[Attac-Saar-PM] Attac Saar: PEGIDA-Comedy auf SR 1 gehört abgesetzt. „Next Exit Grexit“ bedient primitivste rassistische Stereotypen.

Presseteam Attac Saar presse at attac-saar.de
Fr Jul 24 10:53:41 CEST 2015


Attac Saar: Pressemitteilung vom 24.07.2015:
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Attac Saar: PEGIDA-Comedy auf SR 1 gehört abgesetzt
„Next Exit Grexit“ bedient primitivste rassistische Stereotypen

Attac Saar kritisiert die ausländerfeindliche Grundtendenz der als
„Radio-Comedy“  bezeichneten Serie „Next Exit Grexit“, die seit Anfang
Juli im Radio auf SR 1, 1LIVE und RTL läuft. Thomas Schulz,
Attac-Regionalsprecher: „Next Exit Grexit“ ist so etwas wie die
Wiederkehr des Judenwitzes – auf Griechen angewandt. Die rassistische
Stereotypen bedienende und wenig lustige „Comedy-Reihe“ besteht aus
ca. 60 Sekunden langen Szenen, deren Aufbau immer gleich ist, wie
schon der Ankündigungstext deutlich macht":

“Wegen der Schulden-Krise wird momentan quer durch Europa viel
telefoniert. Und Alexis Tsipras' Telefon steht auch nicht still. Aber
der Griechen-Chef hat auf alle Fragen von Finanzminister Schäuble
immer eine passende Antwort.“

Schulz wörtlich: „Die ganze Serie beruht darauf, dass der unehrliche
Ausländer von dem ehrlichen Deutschen irgendwie unter Kontrolle
gebracht werden muss. Das ist verabscheuungswürdig. Das Strickmuster
dieser Reihe ist immer gleich: Der ernsthafte, zielstrebige, gut
vorbereitete und glaubwürdige Finanzminister aus Deutschland (Wolfgang
Schäuble) telefoniert mit dem chaotischen, dummen, dreisten und
allgemein verantwortungslosen Regierungschef Griechenlands (Alexis
Tsipras, zu erkennen am „lustigen“ griechischen Akzent). Dabei wird
ein furchtbares Füllhorn an ausländerfeindlichen Klischees
ausgeschüttet:“

1. Der Ausländer versteht nicht gut Deutsch (ein Witz, wenn man weiß,
wie schlecht das Deutsch von Schäuble ist)
2. ...ist aber trotz seiner Dummheit dreist genug, um unverschämte
Forderungen zu stellen
3. Der Deutsche ist immer fokussiert und vorbereitet, während der
Ausländer seine Amtsgeschäfte nicht ganz so ernsthaft verfolgt
4. Dem Ausländer kann man nicht vertrauen, deswegen muss der Deutsche
ihn ständig kontrollieren (klingt sehr wie früher im Arbeitslager)
5. Die Rolle der Troika, insbesondere des IWF und der EZB sowie die
Tatsache, dass nicht Griechenland, sondern maßgeblich auch Deutsche
Banken mit Milliardensummen „gerettet" wurden, wird überhaupt nicht
reflektiert.
6. Jeder griechische Politiker wird als dummer Ausländer diffamiert:
So wird der neue Finanzminister von Tsipras auf Nachfrage Schäubles
als „Intellektueller" beschrieben, denn „Er besitzt einen hässlichen
Fahrradhelm und verschiedenfarbige Textmarker".
7. Die vermeintliche „Comedy“-Serie ist nichts weiter als die
Wiederkehr des Judenwitzes – auf Griechen angewandt. Im Grunde lässt
sich so jeder Witz über geldgierig-geizige Juden auf Griechenland
übertragen, was die Serie auch schamlos tut. Sätze des Deutschen wie
„Drücken wollt Ihr Euch vor den Schulden, aber ziehen tut Ihr damit
die Arschkarte“, werden der Komplexität der Problematik nicht gerecht
und sind unwürdig für einen öffentlich-rechtlichen Sender.

Attac Saar fordert die sofortige Absetzung der Serie, so Schulz: „Auch
wenn das angeblich lustig sein soll. Auch wenn „Comedy“ in Deutschland
meist plump und nicht mit politischem Kabarett zu vergleichen ist:
„Next Exit Gexit“ ist eine hetzerische kleine Serie, die an die
schlimmsten ausländerfeindlichen Stereotypen im deutschen Radiohörer
appelliert. Nun darf Satire zwar alles - auch schlecht sein - jedoch
sollte ein ARD-Sender aufgrund seines Bildungsauftrags stärker darauf
achten, was gesendet wird. Es ist beschämend, dass sich ausgerechnet
der Saarländische Rundfunk mit seiner großen deutsch-französischen
Tradition einer derartigen PEGIDA-Comedy bedient Diese Reihe gehört
ersatzlos abgesetzt.“

Termin-Hinweis:
3. globalisierungspolitischer Frühschoppen im Saarbrücker
Chinesenviertel: “Der Grexit, der IWF, der Tsipras und die Medien. Die
Rolle der Medien in der Schulden-Diskussion.“
Sonntag, 26. Juli 2015, 13:30-15:30 Uhr, im “Family Café Saarbrücken,
Rotenbergstraße 27 (Eingang Nauwieserstraße).

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