[atp-news] Fw: Adivasi-Ausstellung Dresden

Petra Bursee (Adivasi-Tee-Projekt) petra.bursee at adivasi-tee-projekt.org
Fre Aug 6 13:45:45 CEST 2004


Liebe FreundInnen des ATP,

im Völkerkundemuseum Dresden ist noch bis 5. September eine
Adivasi-Ausstellung zu besichtigen: mit Bildern, Fotografien und Objeketen
der Adivasi in Jharkhand, v.a. der Munda und Oraon. Die Ausstellung ist
täglich außer Montag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Vielleicht hat der/die eine oder andere von euch ja Zeit und Lust auf einen
Ausflug nach Dresden - Stadt und Elblandschaft sind auf jeden Fall einen
Ausflug wert.

Liebe Grüße, Petra

Adivasi-Tee-Projekt (ATP)
c/o Petra Bursee
Kopernikusstraße 41, 14482 Potsdam
Tel./Fax: 0331 - 718327



> Im Völkerkundemuseum: Suche nach den Inhalten der Erde

> Wenn eine Frau und ein Mann aus der Stammesgemeinschaft der Munda oder
>Oraon im indischen Bundesstaat Jharkhand ins (Un)Glück rennen, also
> heiraten, dann warten auf die Frauen dieser Völker nicht nur die sonst bei
> einem solchen Anlass üblichen Arbeiten des Kochens, Putzens und Nähens.
Sie
> schmücken auch die Lehmwände ihrer Häuser mit ganz speziellen,
> großflächigen Motiven, die sie mit Fingern oder abgebrochenen Kämmen in
> einer Art Sgraffito-Technik einkratzen. "Die Frauen sagen, dass sie
> schreiben, und zwar in einer magischen Schrift, dass sie nach den Inhalten
> der Erde suchen', wenn sie die Fülle der Bäume, Vögel oder sonstigen Tiere
> des Dschungels wiedergeben", erklärt Lydia Icke-Schwalbe, Kustodin des
> Museums für Völkerkunde Dresden, zur Ausstellung "Khovar und Sohrai. Malen
> mit den Jahreszeiten" über die Kunst der Adivasi-Frauen im Distrikt
> Hazaribagh in Indien.
>
> Zu sehen sind im Japanischen Palais etwa 30 gemalte Bilder, Fotografien
von
> Susanne Gupta und Johannes Laping sowie einige wenige Objekte aus den
> Sammlungen des Museums für Völkerkunde Dresden, etwa eine Tanzbekleidung
> samt Trommel. Diese "Form der Kommunikation mit der Umwelt" mittels
> bildhafter Dekore auf Hauswänden wird im neu gegründeten Bundesstaat
> Jharkhand gepflegt, der vom armen Bundesstaat Bihar abgetrennt wurde und
im
> Osten an West-Bengalen und im Süden an den Bundesstaat Orissa grenzt. Hier
> leben leben u.a. die Völker der Munda und Oraon, die sich in verschiedene
> Unterstämme gliedern. Einst stellten sie, so Icke-Schwalbe, über 74
Prozent
> der Bevölkerung, "aber mit der nach 1900 einsetzenden Industrialisierung
> wanderten zahlreiche Hindus ein, so dass die größtenteils katholischen
> sowie animistischen Stammesgemeinschaften der Munda und Oraon heute nur
> noch 36 Prozent der Bevölkerung in der Region stellen".
>
> In dieser Region liegen die besten Kohle- und Eisenvorkommen Indiens. Und
> auch Uran wird abgebaut. Derzeit laufen Planungen für etwa 25
Abbauprojekte
> aller Art, die zwar den wirtschaftlichen Aufschwung des Schwellenlandes
> Indiens zweifelsohne befördern dürften, das soziale und kulturelle
> Überleben der Ureinwohner aber gefährden. Auch dieser Aspekt wird in der
> Schau mit Fotos dokumentiert.
>
> Die Stämme, die man laut dem in der Schau ausliegendem Faltblatt durchaus
> als Indigene oder Ureinwohner (Adivasi) anerkennen sollte, ließen sich
nach
> langen Jahren des Wanderns in der Frühgeschichte Indiens in der Region
> nieder. Ursprünglich waren diese Menschen Jäger, Sammler Hirtennomaden
oder
> Fischer, aber dann entwickelte man auch verschiedene Formen des Ackerbaus
> sowie handwerkliche Spezialisierungen, wie etwa die Eisenverarbeitung bei
> den Lohra oder die Töpferei bei den Kumhar. Zwischen 2500 und 1500 v. Chr.
> kamen dann aus dem westlichen Zentralasien die viehzüchtenden
Hirtenvölker,
> die heute das Gros der Bevölkerung in Indien stellen.
>
> Trotz allen Wandels haben sich die Dorfgemeinschaften ihre künstlerischen
> Ausdrucksformen bewahrt, die ein bisschen an die bis zu 10.000 Jahre alten
> Felszeichnungen erinnern, die erst vor wenigen Jahren im Karanpura-Tal in
> dieser Ecke Indiens entdeckt wurden. Die heute sichtbaren Traditionen der
> Hausdekoration in der Region Hazaribagh gliedern sich mehrfach, es lassen
> sich aber zwei große Stilrichtungen konstatieren: die Khovar (wörtlich
> "Hochzeitszimmer")-Kunst zur Frühlings- und Heiratszeit mit ihrer - zum
> Teil versteckten - Fruchtbarkeitssymbolik, und die Sohrai-Kunst zur
Herbst-
> und Erntezeit, bei der die Darstellung von Tier- und Pflanzendekoren
> überwiegt. Das Wissen um die Motive wird von der Mutter auf die Töchter
> weitergegeben, alle verheirateten Künstlerinnen werden übrigens "Deri"
> (=Göttin) genannt. Des weiteren sind zwei hauptsächliche Arbeitstechniken
> zu unterscheiden: eine Art Graffiti-Technik, bei der mit weißem Kalk auf
> schwarze Mangan-Erde, die auf die Lehmschicht des Hauses aufgetragen
wurde,
> gemalt wird - und mehrfarbige Darstellungen, bei denen vor allem Erdfarben
> in verschiedenen Schattierungen (braun, rot, ocker, gelb) sowie schwarz
und
> weiß direkt auf den vorbereiteten Untergrund aufgemalt werden. Mit
> letzterer Arbeitstechnik werden vor allem die Motive der Sohrai-Tradition
> ausgeführt. Mittlerweile hätten sich aber auch, so Icke-Schwalbe,
> zahlreiche Mischungen entwickelt. Da die Lehmschicht der Häuser
> witterungsbedingt ständig ausgebessert werden muss, werden die Bilder
> zwangsläufig zerstört. Aber diese Form der "Schreiberei" ist ebenso
> unbeständig wie erneuerbar - und sie gehört auch nicht zu jener Form der
> Malerei, deren Kunst darin besteht, Flächen vor dem Wetter zu schützen, um
> sie dafür aber den Kritikern auszusetzen.
>
> Christian Ruf
>
> sarini
> Johannes Laping
> Christophstr. 31, 69214 Eppelheim, Germany
> Phone ++49-6221-766557, Fax ++49-6221-766559
> email  sarini-jl at gmx.de
> --
> Adivasi Koordination Deutschland e.V.
> c/o Dr. Theodor Rathgeber
> Jugendheimstrasse 10
> D- 34132 Kassel
> ph.: +49-(0)561-47597800 / Fax: +49-(0)561-47597801
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