[Debatte-Grundeinkommen] Debatte-grundeinkommen Nachrichtensammlung, Band 20, Eintrag 3

axel.tigges at web.de axel.tigges at web.de
Fr Nov 3 16:51:08 CET 2006




Götz Werner wählt einen anthroposophischen Ansatz

Bischof Ludwig Schwarz wählt einen christlichen Ansatz

Hier wird ein marxistischer Ansatz gewählt

Dann gibt es noch einige andere esoterische Ansätze

alle führen zu den selben Ergebnis: Bedingungsloses Grundeinkommen für jeden

das ist doch genau das was bisher nicht gelungen ist, nun ist es möglich. 

 

Das ist doch genau was wir brauchen, ein Konzept, was über alle Ideologien hinaus gültig ist. 

Das können uns Politiker nicht liefern, das müssen wir selber tun. 

Martin Luther King war für das Bürgergeld und hat viele Bürger bewegt, 

Wir steuern darauf zu, Grundeinkommen erscheint unter Goggle schon 690.000 Mal ein Zeichen für wachsendes Interesse im deutschsprechenden Raum.

Die Säle und Kirchen sind voll, wo Götz Werner auftritt, die Zeitungen berichten häufiger positiv, die linke Presse, wie die TAZ tut sich noch schwer, warum weiß ich noch nicht. 

Doch es gibt ja Gruppen die fürchten das bedingungslose Grundeinkommen.

Politiker, Gewerkschaften, Unternehmerverbände, sie befürchten Machteinbußen, was ja auch sein kann, wenn die Bürger an der Basis sich selbst besser organisieren können, scheinen diese Gruppen überflüssiger zu werden. Deshalb ist das Ringen noch nicht zu Ende, für mehr Freiheit und Selbstbestimmung. 

Doch Meinungen einfach herunter machen hilft keinem, vielleicht wären genauer die gemeinsamen Punkte herauszuziehen, damit sichtbar wird, letztendlich wollen wir alle das Gleiche, aus unserer Sorglosigkeit heraus, Großartiges leisten zu können, so wie das sehr deutlich unter www.lazyway.de [http://www.lazyway.de] dokumentiert wird. Die ewigen Jammerer haben noch nie etwas bewegt, hier geht es um Initiative. Wer verteilt z.B. in Kirchen die Meinung des Bischofs Ludwig Schwarz? http://www.dioezese-linz.at/redaktion/index.php?action_new=Lesen&Article_ID=33091 [http://www.dioezese-linz.at/redaktion/index.php?action_new=Lesen&Article_ID=33091] Damit jeder Pfarrer und Pastor das von der Kanzel verkünden kann, es ist möglich Matth.6,19-34 zu leben, es ist kein Traum, der Priester kann mit Bürgergeld seine persönliche Meinung vertreten, und muss nicht mehr das sagen, was die Oberen von ihm, gegen seinen inneren Willen, erwarten. So gibt es so viele Möglichkeiten Informationen weiterzuleiten, Menschen persönlich anzusprechen, die dabei helfen, das weiterzugeben. 

mit vielen grüßen 

axel tigges

 


 

florian at hoffmannlaw.de>




Hallo,

ich möchte nicht dauernd in Erinnerung gebracht bekommen, wie der Weg zum
Sozialismus geht! Mit derlei Ideologien möchte ich nichts mehr zu tun haben.
Ideologien sollten wirklich allmächlich in der Mottenkiste der Geschichte
verschwinden!

Unser Thema hier heißt: Wo ist der Weg zum BGE? und sonst gar nichts!

Oder heißt diese eMail-Adresse etwa
debatte-sozialismus at listen.sozialismus.de? Ich denke nicht.

Florian Hoffmann





>
> > ----- Original Message -----
> > From: Karl-Heinz Thier
> > To: G E K - Debatte
> > Sent: Friday, October 27, 2006 9:16 AM
> > Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Aktivierung, Miteinander und Lust
> >
> >
> > Hallo,
> >
> > Für die Neuhinzugekommenen hier noch mal zur Erinnerung:
> >
> > Ein Weg zum Sozialismus
> >
> >
> >
> > Es gibt eine Alternative zum Kapitalismus. Wenn wir uns darauf einigen
> > können, dass eine sozialistische Gesellschaft charakterisiert wird durch
> > Demokratie, gutes Leben, individuelle Freiheit und Solidarität
> mit allen,
> > die auch nicht mehr wollen. Wenn es für uns evident ist, dass ein
> > Fortbestand des Kapitalismus eine Katastrophe für die
> Menschheit bedeutet und dass
> > seine Wurzeln zurückreichen bis zum Beginn des Patriarchats, also zum
> > Begriff des Eigentums (die Frau als Eigentum des Mannes), aus dem sich
> > notwendigerweise Tauschverhältnisse, Geld, Macht, Staat,
> ökonomischer Wettbewerb,
> > Wirtschaftswachstum, Kapitalismus, Faschismus entwickelt haben.
> >
> >
> >
> > 70 % des EU-Handels ist EU-Binnenhandel. Wenn dieser gegen 100 % geht,
> > sind wir von der Weltkonjunktur nicht mehr abhängig und können
> ein eigenes
> > Wirtschaftssystem schaffen, aufgebaut auf Regionalisierung und
> Subsistenz.
> > Es ist nicht mehr notwendig, einen Joghurt vom Allgäu nach
> > Norddeutschland zu transportieren und umgekehrt. Es ist nicht
> mehr notwendig, mehr zu
> > produzieren, als jedeR für ein gutes Leben braucht. Es ist nicht mehr
> > notwendig, Menschen zentral zu regieren; sie können ihr Leben
> dezentral selbst in
> > die Hand nehmen mittels Nachbarschaftsräten, Stadtteilräten,
> > Stadträten, Regionalräten, demokratisch von unten nach oben
> gewählt und jederzeit
> > abwählbar. Wie soll das in die Wege geleitet werden?
> >
> >
> >
> > Der Druck der deutschen Bevölkerung auf ihr bürgerliches Parlament
> > wird so stark, dass dieses nicht umhin kann, ein bedingungsloses
> > Grundeinkommen von 1500 ? netto monatlich zu beschließen;
> ähnliches passiert in
> > anderen EU-Staaten. Jetzt geschieht für einen Ökonomen
> Unvorstellbares: Ein
> > Aufatmen geht durch das Land. Viele arbeiten ?ehrenamtlich?. Wer auf
> > Luxus nicht verzichten kann und hochqualifiziert ist, kann sich
> zu seinem
> > Grundeinkommen noch etwas ?hinzuverdienen?. Der Einwand von
> Ökonomen, mit
> > einem bedingungslosen Grundeinkommen von 1500 ? netto monatlich sei das
> > ganze deutsche Bruttosozialprodukt aufgebraucht, das noch keiner
> > erwirtschaftet habe, ist also hinfällig. Eine neue Regierung wird
> > Subsistenzwirtschaft fördern, also Kooperativen,
> selbstverwaltete Produktionen,
> > selbstverwaltete Wohnprojekte, selbstverwaltete Schulen,
> selbstverwaltete
> > Dienstleistungsprojekte, die sich in solidarischen Netzwerken
> eines gutes Lebens
> > versichern, ohne auf Tauschverhältnisse angewiesen zu sein,
> also eines Tages
> > sagen: ?Danke, Staat, wir brauchen das Grundeinkommen nicht
> mehr. Du kannst
> > gehen.? Unvorstellbar für einen Ökonomen. Wenn ein Mensch ausgeschlafen,
> > gut gegessen hat, will er seinen Mitmenschen nützlich sein. Ohne eine
> > Gegenleistung zu erwarten, wenn er sich keine Sorgen um ein
> Dach über dem
> > Kopf und um sein täglich Brot machen muss, d.h. wenn er ein
> bedingungsloses
> > Grundeinkommen von 1500 ? netto monatlich erhält. Ja, die Bevölkerung in
> > Deutschland wird deutlich mehr produzieren, als sie für ihre Subsistenz
> > braucht. Den Erlös daraus lässt sie den Ländern der Dritten Welt zugute
> > kommen, die ebenfalls die Subsistenzwirtschaft, Demokratie, gutes Leben,
> > individuelle Freiheit und Solidarität gewählt haben. Ein ganz schöner
> > Batzen, wenn das in der EU Schule macht. Unvorstellbar für
> einen Ökonomen.
> >
> >
> >
> > Dabei unterstellen wir, dass dies die den Menschen gemäße Form des
> > Lebens ist und die Menschen erst durch den Kapitalismus psychisch so
> > beschädigt werden, dass sie glauben: ?Demokratie und
> Kapitalismus sind kein
> > Widerspruch in sich. Der Kapitalismus lässt sich zähmen.? Ein
> > bedingungsloses Grundeinkommen ist quasi die Arznei, mit der
> dieser Schaden sich beheben
> > lässt. Sie hebt das Leistungsprinzip als Grundprinzip einer Gesellschaft
> > auf. Das Leistungsprinzip ist nicht das Grundprinzip sozialistischen,
> > sondern kapitalistischen Denkens. Im sozialistischen Reich der
> Freiheit ist
> > genug für alle da, so dass nichts geleistet werden muss, aber
> gerade deshalb
> > sehr viel geleistet wird. Eine Dialektik, die für einen Ökonomen
> > unvorstellbar ist. Grundprinzip einer sozialistischen
> Gesellschaft ist: JedeR muss
> > sich sinnlich wohl fühlen in seiner/ihrer individuellen Entwicklung. Wir
> > entziehen uns möglichst dem Kommerz durch Selbstversorgen und Teilen.
> > Menschliche Beziehungen sind keine Handelsbeziehungen.
> Menschen, denen man/frau
> > vertrauen kann, kann man/frau nicht kaufen.
> >
> >
> >
> > Für Deutschland z.B. könnte der Weg zu einer sozialistischen
> > Gesellschaft in drei Stufen zurückgelegt werden:
> >
> >
> >
> > 1. In der ersten Stufe würde sich eine Mehrheit von WählerInnen
> > finden für eine Regierung, die 1500 ? netto monatlich für jedeN in
> > Deutschland garantiert. Die Erwerbsarbeit für Menschen mit
> einem Vermögen von
> > 250.000 ? und für DoppelverdienerInnen mit über 50.000 ? im Jahr
> > verbietet. Die nur noch ein Höchsteinkommen von 15.000 ? brutto
> monatlich
> > erlaubt. Die Bundeswehr, Geheimdienste, Rüstungsproduktion und
> Subventionen
> > für Produkte abschafft, die unsere europäischen und außereuropäischen
> > Partner billiger produzieren, die also nicht nur von Partnerschaft und
> > Arbeitsteilung redet, sondern auch danach handelt. Die
> spekulative Gewinne hoch
> > besteuert und eine Ausgleichsabgabe von Besserverdienenden
> verlangt. Die bei
> > Kapitalflucht Grund und Boden konfisziert. Die keine staatlichen Gelder
> > mehr an Kirchen und Parteien zahlt. Die den Bundestag und die
> Bundesregierung
> > verkleinert und den Beamtenstatus abschafft. Die Atomenergie verbietet.
> > Die die Produktion und Nutzung privater Autos nicht fördert, sondern im
> > Gegenteil eine Maut verlangt auch für Pkws auf Bundesstraßen
> und Autobahnen.
> > Die ARD und ZDF privatisiert, weil diese keine Alternative mehr zu den
> > privaten Medien darstellen. Die diverse
> Bundesforschungsanstalten auflöst und
> > die Subventionierung privater Wirtschaftsforschungsinstitute
> streicht, weil
> > die Unternehmen ihre Forschung und Entwicklung selbst bezahlen
> sollen. Die
> > das Weltraumprogramm streicht. Die die Agrarexporte der Europäischen
> > Union nicht mehr subventioniert. Die das Flugbenzin besteuert.
> Die die 100 Mio
> > ? für Sandaufspülungen auf Sylt streicht, solange die Industriestaaten
> > ihren Ausstoß von Treibhausgasen nicht wesentlich unter das Niveau von
> > 1990 senken. Die den Bundespräsidalsitz in Bonn auflöst. Die eine
> > Verschwendung öffentlicher Gelder verhindert und mehr Personal für
> > Betriebsprüfungen, für das Verfolgen von Steuerhinterziehung
> und Falschparken einstellt.
> > Geld ist in Deutschland also genug da. Wenn das Volk es so
> will, wird es so
> > gemacht. Viele sind dann bereit, in selbstbestimmtem Maß ehrenamtlich zu
> > arbeiten. Viel Frust und damit viel Konsum von Unnötigem sind
> dann aus den
> > Menschen genommen. Viel Geld bleibt übrig, um die terms of trade
> > ausgewählter Länder der Dritten Welt zu stützen. Viel Kraft wird im Volk
> > freigesetzt. Die Regierung ermuntert es, seine Sache selbst in
> die Hand zu nehmen.
> > Sie fördert das kollektive, selbstverwaltete Wohnen und lässt den
> > Wohnungs- und Grundstücksmarkt so lange bewirtschaften, bis
> alle Immobilien in
> > Genossenschaftseigentum übergegangen sind. Sie trennt Staat und
> Schule und
> > verlangt nur noch einen Unterrichtsnachweis; sie fördert freie,
> > selbstverwaltete Schulen, wo die SchülerInnen selbst bestimmen,
> was sie wann wo bei
> > wem und wie lernen wollen. Wer in Deutschland zur Welt kommt, wird
> > deutscher Bürger, auch wer fünf Jahre hier lebt; jährlich
> Einwanderungsquoten
> > werden gesetzlich festgelegt. AkademikerInnen werden FacharbeiterInnen
> > gleichgestellt. Kleine und mittlere Unternehmen werden gefördert. In der
> > europäischen Währungsunion darf es kein Gefälle, keine
> Hierarchie geben.
> >
> > 2. In einer zweiten Stufe wird diese Gesellschaft dann dynamisch
> > gemischtwirtschaftlich organisiert: Private Unternehmen, die Monopole zu
> > werden drohen (vielleicht bei einem Marktanteil von 30 %), werden in
> > genossenschaftliche umgewandelt. Genossenschaftliche
> Unternehmen, die zu verkrusten
> > drohen, werden privatisiert. Da sowieso immer mehr nationale
> Kompetenzen an
> > Brüssel abgegeben werden, organisieren sich die Menschen in der
> > Europäischen Union regional in dem Freistaat Bayern, dem
> Freistaat Sachsen,
> > Katalonien, Breizah, Baskenland, Schottland, Wales, Galizien
> und was sich sonst noch
> > zusammentun will. Parallel zu deutschen Parlamenten werden Runde Tische
> > auf jeder Ebene installiert: Nachbarschaftsräte, Stadtteilräte,
> Stadträte,
> > Bezirksräte, Landräte. Auf der untersten Ebene kann jedeR AnwohnerIn
> > teilnehmen; jede Ebene delegiert VertreterInnen in die nächste
> Ebene. Diese
> > können jederzeit abgewählt werden. Die Runden Tische dienen der
> > Willensbildung des Volkes; wo der Wille des Volkes divergiert
> vom Willen des
> > jeweiligen Parlaments, muß dieses sich damit auseinandersetzen.
> Aus der UNO wird
> > eine Polizeiorganisation, die von Amts wegen mit ihrem Gewaltmonopol
> > eingreifen muß, wo politische Konflikte zwischen Völkern
> irrational, d.h. mit
> > Gewalt, ausgetragen werden.
> >
> > 3. In einer dritten Stufe wird die ganze Erde nach dem Prinzip
> > Selbstversorgen und Teilen organisiert. Z.B. werden alle auf der Erde
> > benötigten Schiffe nur noch in Indonesien, Korea und auf der
> Meyer-Werft in
> > Papenburg gebaut. Andere Produkte, von denen diese Orte
> abhängig sind, werden an
> > anderen Orten der Erde hergestellt.
> >
> >
> >
> > Wir haben hier den Weg zu einer Alternative zum Kapitalismus nur
> > skizziert, die selbstverständlich offen ist für weitere
> Einwände. Niemand soll
> > und kann damit jedoch missioniert werden. Wenn die Menschen
> kein Bedürfnis
> > nach einer alternativen Lebensweise haben, kann mensch sie dazu nicht
> > zwingen. Sie haben dieses Bedürfnis erst, wenn sie sinnlich
> erfahren haben:
> > Demokratie und Kapitalismus sind ein Widerspruch in sich.
> Kapitalismus lässt
> > sich nicht zähmen.
> >
> >
> >
> > Karl-Heinz Thier
> >
> > www.kthier.de
> >
> >
> >





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Message: 2
Date: Thu, 2 Nov 2006 21:54:04 +0100
From: "Florian Hoffmann" <florian at hoffmannlaw.de>
Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Debatte-grundeinkommen
Nachrichtensammlung, Band 20, Eintrag 2
To: <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
Message-ID: <NGBBIMABILIFJCOFLLDEKEPNFHAA.florian at hoffmannlaw.de>
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Liebe Listis,
lieber Rüdiger,

uns' Charly war ein ehrenwerter Mann und sicherlich ein ernstzunehmender
Wissenschaftler, aber das, was Du uns da vorsetzt, hat nun wirklich nichts
mehr mit unserer Arbeitswelt hier zu tun, ist doch wahrlich keine
Beschreibung der Realität von heute in Europa mehr, es sei denn, man meint
die Fabrikarbeit in China, Bolivien oder Bangladesh und die Kinderarbeit in
Indien, Slums im Kongo oder die Verhältnis auf Zuckerplantagen in Brasilien
(völlig unvollständige Aufzählung).

Ich habe als Begründung ein paar Anmerkungen zwischen die Zitate gefügt:

>
> "Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das
> durch Not und äussere Zweckmässigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt
> also in der Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen
> materiellen Produktion."
>
> Aus : Das Kapital Bd. III


FH: Die Zeiten haben sich gewandelt: Der Natur der Sache nach existiert
heute die Freiheit millionenfach in der Sphäre der eigentlichen Produktion,
wenn ich nur an (was nicht immer der Fall ist:) glückliche Lehrer,
glückliche Ärzte, glückliche Vertriebsleute, glückliche Kellner, glückliche
Beamte, glückliche Zeitungsmacher, Redakteure und auch Leute in der
Produktion von Lebensmitteln (auch: Bauern) denke, die ich selbst kenne oder
erlebt habe. Das Reich der Freiheit steckt auch in der Arbeit. Arbeit ist
auch Selbstverwirklichung. Das BGE soll von Frohnarbeit befreien, und/oder
dafür sorgen, dass diese Arbeiten angemessen entlohnt werden.


>
> "Man hat eingewendet, mit der Aufhebung des Privateigentums werde alle
> Tätigkeit aufhören und eine allgemeine Faulheit einreissen. Hiernach
> müsste die bürgerliche Gesellschaft längst an der Trägheit zugrunde
> gegangen sein; denn die in ihr arbeiten, erwerben nicht, und die in ihr
> erwerben, arbeiten nicht."
>
> Aus: Marx/Engels: Mainifest der kommunistischen Partei


FH: Letzteres ist heute bei uns so nicht mehr der Fall, sonst hätten sich
nicht Millionen abhängig Beschäftigter ihren - wenn auch manchmal nur -
bescheidenen Wohlstand mit eigenem Auto und Häuschen aufbauen können.
Deshalb sollte die Aufhebung des Privateigentums heute kein Thema mehr sein.
Privateigentum ist Ausdruck und wesentlicher Bestandteil der
Selbstverwirklichung. Was das Privateigentum an Produktionsmitteln angeht,
so gibt es auch dort - bei aller Tendenz zur Konzentration bei großen
Produktionseinheiten - die Tendenz zur breiten Streuung des Vermögens in
Form selbständiger kleiner Einheiten. Wir nennen diese Leute heute
Mittelstand. Sie sind die tragende Säule unserer Wirtschaft. Und gerade dort
kann ich nicht sehen, dass die, die dort erwerben, nicht auch selbst
arbeiten. Kein Scherz: Wer selbständig ist, arbeitet selbet und arbeitet
ständig. Das ist jedenfalls der Normalfall.


>
> "Es ist eins der grössten Missverständnisse, von freier,
> gesellschaftlicher menschlicher Arbeit, von Arbeit ohne Privateigentum
> zu sprechen. Die "Arbeit" ist ihrem Wesen nach die unfreie,
> unmenschliche, ungesellschaftliche, vom Privateigentum bedingte und das
> Privateigentum schaffende Tätigkeit. Die Aufhebung des Privateigentums
> wird also erst zu einer Wirklichkeit, wenn sie als Aufhebung der Arbeit
> gefasst wird."
>
> Aus: Über Friedrich List
>


FH: Die Aufhebung von Arbeit und Privateigentum ist das Ende der
Verantwortlichkeit für irgendetwas, das Ende des Bemühens, des Einsatzes für
eine Sache, das Ende der Lebensform, die wir für erstrebenswert erachten -
auch mit Hilfe eines BGE.





> "Die Betätigung der Arbeitskraft, die Arbeit, ist aber die eigene
> Lebenstätigkeit des Arbeiters, seine eigne Lebensäusserung. Und diese
> Lebenstätigkeit verkauft er an einen Dritten, um sich die nötigen
> Lebensmittel zu sichern. Seine Lebenstätigkeit ist für ihn also nur ein
> Mittel, um existieren zu können. Er arbeitet, um zu leben. Er rechnet
> die Arbeit nicht selbst in sein Leben ein, sie ist vielmehr ein Opfer
> seines Lebens. Sie ist eine Ware, die er an einen Dritten zugeschlagen
> hat. Das Produkt seiner Tätigkeit ist daher auch nicht der Zweck seiner
> Tätigkeit. Was er für sich selbst produziert, ist nicht Seide, die er
> webt, nicht das Gold, das er aus dem Bergschacht zieht, nicht der
> Palast, den er baut. Was er für sich selbst produziert, ist der
> Arbeitslohn, und Seide, Gold, Palast lösen sich für ihn aus in ein
> bestimmtes Quantum von Lebensmitteln, vielleicht in eine Baumwolljacke,
> in Kupfermünze und in eine Kellerwohnung. Und der Arbeiter, der zwölf
> Stunden webt, spinnt, bohrt, dreht, baut, schaufelt, Steine klopft,
> trägt usw. ? gilt ihm dies zwölfstündige Weben, Spinnen, Bohren, Drehen,
> Bauen, Schaufeln, Steinklopfen als Äusserung seines Lebens, als Leben?
> Umgekehrt. Das Leben fängt da für ihn an, wo diese Tätigkeit aufhört am
> Tisch, auf der Wirtshausbank, im Bett. Die zwölfstündige Arbeit dagegen
> hat ihm keinen Sinn als Weben, Spinnen, Bohren usw., sondern als
> Verdienen, das ihn an den Tisch, auf die Wirtshausbank, ins Bett bringt.
> Wenn der Seidenwurm spänne, um seine Existenz als Raupe zu fristen, so
> wäre er ein vollständiger Lohnarbeiter."
>
> Aus: Lohnarbeit und Kapital
>


FH: Was ein Künstler, ein Musiker, ein Dirigent, ein Arzt, ein Rechtsanwalt,
ein Zeitungsverkäufer, ein Bauer, ein Bundeskanzler, an Leistung produziert,
behält er auch nicht für sich, denn davon hat er nichts. Er bekommt Geld als
Gegenleistung, er bekommt einen Arbeitslohn, den er dann frei gegen das
eintauschen kann, was er zum Leben braucht und das, was er sich darüber
hinaus noch davon an Luxus leisten kann. Die Arbeitsteilung, so wie Marx sie
hier beschreibt, hat eben bei uns in keiner Weise zur Folge, dass die die
Menschen nur an den Tisch, die Wirtshausbank und ins Bett bringt. Sie hat
die Leute heute, z. B. hier in Deutschland, in einen Zustand gebracht, dass
die Ruhestandsperiode im Leben eines Menschen im Schnitt schon länger ist
als Periode des Arbeitens.


Deshalb, lieber Rüdiger Heerscher, meine Bitte: Marx als große historische
Figur im Regal stehen lassen und selbst beobachten (nicht selten hilft einem
dabei sogar das Fernsehen).

Schöne Grüße
Florian Hoffmann




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Message: 3
Date: Thu, 2 Nov 2006 22:21:04 +0100
From: Ernst Ullrich Schultz <webmaster at eusidee.de>
Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Hamburger Abendblatt
To: Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
Message-ID: <e8fb092cd2f8124552d44575e5bfe0fb at eusidee.de>
Content-Type: text/plain; charset=ISO-8859-1; format=flowed

Liebe MitstreiterInnen,
es wird eine harte Arbeit werden, Politiker, Arbeitgeberfunktionäre und 
Gewerkschaftler (siehe Schlecht in der taz) die Angst vor Machtverlust 
zu nehmen. Man konnte es neulich in einer Talkshow mit Götz Werner dem 
Kauder von CDU die Panik vor einem BGE von den Augen ablesen. Ich kann 
das verstehen, der Mann ist Rechtsanwalt und fürchtet, die Leute 
könnten sich dann weniger streiten!
Anbei noch ein Interview mit Götz Werner im Hamburger Abendblatt - 
immerhin Deutschlands größte Regionalzeitung.

http://www.abendblatt.de/daten/2006/11/02/633077.html

Herbstliche Grüße
Ernst Ullrich Schultz



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