[Debatte-Grundeinkommen] pdf Aufsatz

Gerrit P. Haase gerrit.haase at gmail.com
Di Apr 26 23:39:40 CEST 2011


Hallo Toni,

Dein Artikel hat mich mal wieder zum Nachdenken angregt, und das ist schon
mal was, nämlich das wichtigste.

Im Detail jedoch muss ich sagen, der Artikel gefällt mir nicht sonderlich,
ist schlecht recherchiert, enthält falsche bzw. unvollständige Fakten (z.B.
wieviel % würde sich die MwSt erhöhen, wenn die MwSt heute 19% ist und dann
100% wäre, bzw. 50% vom Gesamtpreis eines Produktes; Hinweis: es sind nicht
100%?). Das GW Modell, alle Steuern abzuschaffen zugunsten einer einzigen
(Konsumsteuer) scheint nicht verstanden worden zu sein.
Insbesondere, die "saftige Konsumsteuer" von 50% des Produktpreises, also
100% MwSt. existiert de facto genauso so schon heute, das ist ja gerade der
sprindengde Punkt der Idee. Die Staatsquote beträgt ja heute ca. 50% (je
nachdem welches Europäische Land betrachtet wird ist es etwas mehr oder
etwas weniger als 50%) und GW erklärt, dass es einfacher wäre, alle Steuern
zusammenzufassen und transparent als einen Posten auf die Produktpreise
aufzuschlagen. Denn letztendlich sind in Produktpreisen alle Kosten die ein
Unternehmer zahlt in Form von Gewerbesteuern, Rohstoffkosten, Löhne und
Gehälter (inkl. Einkommensteuer), usw. in die Produktpreise einberechnet und
letzendlich wäre es genau das gleiche wie jetzt, nur viel transparenter.

Zu sehr springt mir eine "persönliche Abneigung" gegen GW und "dem
Kapitalismus an sich" entgegen. Zum Bsp. die Sache mit dem Sklavenhandel, da
sehe ich keinen Zusammenhang, also wieso sollte ein anderes Steuermodell
Skalvenhandel und sonstige kaptilalistische Auswüchse begünstigen? Das ist
doch antikapitalistischer Unsinn. Warum soll denn Kapitalismus nicht auch
für die Menschen eingesetzt werden, man muss es nur richtig machen. Ich lese
in solchen Abhandlungen wie deiner immer wieder die gleiche Kritik, und die
bezieht sich auf die Wirklichkeit, auf die Situation wie sie ist, genau das
was du kritisierst an dem GW-Modell ist doch der Status Quo, wir haben doch
de facto jetzt, wie seit hunderten jahren, diese Situation der Ausbeutung,
des Sklavenhandels usw. Und das GW-Modell tritt an um genau das zu ändern.

Der zweite Teil bzgl. bGE ist dann angenehmer zu lesen, aber zu kurz, das
sollte viel ausführlicher sein! Mehr Focus auf die Vorteile, die
Möglichkeiten die sich daraus ergeben, dann relativiert sich die Kritik von
vorher ganz von alleine.

Also, ich sehe das so:
- es sind drei verschiedenen Dinge um die es in dem Artikel geht:

1. ein Steuermodell nach GW, das eine Betrachtung für sich verdient, und
besser recherchiert werden sollte, die Anteile zur Person GW und evtl.
vorhandene oder nicht vorhandene Bezüge zu Rudolf Steiner würde ich ganz
weglassen, es tut doch nichts zur Sache, wer da für ein neues Steuermodell
trommelt und warum das einer tut.  Und an Rudolf Steiner scheiden sich
sowieso die Geister, also besser: weglassen. Das GW-Modell und was das bGE
damit zu tun hat würde ich noch genauer recherchieren und erklären wo der
Zusammenhang ist, also was ist die Funktion des bGE in dem Modell von GW?

2. GW, Rudolf Steiner, Menschenbild, Antroposophie: dazu würde ich Bezüge
und Wertungen weglassen, das ist ja wieder ein Thema für sich, zufällig ist
GW Verfechter des Steuermodells, warum er das tut interessiert mich nicht,
nur die Idee zählt.

2. das bGE, das muss noch viel ausführlicher sein, darum geht es ja
schließlich hier, eigentlich?

Das 1. ist ein Thema, das komplett separat betrachtet werden kann, ja es
muss separat betrachtet werden. Ich denke, es ist genau der Idealzustand,
der erreicht würde, wenn konsequent mit Vernunft eine Reform unseres
Steuermodells durchgeführt werden würde. Und es ist der Zustand der
irgendwann zwangsläufig annähernd automatisch erreicht werden wird, weil es
je wie ich denke ein Ideal ist. Die MwSt ist die Steuer des 20. und 21.
Jahrhunderts, nicht von ungefähr ist MwSt.einzige Steuer die in einem
Staat existieren muss, um Mitglied der Europäischen Union zu werden.

Im Rahmen einer Diskussion zum Thema bGE ist es praktisch, das
GW-Steuermodell vorzuschlagen, wenn die Frage nach der Finanzierbarkeit
kommt, siehe den GE-Film, da wird schön anschaulich erklärt, wo das Geld
herkommt und wie sich die Produktpreise zusammensetzen, und warum es mit den
Steuern heutzutage ein Problem ist, und warum der Friseur immer teurer und
die Waschmaschine immer billiger wird:
http://www.kultkino.ch/kultkino/besonderes/grundeinkommen

Aber es gibt auch andere Modelle zur Finanzierung des Staates, der
Staatsquote; die Frage, dass das Sozial- und Steuersystem verbessert werden
könnte ist ja unumstritten, nur auf welche Art und Weise ist umstritten, da
könnten die verschiedenen Modelle gegenüber gestellt werden.

Sollte es in dem Artikel nur um GW und sein Steuermodell gehen? Dann sollte
erwähnt werden, dass GW ein Grundeinkommen nur vorschlägt als
Ausgleichszahlung um das Existenzminimum quasi steuerfrei erwerben zu
können, und nebenbei auch zur Lösung der Probleme die du ansprichtst, also
Sklavenhandel oder so, also ich meine, wenn ein Mensch ein Einkommen hat und
nicht arbeiten muss um zu überleben, warum sollte er sich versklaven lassen
müssen? Denn im Idealzustand bekommen ja alle Menschen weltweit ein
Grundeinkommen und niemand muss verhungern und sogesehen wird es auch die
angesprochenen Probleme nicht zwangsläufig geben?

Also ich sehe das so, das GW-Steuermodell hat Charme und lässt sich ideal
mit bGE kombinieren, das hat noch mehr Charme. Nach dem GW-Steuermodell
müsste ein Grundeinkommen übrigens wesentlich höher ausfallen, als die
häufig formulierten 1000,- EUR im Monat (um mal den Kritikern die schon bei
den 1000 laut schreien, dass es viel zu viel ist und man doch mit Hartz4 gut
leben könnte..., um denen mal wieder ein wenig Öl ins Feuer zu gießen), also
ich denke ein bGE sollte so um die 2000 EUR betragen.


Soweit mein unqualifizierter Senf, aber ich bin ja nur ein Computerdödel und
kein Philosoph oder Antroposoph, also nicht ärgern wenn ich was vergessen,
übersehen oder falsch verstanden habe ;)

Mit freundlichen Grüßen,

Gerrit P. Haase


2011/4/24 Toni Weiser <toniweiser at hotmail.com>

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> Date: Tue, 19 Apr 2011 20:43:37 +0200
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> Sehr geehrte Damen und Herren,
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> gerne komme ich auf das Angebot von Herrn Blaschke zurück und
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> Toni Weiser, cr. rer. nousologie
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