[Debatte-Grundeinkommen] [Genugfueralle] Dekonditionierung

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Mi Mär 21 15:51:54 CET 2007


Hallo Manfred (und die übrigen Listenteilnehmer)!

Auch Dir Danke für Deine Mail! Das mit dem "Feindbild" ist so eine Sache.
Lange war ich ein strikter Gegner von Geld. Allerdings kam mir mit der Zeit
die Idee, daß Geld durchaus etwas "nützliches" sein kann. Und zwar dann,
wenn es um einen "vernünftigen" Umgang mit Ressourcen geht.

Leider habe ich keine so "positive" Meinung über den Menschen, wenn es um
die Vernunft geht. Hat der Mensch die Möglichkeit, etwas zu horten, dann
wird er diese Möglichkeit nutzen. Geld schiebt diesem einen gewissen Riegel
vor und wie man sieht, funktioniert es auch ganz gut. Das größere Problem
ist, daß heute nicht jeder ausreichend Geld zur Verfügung hat, um wenigstens
seine Grundbedürfnisse zu befriedigen. Geld wird damit zu einem Zwangsmittel
(weil sich alle daran halten). Allerdings sehe ich auch eine Entwicklung
(z.B. Kreditkarten, bargeldlose Zahlungen), die eben jenen vernünftigen
Umgang herzustellen versuchen. Es scheint ein Lernprozess in Gang zu sein.

Geld von heute auf morgen abzuschaffen mündet in einem Chaos; ein BGE könnte
eine Übergangsstufe darstellen, um jenes (von mir erwartete) Chaos zu
umgehen.

Im Gegensatz zu Dir sehe ich Karl Marx nicht unbedingt als "den größten
Ökonom" der Geschichte. Marx hat bestimmt einige Denkanstöße gegeben, die
wegbereitend waren. Was mir bei Marx allerdings fehlt ist der Bezug zur
"Realität". So ist die Geschichte kein dialektischer Materialismus, sondern
eine Frage nach Ressourcen - hauptsächlich Energie. Ursprünglich wollte Marx
sein Werk Darwin widmen, doch dieser lehnte ab. Die Geschichte ist kein
Klassenkampf. Wessen Eigenschaften und Fähigkeiten zum Überleben der eigenen
Art geeignet war, hatte im großen Überlebensspiel bessere Chancen. Marx sah
leider nur die Mittel (Produktionsmittel) in diesem Spiel, aber nicht die
Eigenschaften und Fähigkeiten des einzelnen Individuums (und hier spreche
ich nicht nur vom Menschen, sondern von allen je existierten Lebewesen).

Mit Rüdiger (Heescher) hatte ich einmal herausgearbeitet, daß die
"Naturrechte" nicht unbedingt sinnvoll sind, wenn die Möglichkeiten (oben
Chancen genannt) nicht vorhanden sind, um jene Rechte zu verwirklichen. Wo
setzt Marx an?

Vielleicht habe ich mit der Anschuldigung zur Konditionierung etwas falsch
betont, indem ich "Arbeit" und "Einkommen" als Problem darstellte. Mir ging
eine andere Mail zu, die mich darauf aufmerksam machte. Vielmehr ist diese
Konditionierung auf "Arbeit" und "Auskommen" begründet; jeder Mensch kann
gerne für seine Arbeit auch (zusätzliches) Einkommen erhalten, wenn jemand
bereit ist, ihm zum BGE etwas zu zahlen. Dies sollte allerdings aus den
genannten Referaten hervorgehen.

Abschließend will ich bemerken, daß jegliches "Feindbild" einen selbst zum
"Feind" macht. Mein persönliches Feindbild ist "bewußte Dummheit" und wer
diese zum Feind hat, legt sich mit einem mächtigen Gegner an. Mit "bewußter
Dummheit" meine ich nicht die Dummheit, etwas nicht zu verstehen - vielmehr
meine ich damit das Festhalten an Denkmustern, ohne andere Denkansätze
zuzulassen oder in sein Denken mit einzubeziehen. Ich bin froh, daß nicht
alle dieser Art von Dummheit unterliegen, sonst wäre alles zwecklos.

Viele Grüße aus Kiew,

Jörg (Drescher)



----- Original Message ----- 
From: "Manfred Bartl" <sozial at gmail.com>
To: <genugfueralle at listen.attac.de>;
<gruenes_netzwerk_grundeinkommen at gruene-berlin.de>;
<BAG-Grundeinkommen at listi.jpberlin.de>;
<debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>;
<InternetPost at bundesregierung.de>; <brigitte.zypries at bundestag.de>;
<Andrea.Nahles at bundestag.de>; <Franz.Muentefering at bundestag.de>;
<wolfgang.schaeuble at bundestag.de>; <ursula.schmidt at bundestag.de>;
<Juergen.Trittin at bundestag.de>; <michael.glos at bundestag.de>; "Joerg
Drescher" <iovialis at gmx.de>
Sent: Wednesday, March 21, 2007 12:15 PM
Subject: Re: [Genugfueralle] Dekonditionierung


Schönen guten Tag miteinander!

Danke für den wertvollen Hinweis, Jörg!

Ceterum censeo, dass es es ein solches Feindbild sehr wohl gibt! Es
tauchte in einer meiner Mails inhärent bereits auf, als ich die
Überflüssigkeit des Geldes an sich thematisierte, und zwar in Form des
Kapitalisten, der KassiererInnen beschäftigt. Ich hatte ausgeführt,
dass KassiererInnen, beispielsweise in Supermärkten,
Lebenmitteldiscountern, Kaufhäuser, Kantinen etc., keine Arbeit für
sich selbst ableisten und dass ihre Arbeit keinen Mehrwert für die
Kunden darstellt. Für wen oder was zur Hölle arbeiten sie denn dann??
Nun, sie arbeiten allein für... das Feindbild!

Es handelt sich dabei keineswegs um den Kapitalisten an sich; dann
wäre es keine Weiterenwicklung gegenüber den von Dir hervorgehobenen
Errungenschaften des größten wirtschaftswissenschaftlichen Denkers der
Geschichte, Karl Marx! Es handelt sich dabei um den
Akkumulationskapitalisten, der gemäß dem herrschenden Zeitgeist (oder
dem herrschenden Wahnsinn, ganz wie man will) glaubt, dass nicht die
Nachfrage der BürgerInnen nach Waren und Dienstleistungen die
Wirtschaft antreibt, sondern vielmehr - unter Umkehrung der
Wirklichkeit - seine Nachfrage nach Geld. Es handelt sich um den
vielfach zitierten Leistungsträger! Persönlich nenne ich diejenigen,
die sich als "Leistungsträger" hervorheben, unter Abgrenzung von den
wahren Leistungsträgern der Gesellschaft, nämlich allen arbeitenden
und entwickelnden und kreativen Menschen lieber "Schlipsträger", da
sie meistens in teuren Anzügen und mit einer die Sauerstoffzufuhr zum
Gehirn abschnürenden Krawatte auftreten. Just diese "Leistungsträger"
wurden übrigens gerade von den MitarbeiterInnen der T-Com (Deutsche
Telekom) in eben dieser Rolle als Feindbilder identifiziert, wo zur
Zeit das folgende, höchst bemerkenswerte Anschreiben an den Vorstand
wie ein Lauffeuer die Runde macht:


Sehr geehrter Herr Obermann, Herr Höttges und Herr Welslau,
sehr geehrte Herren in den Vorstandsetagen

durch Ihre wiederholten Mitarbeiterbriefe verschiedenen (und letztlich
doch gleichen) Inhalts haben Sie mich zum Schreiben dieses Briefes
motiviert.

Letzter Auslöser war ihre wiederholte Forderung, bei uns Mitarbeitern
eine größere Bindung zum Unternehmen zu erzeugen. Dazu kann ich ihnen
nur erwidern, dass ich und die meisten meiner Kollegen im kleinen
Finger mehr Unternehmensbindung haben, als ihre ganze Führungsriege
zusammen. Ich werde ihnen auch sagen warum.

Diese Telekom ist und war immer mein Leben. Ich habe mein Berufsleben
hier begonnen und wollte es auch hier beenden. Ich habe gesehen, wie
aus der Post die Telekom und aus Teilnehmern Kunden wurden, aber
leider auch, wie aus unserer Firma, in der jeder für jeden da war, ein
Unternehmen geschaffen wurde, in dem jeder nur noch an sich denkt
(denken muss); wo jeder Unternehmensteil nur noch versucht, den
eigenen Bereich sauber zu halten und aus den anderen Teilen so viel
wie möglich abzuschöpfen, auch wenn dort viel größere Lücken gerissen
werden, als jemals wieder zu stopfen wären. Ich habe erlebt, wie aus
uns Mitarbeitern Humankapital wurde und wie wir alle nur noch als
Kostenfaktoren angesehen werden, von denen man sich – so schnell es
nur geht – trennen muss und will.

Sie und ihre Vorgänger jedoch geben sich im Vorstand die Klinke in die
Hand; sie kommen und gehen. Von Unternehmensbindung kann hier wohl
kaum die Rede sein. Sie kommen, strukturieren um, und das mit einer
Arroganz und Selbstherrlichkeit, ohne auf warnende Hinweise zu hören,
dass sich so die Qualität und die Zuverlässigkeit nicht mehr halten
lassen kann, geschweige denn besser wird. Es kümmert sich auch niemand
von ihnen um die Folgen ihrer Entscheidungen. Sie ziehen mit
vollgestopften Taschen weiter, um im nächsten Unternehmen das Gleiche
zu tun und sie hinterlassen skrupellos einen immer größer werdenden
Scherbenhaufen.

Wenn wir, die wir immer gute, kompetente und hochmotivierte Arbeit
geleistet haben, immer die Wünsche der Kunden zu erfüllen wussten und
wir lange Zeit das mit Abstand beste Kommunikationsunternehmen waren
und uns dann von ihnen sagen lassen sollen, dass wir zu schlecht, zu
teuer, nicht motiviert, faul und unproduktiv seien, dann steigt ob
dieser Unverschämtheit eine ungeahnte Wut in uns auf.

Doch als wenn es ihnen nicht reicht, uns so zu beleidigen, verbreiten
sie das auch noch in aller Öffentlichkeit und fügen so unserem Ansehen
und somit natürlich auch unserem Aktienkurs einen immensen Schaden zu.
Sie beschmutzen rücksichtslos das eigene Nest, nur um kurzfristig ihre
(oder wessen auch immer) Abbau- und Auslagerungspläne durchsetzen zu
können und von den Fehlern ihrer Vorgänger abzulenken. Das ist eine
Unglaublichkeit sondergleichen und ein Vertrauensbruch, der durch
nichts zu entschuldigen und wieder gut zu machen ist.

Sie vermissen Respekt in diesem Brief? Wem gebührt denn Respekt? Uns
Mitarbeitern, die wir uns unser Leben lang für die Telekom und unsere
Kunden engagiert haben, die wir immer und immer wieder unser
Privatleben den Interessen der Telekom und der Kunden untergeordnet
haben und dies noch tun?  Uns, die wir die Telekom zum besten,
kompetentesten, kundenfreundlichsten und leistungsfähigsten
Kommunikationsunternehmen gemacht haben? Oder erwarten sie allen
Ernstes Respekt dafür, was sie und ihre Vorgänger uns und unserer
Telekom angetan haben? Sie und ihre Vorgänger haben uns im Laufe der
letzten Jahre immer mehr Fesseln angelegt, sie haben uns
funktionierender Werkzeuge beraubt und uns blind gemacht, indem sie
uns Systeme aufgezwungen haben, die nicht die Arbeit erleichtern,
sondern nur die Kontrolle verbessern, dafür aber massiv die
Effektivität einschränken. Sie haben die interne und die externe
Kommunikation zerstört, indem sie funktionierende Rufnummern und
Hotlines rigoros abgeschaltet und durch nicht funktionierende
Sammelnummern und unsinnige Überlaufkonzepte ersetzten, und sie haben
so die interne und externe Erreichbarkeit gegen Null gefahren. Sie
haben massiv Wissen, Kompetenz und Arbeitsplätze an Stellen
vernichtet, wo das alles unverzichtbar war, indem sie durch
Umstrukturierung hochqualifizierte Mitarbeiter in gänzlich neue und
unbekannte Arbeitsbereiche oder nach
Vivento versetzt haben oder sie zum Vorruhestand, zur Altersteilzeit
oder einer Abfindung „überredet" haben.

Ihre Vorvorgänger haben (natürlich wieder entgegen aller Warnungen der
Fachleute) durch die Schließung hunderter T-Punkte und den Abbau
tausender qualifizierter Mitarbeiter diese kompetenten Schnittstellen
zum Kunden vernichtet und unsere Kunden so in Scharen in die Arme
unserer Konkurrenz getrieben und jetzt rühmen sie sich mit der
Schaffung neuer T-Punkte und der Einstellung von ein paar Hundert
neuen Kräften, jetzt wo das Kind längst in den Brunnen gefallen ist,
wo wir viele Kunden längst verloren haben. Halten Sie uns wirklich für
so dumm, dass wir ihnen dafür Anerkennung zollen?

Es wurde weiter (mit der gewohnten Überheblichkeit und wieder gegen
alle Warnungen) an der Serviceannahme – der zweiten direkten
Schnittstelle zum Kunden – Personal in Größenordnungen abgebaut,
sodass die Abfragewerte auf die schlechtesten Werte sanken, die jemals
zu verzeichnen waren. Die billige Lösung war, unmotivierte und
unwissende externe Kräfte mit keinerlei Firmenbindung (!) an Stelle
der vorher gründlich „entfernten" Kollegen zu setzen und sich dann
über das immer größer werdende Chaos und immer unzufriedenere Kunden
zu wundern.

Nun wollen sie mit dem Service auch noch die dritte direkte
Schnittstelle zu unseren, noch verbliebenen Kunden kastrieren, auch
hier wieder massiv Personal reduzieren und den Rest mit weniger Gehalt
und längeren Arbeitszeiten zu besserem Service motivieren. Wo das
hinführt, liegt wieder einmal auf der Hand, doch da in ihrer Etage
Entscheidungen grundsätzlich nie zurück genommen werden, selbst wenn
man weiß, dass man einen großen Fehler begeht, werden der Service und
die Leistungsfähigkeit ein weiteres Mal, mit dem schon schrottreifen
Wagen gegen die Wand gefahren. Auf die Einzelteile, die sie dann
hinterlassen, warten schon die Geier, die den dann noch verbliebenen
Mitarbeitern den Todesstoß versetzen! Aber das erleben sie sicherlich
nicht mehr hautnah, da sie dann schon auf dem Weg zur nächsten Firma
sind ...

Sie ziehen immer wieder gerne das „marktübliche Lohnniveau" als
Vergleichsgröße heran und vergleichen uns mit meist ungelernten
Hilfskräften, mit Dilettanten, die weder diesen Beruf gelernt haben,
noch irgendeinen Bezug zur Telekom oder zu unseren Kunden haben. Mit
viel Glück sind das ehemalige Elektriker, uns sind aber auch schon
Rollrasenverleger (keine Lüge) und ähnliche „Spezialisten" im HVt
begegnet. Das ist, als wenn sie einen Mercedes besitzen möchten,
bezüglich des Preises aber einen Trabbi als Vergleich heranziehen und
diesen auch nur bezahlen wollen.

Wir würden lieber heute als morgen die Telekom wieder an die Spitze
bringen! Wir wissen auch, wie es geht und was verändert werden muss!
Wir sind für Veränderungen, die den Service und die
Kundenfreundlichkeit verbessern! Wir wissen, was die Kunden wollen und
wie wir es ihnen bieten können! Wenn sie es ernst meinen mit der
Forderung, wieder das beste Kommunikationsunternehmen zu sein, reden
sie mit uns! Ideen haben wir genug, Motivation auch! Wir kennen die
Kunden und die Firma und wir wissen, wo es knackt im Gebälk! Wir
wissen auch, wo viel zu viel Geld verschwendet wird, wo Personal
falsch eingesetzt wird und Wissen sinnlos verpufft oder Prozesse
angepasst werden müssten! Nehmen sie uns mit auf dem Weg zu einer
besseren Telekom! Nutzen sie unsere Ideen, unser Engagement, unsere
Bereitschaft für Veränderungen und unsere Flexibilität!

So lange ihre Zielvorgaben für Führungskräfte auf Personalabbauzahlen,
Entstörindex und schnelle Abfragewerte aufsetzen und nicht auf Kunden-
und Mitarbeiterzufriedenheit, Generierung neuer Geschäftsfelder (z.B.
TK goes IT) und damit auf Steigerung der Einnahmen und Sicherung der
Arbeitsplätze, so lange wird es keinen wirklichen Fortschritt bei uns
geben und keine Chance, am Markt zu bestehen.

Ich bin mir jedoch (leider) ziemlich sicher, dass das gar nicht ihr
Ziel ist, dass alle ihre schönen Sprüche nur Worthülsen sind, um die
Ausgliederung vorantreiben zu können und dass sie für sinnvolle
Vorschläge gar nicht offen sind, da sie die nächsten und übernächsten
Schritte schon in der Schublade haben und auch, dass sie niemals
einmal getroffene Entscheidungen überdenken oder gar rückgängig machen
wollen oder können.
Sie hören lieber auf externe Berater wie z.B. McKinsey, die nicht das
geringste Interesse an der Telekom  haben und jeder Firma den gleichen
Mix aus Zerteilung und Personalabbau überstülpen und immer wieder
frustrierte und arbeitslose Mitarbeiter hinterlassen. Wenn das also so
ist, dann haben sie wenigstens den Mut, mit offenen Karten zu spielen.
Verkaufen sie uns nicht weiter für dumm und stehen wenigstens, so
lange sie noch unsere Firma leiten, in der Öffentlichkeit hinter uns
Beschäftigten, und treten sie bitte nicht
auch noch mit Füßen nach uns.

Als Vorstand und Führungsmannschaft dieses Unternehmens haben sie
nicht nur eine Verantwortung gegenüber den Aktionären (der sie mit
ihren angekündigten, kontraproduktiven Maßnahmen auch nicht
nachkommen) sondern auch eine soziale Verantwortung uns Mitarbeitern
gegenüber! Wir Mitarbeiter sind das Unternehmen! Wir haben den Zustand
der Telekom nicht zu verantworten. Uns darf man nicht eiskalt in den
beruflichen, sozialen und finanziellen Abgrund treiben, dass verbietet
das soziale Gewissen! Ich befürchte aber, dass dieser Appell bei ihnen
und erst recht bei McKinsey verhallt.

Wundern sie sich aber nicht, wenn sie, nachdem sie das immer schneller
sinkende Schiff Telekom – wie ihre Vorgänger sicherlich mit einer
großzügigen Abfindung für ihre hervorragenden Verdienste für die
Telekom – verlassen haben, beim Blick in den Spiegel eine Heuschrecke
sehen.

Ich könnte noch lange so weiterschreiben, da mir noch viel am Herzen
liegt, doch ich möchte diesen Brief nicht mit bösen Worten beenden.
Deshalb biete ich ihnen zum Schluss noch einmal meine/unsere
Unterstützung bei der Bewältigung der vor uns liegenden
Herausforderungen an. Nutzen sie unsere Kompetenz und unseren
Überlebenswillen, um uns am Mark wieder zu etablieren, wir haben daran
ein weitaus größeres Interesse als sie, da auf uns keine neuen
Vorstands- oder Aufsichtsratsposten, sondern Existenz bedrohende
Niedriglöhne und/oder Arbeitslosigkeit warten.

Quellen:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,472838,00.html
http://www.heise.de/newsticker/foren/go.shtml?read=1&msg_id=12424553&forum_id=114292
http://www.heise.de/newsticker/foren/go.shtml?read=1&msg_id=12424602&forum_id=114292

Ich hoffe, ich konnte etwas zur neuen Aufklärung beitragen.

Mit solidarischen Grüßen
Manfred Bartl

-- 
Manfred Bartl
Rheinallee 19
55118 Mainz
Tel. 06131 / 371 472
Tel. 06131 / 83 84 394
Handy 0179 / 11 70 216
E-Mail: sozial at gmail.com
so-zi-al: http://myblog.de/so-zi-al/
Das Unterschichtenblog - Armut und Arbeitslosigkeit: http://hartz.blogg.de/
NachDenkSeiten: http://www.nachdenkseiten.de/


On 3/20/07, Joerg Drescher <iovialis at gmx.de> wrote:
>
> Hallo zusammen,
>
> scheinbar braucht es vor Einführung eines Grundeinkommens nicht nur
> Paradigmenwechsel, sondern vor allem Dekonditionierung. Unter
> Konditionierung (ein Begriff aus der Psychologie) versteht man das
Erlernen
> von Reiz-Reaktions-Mustern. Auf den Reiz "Arbeit" folgt die "Reaktion"
Geld
> (Einkommen) - und diese Konditionierung hängt beim Großteil der
Bevölkerung
> tief im Bewußtsein verankert fest. Selbst bei manchen Modellen zum
> Grundeinkommen zeigt sich dieses erlernte Denk-Muster.
>
> Der oft zitierte Paradigmenwechsel ist nichts anderes, als eine
> Dekonditionierung. Die Paradigmen "Geld" und "Arbeit" (besser gesagt, die
> damit verbundenen Vorstellungen) müssen einen Wechsel vollziehen, was
> allerdings aufgrund der bestehenden Konditionierung sehr schwer fällt.
>
> Selbst Marx schaffte es nicht, diese Konditionierung aufzubrechen. Der
> Erfolg des Marxismus war deshalb so groß, weil ein neuer Gegner geschaffen
> wurde (die Kapitalisten). Das Grundeinkommen (im Sinne von Entkopplung des
> Reiz-Reaktions-Muster "Arbeit-Einkommen") hat es deshalb so schwer, weil
> kein wirklicher Gegner auszumachen ist - es fehlt ein "Feindbild", das
> außerhalb des Einzelnen liegt. Das Feindbild "Hartz-Gesetze" kann auch ein
> Grundeinkommen auf alten Denkmustern aufbauen...
>
> Wir haben es mit mächtigen Interessen (dem Festhalten an alten
Denkmustern)
> zu tun, die Widerstand leisten und verglichen mit dem physikalischen
> Trägheitsgesetz enorm stark sind.
>
> Selbst den Grundeinkommensbefürwortern (so oftmals mein Eindruck) ist
nicht
> klar, was "Geld" oder "Arbeit" eigentlich bedeutet. Der geforderte
> Paradigmenwechsel wird durch die Konditionierung blockiert, weshalb sich
die
> notwendige Konsequenz nur in wenigen BGE-Modellen durchschlägt. Deshalb
> kommt es in den eigenen BGE-Befürworter-Reihen zu Grabenkämpfen und
> Uneinigkeit. Noch schlimmer ist es, daß die BGE-Befürworter in
> unterschiedlichen Parteien versuchen, die Parteispitze von der BGE-Idee zu
> überzeugen und gutmütig glauben, daß dies möglich wäre. Dabei ist die
> Parteispitze oftmals Teil jener widerstandsfähigen Masse, welche dem
> Trägheitsgesetz gehorcht.
>
> Das BGE würde viel einfacher umzusetzen sein, wenn sich die
BGE-Befürworter
> in einer neuen, eigenen Partei zusammenschließen würden. Attac kann man
> dabei den Vorwurf machen, daß es sich um eine Art "außerparlamentarische
> Oposition" handelt, die sich real-politisch überhaupt nicht organisieren
> will. Dann braucht man sich aber nicht wundern, daß sich die Realpolitik
nur
> "träge" auf Vorschläge dieser "APO" einläßt, wenn diese "APO" selbst nicht
> den Mut aufbringt, politische Verantwortung zu übernehmen.
>
> Die Wirtschaft setzt Regierungen damit unter Druck, daß sie mit
Entlassungen
> droht. Warum sollte die Parteibasis die Parteien nicht unter Druck setzen?
> Die Parteien sind sowieso schon geschwächt, weil Austritte aus
> Unzufriedenheit geschehen. Ein Grund, weshalb ein Rest trotzdem "den Kampf
> in den eigenen Reihen" versucht, könnte sein, daß eine neue Partei kein
> "gemachtes Nest" der "Macht" darstellt. Ich glaube allerdings, daß es
> ungleich schwerer ist, bestehende Parteien intern zu einer BGE-Idee zu
> bewegen, als über eine überparteiliche BGE-Bewegung (ohne realpolitische
> "Macht") dekonditionierend zu wirken. Das Reiz-Reaktions-Muster
> "Partei"-"Macht" dürfte dabei ebenfalls eine Rolle spielen. Dabei geht es
> nicht um "Macht", sondern um Verantwortung (Ich werde nie verstehen, wieso
> sich Politiker freuen, endlich Verantwortung für ein paar Millionen
> übernehmen zu müssen, wenn sie gewählt wurden - sind Sie sich ihrer
Aufgabe
> überhaupt bewußt?).
>
> Viele Grüße aus Kiew,
>
> Jörg (Drescher)
>
> PS: Im Januar veröffentlichte ich einen Aufsatz, über eine
> "verhaltenstheoretische Betrachtung" zum Grundeinkommen. Darin wird
indirekt
> auf den Begriff Konditionierung im Zusammenhang mit Arbeit näher
> eingegangen. Dieser Aufsatz ist eng mit einem zweiten Aufsatz verbunden
> ("trophologische Betrachtung zum Grundeinkommen"). Beide Aufsätze sind
unter
> folgendem Link herunterladbar und dürfen frei verbreitet werden:
> http://www.iovialis.org/download




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