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<x-sigsep><p></x-sigsep>
und hier die Rede, die Gregor halten konnte.<br>
Gruß, Andreas<br><br>
<br><br>
<div align="right">Berlin, 20.10.2004<br>
BUKO Kampagne gegen Biopiraterie<br>
Redebeitrag Policies against Hunger<br>
- es gilt das gesprochenen Wort -<br><br>
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<i>Sehr geehrte Frau Künast,<br>
meine Damen und Herren,<br>
</i>wir möchten diese Konferenz nun zum Anlass nehmen, unser Missfallen
zur herrschenden<br>
Politik zu zeigen und zu äußern.<br>
<b>Policies against Hunger </b>heißt diese Konferenz; Sie, Expertinnen
und Experten aus der<br>
ganzen Welt, meinen, Strategien entwickeln zu können, um den Hunger
wirksam beseitigen<br>
zu können. Doch worüber wird diskutiert? Marktzugang, Exportsubventionen,
Interne<br>
Stützungsmaßnahmen etc. Fachchinesisch – so lassen sich gut die
grundlegenderen und<br>
schwerer wiegenden Probleme und Ursachen des Hungers in der Welt
ausblenden.<br>
Um nicht missverstanden zu werden: Besonders die Entwicklungsländer sind
auf den Zugang<br>
zu den, pauschal gesagt, nördlichen Märkten angewiesen; die
Exportsubventionen sind ein<br>
zerstörerisches Element nördlicher Herrschaftsmechanismen.<br>
Aber: Sie reden hier und die kommenden Tage <b>nicht<br>
</b><font face="Courier, Courier">o </font>über Verteilungsaspekte der
ausreichend vorhandenen Nahrungsmittel,<br>
<font face="Courier, Courier">o </font>über Cash Crop Produktion und
brachliegendes Spekulationsland<br>
<font face="Courier, Courier">o </font>über Gentechnik in der
Landwirtschaft,<br>
<font face="Courier, Courier">o </font>über Patente auf Pflanzen und
Tiere und<br>
<font face="Courier, Courier">o </font>auch nicht über den immer strikter
werden Sortenschutz.<br>
Aber dies sind genau die Probleme, die heute und in Zukunft Hunger
alltäglicher werden<br>
lassen.<br>
<i>Meine Damen und Herren,<br>
</i>Vor vier Tagen hieß es: Welternährungstag 2004: Biologische Vielfalt
und Welternährung.<br>
Ihnen allen hier dürfte der Zusammenhang klar sein – wir müssen die
biologische Vielfalt,<br>
insbesondere die Agrobiodiversität erhalten und weiterentwickeln, um
allen Menschen auf<br>
dieser Welt Ernährungssouveränität zu ermöglichen. Durch die
Industrialisierung und<br>
Kommerzialisierung der Landwirtschaft im Rahmen der Grünen Revolution,
also der<br>
vergangenen 50 Jahre, sind bereits gut 75% der Nutzpflanzensorten
verloren gegangen.<br>
Und die Reaktion der Politik? National wie international?<br>
Die <b>Gen-Revolution </b>wird nun als Lösung angepriesen. Und mit ihr
Patente auf<br>
Pflanzensorten – siehe TRIPS – und auf dem Weg dorthin ein verschärftes
Sortenschutzrecht<br>
– siehe UPOV 91.<br>
In Deutschland hat das bereits dazu geführt, dass 2500 Bäuerinnen und
Bauern durch die<br>
Pflanzenzüchter verklagt wurden – weil sie es nicht einsahen und
einsehen, für die<br>
Wiederaussaat der eigenen Ernte Gebühren zu zahlen.<br>
Deutschland scheint hier internationaler Trendsetter zu sein: Viele
Regierungen der Welt<br>
schauen, wie sich die Nachbaugebühren in Deutschland umsetzen lassen um
dann<br>
nachzuziehen! UPOV 91, also TRIPS-light wird dann zum weltweiten
Mindeststandard.<br>
Bäuerinnen und Bauern werden von ihrem Saatgut enteignet, dürfen Saatgut
nicht mehr<br>
tauschen, weiterentwickeln und aussäen.<br>
Nachbaugebühren, die schon in Deutschland viele LandwirtInnen in
ökonomische Bedrängnis<br>
bringen, werden in den Länder des globalen Südens katastrophale
Auswirkungen haben. Sind<br>
es in Deutschland max. 50 % der Landwirte und LandwirtInnen, die Erntegut
wieder aussäen,<br>
rangiert der Prozentsatz in den sogenannten 3. Welt Ländern bei bis zu 90
% Prozent – denn<br>
insbesondere die Kleinbauern können sich es nicht leisten jedes Jahr
neues Saatgut zu kaufen.<br>
<i>Meine Damen und Herren,<br>
</i>aber gerade die Kleinbauern und v.a. Kleinbäuerinnen sind es die den
Hauptteil der<br>
Nahrungsmittelproduktion tragen. Sie weiterhin an den Rand zu drängen,
ihre Techniken als<br>
mittelalterlich zu denunzieren und die High-Tech-Landwirtschaft des
Nordens als Lösung<br>
anzubieten ist nicht nur kurzsichtig, sondern unlauter und
kolonialistisch.<br>
Wir, die BUKO Kampagne gegen Biopiraterie wollen und können dieser
Politik nicht folgen.<br>
Wir kündigen <b>aufkeimenden Widerstand </b>an –mehrere hundert Menschen
aus Deutschland –<br>
sie sehen die Karten hier vor sich – haben sich uns schon angeschlossen
um Solidarität mit<br>
den BäuerInnen weltweit zu zeigen.<br>
Wir fordern Sie, Frau Künast, aber auch alle hier Anwesenden auf sich
einzusetzen für<br>
• den Erhalt traditioneller BäuerInnenrechte und die internationale
Anerkennung und<br>
Beachtung der Farmers Rights<br>
• die Akzeptanz und Aussaat alter Landsorten zu fördern, um die
Sortenvielfalt auf den<br>
Feldern zu erweitern!<br>
• Eine Förderung der ökologischen und gentechnikfreien
Landwirtschaft!<br>
• Den Stopp der Privatisierung von kollektiven Gütern: Keine Patente auf
jegliche Form<br>
von Natur!<br>
• Den sofortigen Stopp der Biopiraterie!<br>
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit – und eine erfolgreiche Tagung im
Sinne der<br>
genannten Ausführungen.<br><br>
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