[Debatte-Grundeinkommen] soziales versus joviales Verhalten

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Mi Aug 1 10:22:09 CEST 2007


Hallo zusammen,

hiermit möchte ich eine Überlegung vorstellen, die sich auf das Verhalten
bezieht. Es geht um die Auffassung von "sozial". Eine politische
Interpretation von "sozial" bedingt auch die rechtliche Praxis. Wie ich mal
aufführte, definierte ich Rechte und Gesetze als verankerte Moral- und
Ethikvorstellungen einer Gesellschaft.

"Sozial" im rechtlichen Sinne bedeutet (Interpretation):
ich muß um "Hilfe" bitten und nachweisen, daß ich sie benötige, damit mir
jemand hilft
(vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Sozial)

Deshalb verwendet Matthias und ich den Begriff "jovial":
mir ist bekannt, daß der andere "Hilfe" benötigt und biete sie ihm ohne
Bittstellung

Die Krux an der Geschichte ist, daß bei "jovial" davon ausgegangen wird, daß
jeder "Hilfe" gebrauchen kann, selbst wenn er sie nicht haben will (das
merkt man hier an einigen Diskussionen). Der Umkehrschluß und die
Pauschalisierung davon ist, daß dieser "Unwille" auf alle übertragen wird
und sich daraus das Sozialverhalten (wer bittet und wirklich Hilfe braucht
bekommt) ergibt; das "Jovialverhalten" wiederum interessiert sich nicht
dafür, was mit dem "Hilfsangebot" geschieht - ist also absolut
zweckungebunden. Dem Sozialverhalten liegt ein Zweck zugrunde (Linderung von
Not).

"Jovial" wird oft auch als "von oben herab" (überhebliche Gönnerhaftigkeit)
gebraucht. Das ist hier vielleicht auch angebracht, denn in diesem Fall
würde das "Jovialverhalten" heißen: Es ist mir egal, ob das "Hilfsangebot"
allgemein gebraucht wird, solange das "Hilfsangebot" AUCH von denen
angenommen wird, die "Hilfe" brauchen.

Nichts schlimmeres allerdings, wenn mir jemand helfen will, weil er meint,
es besser zu wissen! Deshalb ist die "Hilfe" auch ein Angebot, das
gleichfalls ausgeschlagen werden kann. Außerdem muss das Angebot die
Möglichkeit zur Hilfe enthalten, denn es ist noch schlimmer, wenn mir jemand
helfen will, der es gar nicht kann!

Diese Überlegungen sind Grundlage des Jovialismus und erklären vielleicht
auch unsere Position zum BGE.

Viele Grüße aus Kiew,

Jörg (Drescher)




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