[Debatte-Grundeinkommen] Das BGE und die Volkswirtschaft

Klaus-Dieter Birkholz kdbirkholz at yahoo.de
Do Feb 8 08:59:30 CET 2007


Hi Matthias,

danke für die Reaktion. Genau diese Punkte möchte ich ja klären, da für mich das Modell (sicher in Gedanken etwas detaillierter) schlüssig ist ;-)

Die Festlegung eines Warenkorbes, der den Grundbedarf definiert, sollte (zwar in kürzeren Abständen angepasst als bisher, aber) ähnlich erfolgen, wie es diesen bereits gibt. In diesem Warenkorb wird der Bedarf pro Person kontinuierlich und für jeden nachvollziehbar angepasst, so dass die Frage des Hauses oder der Mietwohnung praktisch nicht besteht. Ebenso fie Frage nach der Mobilität oder nach der Nahrungsmittelversorgung.

Auf Grundlage dieses Warenkorbes wird das BGE festgelegt. Damit ist es auch kurz nach dem Start des BGE relativ schnell möglich, das BGE an die Veränderungen anzupassen, denn es steht für mich außer Frage, dass schon kurz nach der Einführung gravierende Preisveränderungen möglich sind. (Deshalb nur möglich, da eben noch niemand Erfahrungen mit einem BGE hat)


Der Grundbedarf muss natürlich produziert/geleistet werden, aber wenn jeder diesen Grundbedarf per BGE finanziert bekommt, dann kann dieses nur durch eine wie auch immer geartete Besteuerung auf Luxus erfolgen. Sollte es wie gesagt eine einheitliche Steuer geben, so kann der Teil aus dem verbrauchten BGE der Bürger ja vollständig wieder in die Finanzierung des BGE fließen. Da die Kosten für ein Produkt/eine Dienstleistung aber eben nicht nur aus Steuern resultiert, sondern auch der Unternehmer seine Kosten gedeckt haben und einen Gewinn erwirtschaften möchte/muss, muss die Differenz aus den Steuern auf Luxus finanziert werden.

Sollte die Volkswirtschaftliche Gesamtproduktion steigen und damit der Luxusanteil (dazu gehören neben den greifbaren Produkten des Luxusbedarfs auch die von Dir genannten "Luftbuchungen"; ich würde Sie zu den Dienstleistungen zählen ;-) ), dann kann theoretisch das BGE erhöht werden. Sollte die Folge der Einführung eines BGE ein Produktivitätsabfall bewirken, so wird auch das BGE sinken.

Sind diese Erklärungen nachvollziehbar? Ich denke, dieses 'Modell' hat nicht so viele Ecken und Kanten, möchte jedoch nicht ausschließen, dass ich mich da täusche. Während dieser Diskussion möchte ich das Modell gerne gemeinsam mit der Liste vervollständigen, so sich der eine oder andere damit anfreunden kann.

Liebe Grüße
Klaus
 
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----- Ursprüngliche Mail ----
Von: Matthias Dilthey <info at psgd.info>
An: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
CC: Klaus-Dieter Birkholz <kdbirkholz at yahoo.de>
Gesendet: Donnerstag, den 8. Februar 2007, 02:08:59 Uhr
Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Das BGE und die Volkswirtschaft

Hallo Klaus,

Deine Darstellung kann ich leider nicht nachvollziehen.

Wohnen, das ist doch Grundbedarf, wird das zum Luxus, wenn ich mir ein Haus 
baue? Oder darf das Haus eine gewisse Größe und Lage nicht überschreiten?

Mobilität ist Grundbedarf. Ist das Auto nun Luxus? Mit einem Fahrrad oder 
Moped komme ich auch dahin, wo ich hinmöchte. Mit dem Zug auch. Ist erste 
Klasse Luxus oder Grundbedarf?

Essen ist Grundbedarf. Muß ich meine Lebensmittel bei Aldi kaufen oder darf´s 
auch Edeka sein? Oder darf ich eventuell sogar ins Restaurant?


Warum soll Grundbedarf sich nicht selbst finanzieren können? Warum soll jedoch 
der Luxusanteil den Grundbedarf (also das BGE) finanzieren können?

Wie ist das alles in Zusammenhang mit der Produktivität zu bringen?


Dein Ansatz hakt und klemmt an allen Ecken und Kanten ...


Prinzipiell ist die Finanzierung eines BGE über "Luftbuchungen", dazu zählen 
zum Beispiel Börsenkurse, möglich. Oder über den Wertschöpfungsansatz.

Den Luftbuchungsansatz erachte ich als sehr gefährlich, weil früher oder 
später diese Blase platzt.
Geht man den Weg über den Wertschöpfungsansatz, so muß erst mal geklärt 
werden, was Wertschöpfung ist.
Dabei wird man den Arbeitsbegriff zwangsläufig mitklären müssen.

Wenn ein Musik-Star ein Konzert gibt und dabei ein Stadion füllt, betreibt 
dieser Musiker Wertschöpfung?
Wenn dieser Musiker etliche Millionen CDs verkauft, ist das Wertschöpfung?

Ist der "Konsum dieses Musikers" Luxus oder Grundbedarf?



Matthias Dilthey





Am Mittwoch, 7. Februar 2007 19:37 schrieb Klaus-Dieter Birkholz:
> Hallo alle zusammen,
>
> dies ist mein erster Beitrag in dieser Liste. Ich lese schon seit geraumer
> Zeit mit, wenn ich mich auch noch nicht vorgestellt habe:
>
> Mein Name ist Klaus, Dipl. Wirtschaftsinformatiker mit einem Hang zur
> Volkswirtschaft und besonders die Finanzierung eines BGE in einer
> Volkswirtschaft ist für mich von großem Interesse. Ich strebe an, anderen
> Interessierten ein BGE möglichst einfach zu erklären ... auch dessen
> mögliche Finanzierung.
>
> Ich möchte gerne meine Sicht darauf hier zur Diskussion stellen und wünsche
> mir Eure Meinung dazu ...
>
>
> In einer Volkswirtschaft werden Güter und Dienstleistungen produziert, die
> wiederum in Grundbedarf und Luxus unterteilt werden könnten. Die
> Finanzierung eines BGE kann meines Erachtens nur aus der wie auch immer
> gearteten Besteuerung des Luxusanteils kommen, da der produzierte
> Grundbedarf sich selbst nicht finanzieren kann. (Nur zur möglichst
> einfachen Handhabung der Steuer sollte der Satz auch auf den Grundbedarf
> erhoben werden)
>
> Nehmen wir also an, dass in Deutschland (Europa/der Welt) genug Luxuswaren
> produziert werden, dass aus einer Besteuerung dessen die Finanzierung
> möglich ist, dann ist ein BGE umsetzbar (das nehme ich im Übrigen an),
> andernfalls ist die Produktivität der Menschen noch nicht weit genug
> fortgeschritten.
>
>
> Konkret stelle ich mir so, wie auch eines der hier diskutierten
> Finanzierungsmodelle lautet, eine Finanzierung über eine einzige Steuer
> vor, die auf Waren und Dienstleistungen erhoben wird. Fraglich sind aus
> meiner Sicht dann 2 Punkte: 1. Wie wird der Grundbedarf ermittelt und wie
> wird er an die 'aktuelle' Produktion angepasst? 2. Wie wird die eine Steuer
> angepasst, so dass der Grundbedarf weiterhin gedeckt werden kann?
>
> Wenn möglichst wissenschaftlich und natürlich unter Berücksichtigung von
> weitaus mehr Faktoren irgendwann nachgewiesen werden kann, dass so eine
> Finanzierung möglich ist, so denke ich, dass
>
> Das ich das Problem hier versuche, sehr vereinfacht darzustellen, ist wie
> gesagt durchaus beabsichtigt. Ich hoffe, die wesentlichen Einflussfaktoren
> von Seiten der Volkswirtschaft erkannt zu haben bzw. möchte gerne weitere
> von Euch erfahren.
>
>
> Liebe Grüße
> Klaus
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