[Debatte-Grundeinkommen] FW: Widerspruch zur Erklärung des SprecherInnenkreises

luis.carlos at email.de luis.carlos at email.de
Do Sep 14 17:44:32 CEST 2006



In der Anlage habe ich nichts über die Höhe des bGE gelesen, nur dass es bedingungslos sein soll. und meine forderung ist, keine steuern nur mehrwertsteuer ausreichendes bGE, damit Artikel 1 GG verwirklicht wird.

axel tigges

 

Guten Tag,

in der Erklärung des SprecherInnenkreises schreibt man, 
dasGrundeinkommen nach den Vorstellungen dieses Kreises hätte sich in derÖffentlichkeit durchgesetzt.
Es solle ohne Prüfung und ohneArbeitszwang an jedermann ausgezahlt werden.
Dem widersprecheich.
Die sehr wohl berechtigten Argumente gegen eine Alimentierungoder nennen wir es eine "Zahlung von Almosen" an MillionenMenschen finden bei der Erklärung des o. gen. Kreises keineBerücksichtigung. 

1.Ignoriert wird, dass es zumMenschenrecht auf Teilhabe am sozialen Leben auch gehört, sich tätig indie Gemeinschaft einzubringen.
Das aber wird - unter den gegebenengesellschaftlichen Bedingungen - mit einem Grundeinkommen, wie dieSprecherInnen es beschreiben, nicht für alle Menschen möglich sein.

2. Ignoriert wird, dass es sich bei der von den SprecherInnenvorgestellten Zahlung um eine Almosenzahlung handelt, die die Menschenwürde der so alimentierten Menschen verletzt.

3.Ignoriert werden die gesellschaftlichen Gefahren, die mit einerbedingungslosen Alimentierung verbunden sind und auf die ich bereitsmehrfach hingewiesen habe, z.B. Neid auf die Empfänger, der sichernichts Gutes bewirkt - wie man an der früheren Situation vonSozialhilfeempfängern und deren Diskriminierung sehen kann; beim ALG 2sieht es ähnlich aus: siehe F. Münteferings Ausspruch: "Wer nichtarbeitet, sol auch nicht essen" oder die jüngsten Vorschläge des sogenannten Sachverständigenrates zur Kürzung der Bezüge der ALG 2Empfänger um 30 Prozent.
Die Empfänger der Almosen werden zumSpielball und Sündenbock parteipolitischer - bzw. machtpolitischerInteressen werden.

4. Die bedingungslose Alimentierung vonMillionen Menschen wird diese - wie im Mittelalter - zu Bettlern an denKüchentüren der Reichen machen und ihnen - den Almosenempfängern - dengleichen sozialen Status wie den Bettlern gewähren.

5. Trotzdes Grundeinkommens werden die Menschen nichts oder nur sehr wenig zutun haben; ihre sozialen Kontakte werden sich nach Null entwickeln; siewerden sozial isoliert sein und zudem ausgegrenzt aus der erwerbstätigenBevölkerung - mit allen bedauerlichen Folgen.

6. Dass es eineder schlimmsten und schwersten Strafen in der Geschichte der GattungMensch war und ist, aus dem Leben der Gemeinschaft ausgeschlossen zusein, wird auch ignoriert. Dieser Ausschluss aus dem Leben derGesellschaft aber wird die Folge des bedingungslosen Grundeinkommensohne Mitarbeit sein.

Vielleicht wollen Sie ja alle eineKlassengesellschaft, die sich in Arbeitsplatzbesitzer und Erwerbslosegliedert? Dann sollten Sie das auch sagen.
Vielleicht wollen Sie jaden Ausschluss von Millionen Menschen aus der Gesellschaft, wie es dasdeutsche Bildungssystem bereits erfolgreich praktiziert? Dann solltenSie das auch sagen.

7. Die Arbeitsteilung, die in dieserGesellschaft die Grundlage vieler Produktionsvorgänge und aller Lebensverhältnisse ist, wird hier ad absurdum geführt. Niemand hier inDeutschland lebt ausschlöießlich von den Produkten seiner eigenenArbeit; sondern alle sind auf die Arbeitergebnisse anderer Menschen, dieman nicht einmal kennt, angewiesen. Die Lebensmittel und andere Güterwachsen nicht in Supermarktregalen. Aber auch diesen Tatbestandignorieren Sie. 

Wenn die SprecherInnen des NetzwerkesGrundeinkommen alle sich partout hier als Gutmenschen ohne Blick für dieWiderwärtigkeiten und Gefahren menschlichen Tuns hinstellen wollen.,bitte sehr. 
Aber sage niemand, ich hätte nicht davor gewarnt. 

Ich bin auch für ein Grundeinkommen ohne Bedürftigkeitsprüfung.Aber dies alleine - eben eine Almosenzahlung an die Menschen - wird dieProbleme von uns selbst, die unserer Mitmenschen und die dieserGesellschaft nicht lösen.
 
Was machen Sie z.B. mit denLeuten, die auf Grund ihrer Arbeitsbelastung im Job langsam aber sicherausbrennen? Sollen die weiter machen wie bisher oder soll man ihnennicht lieber eine Pause zur Erholung gönnen?
Werden diese Leutedann aber ihre Kredite weiter zahlen können, wenn sie eine Jobpausemachen und nur vom Grundeinkommen leben wollen? Wie wollen Sie denFamilien mit Kindern helfen? 
Wie den alleinerziehenden Müttern undVätern, die ihren begabten Kindern ein ordentliche Ausbildungermöglichen wollen?

Und eine vorläufig letzte Frage:
Wiewollen Sie den Respekt vor allen Menschen gewährleisten, wenn Sie siezu Almosenempfängern degradieren? 

MfG Klaus Jäger
cluster1.eu
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