[Debatte-Grundeinkommen] Debatte-grundeinkommenNachrichtensammlung, Band 23, Eintrag 16

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Do Feb 8 15:32:44 CET 2007


Hallo Frau Eck!

Die Bildzeitung als Quelle für Ihren Frust zu nennen, finde ich persönlich
arg. Daß allerdings die Bildzeitung starken Einfluß auf unsere Gesellschaft
hat, sollte weitgehenst bekannt sein, weshalb ich die Quellenangabe wiederum
für sinnvoll halte. Ihr Link zeigte allerdings weniger das, was Sie im Text
nennen (wohl schon wieder "veraltet"). Aber ich möchte trotzdem einmal
untermauern, was Sie anprangern (ein Beispiel):

 * Laut sächsischem Abgeordnetengesetz bekommen alle Abgeordneten eine
Grundentschädigung von 4284 Euro monatlich. Dazu kommen diverse
Aufwandsentschädigungen wie eine Kostenpauschale von 1161 Euro sowie eine
Fahrtkostenpauschale von 645 Euro. Von diesen Geldern bestreiten die
Abgeordneten unter anderem Aufwendungen für die Wahlkreisarbeit und
Bürgerbüros.
* Eine weitere geldwerte Leistung ergibt sich durch die kostenlose
Beförderung aller Abgeordneten des Sächischen Landtages auf dem Liniennetz
der Deutschen Bahn in Sachsen.
* Neben meiner vergüteten Abgeordnetentätigkeit erhalte ich keinerlei
Zahlungen für Beschäftigungen außerhalb der Landtagsarbeit. Weitere
Tätigkeiten sind ehrenamtlich.

Quelle: http://www.juliabonk.de/de/glaeserne_abgeordnete.html

Die junge Dame ist 21 Jahre alt (Jahrgang 1986) und ich möchte (ohne Neid)
fragen, wer in dem Alter ein solches Gehalt bekommt. Wie viel muß jemand
arbeiten, um auf diese Summe zu kommen, bzw. wie viel müssen andere
arbeiten, um über Steuern dieses Gehalt zu bezahlen? Das Mädel studiert
nebenher. Nachzulesen auf ihrer Homepage. Ein Abgeordneter, so die
Rechtsprechung aus dem Jahre 1977, bekommen eine angemessene, ihre
Unabhängigkeit sichernde Entschädigung. So rechtfertigt es jedenfalls der
Bundestag (vgl. http://www.bundestag.de/mdb/mdb_diaeten/1333.html).

Aber gut - jammern kann jeder und ich halte es auch für falsch, sich solche
Beispiele herauszusuchen, um sich darüber aufzuregen. Ob es gerecht ist,
kann ich bei meinem Kenntnisstand nicht beurteilen. Da finde ich die Frage
von Ines Eck besser: was tut man (außer plaudern) damit es anders läuft?
Dabei will ich fragen, was denn anders laufen soll - und das heißt, daß man
sich informieren muß.

Ich für meinen Teil lese sehr viel, diskutiere mit Kollegen und Kunden, um
aufzuklären, Reaktionen zu erhalten und neues Wissen zu bekommen. Weiter
beteilige ich mich in Internetforen, bei WikiPedia und ich schreibe Referate
oder Artikel zum Thema. Aus der Ukraine ist das zwar nicht viel, was ich tun
kann, aber immerhin leiste ich dadurch einen Beitrag. Bei meinem letzten
Deutschland-Aufenthalt entschied ich mich ferner, in eine Partei
einzutreten, die meine Interessen und Meinungen am ehesten entspricht. Die
Größe der Partei war dabei unwesentlich - im Gegenteil, in den bekannten
Parteien ist ein Engagement viel schwieriger. Lieber helfe ich beim Ausbau
einer kleineren Partei mit, die noch nicht groß in der Öffentlichkeit
vertreten ist, als mich einem Mainstream anzuschließen und meine Interessen
zu verraten.

Daraus ergab sich, daß wir an einer Staatsphilosophie arbeiten, wie es in
manchen Büchern gefordert wird. Den meisten Parteien fehlt es nach dem
Zusammenbruch des Ostblocks an einer ideologischen Orientierung. Was im
Westen war, ist in meinen Augen nicht alles "gut" und was im Osten war, ist
in meinen Augen nicht alles "schlecht" - deshalb versuche ich die "guten
Ideen" herauszufiltern. Mein Leben in der Ukraine hilft dabei, z.B. den
Kommunismus (wie er gelebt wurde) besser zu verstehen. Man kann mich weder
dem linken politischen Spektrum zuordnen, noch dem rechten oder sonst
einem - ich stehe eher drüber und lege mich damit nicht fest. Wichtig ist
nur, daß es "jovial" (zum Wohle des Volkes) ist.

Eine Empfehlung, was andere tun können oder sollen, will ich nicht abgeben.
Ich für meinen Teil kann nur ruhigen Gewissens sagen, daß ich auf meine Art
versuche, Dinge zu ändern. Daß "Plaudern" alleine nicht viel bringt, ist mir
zwar klar, allerdings ohne "Programm" einfach etwas "tun" ist auch nicht der
richtige Weg. Ich bin schon froh, daß ich nicht mehr auf mich allein
gestellt bin, denn gemeinsam kann man mehr erreichen.

Soweit meine Antwort, was ich unternehme, daß es anders wird.

Jörg Drescher


----- Original Message ----- 
From: "Ines Eck" <ines.eck at textlandschaft.de>
To: <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
Sent: Thursday, February 08, 2007 11:25 AM
Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen]
Debatte-grundeinkommenNachrichtensammlung, Band 23, Eintrag 16


http://www.bild.t-online.de/BTO/news/startseite/nachrichten.html

Während wir um ein menschenwürdiges Existenzminimum betteln, teilen sich
Politiker Geld zu.
Was tut Ihr außer mir einander zu plaudern, dass das anders wird?

Herzlich ines eck
www.anwaelte-gegen-hartz4.de




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