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<META content="MSHTML 5.50.4522.1800" name=GENERATOR></HEAD>
<BODY bgColor=#ffffff>
<DIV><FONT face="Comic Sans MS" size=2>Ein ganz interessanter Artikel und 
Interview (schon ein paar Tage alt) - friedliche Grüsse, martin</FONT></DIV>
<DIV><FONT face="Comic Sans MS" size=2></FONT>&nbsp;</DIV>
<DIV><FONT face="Comic Sans MS" size=2><A 
href="http://www.taz.de/pt/2004/09/01/a0195.nf/textdruck">http://www.taz.de/pt/2004/09/01/a0195.nf/textdruck</A></FONT></DIV>
<DIV><FONT face="Comic Sans MS" size=2></FONT>&nbsp;</DIV>
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<H3 class=T>Wem gehört die digitale Kultur?</H3>
<P class=Bo>Die 6. Werkleitz Biennale, die heute beginnt, ist mit mehr als 100 
Teilnehmern das größte internationale Medienkunstfestival in Ostdeutschland. 
Nach dem Umzug der Werkleitz-Gesellschaft von Tornitz nach Halle findet sie 
erstmals im dortigen Volkspark statt. Das Thema, unter dem sie steht, ist so 
aktuell wie kaum ein anderes: Unter dem Titel "Common Property/Allgemeingut" 
sollen die kulturellen, gesellschaftlichen und ökonomischen Bedingungen des 
Eigentums an kulturellen, geistigen Gütern dargestellt werden. Der Schwerpunkt 
liegt auf den zahlreichen individuellen und kollektiven Angriffen auf das 
geltende Urheberrecht, das letztes Jahr in Deutschland für digital gespeicherte 
Dokumente neu formuliert worden ist. Weitere Änderungen stehen bevor, die EU 
verlangt noch weiter gehende Anpassungen an die Bedürfnisse der Medienindustrie. 
In Vorträgen und Panel-Diskussionen soll die große Bandbreite unterschiedlicher 
Formen des Widerstands vorgestellt werden, etwa der "Culture Jamming" genannte 
Einsatz von Versatzstücken der Pop- und Mainstreamkultur oder der Aufbau 
alternativer Distributionskanäle. </P>
<P class=Bo>Einer der Teilnehmer ist Sebastian Lütgert, der unter der Adresse <A 
target=_new href="http://www.textz.com/">www.textz.com</A> seit Jahren 
belletristische und philosophische Tete aller Art kostenlos zum Kopieren 
anbietet. Aufsehen erregte zuletzt das Bußgeld, das er an Jan Philipp Reemtsmas 
Stiftung für Kultur und Wissenschaft bezahlen sollte, weil er auch 
urheberrechtlich geschützte Texte von Theodor W. Adorno online zur Verfügung 
gestellt hatte.<SPAN class=zAu> WBG</SPAN></P>
<P class=klein>taz Nr. 7450 vom 1.9.2004, Seite 15, 50 TAZ-Bericht WBG</P>
<P><FONT face="Comic Sans MS" size=2></FONT>&nbsp;</P></DIV>
<DIV><FONT face="Comic Sans MS" size=2><A 
href="http://www.taz.de/pt/2004/09/01/a0194.nf/textdruck">http://www.taz.de/pt/2004/09/01/a0194.nf/textdruck</A></FONT></DIV>
<DIV><FONT face="Comic Sans MS" size=2></FONT>&nbsp;</DIV>
<DIV>&nbsp;<BR>
<H3 class=T>"Der Kampf ist entschieden"</H3>
<H5 class=U>Heute beginnt in Halle das Medienkunstfestival Werkleitz Biennale. 
Es stellt die Frage nach dem Sinn des Urheberrechts im Zeitalter der digitalen 
Kopie. Für den Internet-Aktivisten Sebastian Lütgert ist der Begriff des 
geistigen Eigentums überholt</H5>
<DIV class=Korrespondent>INTERVIEW <SPAN class=zAu>NIKLAUS 
HABLÜTZEL</SPAN></DIV>
<P class=Bo><B class=F>taz:</B> <B class=F>Im Verzeichnis des Servers </B><A 
target=_new href="http://www.textz.com/">www.textz.com</A><B class=F> sind Namen 
wie Adorno oder Benjamin zu finden, aber auch Namen noch lebender Autoren. Wie 
viele Texte stehen dort zum Abruf bereit? </B></P>
<P class=Bo><B class=F>Sebastian Lütgert:</B> Zwischen 700 und 800. Theorie, 
Romane, Kurzgeschichten, kurze Texte, lange Texte, in Deutsch, Französisch, 
Englisch und Spanisch. Und etwa ebenso viele stehen in der Warteschlange zum 
Hochladen. </P>
<P class=B><B class=F>Alles ist umsonst zu lesen, von den Kosten für die 
Internetleitung abgesehen. Wovon sollen denn die Autoren leben? </B></P>
<P class=Bo>Ich glaube, dass der angebliche Zusammenhang zwischen der 
Verbreitung von Kulturgütern im Internet und möglichen Einbußen beim Einkommen 
der Autoren eine reine Erfindung ist. Tim OReilly, ein Verleger von 
Computerbüchern in den USA, hat einmal gesagt, dass er das Kopieren von Texten 
oder von was auch immer für eine Form von progressiver Besteuerung hält. 
Verluste gebe es höchstens bei Bestsellern, die längst ihre Kosten eingespielt 
haben. Und bis heute ist in keinem einzigen Fall belegt, dass das Kopieren den 
Verkauf eines Buches oder einer Schallplatte verhindert hätte. Geschweige denn 
deren Autoren ruiniert. Man kann im Internet nun mal kein Geld verdienen. 
Selbstverständlich ist alles, was bei textz.com zu lesen ist, in den 
File-Sharing-Netzen auch zu bekommen - komplette Werkausgaben, mehr als man 
jemals lesen kann. textz.com ist nur ein Symbol, es macht öffentlich sichtbar, 
dass es diese Praxis längst gibt. </P>
<P class=B><B class=F>Trotzdem brauchen auch Autoren ein Einkommen. Woher soll 
es denn kommen, wenn nicht aus dem Verkauf ihrer Produkte? </B></P>
<P class=Bo>Die Figur des kleinen Autors, der einsam und verarmt in seiner 
Kammer sitzt und der jetzt wegen des Internets den Gürtel noch enger schnallen 
muss, das ist eine pure Fiktion. Es geht in Wirklichkeit um eine viel 
allgemeinere Frage. Nämlich zum einen, wie wir den Zugang zu kulturellen Gütern 
in der Gesellschaft verteilen, zum anderen, wie wir die Produktion solcher 
immaterieller Güter entlohnen sollen. Heute steht die bezahlte, angeblichen 
Mehrwert schaffende Arbeit in keinem Verhältnis mehr zur sonstigen 
Produktivität, insbesondere zur immateriellen Produktion und Reproduktion. Der 
Begriff des geistigen Eigentums ist ein Kampfbegriff, der gegen die kollektive 
Organisation von Arbeit und Eigentum gerichtet ist. Das ist der Versuch, ein 
Zeitalter zu verhindern, das überall schon angebrochen ist. </P>
<P class=B><B class=F>Kann das Internet etwas zur Lösung dieses Problems 
beitragen? </B></P>
<P class=Bo>Man hat das Internet mit vielen Hoffnungen beladen, die fast alle 
gescheitert sind. Das Internet kann sehr wenig zur Lösung irgendeines Problems 
beitragen. Es kann aber die Leute an den jeweiligen Enden zusammenbringen, es 
macht eine Art der Zusammenarbeit möglich, die vorher schwer vorstellbar war. 
Ich halte zwar nichts von dem Gerede über "vernetzte Arbeit", und als 
Geschäftsmodell ist die "Community" ein sehr fragwürdiges, neoliberales Konzept. 
Trotzdem entstehen Kollektive, die früher nicht möglich waren. In diesem Rahmen 
kann über die Entlohnung der immateriellen, kreativen Arbeit gut diskutiert 
werden. Und man wird wohl an einem von der bezahlten Arbeit unabhängigen 
Grundeinkommen nicht vorbeikommen. </P>
<P class=B><B class=F>Nicht nur Autoren, auch Verleger sind an der Produktion 
von Büchern beteiligt. Und zwar mit realem Geld. Wie reagiert textz.com auf den 
Vorwurf der Urheberrechtsverletzung? </B></P>
<P class=Bo>Textz.com ist kein Prozesskunstwerk und kein Kamikazeunternehmen. 
Wenn jemand wirklich etwas findet, was er oder sie partout weghaben will, aus 
welchen Gründen auch immer, empfehle ich eine formlose E-Mail, die sehr schnell 
ihren Empfänger erreicht. Das ist bisher aber nur selten vorgekommen. Die 
Verlage und ihre Anwaltsfirmen überlegen sich doch auch, ob sich eine Klage 
rechnet und ob sie wirklich geschädigt werden. </P>
<P class=B><B class=F>Die Musikindustrie kann nachweisen, dass ihre Umsätze 
zurückgegangen sind. Wäre textz.com ähnlich populär wie die bekannten 
Tauschnetze für Musikdateien, verhielten sich wohl auch die Buchverlage weniger 
friedlich als bisher. </B></P>
<P class=Bo>Die Musikindustrie kann nachweisen, dass sie das Internet nicht 
verstanden hat. Die Verlage brauchen sich weniger Sorgen zu machen. Die Idee, 
Bücher digital zu verbreiten, ist vollkommen gescheitert. Niemand will Bücher 
immer nur am Bildschirm lesen. Bei Musik ist das anders. Aber Texte auf CD oder 
aus dem Internet werden fast nur zum Nachschlagen benutzt, als Zubehör zum Buch. 
Dafür sind sie praktisch, für sehr viel mehr aber nicht. Es wird also weiterhin 
gedruckte Bücher geben, mit denen man Geld verdienen kann. </P>
<P class=B><B class=F>Nur betrifft das Urheberrecht nicht das Papier, sondern 
den Inhalt. Im Internet wird es zumindest unterlaufen. Wie also wird das 
Urheberrecht der Zukunft aussehen? </B></P>
<P class=Bo>Ich bin kein Hellseher, und eigentlich ist es mir ziemlich egal. 
Zurzeit wird es gerade verschärft, das ist eine Reaktion darauf, dass immer mehr 
Leute die produktiven und kreativen Möglichkeiten des digitalen Datenaustauschs 
nutzen. Trotzdem liegt es mir persönlich eher fern, mich im Kampf gegen die 
verschiedenen Urheberrechtsnovellen zu engagieren, die zurzeit beraten werden, 
zum Beispiel der so genannte zweite Korb in Deutschland, mit dem die EU-Vorgaben 
umgesetzt werden sollen. Denn ich glaube, dass die eigentliche 
Auseinandersetzung unterhalb des Rechts stattfindet, in der tatsächlichen Praxis 
des Kopierens. Ich finde es viel interessanter zu beobachten, wie sich die 
File-Sharing-Techniken entwickeln, die dafür nötigen Protokolle, aber auch die 
Motivation der Leute, die damit arbeiten. Interessant ist dann eher die 
Rechtsprechung, nicht das Gesetz als solches. Es wird von Fall zu Fall 
entschieden, manchmal zugunsten des Kopierens. </P>
<P class=B><B class=F>Auch in Deutschland sind jetzt Leute wegen der Teilnahme 
an Tauschnetzen verurteilt worden. Jan Philipp Reemtsma hat textz.com untersagt, 
Texte von Adorno zur Verfügung zu stellen. Die Stiftung zur Förderung von Kultur 
und Wissenschaft, deren Vorsitzender er ist, besitzt die Urheberrechte. </B></P>
<P class=Bo>Ich sehe keinen Grund zur Panik. Im Amerikanischen würde man von 
einer <I class=K>downhill battle</I> reden. Der Kampf ist technologisch längst 
entschieden. Auf dem Computer, der universellen Touring-Maschine, die wir seit 
50 Jahren benutzen, beruhen heute Wirtschaftskreisläufe, die man nicht einfach 
ausknipsen kann, nur um das Urheberrecht an ein paar Texten oder Musikstücken zu 
schützen. Den Polizeistaat, der dazu nötig wäre, kann zum Glück niemand 
bezahlen. Der Fall Reemtsma gibt am Ende doch nur all denen Recht, die ohnehin 
glauben, dass gerade die Texte von Autoren wie Adorno oder Benjamin frei 
kopierbar sein sollen. Denn sie sperren sich schon ihres Inhalts wegen dagegen, 
selbst zur Ware zu werden. Lange vor dem Internet war Benjamin der Ansicht, dass 
die Massen ein Recht auf die Kopie künstlich verknappter Originale haben, ein 
universales Recht auf technische Reproduktion.</P>
<P class=B><B class=F>Fotohinweis:<BR>Die neuen digitalen Medien erweitern den 
alten Begriff des Gemeingutes. Weitere Infos unter </B><A target=_new 
href="http://www.werkleitz.de/events/biennale2004/index.html">www.werkleitz.de/events/biennale2004/index.html</A><B 
class=F>&nbsp;FOTO: VERSION.SCHNITTHOLZ</B></P>
<P class=klein>taz Nr. 7450 vom 1.9.2004, Seite 15, 231 Interview NIKLAUS 
HABLÜTZEL</P>
<P><FONT face="Comic Sans MS" size=2></FONT><A 
href="http://www.taz.de/pt/2004/09/01/a0194.nf/text"></A>&nbsp;</P></DIV>
<DIV><FONT face="Comic Sans MS" 
size=2>~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~<BR>"Wir brauchen keine 
Bio-Terroristen, wenn wir Gentechniker haben."<BR>Independent Science Panel (<A 
href="http://www.indsp.org">www.indsp.org</A>; dt.Ü. <A 
href="http://www.indsp.org/ISPgerman.pdf">www.indsp.org/ISPgerman.pdf</A>)</FONT></DIV></BODY></HTML>