[Debatte-Grundeinkommen] Grundauskommen

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Di Aug 7 05:15:26 CEST 2007


Hallo Juli und alle interessierten,

Danke für Deinen Beitrag, auf den ich antworten will, weil ich
ebenfalls der Meinung bin, daß "Grundeinkommen" nicht der richtige Begriff
für das ist, was es sein soll. Im Prinzip haben wir es hier mit
"Produktmarketing" zu tun und sind aufgefordert, einen passenden Namen für
das Produkt (Idee eines emanzipatorischen BGE) zu finden.

Die politischen Marketingstrategen haben "(bedingungsloses) Grundeinkommen",
"(solidarisches) Bürgergeld", "Kombilohn", "Mindeslohn" und sonstiges im
Programm. Hinter allem verbirgt sich eine Reform des Sozialsystems. Daß
Hartz nicht gerade die beste Idee war, liegt vielleicht auch daran, daß sich
viele an Bibi-Blocksberg und etwas Schwarzmagisches erinnert fühlen ;-)

"Grundauskommen", wie Du es vorschlägst, gibt dem Kind nochmals einen neuen
Namen, beschreibt allerdings gleichfalls eine Reform des Sozialsystems.

Allen diesen Vorschlägen ist gemein, daß das "soziale des Systems"
anhaftet und "Notlindernd" gemeint ist. Geht es aber tatsächlich darum? Ist
es nicht vielmehr eine Beteiligung am gesamtvolkswirtschaftlich
Erwirtschafteten? Ich brachte deshalb mal den Dividendenbegriff mit
"Staatsdividende" zur Sprache. Allerdings unterstreicht das ein Stück weit
den kapitalwirtschaftlichen Gedanken (Dividenden werden von
Aktiengesellschaften bezahlt). "Bürgerbeteiligung" paßt auch nicht so
richtig; "Volksbeteiligung" hat mir etwas zu kommunistisches an sich.

Den Menschen geht es nicht darum, ein "Grundeinkommen" zu bekommen (im
Sinne: "Einkommen fürs Nichtstun" - was durch den Begriff suggeriert wird),
sondern - da gebe ich Deinem Begriff eher vorrang - um ein gesichertes
Auskommen. Doch bei "Grundauskommen" sind nur drei Buchstaben anders - jeder
wird merken, daß es um "Grundeinkommen" geht und so wird sich wieder jeder
"bezahlt" fühlen. "Prämie" ist da auch nichts (z.B. "Humanprämie"), weil
damit suggeriert wird, daß es ein "Preis" sei, "human" zu sein - aber
"Menschsein" ist eine Tatsache!

Meiner Meinung nach brauchen wir einen Begriff, der die Beteiligung
unterstreicht, aber nicht das Bezahlen (Einkommen heißt heute eben: bezahlte
Arbeit). Es hilft auch nicht, wenn man das ganze als "emanzipatorisches BGE"
mit neuen Eigenschaftswörtern retten will.

Da könnte man einen Marketingfachmann beauftragen, der etwas geeignetes
findet. Unter anderem auch unter dem Globalisierungsaspekt, denn schließlich
sollte der Begriff auch in anderen Ländern so verstanden werden, wie er
gemeint ist.

Ich hoffe, ich habe Dir nun nicht Deine Domain-Registration zu sehr in Frage
gestellt! Das lag nicht in meiner Absicht! Vielmehr wollte ich Dir
aufzeigen, wie wichtig die Wortwahl ist - in der Wirtschaft gibt man
verdammt viel Geld für den Produktnamen aus, weil davon unter anderem der
Absatz abhängt. Noch komplizierter wird es mit der "Cooporate Identity",
wobei Matthias und ich mit "Jovialismus" zufrieden sind (außer, daß sich
englischsprechende Leute wohl darüber totlachen werden).

Vielleicht hat ja jemand eine Idee, wie das "joviale Wirtschaftssystem" am
ehesten beschrieben werden soll?


Herzliche Grüße aus Kiew,

Jörg




----- Original Message ----- 
From: "Juli" <juli at 180-grad.net>
To: <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
Sent: Saturday, August 04, 2007 11:22 PM
Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Grundauskommen


hallo!

ein versuch, einige anregungen aus der debatte rund um das
"bedingungslose grundeinkommen" aufzugreifen und weiterzudenken, ist das
konzept des "grundauskommen". dazu gibt es jetzt eine website unter

www.grundauskommen.net

darüber hinaus gibt es ein weblog zum grundauskommen unter

http://grundauskommen.blogsport.de

auf letzterem ist eine regelmäßige und kontinuierliche debatte mit
vielen beiträgen zu thema angedacht.

bunte grüße,

juli




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