutionen soll ich glauben? Wie kannst Du mir belegen, dass Ihre Sichtweise stimmt? Mich interessieren Menschen, die nicht mehr in diesen Vereinen arbeiten, sondern die Matrix aufdecken in deren Silos wir voneinander getrennt gehalten werden, erst dann ist ein Wandel möglich. Und wenn Du Verlautbarungen der Deutschen Bank verbreitest, wäre es auch sinnvoll sich Positionen anzuhören, die das Matrixspiel aufdecken. Denn es wird nicht nur Geld aus dem Nichts geschaffen, mit diesem Nichts wird durch Kreditvergabe der Kreditnehmer letztendlich in der Ruin getrieben, denn wie steigen denn die Schulden der Kreditnehmer, ob Einzelpersonen, Unternehmer und Staaten, die ihre Kredite in dem Nullsummenspiel auch wg. der wachsenden Zinslast nicht mehr zurückzahlen können? Oder z.B. durch Rationalisierung Mitarbeiter entlassen werden, um dann vom Staat finanziert zu werden, damit diese nicht verhungern? Und der Staat, der das nicht mehr kann, lässt dann seine Bürger verhungern, schickt sie in Kriege, die von den Banken auch schon bei Hitler finanziert wurden, oder löst sich von diesem unwürdigem Spiel? Denn mit Glauben alleine geht es nicht, das Vertrauen muss sich entwickeln aus der Erfahrung die wir miteinander machen. Und das ist die Fähigkeit offen zu komunizieren, und auf Fragen einzugehen. Denn Dampfwalzen, die alles niederreden wollen haben wir genug. Viele Grüße Axel Tigges > Lieber Axel Tigges, > > natürlich sollte man der Deutschen Bundesbank widersprechen. > > Aber nicht in jedem Punkt. Wenn es um die Beschreibung der Geldschöpfung > geht, halte ich die Bundesbank durchaus für kompetent. > > Ob ich die Geldschöpfung durch Kredit für Gut oder Schlecht empfinde ist > eine andere Frage. > > Ich finde sie gut, sie sollte nur nicht durch Geschäftsbanken > erfolgen. Aber die Diskussion darüber kann erst erfolgen, wenn man sich > über die aktuellen Gegebenheiten einig ist. > > Und das Thema kam auch nicht von mir sondern von Gero Jenner, dem ich > widersprechen musste. > > Liebe Grüße > > Martin Licht > Am 09.07.2012 17:57 schrieb lächelnjetzt : > > > Lieber Martin Licht, > > > > also sollten wir der Deutschen Bundesbank nicht widersprechen? > > http://www.youtube.com/watch?v=z77v5NCTwyI > > Unabhängige Fachleute widersprechen jeder Geldtheorie > > Wenn Herr Ackermann von der Deutschen Bank auf eine Frage die > > die Bankgeschäfte betrifft antwortet: Er möchte nicht so enden wie > > Herrhausen. So muss man sich fragen, wie wird das Betrugssystem Banken > > geschützt? http://www.youtube.com/watch?v=xkwGSOowVio > > Es geht nicht um Geldschöpfung sondern um bedingungslose > Grundversorgung... > > Axel Tigges > > > > > Lieber Gero Jenner, > > > > > > du widersprichst hier nicht nur einigen Ökonomen, sondern auch der > > > Deutschen Bundesbank. > > > Die Bundesbank erklärt die Giralgeldschöpfung etwas anders. > > > Siehe z.B. hier: > > > > > > http://www.petersdurchblick.com/2011/05/bundesbank-bestatigt-geldschopfung-aus.html > > > > > > Also ich denke, die Bundesbank müsste wissen wie das funktioniert. > > > > > > Liebe Grüße > > > Martin Licht > > > > > > Am 7. Juli 2012 12:46 schrieb Dr. Gero Jenner : > > > > > -- Axel Tigges Heinrich-Kandl-Weg 2 A-4030 Linz Phone +43 650 8080095 Alternativadresse axel.tigges at gmail.com Facebook Axel Valentin Tigges From martin at die-lichts.de Tue Jul 10 08:35:58 2012 From: martin at die-lichts.de (Martin Licht) Date: Tue, 10 Jul 2012 08:35:58 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] =?iso-8859-1?q?Geldsch=F6pfung?= In-Reply-To: <20120710061859.29780@gmx.net> References: <7817CB7C-C025-48A4-A8F3-077DD981ED29@gerojenner.com> <20120709155659.203900@gmx.net> <20120710061859.29780@gmx.net> Message-ID: Mir ist diese Diskussion nun echt zu abwegig. Es wurde behauptet, es gibt keine multiple Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken. Darauf habe ich geantwortet. Und das hat nichts mit dem zu tun, was du nun schreibst. Ich klinke mich dann aus der Diskussion aus... Am 10. Juli 2012 08:18 schrieb : > Lieber Martin, > > nun ist Geldschöpfung nicht ein Teil der Schöpfung sondern ein vom Menschen geschaffenes Gebilde, um Einfluss auf andere ausüben zu können. Hans Peter Dürr hat seine Erfahrungen in seinem Buch: Das Leben lebendiger werden lassen über diese Art von Glauben untersucht. Wir argumentieren in der sogenannten Apfelpflücksprache, das heißt, wir wollen etwas greifen und begreifen. Doch die Natur aus der Sicht des Chaos ist viel mehr. Und er hatte u.a. als Lehrer Edward Teller der die Wasserstoffbombe entwickelt hatte, weil dieser eben an die Achse des Guten glaubte, und meinte damit könne man das durchsetzen. Das ist der Zustand. Menschen verkomplizieren Wissen, bedrohen Menschen, halten Menschen in Angst und halten sie in Silos von einander getrennt, das hat deutlich Prof. Dr. Peter Kruse in diesem 1,4 Minuten Video aufgezeigt: http://www.youtube.com/watch?v=KtU9-tU0z0M Also warum ist es sinnvoll der Deutschen Bank zu glauben, wenn man selbst das Spiel durchschaut hat. Ein eingepflanzter Geldschein verrottet, Gold und Diamaten müssen knapp gehalten werden, damit die Menschen ein Mangelgefühl behalten, der Motor für die Ressourcenverschwendung. Deshalb setze ich mich für ein BGE, weil damit eine Möglichkeit gegeben ist, den Mangel zu reduzieren und der ist weltweit heute immer brutaler,in 347 Tagen verhungern alleine 6 Millionen Kinder auch Dank der Deutschen Bank, die in dem herrschenden System gar nicht anders kann. Doch das was wirklich ist, darf dort nicht gesagt werden.Schau nur in den Bereich der Gesundheit, wie wird diese gefördert? Und solchen Menschen aus solchen Institutionen soll ich glauben? Wie kannst Du mir belegen, dass Ihre Sichtweise stimmt? Mich interessieren Menschen, die nicht mehr in diesen Vereinen arbeiten, sondern die Matrix aufdecken in deren Silos wir voneinander getrennt gehalten werden, erst dann ist ein Wandel möglich. > Und wenn Du Verlautbarungen der Deutschen Bank verbreitest, wäre es auch sinnvoll sich Positionen anzuhören, die das Matrixspiel aufdecken. Denn es wird nicht nur Geld aus dem Nichts geschaffen, mit diesem Nichts wird durch Kreditvergabe der Kreditnehmer letztendlich in der Ruin getrieben, denn wie steigen denn die Schulden der Kreditnehmer, ob Einzelpersonen, Unternehmer und Staaten, die ihre Kredite in dem Nullsummenspiel auch wg. der wachsenden Zinslast nicht mehr zurückzahlen können? Oder z.B. durch Rationalisierung Mitarbeiter entlassen werden, um dann vom Staat finanziert zu werden, damit diese nicht verhungern? Und der Staat, der das nicht mehr kann, lässt dann seine Bürger verhungern, schickt sie in Kriege, die von den Banken auch schon bei Hitler finanziert wurden, oder löst sich von diesem unwürdigem Spiel? Denn mit Glauben alleine geht es nicht, das Vertrauen muss sich entwickeln aus der Erfahrung die wir miteinander machen. Und das ist die Fähigkeit offen zu komunizieren, und auf Fragen einzugehen. Denn Dampfwalzen, die alles niederreden wollen haben wir genug. > > Viele Grüße > > Axel Tigges > >> Lieber Axel Tigges, >> >> natürlich sollte man der Deutschen Bundesbank widersprechen. >> >> Aber nicht in jedem Punkt. Wenn es um die Beschreibung der Geldschöpfung >> geht, halte ich die Bundesbank durchaus für kompetent. >> >> Ob ich die Geldschöpfung durch Kredit für Gut oder Schlecht empfinde ist >> eine andere Frage. >> >> Ich finde sie gut, sie sollte nur nicht durch Geschäftsbanken >> erfolgen. Aber die Diskussion darüber kann erst erfolgen, wenn man sich >> über die aktuellen Gegebenheiten einig ist. >> >> Und das Thema kam auch nicht von mir sondern von Gero Jenner, dem ich >> widersprechen musste. >> >> Liebe Grüße >> >> Martin Licht >> Am 09.07.2012 17:57 schrieb lächelnjetzt : >> >> > Lieber Martin Licht, >> > >> > also sollten wir der Deutschen Bundesbank nicht widersprechen? >> > http://www.youtube.com/watch?v=z77v5NCTwyI >> > Unabhängige Fachleute widersprechen jeder Geldtheorie >> > Wenn Herr Ackermann von der Deutschen Bank auf eine Frage die >> > die Bankgeschäfte betrifft antwortet: Er möchte nicht so enden wie >> > Herrhausen. So muss man sich fragen, wie wird das Betrugssystem Banken >> > geschützt? http://www.youtube.com/watch?v=xkwGSOowVio >> > Es geht nicht um Geldschöpfung sondern um bedingungslose >> Grundversorgung... >> > Axel Tigges >> > >> > > Lieber Gero Jenner, >> > > >> > > du widersprichst hier nicht nur einigen Ökonomen, sondern auch der >> > > Deutschen Bundesbank. >> > > Die Bundesbank erklärt die Giralgeldschöpfung etwas anders. >> > > Siehe z.B. hier: >> > > >> > >> http://www.petersdurchblick.com/2011/05/bundesbank-bestatigt-geldschopfung-aus.html >> > > >> > > Also ich denke, die Bundesbank müsste wissen wie das funktioniert. >> > > >> > > Liebe Grüße >> > > Martin Licht >> > > >> > > Am 7. Juli 2012 12:46 schrieb Dr. Gero Jenner : >> > > >> > > > -- > Axel Tigges > Heinrich-Kandl-Weg 2 > A-4030 Linz > Phone +43 650 8080095 > Alternativadresse > axel.tigges at gmail.com > Facebook Axel Valentin Tigges > > -- Mit freundlichen Grüßen, Martin Licht From ejb.dpl at hotmail.com Tue Jul 10 15:23:26 2012 From: ejb.dpl at hotmail.com (EJ. Boehme) Date: Tue, 10 Jul 2012 15:23:26 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] "Geldschoepfung" Eigentum;Grund+Boden References: <7817CB7C-C025-48A4-A8F3-077DD981ED29@gerojenner.com><4FF89B63.3090601@gmx.de> <7F5CC11006A5492F9F2052F075270D91@EEEPC> Message-ID: <5A4DE2EC26FD468CB5473448AD27DFA1@EEEPC> -weitere Gedanken zum Verkauf von Wohnung/Haus und Grundeigentum, auch i.v.m. bGE: Wenn die Zeit gekommen ist und man sich von Haus und Hof, von Grund und Boden trennen muss, geht das Erst-Kaufrecht(?) zurueck an die Gemeinde. Diese kauft den Grund und Boden zurueck fuer die Gemeinschaft (Pflicht?). 'Noch'Hausbesitzer bezahlen dann 'Pacht fuer noch genutzten Grund und Boden' an Regio-Gemeindebank (RGB). Kauft die RGB (Erstkaufrecht?) auch Haus/Wohnung, bezahlt sie den Gesamtbetrag -oder in Form einer monatlichen Hypotheek/Abbezahlung an 'Noch'Eigentuemer/Bewohner (oder Erben/Beguenstigte)-aus. Diese Ausbezahlung wird als Einkommen angerechnet((?), wenn sie auch das bGE-Wohngeld erhalten? Hier bedarf es m.e. noch weiterer Ueberlegungen im Verband mit bGE? Herzlichen Gruss Belisju From axel.tigges at gmx.de Sun Jul 15 19:22:41 2012 From: axel.tigges at gmx.de (axel.tigges at gmx.de) Date: Sun, 15 Jul 2012 19:22:41 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Der Teufelspakt In-Reply-To: <45D772E9-01FD-4491-89F3-E9519765C3AF@gerojenner.com> References: <45D772E9-01FD-4491-89F3-E9519765C3AF@gerojenner.com> Message-ID: <20120715172241.151380@gmx.net> Der Teufel steckt im Detail: 17. April 2012 07:47 Wir brauchen keine Anreize auch nicht an Informationen die keine Ergebnisse aufzeigen. Das sind nur Reizungen, wo Menschen die das lesen sich als ohnmächtig oder wütend erfahren... Hier geht es um die Debatte Grundeinkommen und nicht um die Probleme derer die Anreize schaffen, die Mangel produzieren. Enno Schmidt im Gespräch mit Marina Weisband. Aufgenommen im Tschechow Studio Berlin 2012. Hier wird deutlich, wie wir mit der Spache umgehen können, wir brauchen Mutbürger keine Wutbürger, die keine Fehler suchen und Schuldige: http://grundeinkommen.tv/?p=1137 sondern Alternativen, die dem Einzelnen mehr Freiraum geben, weil er nicht mehr auf Steuerung von "oben" angewiesen ist. Viele Grüße Axel Tigges > To whom it may concern! > > Fiskalpakt ? oder wie man einen Pakt mit dem Teufel schließt > > von Gero Jenner (22.6.2012; Original unter: > http://gerojenner.blogspot.co.at/2012/06/fiskalpakt-oder-wie-man-den-pakt-mit.html) > > Der Euroraum ringt ums Überleben. Das ist deutlich an den inzwischen weit > weniger selbstbewussten, weit weniger apodiktischen Verlautbarungen > führender Vertreter aus Politik und Wirtschaft abzulesen. Auf dem Gipfel in Los > Cabos hat José Manuel Barroso sogar die Contenance verloren! ?Der Euro > sei nicht in Gefahr!? Wie oft hat Innenminister Schäuble, wie oft haben > die Gurus aus Politik, Wirtschaft und Finanz mit diesen Worten > unerschütterliche Gewissheit vorgetäuscht. Doch pure Angst hat sich mittlerweile bis > in die Europäische Kommission und ins Parlament durchgefressen. Wenn der > Euro zerfällt, wird nicht nur die Europäische Idee beschädigt - der > babylonische Turm der Brüsseler Eurokratie gerät ins Wanken und - nicht zu > vergessen - mit ihm auch Tausende üppig dotierter Posten. > > Die Wahl zwischen Teufel und Beelzebub > > Aber es steht noch weit mehr auf dem Spiel. So teuer die Rettung des Euro > kommt, so teuer ist auch der Abschied von ihm. In beiden Fällen wird > Deutschland Zahlmeister sein, denn eine Rückkehr zur DM lässt deren Kurs so > sehr in die Höhe schnellen, dass ein guter Teil der deutschen Exporte > zunächst einmal unverkäuflich wird. So rächt sich nach Jahren der Euphorie ein > elementarer ökonomischer Fehler. Mit der Einführung des Euro haben > Deutschland und Frankreich eine Maßnahme gegen die wirtschaftliche Vernunft und > Erfahrung gesetzt. Jetzt bekommt vor allem Deutschland die Rechnung > präsentiert, die sich bei einem Austritt bis auf 1,5 Billionen Euro belaufen > könnte ? nahezu die Hälfte des deutschen BIP. Uns bleibt nur die Wahl > zwischen Teufel und Beelzebub. > > Auf dem Weg zum Europäischen Bundesstaat? > > Das Pferd wurde vom Schwanz her aufgezäumt: Erst die gemeinsame Währung, > dann ein gemeinsamer Staat - so die Idee, die Helmut Kohl auch > ausdrücklich formulierte. Leider hält die Geschichte eine eindeutige Lehre bereit: > Die umgekehrte Reihenfolge hat noch nie funktioniert. Allerdings ist > Geschichte nur Lehrmeister, kein unwiderrufliches Schicksal. Theoretisch könnte > das Projekt immer noch funktionieren, wenn man im Eiltempo den europäischen > Flickenteppich zu einem gemeinsamen Bundesstaat transformiert. ?Wir > brauchen vor allen Dingen auch eine politische Union. Das heißt wir müssen > Schritt für Schritt auch Kompetenzen an Europa abgeben?, ließ Angela > Merkel vor kurzem verlauten. > > Der Fiskalpakt, den vier Spitzenpolitiker der Union (Barroso, van Rompuy, > Draghi und Juncker) jetzt planen, soll genau dies bewirken: die > Verschmelzung souveräner Staaten zu einem durch gemeinsame politische Institutionen > vereinten Bundesstaat. Sollte dieser Versuch tatsächlich gelingen, dann > hätte man nachträglich auch die Voraussetzungen für eine gemeinsame > Währung geschaffen. Denn eines bleibt ja unbestritten. Eine gemeinsame Währung > stellt den ökonomisch logischen und sinnvollen Abschluss der politischen > Vereinigung dar. > > Der Fiskalpakt: wieder eine unausgegorene Idee aus Brüssel > > Nach dem Entwurf der Brüsseler Vier sollen die Mitgliedsstaaten künftig > nur noch über eigene Einnahmen frei verfügen. Neuverschuldung, also > alles, was sie über die eigenen Einnahmen hinaus für ihren Haushalt anfordern, > muss von einem Gremium aus Euro-Finanzministern bewilligt werden, und wird > dann in Form von gemeinsamen Euro-Anleihen gewährt. > > Selbst ein Laie kann einen solchen Vorschlag nur mit Kopfschütteln > quittieren, denn seine Folgen sind auf den ersten Blick absehbar. Die Majorität > der wirtschaftlich schwachen Staaten wird die Minorität der starken im > Gremium überstimmen. Das wäre natürlich auch dann der Fall, wenn nicht > Finanzminister, sondern das Europäische Parlament auf demokratische Art zu > entscheiden hätte. Denn natürlich werden die Staaten des Südens nicht gegen > ihre eigenen Interessen votieren. Zu zahlen hat dafür der stimmenmäßig > schwächere Norden, da er die Anleihen garantiert. Dagegen ist nichts > einzuwenden, sofern die wirtschaftliche Vernunft auf Seiten der Mehrheit wäre. > Doch gerade das ist nicht der Fall. Wird dieser Vorschlag umgesetzt, so hat > man ein wirksames Instrument geschaffen, um jeden Anreiz für ein > ausgeglichenes Budget ein für alle Mal zu beseitigen. Im Süden würde ein > Mezzogiorno entstehen, der von Griechenland bis nach Portugal reicht und sehr bald > auch die gesunde Wirtschaft des Nordens zerfrisst. Den Süden macht ein > solcher Pakt langfristig nicht stärker, während er den Norden zerstört. > > Warum lernt Brüssel nicht aus der Geschichte? > > Warum blickt man nicht auf gelungene Beispiele einer zugleich politischen > wie ökonomischen Vereinigung? Sowohl die Schweiz wie auch Nordamerika > haben sich nie zu Haftungsgemeinschaften für die sie konstituierenden > Bundesstaaten gemacht. Nach dem Unabhängigkeitskrieg haben die wirtschaftlich > starken US-amerikanischen Bundesländer auf Initiative des damaligen > Finanzministers Hamilton (1755 - 1804) in einem einmaligen Akt die Schuldenlast der > schwachen Mitglieder übernommen. Danach musste jeder Bundesstaat in eigener > Verantwortung für einen ausgeglichenen Haushalt sorgen. Geht man von > diesen beiden historischen Vorbildern aus, dann stellt sich der vorgeschlagene > Fiskalpakt als ein unausgegorenes Gedankenprodukt Brüsseler Bürokraten > dar ? was er auch dann noch bleibt, wenn man seine Version light, die > Eurobill-Variante, ins Auge fasst. Eine erfolgreiche politische Vereinigung > Europas kann nicht in bloßen Transfers bestehen, denen langfristig kein > absehbarer Nutzen entspricht. > > Transfers nur bei verfassungsmäßig garantiertem Mitspracherecht! > > Natürlich kann es sinnvoll und manchmal sogar notwendig sein, dass > Mitgliedsstaaten sich verschulden. Doch in diesem Fall müssen die Geber ein in > der Verfassung festgeschriebenes Mitsprache- und Vetorecht bei der > Verwendung der von ihnen gewährten Mittel erhalten, andernfalls wird nur die > bisherige Praxis fortgesetzt, dass ein Großteil der Schulden in Wahlgeschenken > versickert. Wer Geld bereitstellt, muss auch kontrollieren können, was > damit geschieht. Bloßes Verschenken ist in Notsituationen geboten, sonst aber > schädlich, weil man damit keine Hilfe zur Selbsthilfe bietet, sondern > finanziell verantwortungsloses Gebaren geradezu honoriert (moral hazard). > > Warum soll der Süden sich überhaupt bei den Ländern des Nordens > verschulden? > > Mitsprache- und Vetorechte implizieren Kontrolle. Damit aber kommen wir zu > einem zentralen Problem der Europäischen Union in Zeiten der > Globalisierung. Warum sollen sich Spanier oder Griechen, falls die Not sie noch ärmer > macht, überhaupt bei Ländern der Europäischen Union verschulden? Warum > nicht z.B. bei China, wenn diesem im Gegenzug die Gründung von Hafenanlagen > und Niederlassungen gestattet wird, womit es einen noch besseren Zugang > zum europäischen Markt erhält? In diesem Sinne nutzt China schon jetzt die > Schwäche und den Zerfall Europas für eigene Zwecke. Eine weitere Frage > drängt sich deshalb auf: > > Warum soll der Süden gerade von den Ländern des Nordens seine Produkte > beziehen? > > Das ist alles andere als eine bloß rhetorische Frage. In den Vereinigten > Staaten stand sie während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im > Vordergrund. Die Südstaaten hatten sich damals ökonomisch immer mehr aus der > Union ausgeklinkt. An den ursprünglich gemeinsamen Feind England verkauften > sie Baumwolle und bezogen statt der im Norden produzierten > Industrieprodukte die entsprechenden Güter aus England. Diese Spaltung bedeutete einen > ökonomischen Aderlass für den Norden, der sie aus diesem Grund auch nicht > hinnehmen wollte. Die Aufkündigung der Solidarität durch den Süden > führte zum blutigsten Krieg des 19. Jahrhunderts, zum amerikanischen > Sezessionskrieg (1861 - 1865). Das edle Motiv der Befreiung der schwarzen Bevölkerung > wurde nur deswegen in den Vordergrund gerückt, weil handfeste > ökonomische Motive weniger Idealismus erwecken. > > Deutschlands Absatz innerhalb der EU ist keinesfalls gesichert > > Wer kann verhindern, dass eine zunehmend verschuldete und verarmte > südliche Peripherie einen ähnlichen Weg beschreitet und statt deutscher > Industrieprodukte solche aus dem fernen Osten bezieht, die qualitativ immer weniger > Unterschiede aufweisen, aber teilweise wesentlich billiger sind? Die > vorherrschende neoliberale Wirtschaftsdoktrin würde dazu begeistert Beifall > klatschen, wie sie auch damals das Vorgehen der Südstaaten als wirtschaftlich > rational billigen musste. Sie geht von dem Dogma aus, dass der private > Käufer in jedem Fall König ist, auch wenn er dem eigenen Land ? in diesem > Fall der Union - dabei schadet. > > Die Vereinigten Staaten haben diese für ihren Bestand zerstörerische > Freiheit nicht akzeptiert und das Problem durch den Krieg entschieden. Gewalt > ? das uralte historische Instrument, um Staaten zu größeren Einheiten > zu verschweißen ? wurde zum gleichen Zweck auch von Napoleon und Hitler > angewendet. Wie wir wissen mit Hekatomben nutzlos geopferter Toter. Eine > solche Politik der Gewalt kommt im heutigen Europa nicht länger in Frage. > > Die Alternative: ein elementares Interesse > > Doch wenn Europa den amerikanischem Weg der Gewalt nicht gehen kann, wie > können wir dann verhindern, dass ein in die Not getriebener und vom Norden > im Stich gelassener Süden die deutsche Wirtschaft schlicht boykottiert, in > Asien einkauft und mehr als die Hälfte des deutschen Exports in der Union > keinen Absatz mehr findet? Man glaube nicht, dass eine solche Drohung rein > theoretisch sei. Sie ergibt sich vielmehr aus der Logik der neoliberalen > Wirtschaftspolitik. Vor kurzem hat man sie auch ausdrücklich aus dem Mund > eines Franzosen gehört. (1) > > Ich sehe nur eine einzige Alternative, um dieses Szenarium abzuwenden. Die > Staaten der EU ? alle Mitgliedsländer - müssen ein elementares > Interesse daran besitzen, dass es nicht dazu kommt. Den Staaten des Südens muss > der Handel mit dem Norden so großen Vorteil verschaffen, dass sie jede > andere Lösung verschmähen! > > Mehr symbolische Kompetenz für Brüssel? > > Ein erster Schritt auf diesem Weg scheint eine Steuer zu sein, welche die > Brüsseler Zentrale entsprechend der Wirtschaftsleistung der einzelnen > Mitgliedsstaaten erhebt und über die sie frei verfügen darf. Da eine > Brüsseler Bundesregierung vom Europäischen Parlament eingesetzt und das Parlament > von der Gesamtheit der Bürger Europas gewählt werden würde ? ich > nehme hier einmal die künftige Entwicklung vorweg ? wird sie diese Mittel so > verwenden, dass sie nicht einseitig bestimmte Bevölkerungsschichten oder > geographische Teile der Union vor anderen bevorzugt. > > Doch eine solche Steuerhoheit hätte, selbst wenn sie zehn oder mehr > Prozent aller Steuereinnahmen umfasst, nur symbolischen Charakter. Gegen den > ökonomischen (und damit auch politischen) Zerfall der Union bliebe sie > wirkungslos. Diese Maßnahme allein schafft kein elementares Interesse der > ärmeren Mitgliedsstaaten an einer Fortsetzung des Handels mit dem Norden. Sie > schafft kein elementares Interesse am Fortbestand der Union. Im Gegenteil > könnte sie sogar dazu führen, den Unmut noch weiter zu schüren, da sich die > zentrale Bürokratie noch stärker aufblähen würde und noch mehr Gelder > in dunklen Kanälen verschwinden. > > I. Der Handelspakt > > Wieder sollten wir einen Blick auf den Einigungsprozess der Vereinigten > Staaten werfen. Das elementare Interesse der Länder Europas an dem > Fortbestand der Union wird erst dadurch geweckt und aufrecht erhalten, dass die > innerhalb ihrer Grenzen produzierten Waren den Vorrang gegenüber allen > ausländischen Waren besitzen ? genau das hat der amerikanische Bürgerkrieg > damals gewaltsam erzwungen. Wenn griechische, italienische, spanische und > portugiesische Produkte nur gegeneinander aber nicht gegen die Produkte vom > Rest der Welt konkurrieren, erzielen sie schlagartig bessere Preise. Die > Staatseinkünfte südlicher Länder werden dadurch vermehrt. Es steht Geld für > die Förderung der Industrien, des Bildungswesens etc. zur Verfügung. Der > Norden bezahlt zwar höhere Preise, aber er kann sich seinerseits darauf > verlassen, dass die eigenen Produkte stets Vorrang gegenüber ausländischen > genießen. Damit ist nicht weniger als zwei Dritteln des deutschen Exports > ? das entspricht der deutschen Ausfuhr in die Staaten der Union ? ein > sicherer Absatz garantiert. > > Außerdem kommt es durch den Handelspakt zu einer Angleichung des > Lebensstandards innerhalb der Union. War dies nicht das Versprechen, womit man die > Union und ihre Erweiterung stets begründet hatte? Und droht die Union > nicht darum zu scheitern, weil dieses Versprechen auf eklatante Weise gebrochen > wird? Was die Länder des Südens heute erleben, ist das genaue Gegenteil. > Sie durchlaufen einen Prozess fortschreitender Verarmung. > > Deutschlands Interesse liegen in Europa, nicht in Asien > > Ein Handelspakt wäre der erste und wichtigste Schritt auf dem Weg zu > einer politischen Vereinigung, so wie die amerikanische sie vorgezeichnet hat. > Seine Vorteile sind auch für die Länder des Nordens nicht von der Hand zu > weisen, denn im ?Race to the bottom? mit den asiatischen > Billiganbietern ist es mit einer einzigen Agenda 2010 nicht getan. Weitere Agenden > werden folgen, um die Produktionskosten des Standorts Deutschlands auch dann > noch konkurrenzfähig zu halten, wenn die Asiaten auf noch mehr Sektoren > technologisch aufgeholt haben. Dieses Spiel mit den Billiganbietern ist auch von > Deutschland nicht dauerhaft durchzuhalten, geschweige denn zu gewinnen. > Deutschland sollte sich rechtzeitig darauf besinnen, dass seine eigentlichen > und dauerhaften Interessen nicht in Asien liegen. Sie liegen in Europa. > > Der von der Kommission vorgeschlagene Fiskalpakt trägt nichts zur > politischen Vereinigung bei. Im Gegenteil, er schafft so große Ungleichgewichte, > dass er zerstörerisch wirkt. Es ist ein Pakt mit dem Teufel. Ein > Handelspakt, der alle Mitgliedsländer verpflichtet, ihre Einfuhren vorrangig in > Europa zu decken, stellt dagegen ein elementares Interesse her und schafft > damit eine tragfähige Basis für die Union. > > Die europäischen Söldner der Rating-Agenturen > > Ein solcher Pakt, der von einem gemeinsamen europäischen > Handelsministerium überwacht werden müsste, ist für sich allein jedoch ungenügend. > Solange in Europa erwirtschaftetes Geld sich außerhalb Europas nach Belieben > jene Zielorte suchen darf, wo ihm die größten Renditen winken, ist dem > Diktat der Finanzmärkte nicht zu entkommen. Rating-Agenturen entscheiden > souverän über Wohl und Wehe der Mitgliedsstaaten. Erbarmungslos wird die > Union von außen zerrissen, wenn das den finanziellen Interessen ihrer Akteure > entspricht ? und wäre es nur, weil diese darauf gewettet haben. > > Diese Fremdmanipulation hält auch dann noch an, wenn das > außereuropäische Ausland gar nicht länger betroffen ist, weil es die entsprechenden > Schuldtitel längst nicht mehr besitzt. Die Staatsobligationen Griechenlands, > Spaniens und Italiens sind zum weitaus größten Teil repatriiert. (2) Sie > wurden von europäischen Banken mit billigem EZB-Geld erworben. Obwohl das > Ausland also gar nicht mehr involviert ist, bleibt die Macht der > Rating-Agenturen ungebrochen. Dieses Paradox ist einfach zu erklären. Sie Agenturen > können nämlich fest darauf rechnen, die europäischen Anleger am Nasenring > mit sich zu führen. In der neoliberalen Wirtschaftsordnung sind Anleger > transnational. Sie brauchen sich weder ihren Heimatländern noch der EU > verpflichtet zu fühlen. In Wahrheit droht die EU nicht an den Verdikten der > Rating-Agenturen zu scheitern, sondern an ihren eigenen Bürgern. Eine > Minorität vermögender Anleger aus der EU sind ihre beflissene Gefolgschaft. > > Die Transaktionssteuer vermag die Gefahr nicht abzuwehren > > Daran ändert auch eine Finanztransaktionssteuer nichts, die von einigen > ihrer Befürworter seit Jahren als Wunderwaffe gepriesen wird. Die > destabilisierenden Kräfte der Finanzmärkte vermag sie - so wünschenswert sie auch > ist ? nur leicht zu mäßigen, aber keineswegs einzudämmen. Eine > Transaktionssteuer schüttet etwas Sand ins Getriebe, aber sie ebnet weder die > großen Renditegefälle ein, noch kann und soll sie verhindern, dass große > Fonds ihr Geld langfristig außer Landes bringen. Wer sich von dieser Steuer > einen Weg aus der Krise erhofft, reiht sich in den Kreis der Fantasten > ein. > > II. Der Kapitalpakt > > Wer Europa erhalten will, der braucht Kapitalverkehrskontrollen, wie sie > nach dem Kriege bestanden, damit das im Übermaß vorhandene Geld seiner > reichsten Bürger dem europäischen Inland zugute kommt. Neben einem Handels- > braucht die Union einen Kapitalpakt und damit ein gemeinsames > Finanzministerium, das darüber wacht, dass die reichsten Bürger der Union ihr Geld > nicht ausschließlich zum eigenen Wohl, sondern zugleich auch zum Wohl der > Gemeinschaft verwenden. Dadurch wird abermals ein elementares Interesse > angesprochen: diesmal eines der Mehrheit im Gegensatz zu dem einer Minderheit. > > Sind Handels- und Kapitalpakt unrealisierbar? > > Wem diese Vorschläge für eine Grundlegung der politischen Union > fantastisch erscheinen, obwohl sie immerhin historische Vorbilder haben, der sollte > sich bewusst sein, dass der von der Kommission vorgeschlagene Fiskalpakt > noch viel fantastischer ist, denn er spricht das Hauptproblem nicht einmal > an: die schon bestehenden Schulden. Nach ausdrücklicher Meinung der > Kommission soll jedes Mitgliedsland in eigener Verantwortung dafür sorgen, dass > es seinen Schuldenberg reduziert. Wie das geschehen soll, bleibt entweder im > Dunkeln oder man schlägt Rezepte vor, deren Wirkung auf bloßes Totsparen > hinausläuft. (3) Tatsache ist, dass die bestehenden Schulden nur mit > Wachstumsraten abgebaut werden können, die denen in Indien, China oder > Brasilien entsprechen. (4) Oder aber die Zinsen zur Bedienung der Schulden müssen > in ganz Europa gegen Null absinken, wie derzeit in Deutschland der Fall. > Für beides besteht unter den gegebenen Umständen nicht die geringste > Aussicht > > Der Fiskalpakt ändert nichts an dem grundlegenden Übel > > Anders gesagt, der ganze Fiskalpakt ist nutzlos, da er an dem > grundlegenden Übel einer erdrückenden Schuldenlast nichts ändert und nicht einmal > ändern kann. Erst der Handels- und vor allem der Kapitalpakt würde die > Voraussetzung für eine Überwindung des Schuldenproblems herstellen. In Europa > wäre eine Kapitalschwemme die Folge ? all das derzeit ins Ausland > strömende Geld stände ja nun für Investitionen innerhalb der Union zur > Verfügung. Die Zinsen würden gegen Null tendieren und jedes irgendwie auf > Wachstum angelegte Projekt, auch in den Ländern der südlichen Peripherie, > käme für Investitionen in Frage, zumal aufgrund des Handelspaktes die > Produkte des Südens deutlich höhere Preise erzielen! > > Umsonst ist allerdings auch eine derartige Lösung nicht zu haben. Eine > Reihe internationaler Verträge müsste Europa einseitig kündigen und sähe > sich heftiger Kritik durch die Protagonisten des Neoliberalismus > ausgesetzt. Mir scheint dies ein geringes Opfer im Vergleich zu all dem Unheil zu > sein, welches dem alten Kontinent sonst noch bevorsteht. > > 1 ?Der Teufel sitzt mit am Tisch? Interview mit dem französischen > Sozialwissenschaftler Emmanuel Todd in: DER SPIEGEL, 2012/20; S. 92. > 2 Hierzu die Festrede von George Soros in Trient am 2. Juni 2012 > (http://www.businessinsider.com/full-text-of-george-soros-speech-2012-6#ixzz1wvCn2qGn) > 3 Hierzu Stephan Schulmeister, Fiskalpakt: Die große Selbstbeschädigung > Europas > (http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/763200/Fiskalpakt_Die-grosse-Selbstbeschaedigung-Europas) > 4 > http://gerojenner.blogspot.co.at/2012/05/wirtschaft-ohne-wachstum-warum-das.html. > -- Axel Tigges Heinrich-Kandl-Weg 2 A-4030 Linz Phone +43 650 8080095 Alternativadresse axel.tigges at gmail.com Facebook Axel Valentin Tigges From herbert.schliffka at arcor.de Thu Jul 19 19:10:32 2012 From: herbert.schliffka at arcor.de (herbert.schliffka at arcor.de) Date: Thu, 19 Jul 2012 19:10:32 +0200 (CEST) Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Debatte zum Grundeinkommen auf der FAZ-Webseite Message-ID: <381811343.1027204.1342717832359.JavaMail.ngmail@webmail11.arcor-online.net> An die Teilnehmer der Mailingliste Debatte Grundeinkommen Liebe Listenteilnehmer, gestern, am 18.7.12, erschien der FAZ-Artikel „Diese verflixten tausend Euro“ auch auf der Webseite der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), dem publizistischen „Flaggschiff“ der eher konservativ ausgerichteten Fraktion der führenden Kreise. In diesem Artikel polemisiert Rainer Meyer gegen eine „digitale Bohème in Berlin“, die sich auch für ein bedingungsloses Grundeinkommen engagiert. Unter anderem greift er Johannes Ponader, den politischen Geschäftsführer der Piratenpartei, an. „Rainer Meyer ist unter dem Namen Don Alphonso einer der bekanntesten deutschen Blogger.“ - So die FAZ. Ich habe zuerst einen Lesermeinungsbeitrag (HS-LM) zum grundlegenden Gedanken in diesem Artikel geschrieben: „Ja wer kommt für die „verflixten“ tausend Euro - oder jede andere Einkommenszahlung – auf?“ Darauf gab es die folgende Reaktion des Lesers „Bryan Hayes“: „Im Klartext: Sie wollen die Diebsgesindelrepublik, in der das Stehlen der oberste Grundwert ist“ Darauf erwiderte ich wie folgt (2. HS-LM): „Lieber Herr Hayes, Ihre überzogene Reaktion zeigt, dass ich die von ihnen geglaubt Ideologie grundlegend in Frage gestellt habe.“ Außerdem habe ich noch 3 weitere Beiträge (3.-5. HS-LM) geschrieben: Zwei davon beziehen sich auf Meinungen zweier anderer Leser und eine Dritte auf eine Antwort von Rainer Meyer zu einer Meinungen eines dritten Lesers. Mit besten Grüßen Herbert Schliffka Für Teilnehmer der Mailingliste Debatte GE: Lesermeinungsbeiträge zum FAZ-Artikel „Diese verflixten tausend Euro“ Die Reihenfolge der wiedergegebenen Beiträge entspricht der Folge, die auf der FAZ-Webseite zu finden ist: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/digitale-boheme-in-berlin-diese-verflixten-tausend-euro-11823254.html#comments Digitale Bohème in Berlin Diese verflixten tausend Euro 18.07.2012 • Um angstfrei leben zu können, kalkulieren die Vertreter der digitalen Bohème in Berlin mit einem monatlichen Betrag von tausend Euro. Porträt eines unsteten, opportunistischen Milieus. Von Rainer Meyer Lesermeinung zu diesem Artikel: Werner Schneider (stimmviech) - 19.07.2012 - 09:51 Uhr Mit 400 Euro würde es funtionieren Das BGE funktioniert meines Erachtens nur mit einem viel geringerem Niveau, so um die 400 Euro pro nichtbehinderte Person. Dann würden Jobs wie Bäcker weiter gemacht. Nur hätten die Leute eben nicht so große Angst vor dem Arbeitsplatzverlust, denn diesbezüglich ist die heutige Situation einzigartig. Und natürlich hätten wir mit dem Verschwinden von Arbeitsagentur und Sozialamt starke Reduzierungen der heute ausufernden Bürokratie. Denn Beantragung und Auszahlung des BGE könnte das Finanzamz online abwickeln, der neue Perso und die lebenslange Steuernummer wären dann sinnvoll eingesetzt. Veröffentlicht: 4. HS-LM-Beitrag Herbert Schliffka (Schliffka) - 19.07.2012 - 14:51 Uhr Über die Höhe des bedingungslosen Grundeinkommens sollte der Souverän selbst entscheiden. In der Schweiz ist seit April 2012 eine Volksinitiative lanciert worden, die eine Volksabstimmung 1. über die Einführung und 2. über die Höhe eines bedingungslosen Grundeinkommens einleitet, wenn sie genügen Unterstützer findet. Anstelle undurchdachte Vorschläge zu machen, sollte man sich über den Diskussionsstand informieren. Dazu eignet sich auch das Informationsmaterial der „Eidgenössischen Volksinitiative - Für ein bedingungsloses Grundeinkommen“. Auch die Informationen des Omnibus für direkte Demokratie zu dem Thema eignen sich. Das Grundeinkommen funktioniert nur dann, wenn es eine Akzeptanz bei der Mehrheit der Bevölkerung findet. Eine solche sollte durch eine bundesweite Volksabstimmung festgestellt werden. Gemäß Artikel 20,2 des GG wäre ein Gesetz, das die außerparlamentarisch zu initiierende Volksgesetzgebung in 3 Verfahrenschritten (1. Gesetzesinitiative, 2. Volksbegehren 3. Volksabstimmung nach vorheriger freier und gleichberechtigter Information) ermöglicht, längst fällig Karl Schade (J.K.S) - 19.07.2012 - 06:10 Uhr Gier und Angst ...sind die wesentlichen Triebkräfte wirtschaftlichen Handelns. So zumindest brachte es vor zehn Jahren ein Volkswirtschaft-Dozent auf den Punkt, als er uns ökonomisch höchst unterschiedlich vorgebildeten MBA-Studenten in wenigen Tagen die Quintessenz seiner Wissenschaft darlegte. Da begriff ich - studierter Geisteswissenschaftler mit bildungsbürgerlichem DDR-Hintergrund - vollends warum der Sozialismus nicht funktionieren konnte. Er hatte diese Triebkräfte fehlgeleitet. Gier nach Reichtum war verboten worden, denn um sie zu befriedigen hätte man vielleicht andere "ausbeuten" müssen. Jedem stand ein Arbeitsplatz zu. Daher hatte niemand Angst, ihn zu verlieren und entsprechend war die Leistung. Wer einen tollen Job, Lust und/oder Pflichtgefühl hatte, arbeitete gut. Wem es wichtiger war, Baumaterial für seine Datsche zu organisieren, tat eben das. Angst musste man nur haben, wenn man eine eigene Meinung vertrat. Dann kam man nicht weiter oder gar ins Gefängnis. 1989 war der Spuk zu Ende. Veröffentlicht: 3. HS-LM-Beitrag Herbert Schliffka (Schliffka) - 19.07.2012 - 14:10 Uhr Angst macht Unfrei. Jede Diktatur benötig sie, sowohl die des Staates als die der Kapitalaneignung Der eine Spuk ging 1989 zu Ende – aber nur um den Preis, dass der andere Spuk globalisiert werden konnte. Die Folge: massenhafte Verlagerung von Arbeitsplätzen nach China, Indien oder anderen Ländern, in denen die Menschen ihre Arbeitsleistungen gegen einen noch geringeren Lohn verkaufen müssen. Dass wir in einer freien Gesellschaft leben, ist ein Irrtum, ein Zukunftstraum. Heute müssen die Menschen ihre Arbeitsleistungen den Eigentümern der Unternehmen verkaufen, so wie sie einst auf dem Sklavenmarkt verkauft wurden. Das macht auch in den hochindustrialisierten Ländern des „Westens, zunehmend mehr Menschen, die nach Freiheit streben, Angst. Angst vor Einkommenslosigkeit durch Entlassungen (Schlecker, Opel, usw.). Ein bedingloses Grundeinkommen ist ein Schritt zur Befreiung. Es mindert die Angst und setzt der Gier der Kapitaleigner Grenzen. Das diese Grenzen notwendig (die Not wendend) sind, zeigt die nichtendenwollende Finanz- und Schuldenkriese. Veröffentlicht: 1. HS-Beitrag zur LM Herbert Schliffka (Schliffka) - 19.07.2012 - 01:36 Uhr Ja wer kommt für die „verflixten“ tausend Euro - oder jede andere Einkommenszahlung – auf? Ich vermute, Herr Meyer weiß es nicht. Das zeigt schon die Verwendung des Wortes „aufkommen“, das ganz sinnlos ist in diesem Gedankenzusammenhang, der nicht nur diesbezüglich die Unwissenheit über die realen Vorgänge im global arbeitsteiligen Wirtschaftsorganismus zeigt, im dem die Menschen sich in aller Regel nicht mehr selbst versorgen, sondern durch die Arbeit in den weltweit zusammenwirkenden Unternehmen fremdversorgt werden. Die erzeugten Waren und Dienstleistungen geben den Einkommen ihren Wert. Und nur derjenige, der berechtigt wird, erhält ein Einkommen, mit dem er einen Anteil des „Weltsozialprodukts“ kaufen kann. Zu Einkommen gelangt man durch Rechtsakte: entweder durch Gesetz, Tarifvertrag und/oder Arbeitsvertrag. Das bedingungslose Grundeinkommen wird durch Gesetz rechtsverbindlich. Wenn man es versteht, sieht man ein, dass es viele Verteilungsprobleme in der globalen Wirtschaft elegant löst. Es sollte, wie gerade in der Schweiz, durch Volksgesetzgebung eingeführt werden. Bryan Hayes (bhayes) - 19.07.2012 - 12:07 Uhr Im Klartext: Sie wollen die Diebsgesindelrepublik, in der das Stehlen der oberste Grundwert ist Denn ganz genau darauf läuft das hinaus: Es sollen die (dann noch wenigen) Arbeitenden bestohlen werden, um es den nicht oder nicht im Interesse der anderen Arbeitenden zu geben. In einer Gesellschaft freier Menschen ist es so, dass jede/r voll Arbeitsfähige nur genau dann eine Leistung oder einen Gegenstand etc. von anderen erhält, wenn er/sie im Gegenzug auch etwas abgibt bzw. leistet. Die Austauschverhältnisse (heute meist indirekt via Geld) werden dabei frei ausgehandelt. Nennt sich Marktwirtschaft. Sie aber wollen diese grundlegende Freiwilligkeit abschaffen, es soll einfach willkürlich denjenigen, die z.B. produktiv etwas produziert haben, etwas weggenommen und anderen gegeben werden. Sie fordern damit die fundamentale Verletzung der Menschenrechte, die Beseitigung der freiheitlichen Ordnung und der Freiheit (=Abwesenheit von Zwang und Diebstahl), das Brechen des Grundgesetzes und somit im Ergebnis die Abschaffung der Moral. 2. HS-LM-Beitrag Herbert Schliffka (Schliffka) - 19.07.2012 - 13:27 Uhr Lieber Herr Hayes, Ihre überzogene Reaktion zeigt, dass ich die von ihnen geglaubt Ideologie grundlegend in Frage gestellt habe. In Frage gestellte Orientierung verunsichert. Das erzürnt. Richtig ist, dass in heutigen Tarifverträgen und Arbeitsverträgen den Einkommensvereinbarungen eine andere - ebenso rechtlich verbindliche – Vereinbarung danebengestellt wird, nämlich die der im Unternehmen zu erbringenden Arbeitsleistung. Und Einkommen, die auf Grund von Gesetzen gezahlt werden (Renten, Kinder-, Kranken- und Arbeitslosengeld, sowie Sozialhilfe) werden größtenteils aufgrund dieser Einkommensvereinbarungen in Arbeitsverhältnissen berechnet. Aber, dass wir „in einer Gesellschaft freier Menschen“ leben, ist ein Irrtum, ein Zukunftstraum. Heute müssen die Menschen ihre Arbeitsleistungen den Eigentümern der Unternehmen verkaufen, so wie sie einst auf dem Sklavenmarkt verkauft wurden. Das macht zunehmend mehr Menschen, die nach Freiheit streben, Angst. Angst vor Einkommenslosigkeit durch Entlassungen (Schlecker, Opel, usw.). Ein bedingl. Grundeink. ist ein Schritt zur Befreiung. Michael Radloff (melursus) - 18.07.2012 - 11:56 Uhr Danke Herr Meyer, nur Götz Werner fehlte noch Ihre Darstellung des Bedingslosen GrundEinkommens trifft die Sache. Anmerken möchte ich, daß vom bösen alten Mann und von der loyalen Opposition jedes Belassen von verdientem Einkommen beim Bürger als Subvention oder staatlich Gnade gewertet wird. Haushaltsfreibetrag, Grundfreibetrag, steuerfreier Aufwand für Krankenversicherung erst durch Karlsruhe, Geschenke an Mitarbeiter limitiert, Sachleistungen an Mitarbeiter auf 44 Euro im Monat gedeckelt. 19% MWst auch auf Zwangsabgaben wie EEG oder auf Porto oder Schuldzinsen! Dieser unser Staat hat ein Ausgabenproblem, kin Einnahmeproblem. Wenn sich ein Herr Ponader pomadig hinstellt, und wie Griechenland Geld von mir will, möchte ich, daß der alte Mann im Rollstuhl mal zu ihm böse ist und nein sagt. Alphonso Porcamadonna (donalph...) - 18.07.2012 - 13:37 Uhr Gern geschehen Götz Werner ist ein anderer Fall, er kann klar etwas vorweisen, und er passt nur so mittelmässig in diese Berliner Runde. Allerdings wären seine Modelle auch mal ein spannendes Thema, zusammen mit der ganzen Freigeldidee, Silvio Gesell - da ist ein theoretischer Unterbau, der bei den Berlinern oft nicht vorhanden ist. Da ist die Argumentationskette wirklich die Angst. 5. HS-LM-Beitrag Herbert Schliffka (Schliffka) - 19.07.2012 15:40 Uhr Götz Werner hat die Idee der „Dreigliederung des sozialen Organismus“ als ideelle Grundlage. Herr Meyer, nicht von Silvio Gesell stamm diese Idee, sondern von Rudolf Steiner (dem Inspirator der Waldorfschulen, der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, der Heil- und Pflegemittel von Weleda usw.). Er hat sie aus seiner Philosophie (der Freiheit) und seinem anthroposophischen Menschen- und Weltbild gedanklich klar herausgearbeitet. Sie nimmt in grundlegender Hinsicht die Theorie der funktionalen Differenzierung des Welt-Gesellschaftssystems, wie sie später Talcot Parsons und Niklas Luhmann systemtheoretisch entwickelt haben, voraus. Das Recht auf ein Grundeinkommen lässt sich in der Ideengeschichte noch viel weiter zurückverfolgen. Im Film-Essay „Grundeinkommen – Ein Kulturimpuls“ wird sie bis auf Thomas Paine, einer der Gründerväter der USA, zurückgeführt. Gut wäre, wenn „den Berlinern“ diese ideellen Grundlagen bekannt wären. Doch vielleicht hilft die Angst vor dem Verlust ihres geringen Einkommens, um das sie ständig kämpfen müssen, um diese Ideen gründlicher zu durchdenken. From info at gerojenner.com Wed Jul 25 14:15:24 2012 From: info at gerojenner.com (Dr. Gero Jenner) Date: Wed, 25 Jul 2012 14:15:24 +0200 Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Geisterfahrer Message-ID: To whom it may concern! Errare inhumanum est! Korrektur: In Wirtschaft ohne Wachstum (http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Wirtschaft_ohne_Wachstum.html) sind die aus der Verschuldung resultierenden Zahlen für den Wachstumszwang falsch. Sie sind in Wahrheit nur halb so groß. Die entsprechenden Werte habe ich korrigiert und sie in einer Anmerkung erklärt. Europäische Geisterfahrer ? mit dem Prinzip Hoffnung gegen die Wand Man kann einem Esel so viel Last aufbürden, dass er darunter völlig verschwindet, aber jeder Tierhalter weiß, dass irgendwann die Grenze erreicht ist und das Tier schlicht zusammenbricht. Man kann die Weltbevölkerung 3 auf 7 und vielleicht noch auf 12 Mrd. wachsen lassen, aber jeder Agrarexperte ist sich bewusst, dass das Limit irgendwann überschritten ist, weil die Nahrungsbasis keine beliebige Zahl von Menschen zu erhalten vermag. Und nicht anders ist es mit Schulden, die zu einem stetig wachsenden Berg auftürmen. Es gibt keine bestimmte Grenze, bei der ein absolutes Limit erreicht wird. Es war lag daher keine Notwendigkeit vor, dass die Europäische Union gerade seit 2010, also seit dem Einsetzen der Griechenlandkrise, einer massiven Attacke von Seiten der Gläubiger ausgesetzt wurde. Das Unheil hätte sich auch ein paar Jahre später ereignen können. Bis dahin hatte ja kaum jemand das stetige Wachsen der Last bemerkt ? oder sagen wir besser bemerken wollen. Hätte nicht eine Handvoll von Analysten plötzlich Zeter und Mordio geschrien, wäre die Schuldenlast ? von der Welt weiterhin unbemerkt - einfach in aller Stille noch einige Jahre weiter gewachsen. Metaphern pflegen zu hinken Eines allerdings musste einem denkenden Menschen von vornherein klar sein: Irgendwann ? wenn nicht heute, dann morgen - würde der Esel mit Sicherheit straucheln. Der Esel, das ist in diesem Fall die Mehrheitsbevölkerung, welche die Schuldenlast tragen muss. Der Staat hat kein Maß gehalten, und die Antreiber ?die Gläubiger also - peitschen das Tier unbarmherzig voran. Sie pochen darauf, dass ihnen die Last ? das eingesetzte Kapital vermehrt um die Zinsen - pünktlich ins Haus geliefert werde. Metaphern haben es an sich, dass sie meist ein poetisch vereinfachtes Bild der Wirklichkeit zeichnen. Tatsächlich haben sich hier alle zu Komplizen gemacht. Es ist wahr, dass die Mehrheitsbevölkerung heute die Lasten nicht mehr zu tragen vermag. Sie geht in Griechenland, Spanien, Italien auf die Straße, aber die Mehrheit war lange Zeit überaus froh darüber, dass die Politiker ihr so große Geschenke machten. Ein nicht geringer Teil des Wohlfahrtstaates wurde damit bezahlt. ?Fünf Prozent Schulden, das ist doch besser als fünf Prozent Arbeitslose!? ? so haben auch kluge und achtenswerte Politiker geredet, und die Menschen haben es ihnen gerne geglaubt. Alle haben nur an sich selbst gedacht, nämlich an die jeweils gegenwärtige Generation. Die Zukunft der kommenden Generationen wurde leichtfertig verkauft. Sind es junge Leute, die auf die Straße gehen, dann verstehe ich sie. Wer könnte ihnen eine Schuld an der Misere geben? Wenn ihre Eltern demonstrieren, dann ist das schon weit weniger zu verstehen: Haben nicht alle von ihnen damals die Hand aufgehalten? Wenn von Schuld die Rede ist, dann muss sie den sogenannten Experten gelten Schuldzuweisungen sind deshalb eine recht heikle Sache. Am ehesten kann man sie der ökonomischen Wissenschaft und ihren Experten machen. Losgetreten wurde die Lawine staatlichen Schuldenmachens überhaupt erst durch John-Maynard Keynes. Denn Keynes hat ihr seinen wissenschaftlichen Segen gegeben. Allerdings war der große Brite vorsichtig genug, die Rückzahlung der Schulden in Zeiten des Aufschwungs zu fordern. Die nachfolgenden Ökonomen haben diesem Verlangen bestenfalls ein Lippenbekenntnis gezollt. So weit mir bekannt, hat kein Wirtschaftswissenschaftler in führender Position eindeutig gesagt, dass das staatliche Schuldenmachen mit mathematischer Sicherheit irgendwann den Kollaps des Systems nach sich zöge. Dieser Kollaps aber ist unausweichlich, wenn die Wirtschaft nicht mindestens im Gleichklang mit den für die Schulden zu zahlenden Zinsen wächst. Wieder einmal gibt die Bevölkerungsmehrheit den Esel ab Sie ist es, die man die Last tragen lässt, bis sie darunter zusammenbricht. Niemand ? weder die Politik noch deren Ratgeber ? haben der Bevölkerung reinen Wein eingeschenkt. Keiner sagte ihr, dass die Geschenke, mit denen sie damals so üppig verwöhnt worden ist, von einer kommenden Generation mit Zins und Zinseszins zurückgezahlt werden müssten. Im Gegenteil Politiker und ?Experten? tun jetzt alle außerordentlich erstaunt und weisen die Schuld missgünstigen Mächten zu. Vor allem die Rating-Agenturen sind als Sündenböcke beliebt. Doch das ist genauso absurd, als wollte man das Straucheln des überladenen Esels den Tierärzten in die Schuhe schieben, die den Sturz bereits vorher ankündigten. Die Wahrheit ist, dass dieser Zusammenbruch zu den vorhersehbaren Katastrophen gehört. Jeder der sehen wollte, hätte schon seit Jahren seinen unausweichlichen Eintritt voraussagen können, wenn auch, wie gesagt, nicht den genauen Termin und Verlauf. (1) Einzelne Länder überwinden die Schuldenkrise Vor der Einführung des Euro im Jahre 2002 hätte die Schuldenkrise jeweils einzelne Staaten betroffen, und zwar zu verschiedener Zeit. Diese hätten darauf so reagiert wie etwa in jüngster Zeit Argentinien. Ein Großteil der Gläubiger wurde durch einen Verzicht auf bis zu 75% seiner Forderungen weitgehend enteignet und die auf der Bevölkerung ruhende Last dadurch wesentlich reduziert. Das Land konnte neu beginnen und hat sich seitdem von seinem Zusammenbruch bemerkenswert gut erholt. Oder ein zahlungsunfähiges Land hätte so vorgehen können wie Deutschland nach der Niederlage des Ersten Weltkriegs. Damals entwertete der Staat die Reparationszahlungen der Siegermächte und die Ansprüche seiner inländischen Gläubiger durch eine radikale Inflationierung des Geldes. Die indirekte Enteignung der Gläubiger auf dem Wege einer Hyperinflation ist allerdings um ein Vielfaches schmerzhafter für die allgemeine Bevölkerung als die direkte Enteignung, wie Argentinien sie betrieb. Der Unterschied lässt sich unschwer begreifen. Gläubiger zählen überwiegend zum reichsten Teil der Bevölkerung, eine teilweise Enteignung trifft diese Schicht daher weit weniger stark als die generelle Enteignung durch eine Geldentwertung. (2) Doch auch diese weit schmerzhaftere Strategie erwies sich letztlich als wirksam. Gegen Ende der Zwanziger Jahre und einer Zeit außerordentlicher Härte und Not befand sich Deutschlands Wirtschaft neuerlich im Aufschwung. Ohne die von den USA ausgehende Große Depression wäre es auf diesem Weg weiter vorangeschritten. Mit der Einführung des Euro hat sich die Situation grundlegend geändert. Eine sukzessive, jeweils nur einzelne Staaten betreffende Lösung des Schuldenproblems ist dadurch unmöglich geworden. Gegen alle wirtschaftliche Vernunft hat Francois Mitterand Deutschland die gemeinschaftliche Währung als ?Kompensation? für die Wiedervereinigung abgerungen. Jetzt ist Europa insgesamt bedroht, sobald eines seiner schwächsten Glieder versagt. Eine Potenzierung der Probleme ist die unvermeidliche Folge, denn diese Probleme sind nun um vieles gefährlicher und weit schwerer zu lösen. Der Euro rückte zum Symbol der Einheit auf Und dennoch: Der Euro ist mittlerweile zu einem Symbol geworden: Er steht für die von so vielen Hoffnungen auf Frieden und Wohlstand getragene Vereinigung des alten Kontinents. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass eine auch nur teilweise Wiedereinführung nationaler Währungen ? etwa der Drachme in Griechenland - der Idee eines Vereinigten Europa schweren Schaden zufügen und den weiteren Integrationsprozess auf Jahre verschleppen wird. Vor diesem Hintergrund sind die verzweifelten Rettungsbemühungen europäischer Politiker durchaus verständlich. Mit aller Kraft versuchen sie das Zerbrechen des Euro zu verhindern, in dem sie mit Recht eine ganz Europa existentiell bedrohende Katastrophe sehen. Wenn die stärksten Staaten der Union, also die Staaten des Nordens, durch tatkräftige Hilfe ? selbst bis zur Erschöpfung der eigenen Wirtschaftskraft ? diese Katastrophe abwenden könnten, dann wird jeder, der an die Idee Europas glaubt und ihre Verwirklichung nicht nur für wünschenswert, sondern geradezu für unausweichlich hält, in diesen Anstrengungen eine durchaus gerechtfertigte Politik erblicken. Aushöhlung der Demokratie und der eigenen Wirtschaftskraft Und damit noch nicht genug. Wenn Europa wirklich mit den Maßnahmen zu retten wäre, welche die deutsche Bundesregierung mit dem Fiskalpakt und den damit verbundenen Hilfen für den notleidenden Süden ergriff, dann mag man sogar akzeptieren, dass die Zukunft der deutschen Bevölkerung dadurch in kurzer Zeit weit stärker verpfändet wird als durch alle Verschuldung des vergangenen halben Jahrhunderts. Dann mag man zur Not auch noch eine Aushebelung der demokratischen Grundregeln akzeptieren, die eine Abgeordnete kürzlich zu der Bemerkung veranlasste, dass sie sich an Zustände wie in der Volkskammer der ehemaligen DDR erinnert fühle. (3) Denn wenn eine reale Aussicht besteht, die Krise nach solchen Opfern in absehbarer Zeit zu beenden, dann hätte man auf friedlichem Wege erreicht, was selbst Gewaltherrschern wie Napoleon und Hitler unter dem Einsatz militärischen Vernichtungsmaschinerien nicht gelingen wollte. Ich würde meinen, dass große wirtschaftliche und selbst politische Opfer unter dieser Voraussetzung zu rechtfertigen wären. Gerechtfertiges Opfer oder Verbrechen? Doch dieses Einverständnis hängt an einer fundamentalen Voraussetzung. Es geht von der Annahme aus, dass die Überwindung der Krise auf diesem Wege wirklich möglich sei. Weder in Argentinien noch im Deutschland der Zwanziger Jahre war das der Fall. Ohne Enteignung bzw. eine galoppierende Geldentwertung war ein hoher Schuldenberg bei mangelndem Wachstum bislang niemals abzutragen. Daher kamen in historischer Perspektive bisher auch nie andere als diese beiden Strategien in Frage. (4) Wie kommen unsere führenden Politiker zu der tollkühnen Annahme, dass die Situation heute eine grundsätzlich andere sei? Eine Krise, die auf ausufernder Verschuldung beruht, glauben sie durch Bekämpfung ihrer Symptome zu überwinden, aber das schiebt den Kollaps nur um einige Jahre, möglicherweise nur um wenige Monate hinaus. Unter diesen Bedingungen lässt sich die schleichende Aushöhlung der Demokratie und die Verpfändung der deutschen Zukunft gewiss nicht als gerechtfertigtes Opfer bezeichnen. Mir kommt da nur ein sehr hartes Wort in den Sinn: Sie ist nicht weniger als ein beginnender Ausverkauf, ein Verbrechen an kommenden Generationen. Wir erleben eine Politik der Geisterfahrer. Mit dem Prinzip Hoffnung fahren sie Europa gegen die Wand. Deutschland international an den Pranger gestellt Diese Politik bleibt auch dann ein unverzeihlicher Ausverkauf, wenn man den ungeheuren Druck in Betracht zieht, dem die deutsche Regierung international ausgesetzt ist. Die Staaten des Südens sind nur zu gern bereit, die Schuld an ihrer gegenwärtigen Misere nicht bei sich selbst zu suchen, sondern bei Deutschland, das angeblich der eigentliche Nutznießer der gemeinsamen Währung sei. Sie verschweigen, dass Deutschlands gestiegene Wettbewerbsfähigkeit in erster Linie der Agenda 2010 zu danken war, und dass sie selbst das für sie auf einmal so billige Geld leichtfertig dazu missbrauchten ? das gilt in besonderem Maße für Griechenland, Irland und Spanien ? um ihre Schulden in noch größere Höhen zu treiben. Deutschland ist gegenwärtig vergleichsweise stark, der Süden schwach. Im Sinne der Solidarität scheint es selbstverständlich, dass der Starke den Schwachen hilft. Gleichgültig ob die interessierten Staaten des Südens unter Führung von Francois Hollande diese Forderung aufstellen, oder ob Obama und die Pekinger Führung sich zu dem Thema melden. Alle weisen mit dem Finger auf Deutschland und drängen es, seiner Verantwortung nicht nur für Europa, sondern die Weltwirtschaft nachzukommen. Jedes Zögern der Deutschen wird als Egoismus, Kleinlichkeit und Beschränktheit gedeutet. (5) Der Mut einer Kanzlerin Bisher hat Frau Merkel der gesamten Welt auf bewundernswerte Weise die Stirn geboten. Hilfe ja, aber nur, wenn sie unter Bedingungen erfolgt, die ihren Erfolg verbürgen, also unter der Voraussetzung eines Institutionenwandels in Richtung einer politischen Union. Doch weder Franzosen noch der Süden insgesamt will von einem Eingriff in die eigene Souveränität etwas wissen. Man will Geld, und zwar bedingungslos. Und die übrige Welt? Die kümmert es wenig, unter welchen Voraussetzungen Deutschland den Brand in Europa löscht. Man will, dass sich die Finanzmärkte beruhigen ? und wenn auch nur bis zur nächsten Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten. Man drängt Frau Merkel zum Handeln, ganz gleich ob für oder gegen deutsche Interessen. Der Druck auf die deutsche Regierung wird sich in den kommenden Wochen und Monaten kontinuierlich verstärken, weil der Zinssatz für die Staatspapiere südlicher Länder einschließlich Frankreichs weiterhin wächst und die Panik sich daher steigern wird. Alle werden von Deutschland Opfer und noch mehr Opfer verlangen. Das wird sich auch bei einem Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone nur zeitweilig ändern. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sich Frau Merkel, die bis vor kurzem so standhaft war und dafür Bewunderung verdient, den auf sie einstürzenden Forderungen nicht länger widerstehen. Die internationale Gemeinschaft, der Süden unter Führung von Francois Hollande und die EZB werden gleichzeitig den Druck erhöhen. Die Europäische Zentralbank hat die Entwicklung schon vorgegeben Denn die Weichen wurden ja längst von der Europäischen Zentralbank gestellt, seit dort die Vertreter der südlichen Länder den Ton angeben. Der Schwarze Peter der nationalen Schuldobligationen, bis vor kurzem noch auf private Gläubiger überall in der Welt verteilt, konzentriert sich inzwischen bei den Geschäftsbanken Europas ? ein Vorgang, der mit Bedacht von der EZB durch eine Politik billigen Geldes gegen den Widerstand von Vertretern der Bundesbank herbeigeführt wurde. (6) Für ein Prozent Zinsen konnten und können sich nationale Geschäftsbanken mit EZB-Geld versorgen, um nationale Staatspapiere aufzukaufen, für die sie damals fünf und heute bis zu sieben und mehr Prozente kassieren. Die Entscheidung zwischen den beiden Modellen des Schuldenabbaus ist damit unwiderruflich getroffen. Nicht das argentinische Modell einer weitgehenden Enteignung der Gläubiger, sondern das deutsche Modell der Zwanziger Jahre steht uns für eine nicht mehr allzu ferne Zukunft bevor: d.h. eine generelle Enteignung der Bevölkerung durch Inflation. Die Banken sind zu Gläubigern des Staates geworden Denn seit die nationalen Geschäftsbanken zu Gläubigern ihrer jeweiligen Staaten wurden, ist das argentinische Modell eben nicht länger anwendbar. Die privaten Gläubiger erhielten die Möglichkeit, ihre Papiere rechtzeitig abzustoßen. Sie haben ihr Vermögen wieder einmal gerettet, legen es in Sachwerten an, in verlässlicheren deutschen Staatsobligationen, verbergen es in Steueroasen vor dem Fiskus (7) oder tragen es nach China oder Brasilien, damit dort jene Fabriken entstehen, die dann mit Billigprodukten europäische Unternehmen vernichten. Die Privatanleger sind aus dem Schneider. Die neuen Staatsgläubiger hingegen, die Banken, bei denen sich jetzt das Gros der Staatspapiere ansammelt, lassen sich nicht enteignen, ohne dass dadurch die Gesamtwirtschaft eines Landes zusammenbricht. Mit anderen Worten, die Banken ? jedenfalls die größeren unter ihnen - müssen gerettet werden. Das weiß der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, deswegen hat er die Weichen der Geldpolitik in diese Richtung Union gestellt. Und er weiß auch, dass eine solche Rettung nur auf zweierlei Art möglich ist, entweder durch den Einsatz von Steuergeldern, die zum überwiegenden Teil von den Nordländern kommen, oder durch Inflation ? und damit kommt er einer alten Forderung Frankreichs entgegen. Zunächst die Steuergelder, später die Inflation Bis dato zielen die Hilfsmaßnahmen, die der deutschen Regierung abgetrotzt wurden, auf den Einsatz von Steuergeldern. Doch diese mögen noch so gewaltig sein, sie reichen einfach nicht aus, um die sich ständig verschärfende Krise einzudämmen (8). Schon den eigenen Schuldenberg hat Deutschland nicht abzutragen vermocht (bestenfalls wurde die Neuverschuldung zeitweise reduziert), wie sollte es da imstande sein, mit dem Steuergeld seiner Bürger die Schulden der Südländer abzubauen? Allen Beteiligten muss daher bewusst sein, dass schon bald der Punkt erreicht sein wird, wo nur noch eine zweite Lösung in Frage kommt. Die Rettung der Banken, deren Eigenkapital aufgrund der ständigen Entwertung der von ihnen gehaltenen Staatspapiere an fortschreitender Schwindsucht leidet, wird sehr bald nur noch möglich sein, indem man die Notenpresse arbeiten lässt: eine Lösung von größter Einfachheit ? das ist ihr unbestreitbarer Vorteil. Doch aus eigener leidvoller Erfahrung wissen die Deutschen, was da auf sie zukommt. Statt dass diejenigen bezahlen, die dies noch am ehesten verkraften können, also die reichen Gläubiger gemäß dem argentinischen Modell, findet eine Enteignung der Mehrheit statt ? erst durch Steuergelder und, sobald hier die Grenze erreicht ist, auf dem Wege der Inflation. Diesen Weg hat die EZB jetzt schon beschritten. Wenn die Geldentwertung bisher noch nicht spürbar ist, dann weil man sie vorläufig noch durch die gleichzeitige Ausgabe von Wertpapieren ?sterilisiert?. So lässt sich Europa nicht retten! Wer glaubt, dass auf diese Weise die Idee und die Einheit Europas zu retten seien, der unterliegt einer gefährlichen Illusion. Sobald die Länder des Nordens die Folgen der derzeitigen Maßnahmen zu spüren bekommen, werden die Nationen Europas einander gegenseitig die Schuld an dem Unglück zuweisen. Wechselseitige Bezichtigungen und Unterstellungen trüben jetzt schon das Klima. Sobald die wirtschaftliche Lage sich weiter verschlechtert, wird das gegenseitige Misstrauen noch wachsen. Die offensichtliche Hilflosigkeit der Politik macht alles noch schlimmer. Zu dieser Politik der Ohnmacht gibt es eine Alternative, die sowohl im Interesse Deutschlands wie seiner südlichen Nachbarn ist. Aber sie erfordert einen chirurgischen Eingriff in die derzeit bestehende Mechanik der fortwährenden Auseinanderentwicklung von Reich und Arm. Und sie macht außerdem eine Änderung der Beziehungen Europas zur Außenwelt nötig. (9) Es spricht leider alles dafür, dass Politik und Wirtschaft sich lieber einem Prozess des vorläufig noch langsamen, bald schon rapiden Verfalls aussetzen, als dass sie dem neoliberalen Programm und den ihm zugrundeliegenden Dogmen entschieden den Rücken kehren. 1 In meinem Buch ?Das Pyramidenspiel? habe ich den typischen Verlauf einer Schuldenkrise einschließlich des letzten Aktes ? der Haftung der Steuerzahler ? skizziert. 2 Weil die größten unter ihnen genug Berater finden, die ihnen rechtzeitig sagen, wenn es sich empfiehlt in Sachwerte umzusteigen oder das Geld im Ausland anzulegen. 3 Die CDU-Politikerin Vera Lengsfeld fühlt sich bei den Parlamentsabstimmungen zur Euro-Rettung an die frühere DDR erinnert, wo die Abgeordneten nicht ihrer Überzeugung, sondern dem Willen der Partei und der Staatsführung gefolgt sind (http://www.netzticker.com/politik/cdu-politikerin-vergleicht-bundestag-mit-ddr-volkskammer/128339). 4 Hierzu David Graebers Buch Debt und Michael Hudson in: http://michael-hudson.com/2011/12/democracy-and-debt/. 5 Vgl. etwa den bissigen Artikel von Ambrose Evans-Pritchard in The Telegraph (http://blogs.telegraph.co.uk/finance/ambroseevans-pritchard/100018882/imf-loses-all-faith-in-the-euro-project/) 6 Hierzu Die Lügen der Politik (http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Lugen_der_Politik.html). 7 Siehe Spiegel-Online Artikel über das gigantische Ausmaß der Steuerhinterziehung (http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/studie-zu-steuerflucht-reiche-bunkern-21-bis-32-billionen-im-ausland-a-845747.html) 8 Hierzu Wirtschaft ohne Wachstum (http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Wirtschaft_ohne_Wachstum.html) 9 Siehe Der Fiskalpakt (http://www.gerojenner.com/portal/gerojenner.com/Fiskalpakt.html). -------------- nächster Teil -------------- Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt... URL: From schulzegenius at web.de Wed Jul 25 19:52:53 2012 From: schulzegenius at web.de (schulzegenius at web.de) Date: Wed, 25 Jul 2012 19:52:53 +0200 (CEST) Subject: [Debatte-Grundeinkommen] =?utf-8?q?Beitrag_f=C3=BCr_alle?= Message-ID: Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt... URL: