[Debatte-Grundeinkommen] Kriterien für BGE-Einführung

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Mo Okt 12 22:11:33 CEST 2009


Hallo AgneS und wen's sonst noch interessiert,

> Deine Voraussetzungen sind nicht unwichtig aber Peanuts im verglrich zum großen Problem. 
> Der Mensch muss für einen brauchbaren (letztendlich soll dei Volkswirtschaft zumindest auf 
> einem bestimmten Stand stabil sein) Umgang mit dem BGE emanzipiert sein. diese 
> Emanzipation soll aber das BGE erst erzeugen. Zu einer schrittweise Gewöhnung sehe ich keine 
> vernünftige Alternative. Das Argument, dass es zu lange dauern könnte, kann ja wohl nicht 
> wahr sein. Jemanden der nicht schwimmen kann, schmeisst man nicht in tiefes Wasser.

Dein Vergleich gefällt mir! Nur wer schwimmen lernen möchte, wird sich keine Pfütze aussuchen, die Du mit einer schrittweisen Gewöhung als Übungsplatz vorschlägst. Was das "große Problem" in Deinen Augen ist, verschließt sich mir allerdings. Emanzipation betrifft nach meiner Vorstellung übrigens nicht (nur) den Umgang mit einer leistungsfreien Geldgabe, sondern die Schulung des Umgangs mit allen Freiheiten, die einem Menschen von einer Gesellschaft gewährt werden - Geld mag eine Einschränkung der Freiheit sein, aber was ist mit all den anderen Grenzen der Freiheit, die in einer Gesellschaft durch moralische, ethische und sittliche Vorgaben verankert sind?

Zudem meinte ich, daß uns die Zeit vielleicht gar nicht ausreicht, noch lange zu diskutieren und ein BGE "einzuüben", weil der Menschheit noch Probleme bevorstehen, die eigentlich erfordern, den Gedanken an Geld auszuklammern. Gemeint sind: Überbevölkerung, Wasser- und damit kommender Nahrungsmangel, was Bevölkerungswanderungen nach sich zieht, verursacht durch Klimawandel, der Naturkatastrophen hervorrufen wird - nicht zu vergessen: der Kampf um Rohstoffe. Der nachhaltige Umgang mit Ressourcen wäre ein erster und wichtiger Schritt (eigentlich wäre Geld dafür geeignet, wenn nicht Kapitalkonzentrationen durch das Streben nach Geld [Freiheitsgrad des heutigen Systems] zu Ressourcenverschwendung führen würde), indem man allerdings nicht nur an das "Wohl" der eigenen Nation denkt, sondern an eine Solidarität mit der Menschheit als Ganzes (das billige Steak auf dem Grill wird mittels Abholzen des Regenwalds "produziert", weil man Flächen für Soja braucht und die Leute in Südamerika Einkommen wollen, bzw. irgendwelche Leute meinen, sie müßten "reicher" werden).

So gesehen stecken wir in einem Dilemma: Wir brauchen Zeit, um den Menschen "sanft" auf die Einführung eines Grundeinkommens vorzubereiten und wir brauchen ein BGE, um die Schäden an diesem Planeten nachhaltig zu reparieren - aber die bisher angerichteten Schäden lassen uns nicht all zu viel Zeit, ein Grundeinkommen "sanft" einzuführen, weil damit die Schäden weiterhin zunehmen und deren Auswirkungen spürbar(er) würden 

Eine "flotte" Einführung besteht aus meiner Sicht entsprechend darin, gewisse Voraussetzungen zu erfüllen. Das BGE ist meiner Meinung nach, wie dargestellt, das kleinste Problem, das die Menschheit in Zukunft erwartet. Aber zynisch gesprochen: Vielleicht wäre es für das Leben an sich besser, wenn dieses Virus "Mensch" sich selbst die Lebensgrundlage nimmt - die Dinos mußten schließlich auch irgendwann anderen Lebensformen Platz machen. Mir tut es (dann) nur um all jene Menschen leid, die sich für das (Über)Leben aller engagierten oder zu jung dafür waren (Kinder), da sie mit jenen untergehen, die maßgeblich Verantwortung für solche Szenarien haben. Hoffen wir das Beste, denn die Hoffnung stirbt zuletzt...

Viele Grüße aus Kiew,

Jörg (Drescher)
Projekt Jovialismus

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