[attac-Saar-PM] Auswirkungen der Gesundheitsreform / Einladung zum Jour fixe

Pressestelle Attac Saarbruecken presse at attac-saar.de
Mit Jun 2 15:37:53 CEST 2004


[attac-SaarbrĂĽcken / Pressemitteilung Nr. 32 / 02.06.2004]
[Druckfassung der Einladung ist als RTF in Anhang.]


*** Einladung zum Jour fixe von Attac SaarbrĂĽcken

am Montag, den 14.06.2004 um 19:00 Uhr, im Café Exodus, Johannisstraße 9, 66111 Saarbrücken 

zum Thema „Gesundheitsreform“
mit Barbara Tödte, Patientenberatung im Saarland 

Eintritt frei 

Wenn wir Gesundheitsministerin Ulla Schmidt glauben, so war die Gesundheitsreform ein voller Erfolg: Im ersten Viertel diesen Jahres sollen die Krankenkassen einen Überschuss von zusammen fast einer Milliarde Euro erwirtschaftet haben – manche hätten bereits Beitragssenkungen avisiert, anderen wollten lieber ihre angehäuften Schulden bezahlen. Bezahlt wurde dieser sogenannte Erfolg von denen, die krank wurden: Über höhere Patientenzuzahlungen und die neue Praxisgebühr bei Arztbesuchen. Allein für Arzneimittel haben die Kassen 1,1 Milliarden Euro weniger bezahlen müssen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Konkret bedeutet dies nicht nur, dass diejenigen, die zum Arzt gingen, tiefer in die eigene Tasche greifen mussten. Es bedeutet auch, dass sich insgesamt weniger Menschen in ärztliche Behandlung begeben haben, andere auf Medikamente verzichteten oder ein schwächeres Sehvermögen in Kauf nehmen, um die Kosten für eine neue Brille hinauszuschieben. Die bevölkerungsgesundheitlichen Folgen dieser Reaktion auf die Gesundheitsreform sind noch gar nicht abschätzbar; dabei war die Lebenserwartung in Deutschland schon vor der Gesundheitsreform geringer als im EU-Durchschnitt. In Spanien oder Schweden beispielsweise werden die Menschen durchschnittlich etwa zwei Jahre älter als wir.

Die neuen Regelungen haben aber noch weitere Folgen: Seit längerem schon ist die Menge der Medikamente, die Ärzte verschreiben dürfen, limitiert. Wer zu spät im Quartal krank wird, hat ggf. Pech gehabt – oder aber der Arzt, der bei Überschreitung des Limits bestraft wird. Die Krankenhäuser werden nicht mehr nach Aufwand pro PatientIn bezahlt, sondern erhalten nur noch eine Fallpauschale – mit der Folge, dass sie entweder ihre PatientInnen frühzeitiger nach Hause schicken oder noch mehr Minus erwirtschaften. Doch jetzt schon werden Pflegekräfte dürftig bezahlt und Ärzte arbeiten bis zum gesundheitlichen Limit, bis zu 36, 48 Stunden hintereinander sind sie oft im Einsatz.

Krankengymnasten fürchten um ihre Existenz, Zahnlabore ebenso und alle anderen Heilberufe und Heilmittelhersteller. Niedergelassene Ärzte erhalten im Schnitt weniger Honorar, so dass immer mehr ihre Krankenkassenzulassung zurückgeben, in Niedersachsen haben dies bereits 40 % aller Kieferorthopäden getan. Wenn sich die Situation weiter verschlechtert, will der Hartmannbund seine Mitglieder auffordern, keine Kassenpatienten mehr zu behandeln, drohte der Verbandsvorsitzende Kuno Winn kürzlich.

Barbara Tödte vom Projekt „Patientenberatung im Saarland“ wird im Rahmen des Jour Fixes die Folgen dieser Gesundheitsreform aus Patientensicht schildern. Die Patientenberatung im Saarland wird von einer Projektgemeinschaft der Verbraucherzentrale und des Sozialverbandes VdK des Saarlandes getragen und ist eine unabhängige Interessenvertretung von Patienten und Nutzern von Gesundheits- und Pflegedienstleistungen. In der verwirrenden Vielfältigkeit des steigenden Angebotes an Dienstleistungen im Gesundheitswesen versteht sie sich als Wegweiser und informiert über die verschiedenen Leistungsangebote, berät bei allen Fragen rund ums Gesundheitswesen und unterstützt die Ratsuchenden bei der Durchsetzung ihrer Interessen als Patienten und Versicherte. Sie berät auch Angehörige, Fachpersonen und Institutionen. Die Beratungen sind kostenlos und auf Wunsch auch anonym.

fĂĽr RĂĽckfragen:
Carmen Oschmann, Tel.: 0171-832 65 29
Kontakt Attac SaarbrĂĽcken:
Hannes Hahn, Tel.: 0681-41 922
eMail: info at attac-saar.de

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