[Debatte-Grundeinkommen] das BGE und der WERT Wert und Grundeinkommen (war: Kumpmann 05/2007 )

Matthias Dilthey info at psgd.info
Fr Jul 27 20:29:02 CEST 2007


Hallo Karl-Heinz, hallo Liste,

Du beschreibst doch sehr deutlich, was die aktuelle Politik (quer durch alle 
großen Parteien, inkl. FDP, Linke und Grüne) mit den Menschen veranstaltet:

"Quäle Dich und Du hast Geld"


Ob es sich um (für die Wirtschaft bzw. Wertschöpfung) sinnvolle Tätigkeiten 
handelt, ist völlig egal. Hauptsache der Mensch quält sich!

Ob die Tätigkeit für Umwelt und Sozialempfinden nützlich ist, ist völlig egal. 
Hauptsache, der Mensch quält sich!


Dieses Denken ist auch unter den Menschen im Land weit verbreitet (und, was 
noch viel schlimmer ist: akzeptiert!). 
Das ist mit mit ein starker Grund, warum wir uns so schwer mit dem BGE tun.

Wenn es uns nicht gelingt den Menschen zu vermitteln, daß "sich quälen" keinen 
Beitrag zu Wirtschaft und sozialem Zusammenhalt erbringt; oftmals sogar dafür 
schädlich ist, wird es uns nie gelingen, ein vernünftiges, emanzipatorisches 
BGE durchzusetzen.

"Sozial ist, was Arbeit schafft" bedeutet korrekt übersetzt doch "Qual ist 
sozial" oder "Neuzeitliche Form der Sklavenhaltung".

Wie, so meine Frage an Dich und die Liste, läßt sich dieser Irrglaube der 
"kollektiven Qual zum Wohle der Allgemeinheit" aufklären, wenn nicht durch 
Aufdröseln der Wertschöpfungsfrage?


Matthias Dilthey  


Am Mittwoch, 25. Juli 2007 18:08 schrieb MARSMISSION at gmx.net:
> Das BGE und der Wert
> Zur Wertdebatte! Wo liegt der Denkfehler?
>
> Im Wort Wert selbstverständlich, versteckt hinter den Buchstaben.
> Unterstelle ich dem Wort Wert schon etwas Wert, begebe ich mich in das
> Reich der Wortklauberei; Matthias, indem ich einfach die Zusammenhänge
> nicht beachte. So komme ich mit Leichtigkeit vom Nährwert (Kartoffel) zum
> Energiewert (Wärmedämmung), von da zum sozialen Wert (Kindererziehung), zum
> moralischen Wert (Liebe und Zuneigung), und kann Problemlos den
> Reproduktionsbereich besetzen (Wert der Fortpflanzung an sich, Tätigkeit
> als Wert an sich) und komme dann, weil alles so schön Wertbehaftet ist,
> dazu, den materialen Wert, der in den Strukturen der Arbeit durch
> Arbeitstätigkeit geschaffen wir, problemlos aus der Welt zu diskutieren.
> Noch einfacher schaffe ich dies, wenn ich Mühsamkeit mit Wert belege und
> mit Arbeit gleichsetze, dann kann ich alle gesellschaftlichen
> Ungerechtigkeiten, weil Mühsam, mit Wert belegen und rechtfertigen. Denn es
> ist auch Mühsam Ungerechtigkeiten aufrecht zu erhalten; und wenn
> Ungerechtigkeiten, weil Mühsam (als Wert) auch noch entlohnt werden, und
> ich Geldwert in die Hand bekomme und ich dann zum Marktwert einkaufe, um
> meinen Prestigewert zu steigern, obwohl ich nur an dem Produktwert der
> gesellschaftlichen Ungerechtigkeitsmaschine mitarbeite, hat sich der
> Eigenwert meiner Person schon als Zentralwert innerhalb der
> Wertbetrachtung herausgebildet. Woraus ich dann Messerschaft mein
> Werturteil bilde: Meine kulturellen Werte sind es, die im Mittelpunkt der
> Wertewelt stehen, auch wenn ich die Welt ansonsten Wertneutral betrachte.
> Mit proletarischem Gruss, Karl-Heinz Pachura
>
>
>
>
> -------- Original-Nachricht --------
> Datum: Tue, 24 Jul 2007 13:46:43 +0200
> Von: Matthias Dilthey <info at psgd.info>
> An: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
> CC: Manfred Bartl <sozial at gmail.com>, "Bernd Hückstädt" <joytopia at web.de>,
> Juli <juli at 180-grad.net> Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Wert und
> Grundeinkommen (war: Kumpmann	05/2007)
>
> > Hallo Manfred, hallo Liste,
> >
> > worin besteht der "Wert" eines Hauses?
> >
> > Der objektive Wert besteht darin, ein "Dach über dem Kopf" zu haben, eine
> > Dusche und Toilette zu bieten.
> > Alle anderen Haus-Attribute wie z.B. Baustil, Raumaufteilung,
> > Ausstattung, Lage des Grundstücks etc. sind subjektive Werte.
> >
> > Um ein Haus bauen zu können, bedarf es neben Baumaterial und Arbeit (die
> > auch
> > rein maschineller Natur sein kann) Pläne und statische Berechnungen.
> > Stellen diese Pläne (= geistige Leistung) einen objektiven Wert dar?
> >
> > Diese Pläne können keinen objektiven Wert darstellen, denn was nutzt ein
> > Plan,
> > wenn das Haus nie gebaut wird? Der Plan ist dann wertlos.
> > Wird das Haus jedoch gebaut, so stellt der Plan lediglich einen
> > Kostenfaktor
> > dar, der den "objektiven Werte-Zuwachs" mindert.
> >
> > Der objektive Wert des Hauses ergibt sich aus der (zielgerichtet =
> > notwendigermaßen) aufgewendeten Energie, um aus den Rohstoffen (Ton,
> > Sand,
> > Bäumen etc.) ein "Dach über dem Kopf" zu erstellen.
> > Betrachtet man das "Vermögen" vor dem Hausbau und nach dem Hausbau, so
> > ist der
> > Vermögenszuwachs um so größer, je geringer die Energieabflüsse
> > (=Nebenkosten
> > für Planung, Statik etc.) sind.
> >
> > Somit kann es ausschließlich dann einen objektiven Wertezuwachs geben,
> > wenn
> > die aufgewendete "Nebenenergie" (also der Energieabfluß) geringer ist,
> > als
> > der für das Endprodukt (das Haus) notwendige Energiezufluß.
> >
> > Dabei sind natürlich "Abschreibungen" zu berücksichtigen.
> >
> >
> > Somit ergibt sich für eine "Schnittblume" ein objektiver Wert, der aus
> > der
> > "Wachstumsenergie" plus dem Energieaufwand, die Blume zu schneiden,
> > besteht.
> >
> > Nach drei oder vier Tagen, wenn die Blume verwelkt ist, ist auch der
> > objektive
> > Wert -0-.
> >
> > Der objektive Wert eines Romans besteht lediglich im Energie-Wert des
> > Papiers,
> > denn der Roman-Inhalt dürfte in den seltensten Fällen zielgerichtet für
> > einen
> > objektiven Werte-Zugewinn dienlich sein.
> >
> > Unsere Arbeit hier im Netzwerk (oder sonst wo) hat überhaupt keinen
> > objektiven
> > Wert. Sie könnte jedoch zu einer objektiven Kosteneinsparung führen,
> > indem
> > der unnötige Erhalt von Erwerbsplätzen wegfällt.
> > Aber eine Kosteneinsparung hat keinen objektiven Wert, weil der objektive
> > Wert
> > sich ja aus der absolut optimierten Produktionsweise generiert.
> > (Zielgerichteter Energieeinsatz)
> >
> >
> > Weil unsere heutige Wirtschaft diese geschilderten Zusammenhänge völlig
> > ignoriert, kommt es zu Irrwegen wie der Wachtumsspirale oder daß eine
> > "Flutkatastrophe gut für die Wirtschaft" sein. Auch das Märchen der
> > "Dienstleistungsgesellschaft" zählt zu diesen Irrtümern.
> >
> > Denn Dienstleistungen sind objektiv immer Kosten ...
> >
> >
> >
> > Matthias Dilthey
> >
> > Am Samstag, 21. Juli 2007 13:37 schrieb Manfred Bartl:
> > > Ich kann Dir in dieser Ausführung zwar zustimmen, Matthias,
> > >
> > > aber: Was ist der "objektive Wert"
> > > - einer Blume?
> > > - des neuen Harry-Potter-Bandes (der uns von der Arbeit abhält)?
> > > - einer Diskussion wie der unseren, abhängig davon,
> > > -- ob sie zur Einführung eines Grundeinkommens führt
> > > -- oder nicht?
> > >
> > > Gruß
> > > Manfred
> > >
> > > On 7/20/07, Matthias Dilthey <info at psgd.info> wrote:
> > > > Hallo Juli, hallo Liste,
> > > >
> > > > freilich möchte ich Widerspruch erzeugen. Denn nur aus einer
> >
> > kontrovers
> >
> > > > geführten Diskussion läßt sich die "Wahrheit" finden.
> > > >
> > > > Mir ist daran gelegen, u.A. folgenden Widersprüch aufzulösen:
> > > >
> > > > Nehmen wir als Beispiel eine Kartoffel. Die Kartoffel ändert sich
> > > > physisch nicht, ob sie durch Menschenhand oder durch einen
> >
> > "Vollernter"
> >
> > > > ausschließlich maschinell (also ohne menschliche Erntearbeit)
> >
> > geerntet
> >
> > > > wird.
> > > >
> > > > Der objektive Wert einer Kartoffel besteht ausschließlich aus ihrer
> > > > Fähigkeit, Hunger zu stillen. (Lassen wir bei der jetzigen
> >
> > Bertachtung
> >
> > > > Geschmack, Größe und Aussehen der Kartoffel außen vor. Denn auch
> >
> > diese
> >
> > > > Werte ändern sich nicht in Abhängigkeit der Erntemethode.)
> > > > Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, warum die Erntemethode
> > > > (Mensch oder Roboter) den Grund-Wert -nämlich Hunger zu stillen-
> > > > einer
> >
> > Kartoffel
> >
> > > > beeinflussen sollte.
> > > >
> > > > Wenn in soweit Einigkeit besteht, gilt es zu hinterfragen, wie kommt
> >
> > der
> >
> > > > Grund-Wert (die Fähigkeit, Hunger stillen zu können) zustande?
> > > >
> > > > Nach allen menschlichen Erkenntnissen kommt dieser Grund-Wert dadurch
> > > > zustande, daß die Kartoffelpflanze über Photosynthese die
> >
> > Lichtenergie in
> >
> > > > einen Stoff, den wir "Stärke" nennen, umverwandeln zu mag.
> > > > Und zwar ohne menschliches Zutun, ohne menschliche Arbeit. Kartoffeln
> > > > wachsen nämlich auch "wild" in von Menschen unberührten gebieten.
> > > > Menschliche Arbeit (oder auch der Mensch selbst) ist zum Wachsen
> > > > einer Kartoffel einfach nicht notwendig.
> > > >
> > > >
> > > > Nun könnte man argumentieren, daß ja der Mensch die Kartoffel
> >
> > "ausgraben"
> >
> > > > muß; erfolgt das Ausgraben der Kartoffel über eine Maschine, so muß
> >
> > die
> >
> > > > Maschine doch von Menschenhand geschaffen werden. Also doch "Arbeit".
> > > > Untersucht man jedoch, was das "Ausgraben einer Kartoffel" originär
> >
> > ist,
> >
> > > > kommt man zu dem Ergebnis, daß das Ausgraben einer Kartoffel ein
> >
> > ziel-
> >
> > > > und zweckgerichteter Energieeinsatz sein muß.
> > > > Ebenso der Bau der Erntemaschine. Es addiert sich einfach der
> > > > Energieeinsatz, der zum Bau der Maschine notwendig ist, anteilig zum
> > > > Energieeinsatz, der für den Betrieb der Naschine notwendig ist, auf.
> > > > Bei menschlicher Arbeit erfolgt eine Energiewandlung von z.B. Stärke
> >
> > in
> >
> > > > mechanische Energie, beim Vollernter wird z.B. Strom, Öl oder auch
> > > > Methanol (ein Produkt aus der Kartoffel) ebenfalls in mechanische
> >
> > Arbeit
> >
> > > > umgesetzt.
> > > >
> > > > Unterstellen wir die Richtigkeit des Energie-Erhaltungssatzes, so
> > > > kann "Grund-Wertschöpfung" ausschließlich in der Differenz des
> > > > Energie-Einsatzes (beim Anbau, Pflege und Ernte) der Kartoffel und
> > > > dem Energiegehalt der (geernteten) Kartoffel selbst bestehen.
> > > >
> > > > Somit ist bewiesen, daß es einen objektiv meßbaren "Grund-Wert"
> >
> > geben
> >
> > > > muß.
> > > >
> > > >
> > > > (Wenn ich in dieser Argumentations-Kette keinen Fehler habe, so folgt
> > > > zwingend daraus, daß es auch einen subjektiven Wert geben muß,
> > > > andernfalls müßte eine Kartoffel an jedem Punkt der Erde zu jedem
> > > > Zeitpunkt den gleichen Preis haben.)
> > > >
> > > > Und Marx hatte doch recht? Ändert man den Arbeitsbegriff um in
> >
> > "Arbeit
> >
> > > > ist der ökonomisch ausgerichtete Energieanteil der menschlichen
> > > > Nahrungsmittel-Umsetzung", wird das Ganze stimmig.
> > > >
> > > > Es sind eben, und das konnte Marx nicht erahnen, heute nicht mehr
> > > > (menschliche) Arbeitsprodukte, die getauscht werden.
> > > > Abstrahiert man und unterstellt die Möglichkeit einer voll
> > > > automatisierten Gesellschaft (weit entfernt sind wir davon nicht), so
> > > > gibt es keinen nachvollziehbaren Grund, warum keine "Werte" mehr
> > > > geschaffen werden sollten.
> > > >
> > > > Der Nahrungswert einer Kartoffel ändert sich nämlich nicht durch die
> > > > Anbau- und Ernteweise...
> > > >
> > > > Und damit sind wir beim eigentlichen Problem angelangt: während
> >
> > früher
> >
> > > > die menschliche Arbeit ein geeigneter Indikator zur Umverteilung der
> > > > Wertschöpfung war, ist, durch die schon heute überwiegend
> >
> > automatisierte
> >
> > > > Wertschöpfung, Arbeit zunehmend ungeeigneter als
> >
> > "Umverteilungswerkzeug".
> >
> > > > Die Wertschöpfung wird zunehmend vom Menschen losgelöst,
> >
> > anonymisiert.
> >
> > > > Somit muß auch das Aus- bzw. Einkommen zwangsläufig anonymisiert
> >
> > werden.
> >
> > > > Dieser anonymisierte Aus- bzw. Einkommenteil an der Wertschöpfung
> >
> > nennt
> >
> > > > sich dann BGE.
> > > >
> > > >
> > > > Wo ist mein Denkfehler?
> > > >
> > > >
> > > > Liebe Grüße
> > > >
> > > > Matthias Dilthey
> > > >
> > > > Am Dienstag, 17. Juli 2007 18:59 schrieb Juli:
> > > > > Hallo Matthias, Hallo Liste!
> > > > >
> > > > > Vielen Dank erstmal für deine Initiative, hier auf dieser Liste in
> >
> > eine
> >
> > > > > Wert-Debatte einzusteigen. Da das BGE (als Geldleistung gedacht) ja
> > > > > tatsächlich aus der gesamtgesellschaftlichen Wertschöpfung
> >
> > finanziert
> >
> > > > > werden soll, tut ein Verständnis davon, was eigentlich Wert und
> > > > > Wertschöpfung sein sollen, tatsächlich not.
> > > > >
> > > > > Der von dir geschilderte Dualismus von "objektiven Werten" und
> > > > > "subjektiven Werten" spiegelt sich ja auch in gewisser Weise in den
> > > > > Wirtschaftswissenschaftlichen Debatten am Ende des 19. Jahrhunderts
> > > > > wieder. Da gab es zum einen die "Objektive Werttheorie" der
> > > > > ökonomischen Klassik. Dazu zählen vor allem Vertreter wie Adam
> >
> > Smith
> >
> > > > > und David Ricardo. Die wurde dann abgelöst durch die "Subjektive
> > > > > Werttheorie", die sog. Neoklassik. Damit verbunden sind vor allem
> >
> > Namen
> >
> > > > > wie Carl Menger, Leon Walras und William St. Jevons.
> > > > >
> > > > > Für die Objektive Werttheorie galt - ähnlich wie scheinbar für
> >
> > dich -
> >
> > > > > das es einen objektiven Maßstab gibt, anhand dessen sich die
> >
> > Wertgröße
> >
> > > > > bestimmen lässt. Für sie war das - ohne Ausnahme - die Arbeit.
> >
> > Insofern
> >
> > > > > ist das kein Faible von Marx, sondern der damalige Diskussionsstand
> >
> > der
> >
> > > > > "Politischen Ökonomie".
> > > > >
> > > > > Mittlerweile jedoch ist die "Subjektive Werttheorie" weltweit und
> > > > > unangefochten durchgesetzt. Und das, obwohl viele ihre
> > > > > Grundannahmen auf so ziemlich keinen realen Fall von
> > > > > wirtschaftlichem Handeln zutreffen und die interne Logik des
> > > > > Erklärungsversuches durchaus
> >
> > mau
> >
> > > > > ist.
> > > > >
> > > > > Ein dritter Strang, Wertbildung und Wert zu erklären, ist dann der
> >
> > von
> >
> > > > > Karl Marx. Marx teilt mit der "Objektiven Werttheorie" die Annahme,
> >
> > das
> >
> > > > > Arbeit (und nur Arbeit!) wertschaffend sei. Den subjektiven Nutzen
> > > > > eines Produktes bezeichnet er im Gegensatz dazu als
> > > > > "Gebrauchswert". Nun schreibst du, die Arbeitswerttheorie von Marx
> > > > > sei in keiner
> >
> > Weise
> >
> > > > > belegt - und deshalb müsse mensch deinen Ausführungen folgen. Das
> >
> > reizt
> >
> > > > > - vielleicht war es ja sogar deine Absicht - zu Widerspruch.
> > > > >
> > > > > Zunächst: Deine Ausführungen selber sind spekulativ. Deine
> >
> > Annahme,
> >
> > > > > gerade Energie sei wertschaffend, kommt ziemlich aus dem Nichts.
> > > > > Ich jedenfalls würde mich freuen, wenn du noch etwas ausführen
> >
> > könntest,
> >
> > > > > wie du das meinst. 'Kausalkette' dürfte deshalb wohl etwas
> >
> > übertrieben
> >
> > > > > sein. Für Marx jedenfalls lässt sich festhalten, das er durchaus
> > > > > versucht hat, argumentativ zu unterfüttern, warum es gerade Arbeit
> >
> > ist,
> >
> > > > > die (objektiv, also ohne unser Wollen) wertschaffend ist. Ich
> >
> > möchte im
> >
> > > > > Folgenden kurz versuchen, seine Argumentation zu verdeutlichen.
> > > > >
> > > > > Sein Ausgangspunkt ist die Feststellung, das in der modernen
> > > > > Gesellschaft die Menschen Waren produzieren, die dann von anderen
> > > > > genutzt werden. Ihre private Arbeit ist also immer und gleichzeitig
> > > > > eine gesellschaftliche. Der Tauschwert ist dann die Menge, in der
> >
> > Waren
> >
> > > > > gegeneinander ausgetauscht werden. Da es aber letztlich
> >
> > Arbeitsprodukte
> >
> > > > > sind, die da ausgetauscht werden, kann es sich bei der
> >
> > Bestimmungsgröße
> >
> > > > > für die Austauschrelation auch nur um Arbeit handeln.
> > > > >
> > > > > Und Marx hat diesen Zusammenhang übrigens auch nicht affirmativ,
> > > > > sondern kritisch gefasst: es ging ihm nicht darum, diesen
> >
> > Zusammenhang
> >
> > > > > durchzusetzen (also eine Art "marxsches System" zu schaffen"),
> >
> > sondern
> >
> > > > > die reale Funktion der hiesigen Gesellschaft zu analysieren und zu
> > > > > kritisieren.
> > > > >
> > > > > In Bezug auf das BGE ergibt sich so aus Sicht der marxschen Theorie
> > > > > tatsächlich ein Problem: wenn die gesellschaftliche Vermittlung
> >
> > bislang
> >
> > > > > über Geld (und damit über Arbeit) organisiert ist, dann wird dies
> >
> > vom
> >
> > > > > BGE in Frage gestellt. Geld soll es zwar weiterhin geben, Arbeit
> > > > > irgendwie auch - nur miteinander zu tun haben sollen sie nichts
> >
> > mehr.
> >
> > > > > Wie dem auch sei - auf alle Fälle wirft die Forderung nach einem
> >
> > BGE
> >
> > > > > hier die Frage auf, wie den die gesellschaftliche Vermittlung
> > > > > anders als über Arbeit und Geld hergestellt werden kann. Das ist
> > > > > eine
> >
> > Frage,
> >
> > > > > um die auch überzeugte StreiterInnen für ein Grundeinkommen nicht
> > > > > herumkommen werden. Die Einzige Variante, die es mit dem Problem
> > > > > zumindest aufnehmen will, scheint mir die Forderung nach einem
> > > > > "Grundauskommen" zu sein: http://www.180-grad.net/?npage=33
> > > > >
> > > > > Aber zuvor sollten wir vielleicht erstmal ein wenig mehr Licht ins
> > > > > Dickicht der Werttheorien werfen.
> > > > >
> > > > > bunte grüße,
> > > > >
> > > > > juli
> > > > >
> > > > > -----------------
> > > > >
> > > > > Matthias Dilthey schrieb:
> > > > > > Hallo Bernd Hückstädt, hallo Liste,
> > > > > >
> > > > > > wenn wir in eine "Wert-Debatte" einsteigen (früher oder später
> >
> > müssen
> >
> > > > > > wir das sowieso) sollten wir uns, ähnlich wie beim Begriff
> >
> > Arbeit,
> >
> > > > > > Gedanken über die Multifunktionalität des Begriffes "Wert" klar
> >
> > sein.
> >
> > > > > > Am Beispiel Nahrungsaufnahme möchte ich das näher erläutern.
> > > > > >
> > > > > > Verspürt ein Mensch Hunger, so kann dieser "Hunger" mindestens
> >
> > zwei
> >
> > > > > > Gründe haben:
> > > > > > 1. Der Körper benötigt dringend Energiezufuhr
> > > > > > 2. Der Mensch fühlt ein Gelüst, eventuell sogar ohne wirklich
> > > > > > Energiezufuhr zu benötigen
> > > > > >
> > > > > > Im ersten Fall handelt es sich um objektiv meßbare Werte, die dem
> > > > > > Körper zugeführt werden müssen: Vom menschlichen Organismus
> > > > > > verwertbare Nahrungsmittel mit einem Brennwert von x Joule.
> > > > > > Dabei tritt Aussehen, Geschmack und Beschaffenheit der
> >
> > Lebensmittel
> >
> > > > > > in den Hintergrund.
> > > > > > Die objektive Werthaltigkeit besteht in der Energiemenge.
> > > > > >
> > > > > > Im zweiten Fall spielt der Brennwert der Nahrungsmittel eine eher
> > > > > > untergeordnete Rolle. Es zählt Geschmack, Aussehen,
> > > > > > Darreichungs-Ritual etc. Diese "Werte" sind nicht objektiv
> >
> > meßbar,
> >
> > > > > > also objektiv wertlos.
> > > > > >
> > > > > >
> > > > > > Jetzt wird mir sofort erwidert werden, daß doch die
> >
> > Werthaltigkeit
> >
> > > > > > über das Geld bzw. den Preis definiert wird, nicht über den
> > > > > > Brennwert. Dem ist entgegen zu halten, daß Geld ansich wertlos
> >
> > ist
> >
> > > > > > (vergl. Dilthey 2004, Götz Werner 2007). Wir begleichen also
> >
> > objektiv
> >
> > > > > > Wertloses mit Wertlosem.
> > > > > >
> > > > > >
> > > > > > Wie Bernd richtig ausgeführt hat, besitzt in der traditionellen
> > > > > > Volkswirtschaftslehre das Gut einen höheren monetären Wert, das
> >
> > knapp
> >
> > > > > > ist. Dieser höhere, monetäre Wert ist jedoch in Wirklichkeit
> >
> > wertlos,
> >
> > > > > > denn Geld ist ja auch wertlos. Der reale Wert besteht demnach
> > > > > > ausschließlich in der zur Herstellung eingesetzten Energie.
> > > > > >
> > > > > > Bedingt durch die Automatisation wurde die Knappheit der Güter
> > > > > > beendet; nahezu alle Produkte sind im Überfluß vorhanden.
> > > > > > Dadurch sinkt der Preis auf die mögliche Preis-Untergrenze. Und
> >
> > die
> >
> > > > > > ergibt sich, zumindest bei Vollautomatisation, im Wesentlichen
> >
> > durch
> >
> > > > > > den zur Produktion notwendigen Energie-Einsatz.
> > > > > >
> > > > > > Darin begründet sich auch das Sinken der Real-Löhne. Denn
> >
> > menschliche
> >
> > > > > > Arbeit ist objektiv nicht mehr wert, als die vom menschlichen
> >
> > Körper
> >
> > > > > > zur Produktherstellung sinnvoll eingesetzte Energie. Zumindest
> >
> > wenn
> >
> > > > > > die menschliche Tätigkeit automatisierbar ist.
> > > > > > Die Marxisten unter uns werden meine Kausalkette nicht zur
> >
> > Kenntnis
> >
> > > > > > nehmen wollen und sich auf Marx berufen.
> > > > > > Dem halte ich entgegen, daß die Arbeits-Wert-Thesen von Marx in
> > > > > > keiner Weise belegt und vor dem Hintergrund extremer
> >
> > Automatisation
> >
> > > > > > und höchstgradiger Arbeitsteilung von Marx überhaupt nicht
> >
> > beleuchtet
> >
> > > > > > sind. Vielmehr sah Marx Erwerbsarbeit als Umverteilungsfaktor an,
> >
> > was
> >
> > > > > > zu seiner Zeit problemlos möglich war.
> > > > > >
> > > > > >
> > > > > > Folgt man meiner Argumentationskette wird auch klar, warum z.B.
> >
> > die
> >
> > > > > > USA sich gegen den Klimaschutz so auflehnen.
> > > > > >
> > > > > > Streng davon zu trennen ist der "subjektive" Wert: "mir gefällt,
> >
> > ich
> >
> > > > > > möchte gerne haben ..." ohne wirklichem Brennwert für den
> >
> > Organismus.
> >
> > > > > > Subjektive Werte können wir uns ausschließlich leisten aus einem
> > > > > > Überschuß aus der objektiven Wertschöpfung:
> > > > > >
> > > > > > "Ich tausche x-KG Kartoffeln gegen y-KG Fleisch" funktioniert.
> > > > > > "Ich tausche Haareschneiden gegen Fensterputzen" funktioniert auf
> > > > > > Dauer nicht.
> > > > > >
> > > > > > Ein emanzipatorisches BGE durchbricht zwangsläufig "Dankbarkeit"
> >
> > und
> >
> > > > > > "Wertschätzung", denn es generiert sich ausschließlich aus
> >
> > objektiver
> >
> > > > > > Wertschöpfung. Und diese objektive Wertschöpfung besteht
> >
> > nachweisbar
> >
> > > > > > ausschließlich aus Energie-Transformation.
> > > > > >
> > > > > >
> > > > > > Wenn Bernd Hückstädt seinen Satz: "In so fern ist Dankbarkeit
> >
> > eine
> >
> > > > > > psychologische Grundvoraussetzung für die Einführung eines
> > > > > > bedingungslosen Grundeinkommens" umdreht, stimmen wir überein:
> > > > > >
> > > > > > "In sofern ist das BGE der Grundstein für Dankbarkeit!"
> > > > > >
> > > > > >
> > > > > > Liebe Grüße
> > > > > >
> > > > > > Matthias Dilthey
> > > > >
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