[Debatte-Grundeinkommen] Das Pauluszitat: Wer nicht arbeitet, ....

Gerrit Haase gerrit.haase at gmail.com
Di Okt 18 11:08:49 CEST 2011


Hallo,

wie auch immer, es wird aus den Köpfen nicht auszumerzen sein, schon gar
nicht, wenn immer mal wieder jemand Paulus ausgräbt.

Das schlimmste ist ja sowieso, dass viele einfach neidisch sind, die würden
gegen BGE stimmen, nur weil sie nicht wollen, dass einer der es nicht nötig
hat etwas geschenkt bekommt, ob sie nun selber profitieren oder nicht ist
denen dann egal.


;)
Gerrit

Am 17. Oktober 2011 12:16 schrieb j.behncke <j.behncke at bln.de>:

>
> Liebe Dorothee,
>
> danke für Deine Ausführungen. Sind mir neu, klingen aber durchaus nicht
> unstimmig. Ich bin auf die Aristokraten gekommen durch eigenes Lesen des
> Textes, aber bin natürlich kein Bibelexeget.
>
> Habe in diesem Zusammenhang aber auch schon andere Interpretationen
> gelesen, die in eine ähnliche Richtung gingen wie ich es geschrieben habe.
>
> Aber als Basiselement des christlichen Arbeitsethos scheint Deine
> Interpretation schlüssig.
>
> In jedem Fall sollte man sie nicht auf Hart IV anwenden, da sind wir uns
> wohl einig.
>
> Vielen Dank.
>
> Grüße
>
> Joachim
>
> P.S.: Würde mit Dir dann auch mal gerne über die Berpredigt sprechen und
> über diverse Gleichnisse im Neuen Testament.
>
>
> ----- Original Message ----- From: "Dorothee Schulte-Basta" <
> schulte-basta at grundeinkommen.**de <schulte-basta at grundeinkommen.de>>
> To: "j.behncke" <j.behncke at bln.de>
> Cc: "Michael Musil" <musil at onlinehome.de>; <debatte-grundeinkommen@**
> listen.grundeinkommen.de <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>>;
> <gruenes_netzwerk_**grundeinkommen at gruene-berlin.**de<gruenes_netzwerk_grundeinkommen at gruene-berlin.de>
> >
> Sent: Friday, October 14, 2011 8:28 PM
> Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Das Pauluszitat: Wer nicht arbeitet,
> ....
>
>
>
>  ...wofür der arme Paulus alles herhalten soll. Die Einen begründen mit
>> ihm den faktischen Arbeitszwang, die anderen sehen in ihm einen
>> Kritiker der Banken und Investmentfonds. Beides ist theologisch nicht
>> haltbar!
>>
>> Der Satz richtet sich gegen jene Christen, die in Erwartung der
>> baldigen Wiederkunft Christi ihre Berufstätigkeit aufgegeben hatten
>> mit der Begründung, dass diese angesichts der bald zu erwartenden
>> Zeitenendes sinnlos und vergeblich sei. Damit waren nicht notwendiger
>> Weise Aristokraten gemeint. Der Verfasser des Briefes hatte erfahren,
>> dass einige Mitglieder der jungen Christengemeinde jeglicher
>> weltlichen Betätigung entsagten – aus Begeisterung für die neue
>> Religion und in Erwartung eines baldigen Weltendes. Ihnen erschien
>> alles Irdische nur noch vorläufig und unwichtig. Paulus wandte sich an
>> die Entrückten, indem er ihre eigene Argumentation logisch fortsetzte
>> und damit gleichzeitig ins Absurde wendete: Wer nichts mehr tun müsse,
>> weil er oder sie ja eh ins Himmelreich komme, der könne ja auch
>> aufhören zu essen. Davon ausgehend, dass auch die in Heilserwartung
>> erstarrten Anhänger der neuen Religion gern weiterleben wollten,
>> forderte er sie auf, sich auch weiterhin um weltliche Dinge zu
>> kümmern. Christen hätten durchaus die Aufgabe, sich in der hiesigen
>> Welt zu engagieren, Verantwortung zu übernehmen und nicht allein auf
>> ein glückseliges Jenseits zu warten. Wer nicht arbeitet, soll nicht
>> essen – das war also weniger als Strafe gemeint, sondern mahnende
>> Ironie.
>>
>> Eine andere Auslegung ergibt sich wenn man in die feministische
>> Theologie schaut. Dort betont man das Motiv des Nachahmens, das ebenso
>> im ersten Thessalonicherbrief zentral ist. Paulus, Silvanus und
>> Timotheus treten als Gruppe, eine Art Männerkollektiv in Erscheinung,
>> deren Vorbild für alle, als allgemeines ethisches Paradigma gelten
>> sollen: "wie wir um euretwillen unter euch gewesen sind" (1 Thess 1,5)
>> Im 2 Thess soll das Verhalten der Missionare in der Gemeinde einen
>> pädagogischen Sinn gehabt haben "Wir wollten uns selbst euch als
>> Vorbild geben, damit ihr uns nachfolgt." (3,9) Nachfolge der Praxis
>> dieser Männer ist ein Hauptpunkt der apostolischen Überlieferung. Die
>> vorbildlichen Männer, so wird gemahnt, haben sich alles andere als
>> disziplinlos unter den AdressatInnen aufgeführt, sondern ihr Essen
>> durch harte Arbeit selbst verdient. Die zu wahrende Ordnung besteht
>> danach in der Verbindlichkeit der Erwerbsarbeit für alle, also auch
>> für die Leitenden der Gemeinde. Wenn schon die Briefautoren ihre
>> Tätigkeit als die von Lohnarbeitern bezeichnen, hat das normative Züge
>> für alle Ämter. Da zudem der Lohn in Nahrung besteht und nicht etwa in
>> Geld, wird ein Machtkonzept sichtbar, in dem Einfluss in der
>> Gemeinschaft und materieller Aufstieg radikal von einander getrennt
>> werden. Das Pauluszitat dient der innergemeindlichen Demokratisierung
>> nach unten. (Vgl. Schottroff, Wacker: Kompendium feministischer
>> Bibelauslegung)
>>
>> Also bitte in puncto Paulus-Vergewaltigung nicht selber den Münte
>> geben, einer reicht.
>>
>> Schöne Grüße
>> Dorothee
>>
>> Am 14. Oktober 2011 17:57 schrieb j.behncke <j.behncke at bln.de>:
>>
>>>
>>> Liebe Leute,
>>>
>>> das Paulus-Zitat bezieht sich auf die faulen Aristokraten, die ein
>>> "unordentliches Leben" führen, n i c h t auf die ( arbeitende )
>>> Landbevölkerung ( derselben blieb in damaligen Zeiten ja gar nichts anderes
>>> übrig, als zu arbeiten, um essen zu können ). Paulus geißelt also die
>>> Sozialschmarotzer ( heute Bankeneliten ), die in Saus und Braus leben, aber
>>> nicht arbeiten. Denselben will er auch das Essen verbieten.
>>>
>>> Leider hat Herr Müntefering und auch andere mangels Zeit nicht den
>>> Bibeltext in seinem Zusammenhang gelesen, deshalb geistert das Wort durch
>>> die Welt.
>>>
>>> Kurzum: In der Alten Welt mußten die Leute arbeiten, um zu leben. Die
>>> Aristokratie tat das nicht. Genau das geißelt Paulus mit seinem viel
>>> zitierten Satz.
>>>
>>> In heutigem Kontext ist er also ein Kritiker der Banken und der
>>> Investmentfonds.
>>>
>>> Grüße
>>>
>>> Joachim Behncke
>>> Sprecher AK Grundsicherung/Grundeinkommen, Bündnis 90/Die Grünen, Berlin
>>>
>>> ----- Original Message -----
>>> From: Michael Musil
>>> To: debatte-grundeinkommen at listen.**grundeinkommen.de<debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
>>> Sent: Thursday, October 13, 2011 10:06 AM
>>> Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Debatte-**
>>> grundeinkommenNachrichtensamml**ung, Band 77, Eintrag 9
>>>
>>>
>>> Von: Gerrit Haase <gerrit.haase at gmail.com>
>>> Datum: 11. Oktober 2011 17:13:10 MESZ
>>> An: "debatte-grundeinkommen@**listen.grundeinkommen.de<debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>"
>>> <debatte-grundeinkommen@**listen.grundeinkommen.de<debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
>>> >
>>> Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Geht uns die Arbeit aus?
>>>
>>>
>>> Hallo Ernst Ullrich,
>>>
>>> stimme ich zu. Wobei ich sagen möchte, dass der nach wie vor
>>> brandaktuelle Begriff der Arbeit auf dem 2. Brief des Paulus an die
>>> Thessalonicher, Paulus, beruht, und sich bis ins 20. Jahrhundert nicht
>>> geändert hat, weil du das 19. JH erwähnst ...:
>>>
>>> „10Denn als wir bei euch waren, haben wir euch die Regel eingeprägt: Wer
>>> nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. 11Wir hören aber, dass einige
>>> von euch ein unordentliches Leben führen und alles Mögliche treiben, nur
>>> nicht arbeiten.“"
>>>
>>> http://de.wikipedia.org/wiki/**Liste_gefl%C3%BCgelter_Worte/**
>>> W#Wer_nicht_arbeitet.2C_soll_**auch_nicht_essen<http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_gefl%C3%BCgelter_Worte/W#Wer_nicht_arbeitet.2C_soll_auch_nicht_essen>
>>> .
>>>
>>> Also, das steht ja schon in der Bibel...
>>>
>>> Natürlich wird das immer wieder ausgegraben, Müntefering usw. Das geht
>>> etlichen Leuten gegen den Strich, solche die echte Not und Hunger erlebt
>>> haben, aber auch die Nachkommen, denen man es nur anerzogen hat.
>>>
>>> Das kriegst du aus den Köpfen nicht raus. Wer nicht offiziell Bedürftig
>>> ist, dem schenkt man nichts. Das ist hier und sonstwo Religion, Betteln und
>>> Hausieren verboten.
>>>
>>>
>>> Ist schon erstaunlich, dass ein Gedanke, der bnbeinhaltet, dass ALLE
>>> profitieren, sich nicht schneller verbreitet und durchsetzt...
>>>
>>>
>>> Liebe Grüße,
>>> Gerrit
>>>
>>>
>>>
>>> http://cms.bistum-trier.de/**bistum-trier/Integrale?MODULE=**
>>> Frontend&ACTION=ViewPage&Page.**PK=4043<http://cms.bistum-trier.de/bistum-trier/Integrale?MODULE=Frontend&ACTION=ViewPage&Page.PK=4043>
>>> <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
>>> <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
>>> Arbeit mit eigenen Händen
>>> Paulus war als Missionar rastlos unterwegs und verkündete das Evangelium.
>>> An sich hatte er das Recht, sich von den Gemeinden versorgen zu lassen.
>>> Darauf verzichtet er und arbeitet als Zeltweber, um sich den Lebensunterhalt
>>> mit eigenen Händen zu verdienen. Er will damit die Unabhängigkeit seiner
>>> Verkündigung sichern.
>>> <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
>>> Ein Auftrag
>>> Paulus hatte allen Mitgliedern der Gemeinde in Thessaloniki die Anweisung
>>> gegeben, sich von der eigenen Hände Arbeit zu ernähren. In seinem Brief
>>> erinnert er wieder daran. Der 2. Thessalonicherbrief (er stammt nicht von
>>> Paulus) verschärft diese Regel noch: „Wer nicht arbeiten will, soll auch
>>> nicht essen“ (3,10). Denn die Nichtbeachtung der einfachen Regel hat zu
>>> enormen Spaltungen in der Gemeinde geführt: Reiche, die so viel besitzen,
>>> dass sie nicht mehr arbeiten müssen, und die Amtsträger in der Gemeinde
>>> lassen sich von den Arbeiterinnen und Arbeitern durchfüttern.
>>> <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
>>> Eine bleibende Herausforderung
>>> Auch der reiche Rechtsanwalt Mahatma Gandhi forderte von seinen
>>> Mitstreitern tägliche Handarbeit; er selbst ging mit gutem Beispiel voran.
>>> Er wollte verhindern, dass die Bevölkerung in soziale Klassen gespalten wird
>>> oder bleibt. Auch heute stellt sich die Frage, was getan werden muss und
>>> kann, damit Arbeit und Freizeit, Mühsal und Brot gerechter verteilt werden.
>>> <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
>>> <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
>>> Text
>>> Der englische Text ist in Stein gemeißelt an Gandhis Verbrennungsplatz in
>>> Delhi;
>>> Übersetzung von Johannes Stein, 2007.
>>> <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
>>> Tipps zum Weiterlesen
>>> Johannes Paul II. Laborem exercens, Enzyklika, 1981
>>> <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
>>> Rainer Roth Nebensache Mensch: Arbeitslosigkeit in Deutschland, Frankfurt
>>> am Main 2003
>>> <!--[if !supportEmptyParas]-->
>>> <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->
>>> Setzt eure Ehre darein, ruhig zu leben, euch um die eigenen Aufgaben zu
>>> kümmern und mit euren eigenen Händen zu arbeiten, wie wir euch aufgetragen
>>> haben. So sollt ihr vor denen, die nicht zu euch gehören, ein
>>> rechtschaffenes Leben führen und auf niemand angewiesen sein.
>>> 1. Thessalonicherbrief 4,11.12
>>> ***************
>>> Dieses Zitat richtete sich ursprünglich gegen die Geldschmarotzer und
>>> wurde später von diesen umgedeutet.
>>> Im übrigen haben wir hier in der Region das BGE seit 8 Jahren im
>>> Dauerbetrieb. Das Geheimnis liegt in der autonomen Geldschöpfung.
>>> Wer in Steuermodellen denkt wird nie zum Ziel kommen!
>>> http://www.tauschring-ww.de
>>> Gruß
>>> M.Musil
>>>
>>> ______________________________**__
>>> ______________________________**_________________
>>> Debatte-grundeinkommen Mailingliste
>>> JPBerlin - Politischer Provider
>>> Debatte-grundeinkommen at listen.**grundeinkommen.de<Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
>>> https://listi.jpberlin.de/**mailman/listinfo/debatte-**grundeinkommen<https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen>
>>>
>>> ______________________________**_________________
>>> Debatte-grundeinkommen Mailingliste
>>> JPBerlin - Politischer Provider
>>> Debatte-grundeinkommen at listen.**grundeinkommen.de<Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
>>> https://listi.jpberlin.de/**mailman/listinfo/debatte-**grundeinkommen<https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen>
>>>
>>>
>> --
>> Dorothee Schulte-Basta
>> Mitglied im Netzwerkrat
>> Netzwerk Grundeinkommen
>> www.grundeinkommen.de
>> schulte-basta at grundeinkommen.**de <schulte-basta at grundeinkommen.de>
>> Mobil: 0177-8078080
>>
>>
> ______________________________**_________________
> Debatte-grundeinkommen Mailingliste
> JPBerlin - Politischer Provider
> Debatte-grundeinkommen at listen.**grundeinkommen.de<Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
> https://listi.jpberlin.de/**mailman/listinfo/debatte-**grundeinkommen<https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen>
>
-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt...
URL: <https://listi.jpberlin.de/pipermail/debatte-grundeinkommen/attachments/20111018/debfb664/attachment.html>


Mehr Informationen über die Mailingliste Debatte-Grundeinkommen