[Debatte-Grundeinkommen] BGE in Namibia
willi übelherr
wube at gmx.net
So Aug 30 23:26:57 CEST 2009
hallo lieber stefan und alle,
es ist schon ein trauerspiel, wenn wir die listenmoderation des netzwerks
grundeinkommen so näher betrachten. als diskussionsforum kann dies leider nicht
mehr wahr genommen werden. wöchentliche aktualisierungen, was soll das
eigentlich? ist das netzwerk nicht mehr in der lage, den bedürfnissen der
leserInnen gerecht zu werden? oder sind die zeiten zu turbulent und werden mit
bürokratischer diskussionsblockierung beantwortet?
lieber stefan, ich schreibe dir dies und allen mitleserInnen, weil ich entsetzt
bin über den zustand der diskussionsliste des netzwerks grundeinkommen. wenn es
überhaupt ein wichtiges kommunikationsinstrument gibt in diesem umfeld, dann ist
es diese liste. aber der moderator, herr ackermann, ist hierzu definitiv nicht
in der lage. es wird also zeit, daß die listenadministration anders gehandhabt wird.
auch die arbeitsweise sollte hierzu überdacht werden. dieses misstrauen, jeden
beitrag prüfen zu müssen, erinnert mich eher an die preußische staatsauffassung
als an die kultur demokratischer diskussion und kommunikation, in derem zentrum
die akteure, also die listenmitglieder stehen.
auf diesem degenerierten niveau können wir keine vorwärtstreibenden und
klärenden diskussionen führen. eigentlich wollte ich gerne deine antwort
aufgreifen und meine gedanken hierzu formulieren und dies auf der liste
entfalten. aber dazu brauchen wir erst mal eine funktionierende diskussionsliste
und dies sollten wir ins auge fassen. auf der privatebene können wir uns dann
immer noch austauschen, wenn sich zeigt, das das netzwerk grundeinkommen kein
netzwerk ist.
mit lieben grüssen, willi
Stefan Kaechele schrieb:
> Lieber Willi,
>
> schon länger nichts mehr von dir gelesen? alles O.K. bei dir?
>
>> .... und vielleicht etwas von der
>> schuld loszuwerden, die wir deutsche in namibia immer noch tragen...
>
> damit schlage und trage ich mich überhaupt nicht herum.
> das projekt findet nun mal in Namibia statt und ich hätte es ebenso
> unterstützenswert gefunden, wenn es an einem anderen ort, in einem
> anderen land durchgeführt worden wäre.
>
>> namibia ist fast vollständig okkupiert von den großgrundbesitzern. 2/3 sind noch
>> deutscher abstammung, 1/3 sind vertreter der eliten, die durch die deutschen
>> installiert wurde. die farmen wurden von deutschen beamten organisiert, die in
>> diesen gebieten lebenden menschen vertrieben oder abgeschlachtet. der völkermord
>> an den hereos, die in die wüste getrieben wurden, sollte uns immer in erinnerung
>> bleiben.
>
> ich bin in dieser hinsicht nicht blauäugig, sondern sehe es mit diesen
> augen:
> -ist es für uns praxisfernen quatschköpfe in einem reichen industrieland nicht ein
> schlag ins gesicht, dass ausgerechnet eins der ärmsten länder einen
> realversuch mit einem BGE startet?
> -sind die ergebnisse nach einem jahr in Namibia nicht ermutigend genug, dass
> etwas GETAN werden kann und dieses tun sich mit einem BGE schlicht
> selbstorganisiert?
> -und sollte dieser dorn im auge vieler nicht mit weiteren spenden
> aufrechterhalten werden?
> -mich interessieren ganz sachlich und eigennützig auch die fortlaufenden zahlen
> des projekts
> -wäre es nicht wirklich ein ausserordentliches ereignis, wenn Namibia
> als erstes land der welt ein BGE einführen würde und man daran
> mitgewirkt hätte?
> -soweit ich weiss ist Namibia eine bisher stabile Demokratie mit
> gleichzeitig sehr junger Durchschnittsbevölkerung, von dem ein
> Großteil in bitterster Armut lebt. Könnte ein BGE nicht genau zu dem
> friedlichen Wandel kollektiver Eigeninitiative führen? Und genau das
> verhindern, was in so vielen afrikanischen Staaten(man denke
> z.b. an Simbabwe) passiert ist?
> -auch wenn die verhältnisse des BGE in Namibia nicht direkt auf unsere
> situation übertragbar sind, so glaube ich doch an eine klare
> signalwirkung auch für uns. auch bei uns werden die leute die chance
> eines BGE stück für stück erkennen, auch wenn sich das sicherlich ganz
> anders ausgestalten wird.
>
>
>> das BIG in omitara, von kirchenverbänden getragen, um der notwendigen landreform
>> sich zu entziehen, hat mehr mit 80/20 tittytainment als mit BGE zu tun.
>
> ich bin dir für den begriff tittytainment dankbar, den ich sofort
> nachgeschlagen habe.
> er hilft mir zu verstehen, was solche parteien, wie die FDP und CDU mit einem
> bürgergeld im sinn haben und weshalb es dort so niedrig angesetzt ist, dass
> ein leben in würde und selbstbestimmung damit eben gerade nicht möglich ist.
>
> ob aber der begriff tittytainment den menschen in Namibia gerecht wird, die
> durch ein BGE endlich zugang zu bildung, zum ausdruck ihrer fähigkeiten, ihrer
> freude und interessen erhalten, zum ausdruck der organisation ihrer selbst, möchte
> ich doch bezweifeln.
>
>
>> dafür sollten wir uns als BGE-anhänger mit der idee egalitärer gesellschaften
>> nicht hergeben. wir müssen immer die realen lebensbedingungen, besitzverteilungen
>> und politischen verfasstheiten im auge behalten, wenn wir uns mit solchen
>> projekten beschäftigen.
>
> für mich nur in wenigen kernfragen: z.b. existiert in dem land eine
> einigermassen echte demokratie. für ein BGE in Nordkorea oder Lybien
> hätte ich wohl wenig begeisterung aufgebracht.
>
> einen schönen sonntag noch(die mail ging auch an die liste).
>
> ---
> ________________________
> Mit freundlichen Grüssen,
> Stefan Kächele
> Alter Rank 1
> D-79725 Laufenburg
> Germany
> mailto:info at palmzip.de
>
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